Kleine Weihnachtsgeschenke basteln

Da ich das mit Junior schon immer mache, haben sich auf dem Blog ein paar Ideen angesammelt. Ihr findet sie hier:

Lippenpommadenstifte – Kakao-Melisse.
Mit einer erfrischend angenehmen Textur.

Salbe mit ätherischen Ölen
Super Textur, feiner Geruch – kann sowohl als Erkältungssalbe als auch einfach zum pflegen verwendet werden.

Gewürzsalz
Eine sehr feine Mischung mit Rauchsalz und Kräutern.

Vanilleextrakt selbstgemacht
braucht man zum backen nicht nur in der Weihnachtszeit.

Knusprig-buntes Popcorn
Messe verpasst / ausgefallen? Kein Problem. Dieses Popcorn ist besser als das was man sonst bekommt und erst noch selbstgemacht.

Glückszucker
Für Teeliebhaber ein Muss. Farbige Zuckerstückchen in süssen Formen.

Sharpie-Batik Stofftaschen
Umweltbewusst und praktisch und schön: die selbstgemachten Stofftaschen zum Einkaufen

Glycerinseife giessen
mit bunten Einlagen und hübsch verpackt. Gerade jetzt, wo Händewaschen so wichtig ist.

Klassische Seife kneten
Einfach hangemacht und praktisch zum verschenken.

Mini-Badebomben
Klassisch-einfaches Rezept, kann mit Farbe, ätherischen Ölen und Glitzer aufgepeppt werden.

Viel Spass damit!

Von der Idee zum Buch

And now to something completely different (wie Monty python immer sagte). Buchveröffentlichung. Ich hatte ja das Glück ein Buch zu veröffentlichen beim Rowohlt Verlag … und danach habe ich im Self publishing weitere Bücher veröffentlicht. Auf dem Weg habe ich einiges gelernt, von dem ich denke, dass ich es mit Euch teilen kann.

Am Anfang steht die Idee – mit der zündenden Idee für eine Geschichte oder für ein Buch allgemein beginnt es. Doch wie kommt man von der Idee zum Buch? Ein richtiges Buch, das man in der Hand halten, lesen, verschenken kann … und das sich öffentlich bestellen lässt und vielleicht sogar im Buchhandel wiederfindet?

Wenn Du ein Buch veröffentlichen möchtest, hast Du verschiedene Möglichkeiten, alle mit Vor- und Nachteilen. Schwierigkeitsstufe von sehr einfach bis erschwert. Du solltest Dir zuerst ein paar Fragen beantworten, respektive, dir klar werden, was du willst:

– willst Du einfach dein Buch einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen?
– reicht es, wenn es über Amazon und Co. erhältlich ist, oder soll es wirklich in den lokalen Buchhandel vor Ort kommen?
– willst Du damit Geld verdienen?
– wie professionell soll es sein?

Die verschiedenen Möglichkeiten:

Via Verlag (wie Rowohlt):

Schwierigkeit eher hoch, da erst ein Verlag oder ein Agent gefunden werden muss. Dafür schickt man sein Exposé (die Idee, wie das Buch aufgebaut ist mit grober Kapitelübersicht und Textproben) an verschiedene Verlage, die schon ähnliche Bücher veröffentlicht haben, bis einer sein Interesse zeigt. Dann bekommt man einen Autorenvertrag, Die Hälfte des Honorars vor Abgabe des Manuskriptes, die andere nach Abgabe. Der Verlag macht dann das Lektorat (Schreibfehler und Satz etc.), sorgt für ein passendes Cover und (ganz wichtig) macht dafür Werbung auf den wichtigen Kanälen und bringt das Buch in den Buchhandel überallhin.

Kosten: * keine, (Ein eventueller Agent bezieht einen Prozentsatz vom Honorar des Verlages)

Einnahmen: ****
Ein Honorar in der Höhe von ein paar Tausend Euro als Erstlingsautor und (falls das Buch zum Bestseller wird) irgendwann später einen Prozentsatz vom Verkauf jedes Exemplars.

Aufwand: ***** bis *
Anfangs gross zum Finden des Verlages – schreiben von Exposé, suchen und anschreiben der Verlage, danach aber gering: Text schreiben und Lektorat / Cover anschauen und gutheissen innerhalb der Deadline.

Aussehen: *****
sehr professionell, aussen wie innen.

Reichweite: *****
sehr gross. Im Buchhandel lokal und Online.

Nachteile: *
Ein Autorenvertrag mit einem Verlag ist schwierig zu erlangen, aber nicht unmöglich. Es ist abhängig davon, ob ein Markt für das Buch vorhanden ist. Braucht eventuell viel Zeit und Ausdauer. Bis das Buch nach dem Finden des Verlages dann draussen ist nochmals (mindestens) ein Jahr.

Via Pseudoverlag / Zuschussverlag:

Das sind kleine „Verlage“ die zum Beispiel auf Messen oder auch im Internet „Neu- und Erstautoren“ suchen, die gerne veröffentlicht werden wollen. Sie gehen im Gegensatz zu den normalen Verlagen direkt auf die Autoren zu und bieten ihnen, sie zu veröffentlichen, im Gegenzug zu gewissen Leistungen, die dann bezahlt werden müssen (deshalb „Zuschussverlag“). Das bedeutet, als Autor liefert man den Text und sie machen das Lektorat, das Cover und die Werbung und veröffentlichen und vertreiben das Buch.

Nachteile: ***  
Gelegentlich sind weder Lektorat noch Cover das Geld wert, respektive wirklich professionell. Werbung machen sie auf Kanälen, die die breite Öffentlichkeit oft nicht erreichen. Und in den lokalen Buchhandel kommt man damit auch nicht, denn die nehmen Bücher solcher Verlage im Normalfall nicht an Lager, ausser man bemüht sich als Autor selber und geht in die Buchläden hausieren und macht zum Beispiel Vorlesungen.

Dafür bezahlt man bei manchen Verlagen für Zusatzleistungen wie Lektorat und Cover extra und manchmal auch noch für den Druck einer gewissen Auflage im Voraus … wobei dann unsicher ist, ob das tatsächlich verkauft wird. Andere verlangen das nicht, aber die Abgeltung pro verkauftem Buch ist sehr gering und bewegt sich bei einem Verkaufspreis von 25 Euro nach Abzügen um die 50 Cent bis 1 Euro – das versteckt sich oft hinter der Bezeichnung „20% vom Netto-Verkaufspreis“. Ich habe ausserdem gefunden, dass diese Verlage Bücher häufig nur als Hardcover anbieten – die kosten dann auch im Verkauf einiges mehr – und sind im Gegensatz zu Taschenbüchern schwieriger zu verkaufen.

Kosten: * bis *****
Je nach Verlag von gratis bis ein paar Hundert bis sogar paar Tausend Euro,

Aussehen: * bis ****
Kann professionell sein, Cover und Inhalt (muss aber nicht)

Reichweite: *
Klein.

Einnahmen: *
gering

Eigenaufwand: *
Sehr gering (Text abliefern).

Faktisch ist das heute oft „unterstütztes Self-Publishing“. Wenn man einfach nur mit geringem Aufwand veröffentlicht werden will und nichts (oder wenig) verdienen will, ist das eine Option … dabei sollte man aber vorher gut den Vertrag anschauen, Erfahrungen und Rezensionen vergleichen und abklären, was sie wirklich bieten damit man da nicht einfach unnötig viel Geld hineinsteckt für sein eigenes Ego.

Liste von Pseudo- und Druckkostenzuschussverlagen: https://neinzudruckkostenzuschussverlagen.blogspot.com/p/blog-page_53.html

Im Selfpublishing oder Print on Demand:

Das ist wirklich die „Do it yourself methode“. Du schreibst den Text, Du machst das Cover (oder lässt es dir von jemandem erstellen), Du machst Lektorat und Satz (da gibt es Hilfsprogramme, die gratis und ziemlich gut im Formatieren sind, aber Rechtschreibefehler oder Plotlücken finden die nicht), Du ladest das alles hoch im richtigen Format. Der Selfpublishing Verlag macht dann den Rest: sie stellen das Buch online auf die verschiedenen Plattformen ein, sie drucken das Buch dann, wenn es bestellt wird (deshalb auch das „on demand“ – auf Verlangen) und schicken es an den Leser.

Einnahmen: ** – ***
Du bekommst einen Teil vom Verkaufspreis (den Rest behalten sie für Druck und Vertrieb). Beispiel: Für ein 10 Euro Taschenbuch bekommst Du etwa 3 Euro. Wenn Du den Verkaufspreis erhöhst, steigt dein Verdienst, wenn du die Herstellung teurer machst (Farbbücher, cremefarbene dickere Seiten) sinkt dein Verdienst. Und je mehr du verkaufst, desto mehr nimmst du ein … das ist dann oft abhängig davon ob und wie und wo Du Werbung machst dafür.

Kosten: *
Ausser kdp verlangen manche Selfpublisher Verlage einen geringen Installationspreis (um die 25 Euro für ein Buch). Sie übernehmen dafür aber das Besorgen einer richtigen ISBN, liefern das Pflichtexemplar an die Nationalbibliothek und machen den Eintrag in die VLB (das Verzeichnis lieferbarer Bücher anhand dessen die Buchhändler das Buch dann bestellen können. Sie listen das auch in Amazon und anderen Online-Läden, so dass es praktisch überall bestellbar ist. – Kdp ist dagegen komplett gratis, aber macht all das nicht.

Aufwand: * – **
Technisch kein Problem (bei manchen Verlagen ein bisschen eine Lernkurve). Wenn man es professionell will, kann man Leute für die Covergestaltung und das Lektorat selber suchen und bezahlen (da gilt: man bekommt qualitätsmässig, wofür man bezahlt).

Reichweite: * – ***
mässig bis gross. Hier kommt es darauf an, ob und wie man selber Werbung für sein Buch machen kann. Am besten auf den sozialen Kanälen wie dem eigenen Blog, Website und Facebook, Instagram etc. sowie in Gruppierungen für Selbstpublisher und Lesezirkeln. Das funktioniert recht gut, wenn man schon einige Follower hat und eventuell ein bestehendes Netzwerk.
Die Bücher können dann über die Seiten der Verlage und bei Amazon bestellt werden und werden zeitnah (innert Tagen) gedruckt und versendet. Gut laufende Bücher nimmt Amazon auch an Lager. Bei Amazon ist das Bestellen und schicken lassen meist sehr günstig – auch deshalb verkauft man hier die meisten Bücher.

Nachteile: *
Die Bücher von kdp und anderen Self-publishing Verlagen werden nie im lokalen Buchhandel landen, vor allem, wenn man das nur bei Amazon via deren Print-on-demand Verlag kdp aufgelegt hat. Kdp ist der „einfachste“ dieser Verlage und hat einen riesigen Absatzmarkt, nicht nur in Europa, auch in den USA. Für die lokalen Buchhändler ist das aber einfach nur Konkurrenz und sie werden nie ein Buch bei kdp für einen Kunden bestellen.

Beispiele von Self publishing Verlagen (unvollständig): amazons kindle direct publishing, Book on demand, lulu, epubli, tredition, ingramspark (englisch mit internationalem Absatz).

Es gibt aber einen Weg, wie man sein Selfpublishing Book doch in den normalen Buchhandel bringen kann:

Dafür muss man sich selber zum Verlag machen und kauft sich für das Buch eine eigene ISBN-Nummer. Dann das Buch bei einem Self publisher Verlag wie zum Beispiel BoD oder ingram spark aufsetzen und gleichzeitig bei kdp aber mit Ausschluss der „erweiterten Vertriebswege“ und der gekauften ISBN statt der kdp-eigenen. Aufwand: gross.

Kosten: ca. 100 Euro für die ISBN Nummer und ein paar Stunden Arbeit das nachher händisch bei VLB anzumelden (und regelmässig nachzutragen) und Belegsexemplare an die Nationalbibliothek zu senden.

Damit sind die Bücher aber bei den Lageristen der Buchhändler erhältlich und sie bestellen das (aber nur bei Nachfrage) auch dort. Oder man kann sich selber ein paar Bücher drucken lassen und vertreibt sie dann von zu Hause aus an Buchhändler oder Bestellende Kunden. Sich als Autor eigene Bücher (Autorenexemplare) drucken zu lassen ist ausgesprochen günstig: so ein 10 Euro Buch um die 3 Euro… wenn man die aber weiterverkauft sollte man ein Gewerbe anmelden. Aufwand, den man sich vorher überlegen sollte, ob man ihn machen will.

Resourcen:

selfpublisherbibel.de – für alles über Self publishing

reedsy.com (auf englisch) – gratis und einfach zum hübsch gesetzten Buch

canva.com – für Covergestaltung und Bilder

Habt ihr schon ein Buch veröffentlicht? Wo und wie? Wie sind eure Erfahrungen?

Links zum Buch in den Kommentaren ausdrücklich erlaubt.

Einfach Schwimmen (in der Welle)

Momentan wünschte ich mir manchmal Dorys Kurzzeitgedächtnis. Dann könnte ich gewisse Dinge einfach vergessen.

Dass die zweite Welle hier in vollem Gang ist.
Dass jeder zweite, den man fragt, für wen die Lutschtabletten oder das Schmerzmittel ist antwortet, dass es für den Covid-positiven Verwandten oder Freund ist.
Dass wir Berichte von sehr kurzen Spitalbesuchen bekommen. „Blutige Entlassung“ trifft es schon nicht mehr … momentan wird alles, was nicht grad lebensbedrohlich ist, angeschaut und baldmöglichst wieder weggeschickt. (Erbrechen bis zur Dehydration? Hier ein Motilium und ein Rezept. Trinken Sie mehr. Wiedersehen.)
Dass wir Anrufe zum beliefern ebendieser Rezepte bekommen. (Und Vorsicht bei der Auslieferung. Ich bin Covid-positiv)
Dass wir von Kunden und Patienten immer mehr Berichte von kürzlich (an Covid) verstorbenen Verwandten und Bekannten hören.
Dass der Vater der Mitarbeiterin im Altersheim an Covid gestorben ist, nachdem er vor einer Woche positiv getestet wurde. Sie konnte ihn nicht mehr sehen.

Dass es währenddem wir das jetzt so direkt mitbekommen rechts und links und gestern und heute es immer noch Leute gibt, die da stehen und behaupten: dass es das Virus gar nicht gibt / das Virus gar nicht so schlimm ist / das alles nur gemacht wird um dem Staat mehr Einfluss zu geben und die persönlichen Freiheiten zu beschneiden / dass es ja eh nur die älteren trifft / man halt an irgendetwas sterben muss. (Kotz).

Dass die Leute nicht testen gehen, obwohl sie Erkältungssymptome haben. Man will ja nicht ausfallen bei der Arbeit. Und Quarantäne ist nervig, einsam und deprimierend … und so schlimm habe ich es ja nicht.

Dass die ganzen Einschränkungen (Öffnungszeiten und Mengenbeschränkung in den Restaurants, keine sportlichen und kulturelle Veranstaltungen über 15 Personen, Discos etc. geschlossen, Maskentragepflicht in den Innenräumen) zwar umgesetzt werden, aber man das Gefühl hat, dass viele den Grund nicht wirklich sehen, den Vorschriften vielleicht den Buchstaben nach folgen, aber nicht verstanden haben um was es geht und es darum unmotiviert und nur das Minimum machen. Das sieht man schon darin, wie die Masken getragen und gehandhabt werden (über die Nase ziehen! Nicht vorne anfassen! Die Hände vor und nach dem Berühren waschen / desinfizieren).
Dass sich immer noch zu viele privat treffen … und dabei die ältere Generation anstecken.

Dass die Wirtschaft daneben wirklich leidet. Restaurants, Kulturschaffende, Sportveranstaltungen, Hotellerie, … Nicht „Systemrelevant“ ist so ziemlich alles Schöne, Interessante, Angenehme – das fällt jetzt weg und das merkt man dann gut an der allgemeinen gedrückten Stimmung. Sich etwas „gönnen“ ist schwierig in diesen Zeiten. Und langsam hängt es jedem an.

Die Impfung ist ja eigentlich ein Lichtblick, aber …. immer noch zu weit weg. Immer noch zu viele Unsicherheiten. Und jetzt schon unmögliche und unnötige Diskussionen von wegen „Impfzwang“ und „Impfen ist gefährlich“.

Und was machen wir währenddessen? Weiterschwimmen … äh, arbeiten.

Ich summe jetzt Dories „einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen ….“ und mach weiter. Gibt ja nichts anderes.

Weniger Diskutieren, mehr zuhören, Bitte.

Was ist los? Haben die Leute die Fähigkeit verloren zuzuhören? In den letzten Tagen häufen sich in der Apotheke die Anfragen bei denen ich während (zu) langer Zeit etwas erklären und wiederholen muss. Zwei Beispiele?

Gestern:

Ein Mann kommt mit dem Abriss einer Packung Vinyl-Handschuhe in die Apotheke – zu mir. Ich nehme den Abriss, sehe, dass das von einer Packung Handschuhe war, die wir (bis die Lieferprobleme wegen Corona anfingen) an Lager hatten … aber jetzt natürlich nicht mehr.

Pharmama: „Genau die habe ich nicht mehr – aber ich habe andere. Moment.“ Ich gehe und hole eine Packung Handschuhe in L. Nitril, nicht Vinyl, aber auch kein Latex.

Mann: „Das sind nicht die, die ich hatte. Ich will die hier.“

Pharmama: „Tut mir leid, aber wir bekommen diese aktuell nicht mehr.“

Mann: „Aber ich hatte sie von hier!“

Pharmama: „Das stimmt, wir hatten die – aber ich habe im Moment haben wir keine von diesen mehr.“

Mann: „Können Sie bestellen?“

Pharmama: „Ich versuche eigentlich alle paar Tage Handschuhe zu bestellen, aber diese hier bekomme ich nicht. Sie sind nicht lieferbar. Seit längerem.“

Mann: „Bitte bestellen sie welche für mich.“

Pharmama: „Wenn sie möchten, aber …“

Mann: „Wann sind sie da? In ein paar Tagen?“

Pharmama: „Nein, eher nicht …“

Mann: „In einer Woche? Zwei?“

Pharmama: „Wenn, dann wahrscheinlich in ein paar Monaten. Aber ich habe hier welche, wenn sie vorher welche brauchen.“ Zeige ihm nochmal die Packung.

Mann: „Die sind wahrscheinlich nicht gross genug.“

Pharmama: „Das ist auch Grösse L, wie die, die sie hatten.“

Mann: „Aber das sind nicht dieselben. Sie haben sie also nicht und können sie nicht bestellen?“

Pharmama: „Nein.“

Mann: „Sicher nicht? Ich kann auch zahlen?“

Pharmama: „Das ändert leider nichts daran.“

Mann: „Ich versuche es woanders.“

Heute:

Telefon, ich nehme ab mit „Pharmamas Apotheke, Pharmama?“ Startet die Frau am anderen Ende der Leitung damit, dass wir eine Weinlieferung für (Name) haben, die sie morgen ausliefern.

„Wein? Sind sie sicher? Wir bestellen eigentlich keinen Wein – und ich glaube auch nicht, dass das für einen unserer Kunden ist.“

Doch, doch, versichert sie mir, wir hätten das auch schon gemacht. (Das wüsste ich aber). Sie war voll überzeugt – ich gar nicht … bis ich sie schliesslich gefragt habe: „Sind Sie sicher, dass Sie an der richtigen Adresse sind? Hier ist Pharmamas Apotheke. In (Ort)“

„Pharmamas Apotheke in (Ort)…? Oh. Nein. Da bin ich wohl falsch. Ich wollte eigentlich nach (total anderer Ort).“ – und wahrscheinlich auch keine Apotheke.

Echt jetzt? Ich meine, ich melde mich. Deutlich und langsam.

Das waren in beiden Fällen 15 Minuten, die ich gerne zurück hätte.

Test, Test, Test … Covid-Test in der Apotheke?

Seit dem 2. November dürfen die Apotheken Covid-Tests machen in der Schweiz. Wir sind eine Apotheke … aber machen wir das? Aktuell nein.

Der Apothekerverband hatte die Testmöglichkeiten schon länger im Visier und arbeitete darauf hin. Allerdings (und das ist hier etwas verwirrend) erst mal für die Antikörpertests auf Covid – also den Nachweis einer vergangenen Infektion. Die Haltung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) gegenüber den Antikörpertests ist, dass diese derzeit aufgrund der begrenzten Aussagekraft zur Immunität nicht empfohlen, sind. In der Bevölkerung besteht jedoch ein Interesse und von Seiten der Behörden könnte es sein, dass das Interessant wird, sobald ein Impfstoff verfügbar ist. In 4 Apotheken wurde die geplante Dienstleistung getestet – und sie entspricht den Qualitätsanforderungen und kann im Rahmen der geltenden Gesetze durchgeführt werden. Das gibt es immer noch (in den Pilotapotheken dafür), weitere werden in Zukunft folgen.

Aber was am 2. November von der BAG „freigegeben“ wurde sind die Antigentests auf Covid. Das kam eher kurzfristig. Die Antigen-Schnelltests für den direkten Nachweis von akuten Infektionen mit Sars-CoV-2 reagieren qualitativ auf spezifische Virusproteine und liefern normalerweise innert 30 Minuten ein Ergebnis. Dafür wird ähnlich wie beim PCR-Test ein Abstrich an der hinteren Nasenwand genommen. Die Sensitivität/Spezifität ist allerdings tiefer als beim PCR-Test. Der Vorteil der Antigen-Schnelltests gegenüber den PCR-Tests ist neben der Nachweisgeschwindigkeit der tiefere Preis und die Unabhängigkeit von teuren Laborgeräten. Grundsätzlich wäre eine Durchführung solcher Tests in Apotheken eine ideale Möglichkeit zur Ausweitung der Testkapazitäten und Entlastung von Spitälern, Arztpraxen und Testcentern … die Durchführung musste bisher aber in einem mikrobiologischen Labor mit einer Bewilligung von Swissmedic erfolgen. Eben das hat die BAG jetzt für die Apotheken aufgehoben.

Das hat dann (1-2 Wochen vorher) eine Reihe von Aktivitäten zur Organisation ausgelöst, dazu gehören Koordination mit Softwareanbietern und BAG wegen Meldesystem, Koordination wegen Bevorratung mit Test-Kits, Erarbeiten von Musterdokumenten (angepasstes Schutzkonzept, Prozessdokumente, Triagefragebogen), Organisation von Weiterbildung für die praktische Schulung des Nasen-Rachen-Abstrichs, Abklärungen bezüglich Rahmenbedingungen inklusive Abgeltung …

Dadurch wussten wir dann bald, wann die Schnelltests empfohlen sind / gemacht werden:

Personen mit Symptomen, die folgende Kriterien erfüllen

  • Symptombeginn vor weniger als 4 Tagen (Test möglichst rasch nach Symptombeginn)
  • UND: Nicht zu den besonders gefährdeten Personen gehörend
  • UND: Nicht im Gesundheitswesen mit direktem Patientenkontakt arbeitend
  • UND: Ambulante Behandlung

Personen ohne Symptome, die potentiell SARS-CoV-2 ausgesetzt waren:

  • Meldung einer Begegnung mit einem COVID-19 Fall durch die SwissCovid App. Ein einziger Test sollte frühestens ab dem 5. Tag nach Kontakt erfolgen ODER
  • Im Rahmen einer Ausbruchsuntersuchung und -kontrolle (ärztlich angeordnet)

Ein negatives Testergebnis bei symptomlosen Personen hat keine Auswirkung auf die Dauer der Quarantäne (!)

Dann kamen nach und nach die Gesundheitsdienste der Kantone, die vorgaben, was die Bedingungen für die Apotheke sind, damit man die Tests machen darf. Denn: Ich muss nicht nur mich selber als testende Person schützen (mit Schutzausrüstung wie Einmal-Anzug, Handschuhen, FFP-Maske, Brille und ev. Gesichtsvisier) sondern auch die Patienten, die normal in die Apotheke kommen. Man sollte hier im Hinterkopf behalten, dass diejenigen die wir testen sollen wahrscheinlich Covid haben. Das bedeutet, dass man sie beim warten und testen von den anderen Patienten (in der Apotheke viele Risikopatienten) trennt. Dafür braucht es einen zweiten Eingang zur Apotheke (nur für das) und ein Testraum, der nach jedem Patient gut desinfiziert werden kann. Und einen ausgebildeten Apotheker (oder auch Pharmaassistentin unter Aufsicht), die während der Testzeit dann nicht für etwas anderes (wie Rezeptkontrolle) gebraucht werden können. Multitasking geht da nicht.

So – daran scheitert es bei uns. Zu wenig Personal und kein zweiter Eingang. Darum machen wir das nicht, auch wenn das Interesse der Bevölkerung sicher vorhanden ist. Noch etwas hält mich davon ab das anders zu organisieren (zum Beispiel mit einem Raum ausserhalb der Apotheke und der Organisation von zusätzlichem Personal): die Abgeltung der Tests. In der Apotheke (wie auch beim Arzt etc.) muss abgeklärt werden, ob der Patient unter die vorgegebenen Kriterien fällt (dann ist der Test für sie gratis, ansonsten müssen sie zahlen), dann der Test durchgeführt und der Patient über das Ergebnis orientiert. Dafür bekommen wir CHF 57.50. Der Arzt bekommt dafür übrigens etwa 82 Franken, denn er darf zusätzlich noch ein Beratungshonorar (nach Tarmed) verlangen. Offenbar ist das BAG der Meinung, dass wir Apotheker den Patienten wohl das Ergebnis des Tests mitteilen können, aber ihnen nicht sagen, was das jetzt genau bedeutet für sie, respektive, was sie zu tun haben damit. Das Beratungsgespräch zum Test ist also in Apotheken faktisch gratis. Und das weiss ich auch ohne selber zu testen: das gibt IMMER Diskussionen und Beratungsbedarf.

Wer wissen will, welche Apotheken die Antigentests auf Covid durchführen, findet die Liste hier auf der Seite Ihre-Apotheke.ch

Um die ganze Sache noch etwas zu verkomplizieren gibt es noch eine weitere Art Test, die Von Reiseveranstaltern angeboten werden. Sie geben den Kunden Testkits mit nach Hause, nach denen sie den Nasenabstrich selber machen und das Teststäbchen an ein Labor einschicken, welches dann nach etwa 12-24 Stunden das Ergebnis mitteilt. Das ist dann wieder ein PCR-Test (wie in den offiziellen Testzentren), allerdings finde ich die Aussagekraft hier trotzdem extrem fragwürdig: eigentlich sollten bei diesen Tests die Probeentnahme durch medizinisch geschultes Personal erfolgen (wie Ärzte oder ausgebildete Apotheker etc.) und nicht durch Laien. Es ist dann auch fraglich, ob das im Zielland als gültiger Test anerkannt wird. Bezahlen muss man den als Patient komplett selber (mit einem Preis um die 160 Franken).

Leben in der Welle

Es hat sich angezeichnet, jetzt ist sie da, die zweite Corona-Welle. Und sie wird grösser (und übler) als die erste. In der Apotheke merken wir das schon seit ein paar Wochen. Die Erkältungskrankheiten (und Beschwerden) kommen wieder. Das bedeutet, dass sich die Leute wieder anstecken. Es war lange ruhig in die Richtung, ein Nebeneffekt der (konsequent) angewendeten Massnahmen zur Vorbeugung von Covid-19. Nach den Sommerferien fingen die Leute offenbar an nachzulassen. Vielleicht haben es ein paar auch mitgebracht von den Ferien? Ansteckungen erfolgten dann wohl vor allem zu Hause im Familien- und Freundeskreis. Und in der Schule oder am Arbeitsplatz gab man es dann weiter. Undsoweiterundsofort.

Was die Apotheke als Arbeitsplatz angeht – da fühle ich mich sicher. Unser Schutzkonzept verhält – wir stecken uns nicht an den Kunden an und umgekehrt sie sich nicht an uns. Wir haben immer noch die Plexiglasscheiben vor den Kassen. Wir tragen Hygienemasken (ausser beim Essen und Trinken) rund um die Uhr. Wir halten Abstand in den Pausen und es dürfen nicht mehr als 2 im Pausenraum sein. Wir waschen die Hände und desinfizieren die Oberflächen (fast stündlich). Dennoch hatten wir in den letzten Wochen Ausfälle … Mitarbeiter mit Symptomen, die wir testen geschickt haben. Lehrlinge, die vom Kantonsarzt in die Quarantäne geschickt wurden, da ein Mitschüler positiv getestet wurde (und sie zusammen Mittag gemacht haben ohne Maske). Aber wir hatten Glück – kein einziger positiv-Fall bei uns.

Wenn ich es bekomme, dann auch via Familie. Entweder bringt es mein Kuschelbär aus seiner Werkstatt (bisher hat er noch ohne Maske gearbeitet) oder Junior aus der Schule. Dort haben sie zwar auch ein Sicherheitskonzept, doch das ist (bei Kindern sowieso) notgedrungen löchrig. Im Klassenzimmer sitzen sie ohne Masken recht nahe nebeneinander. Oder sassen. Das ändert jetzt.

Die (stetigen) Nachrichten aus der Schule mit Corona-Updates und Informationen machen immer weniger Freude:

In der Klasse Ihres Kindes wurde ein Schüler positiv auf COVID-19 getestet. Auf Anordnung des kantonsärztlichen Dienstes befindet er sich in Isolation und es geht ihm den Umständen entsprechend gut. In Absprache mit dem kantonsärztlichen Dienst besteht aktuell kein weiterer Handlungsbedarf. Für Ihr Kind bedeutet das, dass es wie gewohnt zur Schule kommt.

Keine Info wer, aber das ist durchgesickert, ebenso wie die Info, dass das Kind wegen Beschwerden testen gegangen ist … und der Kantonsarzt es nach dem testen und vor dem Ergebnis in die Schule geschickt hat. (Entspricht definitiv nicht den vorgeschriebenen Massnahmen).

Daraufhin ist der Eltern-Whatsapp-Chat kurz explodiert mit „Weshalb hat man ihn nicht zu Hause behalten?“ „Weshalb werden die anderen Mitschüler jetzt nicht alle auch getestet?“ Und (fast natürlich) mit der Covid-Zweifelnden Mutter, die erklärte: „Notabene, Der PCR Test kann MAXIMAL eine Sequenz eines Erregers feststellen, aber NICHT dass der Erreger sich im Menschlichen Körper vermehrt !!! Somit sind die angeblich positiv infizierten, lediglich Test positive Personen ! Daher verstehe ich den ganzen Wahnsinn nicht.

Kann ich natürlich so nicht stehen lassen, darum hab ich’s ihr – und dem Rest der Gruppe – gerne erklärt. Damit man die Sequenz feststellen kann, braucht es eine gewisse Menge, und das bedeutet, dass sich das Virus stark vermehrt hat. Und da man (aktuell) nur testet, wenn man schon Symptome hat … ja, dann ist man krank. Dass von den positiv getesteten etwa 5% im Spital landen und von denen 20% auf die Intensivstation und 50% davon intubiert werden müssen (und davon etwa die Hälfte dann stirbt). Dass wir von den langfristigen Schäden (eventuell auch leichter Covid-Infektionen) immer noch nur wenig wissen. Wen es interessiert, wie man so Falschaussagen und auch Pseudo-Fragen beantworten kann, der findet hier eine gute Übersicht: https://www.facebook.com/psHolstein/posts/2964634043637072

Die Reaktion darauf war (natürlich): „Jeder nimmt die Tatsachen so wahr wie er möchte und bildet sich die eigene Meinung dazu, deshalb ist jede Diskussion darüber überflüssig.“

In der Zwischenzeit kamen nach dem Wochenende erst 3, dann 4 Kinder nicht in die Klasse, ob wegen Symptomen oder vorsichtigen Eltern ist natürlich nicht bekannt. Meiner ging (inzwischen tragen sie auch im Klassenzimmer Masken) … bis er am Mittwoch abend Halsschmerzen bekam und dezent Temperatur (37.8°C) . Da das am Donnerstag nicht weg war, ist Kuschelbär mit ihm testen gegangen.

Ebenfalls Donnerstag (abends) kam dann diese Nachricht: „Aufgrund eines zweiten positiven Corona-Falles in der Klasse Ihres Kindes hat der kantonsärztliche Dienst verfügt, dass sich alle Schülerinnen und Schüler bis und mit Montag in Quarantäne begeben müssen. Ihr Kind darf während dieser Zeit die Wohnung/das Haus nicht verlassen! Dies gilt auch für das Wochenende. Versuchen Sie auch innerhalb der Familie, den direkten Kontakt zu vermeiden. Morgen Freitag und am Montag findet Fernunterricht statt. (Lehrer) informiert die Schülerinnen und Schüler darüber. Sollte Ihr Kind in den kommenden Tagen Symptome entwickeln (krank werden), nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit einem Arzt (Kinderarzt oder Hausarzt) auf und informieren sie (Lehrer) entsprechend.“

Alles klar. Als Eltern der betroffenen Kinder, darf man trotzdem weiterarbeiten. Allerdings verzichte ich lieber darauf meinen 80 jährigen Papa im Spital zu besuchen, in das er wegen einem Unfall zu Hause am Dienstag gekommen ist. Oder meine Mama, die jetzt alleine zu Hause ist :-(

Donnerstag morgen war hart. Ich war in der Apotheke arbeiten, Junior mit Kuschelbär am Test machen und mein Papa im Spital, frisch operiert und unwillig zu bleiben. Daneben vorbereiten, was ich mache, wenn Junior positiv getestet wird – dann darf ich nämlich auch nicht mehr arbeiten. Und so üppig sind wir nicht besetzt in der Apotheke, dass man einen 10 Tages-Ausfall mal eben so easy kompensiert. Mir ist schon klar, dass das wohl kommt … es ist dasselbe Problem wie im Spital mit dem Pflegepersonal. Und dann … was, wenn mein Mann das bekommt? Er ist etwas älter als ich, nimmt Blutdruckmedikamente und könnte ein paar Kilo weniger wiegen. Er ist gefährdeter … und ich muss ihn schicken um Junior testen zu lassen.

Am Freitag morgen die Entwarnung: Junior ist negativ getestet worden. Puh!

Ich durfte Freitag und Samstag arbeiten. Aktuell hat Junior Schule via Computer. Mal sehen, wie es morgen aussieht.

Covid-kommt definitiv näher, nein – es ist da. Gibt es hier überhaupt noch jemanden, der nicht jemanden kennt, der es hat oder hatte? Und wie? Seid froh und dankbar, wenn es nur leichte Beschwerden sind. Ich bin es für jeden und ich will es trotzdem (auch leicht) nicht bekommen.