Im Frühling hatten wir ja das Problem (in der Schweiz und Deutschland und wahrscheinlich so ziemlich überall), dass praktisch keine Masken mehr erhältlich waren (siehe Das Maskentheater). Wir konnten schliesslich welche beschaffen (teuer importieren) und so die Bevölkerung versorgen. Das BAG hatte den Gebrauch von Masken erst nicht empfohlen – wahrscheinlich auch um keine Panik auszulösen, da kaum welche erhältlich waren – und ist später umgeschwenkt. Es wurde erst empfohlen, dann obligatorisch, vom nur im ÖV (Zug, Bus, Tram) bis in den Läden, in der Schule bis schliesslich auch draussen in gewissen Situationen.
Inzwischen gibt es genug Masken – die Preise sind einiges runtergegangen, wir haben mehr Auswahl. An Hygienemasken haben wir 50 Stück Packungen unter 20 Franken, schwarze Hygienemasken und in der Schweiz hergestellte Masken (etwas teurer als der Chinaimport). Wir in der Apotheke achten dabei weiter sehr auf die Qualität. Trotzdem ist da aus anderen Quellen viel Schrott im Umlauf – wenn ich das anschaue, was Junior in der Schule gestellt bekommen hat … das hat keine CE-Kennzeichnung und stinkt nach Lösungsmittel, er nimmt nur noch solche von zu Hause, da er sonst Kopfschmerzen bekommt.
Während hierzulande hauptsächlich die einfachen Hygienemasken empfohlen werden, ist man zum Beispiel in Deutschland zu FFP2 Masken übergegangen. Und der Gesundheitsminister hat sich etwas ausgedacht, um Risikopersonen (damit) zu schützen: Gratis FFP2 Masken! 3 Masken sollen die gefährdeten Personen (über 60 jährige und Leute mit bestimmten chronischen Erkrankungen) im Dezember bekommen und nochmals je 6 im Januar / Februar. Und damit das möglichst schnell geht, sollen die Apotheken die Verteilung übernehmen.
Die Apotheken in Deutschland hatten nur 3 Tage „Vorlaufzeit“. Sie bekommen keine Masken von der Regierung gestellt, sondern sollen sie selber besorgen, bezahlen und eventuell auseinzeln. Und dann natürlich ausgeben. Für 27 Millionen Leute. (!)
Dafür bekommen die Apotheken „etwas“. Berechnet, wieviel jeder Apotheke zusteht wird anhand des Rezeptumsatzes, die sie im letzten Quartal gemacht hat. Je grösser die Apotheke also ist und je mehr Umsatz sie gemacht hat, desto mehr kann sie also abgeben. Die Apotheke muss ausserdem festhalten wieviele Masken sie abgegeben hat.
Das ganze ist ja nett, hat aber die verschiedensten Probleme. Das fängt damit an, dass man da Risikopersonen (in die Kälte) raus schickt um gesammelt an einem Ort mit anderen Risikopersonen die Masken abzuholen. Was ist mit „bleibt möglichst zu Hause“ passiert?
Dann ist nirgends geregelt, wie das festgehalten wird. Eigentlich ist ja offensichtlich die Idee, dass vor allem die Stammkunden der Apotheke die Masken bekommen (darauf beruht die Vergütung) – nur: in Deutschland gibt es keine Patientendossiers wie in der Schweiz, in denen die Abgabe rezeptpflichtiger Medikamente festgehalten wird. Damit könnte man festhalten, wer schon Masken bekommen hat und Risikopersonen auch Hauslieferung anbieten. Statt dessen gibt es nur (freiwillige) Kundenkarten. So können also manche Leute durchaus von Apotheke zu Apotheke ziehen und Masken holen. Oder Leute, die bisher nur bei der Online-Apotheke bestellt haben Masken vor Ort beziehen. Nicht nur, dass die Masken dann anderen Risikopersonen fehlen … die Apotheke bekommt ja nur einen (vorher) festgelegten Teil vergütet. (Falls überhaupt, irgendwie steht das immer noch in den Sternen, wie das dann genau läuft?)
Dass sie den zum Maskenbezug berechtigten Leuten Bezugsscheine zukommen lassen und die das damit holen kommen – das kommt dann vermutlich für Januar / Februar. Dann werden manche von den Patienten die Masken auch online bestellen. Schön für die Online-Apotheken: Minimaler Aufwand und gesicherte Vergütung. Im Gegensatz zu der Situation jetzt.
Ich muss zugeben, ich möchte ja nicht in der Haut der Apotheken in Deutschland aktuell stecken. Innert kürzester Zeit pro Apotheke abertausende Masken zu beschaffen (in gesicherter Qualität!), die Abgabe zu organisieren (der Zutritt zur Apotheke ist auch bei ihnen begrenzt auf die Grösse und nebendran sollte der Normalbetrieb ja weiterlaufen!), Missbrauch nach Möglichkeit zu verhindern, die Unsicherheit, ob und wie das dann vergütet wird …
Trotzdem haben die Apotheken das gemacht. Eine Leistung, die man wirklich würdigen sollte.
Statt dessen:

Arschloch Bild-Zeitung (und Co)
Sollte ich etwas falsch geschrieben haben (ich habe die Informationen praktisch per proxy durch die Diskussionen in Facebook Gruppen): Bitte melden und ich korrigiere das.
Alles richtig geschrieben und zusätzlich ist jetzt noch der oberste Datenschützer böse mit d b Apotheken, weil sie unberechtigt Kundendaten erhoben haben. Aber wie soll man denn dokumentieren, ob die Person bereits Gratismasken bekommen hat?
Ganz zu schweigen von der Selbsterklärung, die ja von der Verordnung so vorgesehen ist.
Es ist nur noch ärgerlich!
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Dass ihr die Patientendaten nicht nur nicht aufnehmen müsst, sondern nicht dürft irritiert mich immer noch gewaltig. So ein Patientendossier ist ein sehr praktisches Instrument zum Beispiel zum Abklären von Wechselwirkungen mit bestehender Medikation, Festhalten von Allergien und bekannten Nebenwirkungen, Kontrolle der Bezugsabstände. Dauerrezepte werden dadurch erst einfach möglich, oder Vorbezüge. Selbs wenn das bisher nur in der Stammapotheke bleibt und nicht zentral gespeichert ist. Ohne das müsste man doch bei jeder Einzelnen Ausgabe eines Medikamentes einfach Alles wieder abfragen?
Ich verstehe das nicht.
Oh – und wenn man bei einer Online Apotheke bestellt, dann nehmen die genau die Daten ja auch auf und das bleibt bei denen gespeichert .. das ist dann halt so und der Patient gibt seine Zustimmung dafür bei der (ersten) Bestellung. Das ist dann wieder okay für alle.
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Die Aktion hat viel Kritik bekommen, hauptsächlich für die Punkte „Risikogruppen in die Apotheke“ und „Verfügbarkeit bzw. Lagerbestand“.
Auf der anderen Seite hat der Gesundheitsminister einfach dafür gesorgt, dass Risikogruppen mit FFP2-Masken ausgestattet werden. Unbürokratisch und schnell. Bei aller Kritik finde ich das durchaus positiv.
Bei aller Kritik vermisse ich eines: Lösungsvorschläge. Wie hätte es besser laufen können, wie hätten die Probleme vermieden werden können? Der Versand über die Krankenkassen oder jemand anderen ist keine Option. Das passiert für die zweite Charge zum Jahresanfang und braucht Vorlaufzeit und Postkapazitäten – gerade die Zeit fehlt uns aber, wenn die Masken bis Weihnachten bei den Senioren und anderen Risikogruppen angekommen sein sollen. Nur dann schützen sie in der voraussichtlich (lebens-)gefährlichsten Zeit des Jahres.
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„Bei aller Kritik vermisse ich eines: Lösungsvorschläge. Wie hätte es besser laufen können, wie hätten die Probleme vermieden werden können? Der Versand über die Krankenkassen oder jemand anderen ist keine Option. Das passiert für die zweite Charge zum Jahresanfang und braucht Vorlaufzeit und Postkapazitäten – gerade die Zeit fehlt uns aber, wenn die Masken bis Weihnachten bei den Senioren und anderen Risikogruppen angekommen sein sollen.“
Wie es denn hätte besser laufen können?
Es ist recht simpel.
Die Behörden scheinen mit einem Planungshorizont von gerade mal einer Woche, oder vielleicht zwei Wochen zu rechnen. Es wird zu lange abgewartet, anstelle ein Ziel zu definieren und eine Reihe von Massnahmen zu beschliessen, die zwangsweise ausgelöst werden, sobald an vorbestimmten Terminen gewisse Werte (R, Krankenhausbelegung, whatever) nicht eingehalten werden.
Man hätte ruhig ansagen können, dass die grössere Mobilmachung der Armee und die Verhaftung aller, die sich ohne triftigen Grund draussen aufhalten, nun mal zum Plan gehört. Aber man gibt der Bevölkerung das Gefühl, dass alles doch nicht so schlimm sei, so dass man auch im persönlichen Verhalten nachlässt.
Auch die Weihnachtszeit kommt nicht überraschend, ausser vielleicht für Behörden. Man hätte mit der Post vereinbaren können, dass zu jeder Zeit Sendungen im Auftrag des Gesundheitsämter Priorität erhalten.
Nunja. Wir auch nicht in Friedenszeiten, sondern es herrscht ein Krieg, der in der Schweiz jeden Tag mindestens achtzig Tote fordert.
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Lösungsvorschläge: statt so Kurzschlussaktionen (auch noch kurz vor Weihnachten) etwas mehr Planungsvorlauf. Damit hätten die Apotheken, die jetzt schon ausgeschossen sind, genügend Masken beschaffen können.
Wenn man das Alter alleine als Kriterium nimmt, haben die Behörden die Angaben der Personen. Diesen dann einen Bezugsschein ausdrucken (von Vorteil etwas einigermassen Fälschungssicheres, wie ein eingedrucktes Siegel). Die Krankenkassen haben die Daten der meisten Risikopatienten und sollten sie eigentlich anhand der Medikation aussortieren können und (ebenfalls) Bezugsscheine ausdrucken … oder halt die Daten weitergeben, dass der Staat das macht.
Bei uns wäre das noch einfacher, da die Krankenkasse obligatorisch ist, da könnte die nötige Datenerhebung via die laufen.
Die Verteilung könnte auch dann via alle Apotheken laufen – nicht nur als Abholer: bekannterweise liefern die meisten, direkt, oder per Post.
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Man hätte solche Überlegungen schlichtweg schon vor mindestens einem halben Jahr anstellen zu können, statt alle ernsthaften Experten und deren Warnung vor der zweiten Welle zu ignorieren, weil man lieber auf die Leute hört, die das erzählen, was einem gefällt.
Dann hätte man locker schon dieses Jahr die für nächstes Jahr geplanten Coupons verschicken und den Apotheken mehr Vorlaufzeit geben können.
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@sebastian: weitere Optionen gab es m. E. durchaus. JS schickt seine Masken an den Großhandel. Die Apotheke bekommt wiederum von dort ihre Gratismasken geliefert. Die Apotheke dokumentiert die Abgabe und bekommt ein Honorar für die Dienstleistung. Oder die Bundeswehr verteilt die Masken.
Schön wäre auch gewesen, wenn die Aktion eine gewisse Vorlaufzeit gehabt hätte. So wie es jetzt lief erfuhren wir – ich meine am Donnerstag- in der Zeitung davon. Damals war zwar nichts spruchreif, aber die Kunden kamen am Donnerstag schon an um ihre Masken zu holen. Was ich primär bemängele ist also dieses „übers Knie Brechen“. Und zum Dank darf ab Januar der (ausländische) Versandhandel mitmachen. Nachdem er sich vorbereitet hat.
Ach ja: im Krankenhaus fehlen die Masken jetzt natürlich.
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Dass die FFP2 Masken dann an anderen wichtigen Orten fehlen, dürfte auch der Grund sein, weshalb bei uns so Aktionen momentan nicht gemacht werden.
Dann habe ich immer noch die Kundin im Ohr, der wir in der (wirklich schwierigen) Zeit um März extra FFP2 Masken besorgt haben, da sie ja eine Risikoperson sei und besseren Schutz brauche. Und die seitdem versucht eben die Masken zurückzugeben, weil sie damit nicht atmen kann! Ja, das ist schwieriger mit den FFP2 als mit den Hygienemasken, die sind durchweg dichter.
Und dass manche die nur beziehen um sie dann bei eBay zu verkaufen, dürfte auch klar sein.
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Wie das meiste von Spahn, bestens durchdacht. Nicht.
Ich finde es ein Unding, den Apotheken das Ganze aufzubürden und die darüber im Unklaren zu lassen, was sie für die erbrachte Dienstleistung denn dann – wann überhaupt? – bekommen. Ich würde doch gern spontan die Diäten der Abgeordneten an deren Erfolg koppeln und genauso wischiwaschi formulieren.
Und dann bei einer Vorlaufzeit von knapp 3 Tagen, weil man als Regierung zu blöde ist, das selbst innert so kurzer Zeit gewuppt zu bekommen. Oder die Krankenkassen das natürlich auch nicht auf sich nehmen wollen. Dazu kommt noch, dass ich jetzt als Risikopatient diverse Apotheken abklappern kann und mich mit Masken versorgen kann. Gratis. Für mich als Risikopatient, wenn ich das wollte.Und das werden sicher viele so wollen/machen.
Aber wie immer: es ist ja nicht das eigene Geld, das verplant wird. Und 2021 ist ja Wahljahr, da muss man ja gut dastehen. Vielleicht sollten wir in D mal anfangen aufzuschreiben, was die Politiker momentan alles falsch machen.
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Ja, alles echt nervig und stressig, gar keine Frage. Über die Sinnhaftigkeit lässt sich auch streiten. Ich wage mal zu behaupten, dass die meisten die Masken gar nicht tragen werden (die kriegen ja schon durch die OP-Masken keine Luft, und wer trägt schon zu Hause unterm Tannenbaum im Zusammensein mit seinen Lieben eine Maske?). Die meisten werden sie nur abgeholt haben, weil es sie halt gratis gab. Was mich neben dem ganzen anderen bereits erwähnten Kram am Meisten stört, ist das Gießkannenprinzip, das Deutschland eh so super kann. Meiner Ansicht nach hätte man diese Aktion auf finanziell schlecht gestellte Angehörige einer Risikogruppe beschränken sollen. Risikogruppe allein spricht nicht für Not, ich kenne viele, die sich so ein paar Masken locker leisten könnten. Warum nicht denen geben, die eh zu wenig haben, und sich den Schutz sonst niemals leisten könnten? Und eh ihr fragt : ich habe auch keine Ahnung, wie man das organisieren oder kontrollieren soll.
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Ja genau! Wir haben Schwiegereltern und Großeltern auch dazu geraten, lieber selbst Masken online zubeißenden, statt an dem Chaos teilzunehmen. Da lohnt sich der Kauf eines größeren Sets, das wir dann aufteilen. Schwiegervater hat seine mitbekommen, als er wegen eines Rezepts in der Apotheke war. Die anderen haben verzichtet…
Bei Bedürftigen ist das Gratis-Abgeven eine super Sache. Aber die große Mehrheit der Alten bekommt so viel Rente, dass diese 15,- EUR keinen Unterschied machen….
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seufz Ja ich freue mich schon darauf morgen wieder zur Arbeit zu müssen.
Seit Dienstag schellt bei uns in einer Tour das Telefon – teilweise, laut unserer Reinigungsfee schon deutlich vor Ladenöffnung. Jeder hat Angst, dass er zu kurz kommt. Ein Mann hat sogar versucht die Reinigungsfee zu überreden, dass doch auch sie ihm nur eben kurz „seine“ Masken herausgeben könnte. Eine Patientin sagte, nachdem sie ihre Masken eingestrichen hatte auch gleich, dass sie die eigentlich ja gar nicht bräuchte, aber sie sei ja immerhin schon 60 und wenn es die schon umsonst gäbe… ein Pärchen kam rein und verlangte Masken, obwohl beide ein Maskenattest um den Hals trugen.
Ich habe in den letzten Tagen Leute in der Apotheke gehabt, die ich noch nie zuvor gesehen habe und von denen ich auch ausgehe, dass ich sie nie wieder sehen werde, wenn die Masken nicht mehr „gratis“ sind.
Dazu kommt dann noch der alljährliche Panikrun auf die Arztpraxis, damit vor den Feiertagen auf jeden Fall genug Medikamente für die nächste Apokalypse vorhanden sind und weil die meisten Praxen ja nun auch nächste Woche in den verdienten Feiertagsurlaub gehen.
Es war kaum Zeit zwischendurch wenigstens mal einen Schluck Wasser zu trinken. Wir sind alle fix und fertig und das schlägt sich auch auf unser Team nieder, denn wir fangen an uns gegenseitig anzuzicken, was in den ganzen zehn Jahren, die ich nun schon in dieser Apotheke arbeite nie vorgekommen ist. Und unser Chef ist leider auch keine Hilfe, denn der verschanzt sich im Büro und meint man könne den Leuten doch einfach sagen sie haben doch noch Zeit die Dinger zu holen. Dass die Leute das nicht interessiert, weil sie Angst haben, dass sie leer ausgehen, kommt ihm leider gar nicht in den Sinn.
Leider habe ich auch keine Idee wie man das hätte besser lösen können.. aber es wäre trotzdem ganz nett gewesen uns Bescheid zu geben, bevor man das ganze in die Medien posaunt, damit wir ein wenig hätten vorarbeiten können und nicht auf den letzten Drücker versuchen mussten so viele Masken, wie irgendwie möglich zu bezahlbaren Preisen zu beschaffen. (Die Diskussionen am Dienstag Morgen waren besonders schön, weil einfach noch keine da waren. Der erste Schwung kam am Nachmittag um 15 Uhr, am Mittwoch um halb 11 war der verbraucht und es hat bis Donnerstag Nachmittag gebraucht, bis die nächste Ladung da war.)
… entschuldigt die Wall of Text.
Jedes Jahr wieder: Vor Feiertagen arbeiten wohl die wenigstens gern im Einzelhandel, in Apotheken, oder allem, wo Leute hinrennen, weil der Feiertag wieder so plötzlich kam. Nur macht es diese Maskengeschichte und Tante Rona es einfach noch ein bisschen schlimmer.
Aber das geht ja sicher auch irgendwann vorbei. Ich wünsche allen trotz allem frohe Feiertage und kommt gut ins neue Jahr. :D
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Es ist schlicht ein Masken-Spahnsinn geworden – aber das habe ich (nur nicht mit diesem Wort) schon am 10.12. abends vorausgesagt. Wenn ein Deutscher 250ml Bezin kostenlos für ihn abholen könnte, würde er sich dafür auch solange in den Stau stellen, dass er 0,5l Benzin dabei verbraucht. So sind wir nun mal, echte Sparfüchse, denn Geiz ist ja SOOO geil, und Gier frisst nun mal Hirn.
Wir (in meiner ´Theke) versuchen, alle diese Anforderungen so nebenbei zu stemmen. Und werden dafür von allen Seiten abgestraft und abgemahnt. Das schönste ist die Dokumentation:
– Finanzamt: Ohne personalisierte Doku hast Du betrogen und bekommst finanzielle Strafe!
– Bundesdatenschutzbeauftragter: Mit personalisierter Doku bist Du ein Datenschwein und bekommt finanzielle Strafe! (Das fiel dem natürlich 4 Tage NACH Start der Aktion ein – zu diesem Zeitpunkt hatte ich von diversen Stellen, auch der eigenen Apothekenkammer, schon Vordrucke zur personalisierten Erfassung der Bezugsberechtigtendaten.)
Na super. Da weiß man, wofür man gut ist… Aber ich will nicht maulen, ich bin ja „Corona-Gewinnler“. Und die Kohle von Spahn, die via Nacht-und-Notdienst-Fonds ausgezahlt wird (und zum Teil schon wurde, so fair bin ich), betrachte ich nicht als Bezahlung, sondern als Schmerzensgeld für die letzten 10 Tage.
Bei mir bekommt JEDER ein Maskensatz, wenn er mir schriftlich versichert, dass er a) zur definierten Risikogruppe zählt und b) noch nirgendwo einen Maskensatz bezogen hat. Ich bin nicht die Polizei, ich kann weder die Krankheiten kontrollieren, noch den mehrmaligen Bezug unterbinden. Die schriftliche Versicherung gilt als Vertrag, und wer mich betrügt, ist bitteschön selber Schuldiger! Der Rohgewinn ist mir dabei schnurz, ich würde sogar mit Minus rausgehen, um meine Ruhe vor sinnbefreiten Diskussionen zu haben. Aber langsam flaut der Andrang ab, und ich denke, ich werde durchaus ein kleines Plus bei der Nummer einfahren. Das darf ich aber natürlich nicht laut sagen, denn als deutscher Apotheker habe ich von Luft, Liebe und 1x 5min Applaus in 20 Jahren leben zu können… Na egal. Jetzt weiter Masken auseinzeln und einschweißen, und Kopien des Zertifikats drucken… Ist ja bald Weihnachten.
Spahnsinn – wers nicht versteht, übrigends die Mischung aus Spahn und Wahnsinn. Wobei ich mich gerade frage, was beim mischen von Spahn und Apokalypse heraus kommt… Spakokalypse? :-)
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das war KALKÜL vom Bundesministerium , anders kann man das Timing und die gewollte Herbeiführung des Chaos um die Maskenverteilung nicht sehen. Mit keiner anderen Berufsgruppe außer den fleißigen Apothekerlein hätte das geklappt. Aber Spahn weiß schon, wen er erbarmungslos ausnutzen und bei nächster Gelegenheit eiskalt entsorgen kann.
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Und wir singen gemeinsam:
„Das ist Spahnsinn, warum schickt er uns in die Hölle?
(Höllehöllehöllehölle)
Eiskalt lässt er die Patienten erfriern
vor der Apo, die ist jetzt total überlaufen.
(laufenlaufenlaufenlaufen)
Das Regelgeschäft liegt längst schon auf dem Müll!
(Müll, Seuchenmüll)
Weil es der Minister so will –
was für’n Scheiss!“
(Ähnlichkeiten mit Kultschlagern aus den 1980ern sind durchaus beabsichtigt.)
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Als Ehemann einer bayerischen Grundschullehrerin, die innerhalb von drei Tagen ihren Unterricht der nächsten zwei Wochen zweimal spontan unplanen durfte muss ich leider widersprechen. Die Kultusministerien sind leider nicht viel besser – ohne eure Probleme herabwürdigen zu wollen.
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Das trifft es m.E. sehr schön:
https://www.spiegel.de/fotostrecke/cartoon-des-tages-fotostrecke-142907.html#bild-b80f6d80-5c01-40be-a022-0e18085e4ffe
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Chemo Patientin hier… bei „meiner“ Apotheke (D, Kundenkarte) gabs keine Masken mehr, zurückgelegt wird nicht, Apotheken abklappern kommt wegen Kontaktvermeidung nicht in Frage – auch in Anbetracht des Kostenverhältnis, man kann sich die FFP2 ja z.Zt. ganz normal kaufen, 3 Stück kosten kein Vermögen. Den Run auf die Apotheken zu erzeugen war pandemietechnisch doch eigentlich die schlechteste Lösung?! Finde es sehr schade, wie es geregelt wurde.
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Eine kleine Korrektur sei noch angemerkt: Bei der Berechnung der Bezahlung wird nicht der Rezeptumsatz zu Grunde gelegt, sondern die abgebenene Rx-Packungs-Anzahl im III.Quartal 2020 in Bezug zur gesamt in Deutschland abgegebenen Rx-packungsanzahl im III.Quartal 2020.
Damit will man erreichen, dass Apotheken mit vielen (zum Teil sehr „preiswerten“) Rezepten aber einer hohen Anzahl Stammkundschaft mehr Geld bekommt als Apotheken mit wenigen Stammkunden, die aber regelmäßig Hochpreiser-Rx beliefern.
Dieses Vorgehen empfinde ich als leidlich guten Kompromiss.
Davon abgesehen bekommt bei mir jeder die Masken, der mir schriftlich versichert, bezugsberechtigt zu sein und die Masken nirgendwo anders geholt zu haben und noch zu holen. Ich habe echt gestaunt, wen ich so alles als „Stammkunden“ habe. ;-)
—
Und noch eine Anmerkung zur Beschaffung. Im gesamten Jahr 2020 vor dem 15.12. habe ich ca. 600 FFP2-Masken verkauft. Am 10.12. hatte ich ca. 100 Masken im Bestand, also eine Bedarfsabdeckung für ca. 1,5 Monate. Im Angesicht des absehbaren Chaos habe ich am 11.12.2020 ca. 19.000 FFP2-Masken bestellt. Davon angekommen sind 6.000St.; auf die zum 19.12.2020 zugesagte Lieferung von 10.000 Masken warte ich immer noch. Am 15.12. allein habe ich >500 Bezugsberechtigte versorgt, also >1.500 Masken beliefert, und damit mehr als das 2,5-fache des gesamten Vorjahresbedarfs abgegeben. Mit solchen Größen kann man kaum vorausschauend planen, zumal die Bezahlung zu diesem Zeitpunkt noch völlig unklar war. Da die 9.000 Masken des zweiten Herstellers in zwei Schüben geliefert wurden, sah es am Abend des 16.12. etwas knapp aus, aber ich bin niemals „leer gelaufen“. Allerdings, das gebe ich zu, haben wir am 16.12. ab 17.30Uhr die Abgabe auf den nächsten Tag verschoben, da wir mit dem Auseinzeln und Umverpacken der Masken nicht mehr hinterher gekommen sind.
Ich kann aber auch Kollegen verstehen, die es nicht absehen konnten, was der Herr Minister da heraufbeschworen hat, und deswegen (und/oder weil zugesagte Lieferungen einfach nicht ausgeliefert wurden) nicht abgabefähig waren. Bei mir ist die Hälfte der Bestellungen im Nirvana verschwunden! Diese Größenordnungen und den dahinter stehenden Aufwand kann ein Endverbraucher natürlich kaum sehen oder auch nur erahnen.
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Davon angekommen sind 9.000St. – Und damit knapp die Hälfte der Bestellungen. Entschuldigung, vertippt. Die reichen also für 3.000 Berechtigte.
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Und das Theater geht übrigens weiter! Nachdem uns seitens unserer Aufsichtsbehörden seit Februar regelmäßg wiederholend mitgeteilt wurde, dass eine Durchführung von Corona-Tests durch eine Apotheke mit umgehender Betreibsschließung und Enteignung des Inhabers bestraft werden würde (^^)….
…wurde vor 2 Tagen verkündet: Ab sofort dürfen Apotheken Corona-Schnelltests durchführen. Na super. Ich habe kein Hygienekonzept dafür, ich habe keine passende Schutzausrüstung dafür, ich habe keinen geschulten Mitarbeiter dafür (ich habe sowieso keinen Mitarbeiter frei für noch irgendwelche „Zusatzaufgaben“ derzeit), ich habe keine Versicherung für einerseits die Folgen einer Fehldiagnose aber auch andererseits die Folgen einer Körperverletzung bei der Probennahme… Ich habe nicht mal behördlich abgestimmte Frage- und Aufklärungsbögen! Wie soll ich das denn bitte umsetzen?!
Wohlgemerkt, es ist eine „kann“-Regelung, und auf keinen Fall eine „muss“-Regelung.
…und das lokale Gesundheitsamt verkündet seit Montag Nachmittag: Wir machen keine Corona-Schnelltests mehr, dafür sind jetzt die Apotheken zuständig. Ah ja…. ah ja? Bitte?
Der Unmut der testwilligen Menschen landet dann natürlich bei mir, und nicht etwa woanders. Ein großartiges Weihnachtsgeschenk.
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Wird dem Staat/der Kommune wohl zu teuer. Da delegiert man lieber an Apotheken mit „kann“ und lässt die dann alles machen und zahlen.
Irgendwie wieder typisch Deutschland. Unglaublich.
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