Machen wir es kompliziert: Pille danach

Ich bin wieder zu Hause und noch am Fotos sortieren von den Ferien, aber ich habe Euch einen Fall mit der Pille danach, den wir vor ein paar Wochen hatten.

Da war eine Frau die auf gar keinen Fall Schwanger werden will. Sie war deshalb nach dem Vorfall (lies: ungeschütztem Geschlechtsverkehr) in einer Apotheke, wo sie nach der Beratung auch die Pille danach bekommen hat. Offenbar die Norlevo, weil die Apotheke die andere nicht da hatte und es auch keine Gegenanzeige gab: Die Frau ist weder übergewichtig noch war es zu lange her.

Trotzdem fand sie nach googeln zu Hause, dass sie lieber die andere genommen hätte.

– Meiner Meinung nach leistet da ja die Pharmafirma ganze Arbeit um die Leute (Fach- und Laien) auf die Ella One umzupolen. Die ist immerhin auch teurer, aber … oft ist das gar nicht nötig die zu nehmen. Die Norlevo tut es genau so.

Jedenfalls ist die Frau deshalb dann in eine andere Apotheke gegangen und hat die Ella One bekommen und genommen.

Ich weiss nicht, was sie der Apothekerin dort erzählt hat … laut unseren Unterlagen sollte man im Fall einer Wiederholung innerhalb desselben Zyklus (egal aus was für Gründen) nämlich dieselbe Pille wieder nehmen.

Und dann steht sie hier bei mir, in der dritten Apotheke, und fragt sich (und mich), ob sie vielleicht noch eine braucht, denn: hebt die Ella One nicht die Wirkung der Norlevo auf?

Nun – von mir hat sie da jedenfalls keine mehr bekommen, da ich da eher einen Besuch beim Frauenarzt angebracht sah.

Nicht ganz einfach so etwas. Ich gebe die Pille danach nach Beratung heraus, vielleicht auch lieber einmal zu viel als zu wenig, aber der Fall hier benötigt nach all dem doch etwas mehr Intervention als ich tatsächlich geben kann.

11 Kommentare zu „Machen wir es kompliziert: Pille danach

  1. Ich bin darüber entsetzt, wie leichtfertig manche doch mit Arzneimitteln umgehen, die starke Nebenwirkungen haben können und massiv in den Hormonhaushalt eingreifen. Da fragt man sich, ob sie überhaupt bei den Beratungen zugehört hat.

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    1. Man kann falls nötig tatsächlich in einem Zyklus auch 2 mal die Pille danach nehmen. Aber ich sehe das wie Du: es ist ganz sicher nicht das beste für den Körper (speziell den Hormonhaushalt).

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  2. Also..

    1) Welcome back! Ich hoffe, es war ein schöner, erlebnisreicher und erholsamer Urlaub.

    2) Wer lügen will, lügt. Alte Weisheit von Dr. House. Wenn man mir beim Beratungsgespräch sagt, man hätte die „Pille danach“ noch nie gehabt, gehe ich davon aus, dass dies auch richtig ist. Wenn man mir dann sagt, der Vorfall liegt schon 84 Stunden zurück, bin ich halt bei EllaOne… Kurz: Wenn ich den Fragenkatalog schon aus dem ersten Beratungsgespräch kenne, weiß ich auch die fraglichen Antworten schon vorweg. Und wer halbwegs clever ist, kann, wenn er die Fragen kennt, mit den Antworten das Ergebnis lenken. ABER wer nicht ehrlich antwortet braucht sich anschließend nicht über eine „falsche“ Beratung wundern…

    3) Ich habe gerade gelernt, dass Frauen auch „spirituell verhüten“ können. Gibt es zumindest ein Buch drüber. Einfach der „anklopfenden Seele“ mitteilen, dass man sie aber sowas von ablehnt und derzeit nicht brauchen kann – und ZACK, ist frau nicht mehr schwanger. Uraltes Wissen. Funtioniert ohne Ausnahme! Wow! Aber keine Garantie und keine Gewähr… ;-) Ich verzichte auf einen Link zu diesem Machwerk.

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    1. Danke vielmals! Ja, schön und erlebnisreich war er … erholsam eher weniger, aber das macht nichts.
      Ja, wahrscheinlich hat sie bei der zweiten Beratung … zumindest nicht alles gesagt. Selber schuld dann auch, wenn das, was man will vielleicht nicht das ist, was gut ist.
      Zum spirituell verhüten … lieber kein Kommentar.

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  3. Möglicherweise hatte sie ja Angst, mit Zwillingen schwanger zu sein. Oder es war ein flotter Dreier. Da braucht man halt doch vll. zwei Pillen danach, wer weiß? (Dieser Kommentar kann Spuren von Sarkasmus und/ oder Ironie enthalten)

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      1. Das erinnert mich an eine junge Dame, die als Auszubildene in dem gleichen Wohnheim gewohnt hat, wie ich als Schülerin. Die war (ernsthaft, kein Scherz, leider!) der Meinung, dass die korrekte Anwendung der Pille (die reguläre, nicht die Pille danach) sei: Nach (!) dem Sex einmal (!) dem Partner (!) geben. Das ist an so vielen Stellen falsch…

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  4. Liebe Pharmama,
    ich lese deinen Blog seit vielen, vielen Jahren und bin begeistert über die Unterhaltung und die vielen tollen Infos, von denen ich schon viel gelernt habe.
    Bei diesem Beitrag muss ich dir aber leider widersprechen: Was meinst du mit „die Norlevo tut es genau so“.
    Meines Wissens ist die Ella One sicherer, weil sie knapper vor dem Eisprung noch wirkt, wo die Norlevo nicht mehr wirkt. Da so gut wie keine Frau weiß, wann ihr Eisprung stattfindet, empfehle ich IMMER die Ella One.
    Woher kommt deine Ansicht, dass die Norlevo „es genauso tut“??
    Weißt du Dinge, die ich noch nicht weiß?

    Dass hier ein Gestagen mit einem Antigestagen kombiniert wurde, ist natürlich nicht sonderlich sinnvoll… Ich hätte die Patientin auch zum Arzt geschickt. Anscheinend wurde in der ersten Apotheke nicht sonderlich gut beraten/ nicht ausreichend aufgeklärt – schade.
    Ich kenne dieses Problem natürlich aus Österreich auch. Eine Apotheke verkauft die Pille danach ohne irgendein Nachfragen bzw. ohne Kommentar, die andere berät richtig und gut.
    Ich bin erst seit 3 Jahren fertige Pharmazeutin, motiviert und gewissenhaft, ich habe einen guten Chef hinter mir stehen und die Möglichkeit gut zu beraten, statt unter Druck zu verkaufen. Wir haben eine (selbst entworfene) Checkliste zur Pille danach und beraten ausführlich und umfassend. Deshalb interessiert mich deine Antwort doppelt.

    Liebe Grüße
    Xylo, eine Pharmazeutin aus Wien

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    1. Sehr gutes Argument. Danke!
      Wichtigstes Kriterium für die Wirkung sowohl bei EllaOne als auch Norlevo ist (aber) die möglichst rasche Anwendung. In den ersten 24 Stunden ist bei beiden die Wirkung am besten. Danach ziehe ich noch Kriterien ein, wie die Erfahrungen, die schon damit gemacht wurde, ob die Frau stillt, ob sie schon schwanger sein könnte … und auch eine eventuelle Preissensitivität. Die EllaOne ist immer noch einiges teurer.
      Mich nervt einfach die Firma, die bei der Einführung (und auch nachher noch) enorm Druck machte, dass auch ja die genommen wird. Und das nicht so gut begründet wie von Dir hier :-)

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      1. Entscheidender Faktor ist doch an und für sich, dass die EllaOne am Tag des Eisprungs noch eine Wirkung zeigt und die Norlevo (PiDaNa) hier keine Wirkung mehr hat hat. Wenn man sich in der Mitte des Zyklus befindet, macht das einen gewaltigen Unterschied, ob „schwanger“ oder „nicht schwanger“.

        Mittlerweile ist man sich ja auch nahezu sicher, dass die Einnahme der EllaOne während einer bestehenden Schwangerschaft nicht fruchtschädigend wirkt. Die Norlevo (PiDaNA) hat hier keinen Vorteil gegenüber der EllaOne

        Das mit der Stillzeit ist doch auch pillepalle: Ob eine Frau nun drei Tage beifüttert (Norlevo/PiDaNa) oder eine Woche ist doch letztendlich egal.

        Was die Preissensitivität angeht: Ja, die EllaOne ist etwa 10 Euro teurer als die PiDaNa. Aber so eine Abtreibung oder ein ungewolltes Kind sind deutlich teurer als die Pilledanach, von den psychischen Folgen einer Abtreibung will ich gar nicht erst mal schreiben. Diese 10 Euro sind doch nicht ernsthaft ein Argument.

        An und für sich gibt es doch nur ein einziges Argument für die Abgabe der Norlevo (PiDaNa) anstatt der EllaOne: Schweres mit Cortison behandeltes Asthma. Ansonsten weiß ich keinen Grund, warum man nicht die EllaOne abgeben sollte.

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