
Weil seit dem Bundesratsbeschluss am 3.11. (dass auch mit einem positiven Antikörpertest Zertifikate ausgestellt werden können) bei uns in der Apotheke die Anmeldungen für die Antikörpertests für Covid grad exponentiell ansteigen: hier ein Update zu den Antikörpertests und was sie bringen.
Wer soll / kann einen Antikörpertest Coronavirus machen? Der Test ist für alle Personen geeignet, die wissen möchten, ob sie sich in den letzten Monaten mit dem neuen Coronavirus (Sars-CoV-2) angesteckt haben und nun Antikörper gebildet haben. pharmaSuisse empfiehlt die Durchführung ab einem Alter von 16 Jahren. Gerade wer typische Krankheitssymptome bemerkt hat oder in Kontakt mit einer infizierten Person stand, erhält bei einem positivem Resultat Gewissheit, ob eine Ansteckung stattgefunden hat und Antikörper gegen das Coronavirus gebildet wurden.
Wer erhält ein Zertifikat – und was bringt es? Bei einem positivem Befund wird ab dem 16.11.21 ein Zertifikat ausgestellt, welches ab Testdatum 90 Tage gültig sein wird, dies aber nur in der Schweiz. Es kommen hierfür nur Tests in Frage, die ab dem 16.11. gemacht werden. Zertifikate werden nicht rückwirkend ausgestellt. Nach 90 Tagen (bzw. bei Bedarf jederzeit) kann ein neuer Test gemacht werden. Das Zertifikat kann direkt in die Covid-Cert-App geladen werden (falls vorhanden) und man bekommt einen Nachweis zum Ausdrucken per mail. Das Zertifikat kann zum Nachweis, dass man Genesen ist verwendet werden.
Wann kann man den Antikörpertest Coronaviurs machen? Der Test kann frühestens 3 Wochen nach Auftreten von akuten Symptomen gemäss BAG-Beprobungskriterien oder 30 Tage nach Kontakt mit einer infizierten Person durchgeführt werden.
Wann kann man den Antikörpertest nicht machen? Wenn man akut Symptome hat! Oder es zu wenig lange her ist seit einer möglichen Infektion. Auch zu überlegen: Wenn es (viel) länger als 6 Monate her ist kann es sein, dass der Test nicht mehr angibt.
Was weist der Antikörpertest Coronavirus nach? Ziel ist eine aussagekräftigere Testung, auch bei Personen ohne typische Covid-19-Symptome (niedrige Vortestwahrscheinlichkeit). Er beinhaltet folgende Schritte mit dem Kapillarblut: Schritt 1: Bestimmung der Gesamtimmunglobuline gegen das Nucleocapsid-Protein (Elecsys®, ECLIA-Test). Schritt 2 (bei positivem oder unklarem Resultat): Bestimmung selektiver Antikörper gegen das Spike-Protein (Euroimmun, ELISA-Test); zuerst Test auf IgG, falls negativ Test auf IgA (IgG kann negativ sein, obwohl eine IgA-Immunantwort nachweisbar ist). Also mit weniger Fachausdrücken: Man testet erst allgemein ob Antikörper auf ein Kapselprotein das das Coronavirus hat vorhanden sind. Falls das so ist (oder das Resultat unklar ist), werden spezifische Antikörper gegen das Spike-Protein der Virushülle mittels noch genauerem Test gesucht, erst die IgG (langanhaltende) und falls die negativ sind auch noch auf igA. Das Ergebnis ist zu 99% zuverlässig! Inzwischen kann man auch unterscheiden, ob die Antikörper auf die Impfung oder auf die Infektion gebildet wurden.
Was bedeutet ein positives oder negatives Resultat? Ein positives Resultat eines Antikörpertests Coronavirus bedeutet, dass in der Vergangenheit eine Infektion mit SARS-CoV-2 stattgefunden hat und das Immunsystem spezifische Antikörper dagegen gebildet hat, die im Blut gemessen werden können. Ein negatives Resultat bedeutet nicht unbedingt, dass kein Kontakt mit dem Virus stattgefunden hat. Besonders bei Ansteckungen ohne Symptome sind oftmals bereits nach wenigen Monaten keine Antikörper mehr nachweisbar. Weitere Informationen zu den Resultaten findet man im «Informationsblatt für Kunden». In beiden Fällen ist eine künftige Ansteckung nicht ausgeschlossen und die Schutzmassnahmen wie z.B. Händehygiene und Abstand halten müssen unbedingt weiterhin befolgt werden.
Wie lange nach einer vermuteten Infektion oder Kontakt mit positiver Person macht der Test Sinn? Angegeben wird nur ein Minimalabstand nach vermuteter Infektion, aber sonst wird keine konkrete Zeitphase angegeben, weil das wissenschaftlich noch nicht geklärt ist. Man rechnet momentan mit etwa 3-5 Monaten, wobei gewisse Studien auch eine längere Nachweisfrist belegen konnten. Aber wenn man (wie bei mir) vor über 6 Monaten eine Phase hatte, wo ein PCR Test in der Zeit negativ gewesen ist, macht der Test wenig Sinn.
Was kostet der Test? Oder gibt es den auch gratis? Auch weiterhin wird der Antikörpertest von der Krankenkasse nicht übernommen. Die Kosten trägt die getestete Person selber. Der Bestätigungstest (Kontrolle ob Antikörper vorhanden, egal ob auf Impfung oder auf durchgemachte Krankheit) kostet 81 Franken. Inklusive Ausstellung des Zertifikates. Ein Abklärungstest (der unterscheidet ob Antikörper gebildet wurden auf die Impfung oder die Krankheit) kostet 89 Franken. Die Impfung gibt es übrigens gratis.
Wie geht der Test in der Apotheke? Testende Apotheken in der Schweiz finden sich auf der Seite https://www.ihre-apotheke.ch/de/2113/Corona-Tests.htm. Achtung: Unbedingt den richtigen Test aussuchen: Die Antikörpertests (auf der Seite sind alle aufgeführt). Für die Antikörpertests braucht es meist keine Voranmeldung. Gegen Wochenende sind sie eher schlecht machbar (wegen dem nötigen zeitnahen Postversand der Proben). Im Beratungsraum wird erst ein Triagefragebogen ausgefüllt und der Patient informiert. Es braucht die Krankenkassenkarte (zum Nachweis der Identität und eingeben in die Verbindungsapp zum Labor) und ein Smartphone (um den Bestätigungscode des Labors per SMS zu empfangen). Die Personendaten werden aufgenommen – mit der email an die das Resultat geschickt wird. Die Blutentnahme erfolgt am Finger. Für den Test braucht es 250 microliter, was etwa 5-10 Tropfen Blut entspricht. Inzwischen kann ich das mit einmal stechen, aber das ist schon einiges mehr als ein Blutzuckertest benötigt. Das Probenröhrchen wird mit den Patientendaten gekoppelt. In der Apotheke wird der Test bezahlt. Das Proberöhrchen wird bis zum Versand im Kühlschrank gelagert. Etwa 4 Tage nach dem Test erhält man das Ergebnis via E-Mail mit einem Link auf ein gesichertes Internetportal. Darauf ist das Resultat während 30 Tagen via personalisiertem Link und Freischaltcode per SMS einsehbar. Die Apotheke hat übrigens keine Einsicht auf das Ergebnis – ausser die Testperson gibt das ausdrücklich für sie frei. Deshalb weiss ich auch bei denen, die wir getestet haben nicht, wie das Ergebnis war.
Das Zertifikat nach einem Antikörper-Test ist ein Entgegenkommen an die (noch) nicht Geimpften. Bisher galt man nur als „Genesen“ wenn man einen positiven PCR Test vorweisen konnte. Alle, die nur einen Antigentest oder gar Selbst-Test hatten können sich den Status nun offiziell machen. Wenn man nun aber durch ein negatives Testresultat enttäuscht wird, sollte dies doch auch ein Argument für eine Covid-Impfung sein.
Ganz wichtig: Aufgrund eines positiven Antikörpertests kann keine Aussage über Schutzdauer und Immunität gemacht werden! Hier spielen zuviele Faktoren eine Rolle, dass weder Behörden noch Wissenschaft Aussagen hierzu machen können/wollen. So wurde seitens BAG auch verzichtet, einen bestimmten Antikörpertiter als Cut-off für ein Zertifikat zu definieren. Der Antikörpertest ist explizit nicht dazu vorgesehen, einen Entscheid für oder gegen eine Auffrischimpfung zu beeinflussen. Hierzu sollen einzig die Empfehlungen des BAG und der EKIF beigezogen werden.
Von dieser Möglichkeit bin ich nur mässig begeistert.
Es scheint Leute anzusprechen, die sich vor einer Impfung irgendwie fürchten – und 81 Franken für einen Test, der keine konkrete und dringliche medizinische Fragestellung löst, wäre mir persönlich zu viel…
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@ turtle of doom:
Es ist ein Entgegenkommen seitens der Regierung, damit das Stimmvolk nicht am 28.11. die Zertifikate bachab schickt. Ein typisch Schweizerischer Kompromiss eben.
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…du… ich glaube, ich habe Politik noch nie verstanden… bitte geh schonend mit mir um…
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Jau.
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Das spricht sogar ziemlich sicher Leute an, die sich (aus welchen Gründen auch immer) nicht geimpft haben. Und auch mit dem Zertifikat … das hat irgendwie keine feste Aussagekraft und kaum Auswirkungen. Auch wenn man schon mal Covid gehabt hat – man kann das durchaus mehrmals bekommen, auch schwerer als beim ersten Mal.
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„Auch wenn man schon mal Covid gehabt hat – man kann das durchaus mehrmals bekommen, auch schwerer als beim ersten Mal.“
Das ist allerdings extrem unwahrscheinlich.
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Okay – das habe ich wahrscheinlich von einem Fallbeispiel im Netz (schlechte Quelle und nicht verallgemeinerbar). Trotzdem – da hatte es zumindest einer 3 Mal. Wahrscheinlich verschiedene Virusvarianten. Das letzte Mal war sehr schwer.
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Darf man den Test jederzeit machen? Kann man den Test auch als geimpfte Person machen?
Bei beiden Fragen natürlich unabhängig vom Zertifikat, einfach aus Neugier.
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Darf man den Test jederzeit machen? – Ja, zu den Zeiten zu der die Apotheke das anbietet und man keine akuten Symptome hat (!).
Kann man den Test auch als geimpfte Person machen? – Ja. Es gibt den Abklärungstest, der unterscheiden kann zwischen AK auf Impfung und AK auf Infektion. Es gibt dann auch an wie hoch, allerdings nicht, ob/was das für einen Einfluss hat auf die Chance sich (wieder) zu infizieren, weil man das einfach (noch) nicht weiss.
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„Inzwischen kann man auch unterscheiden, ob die Antikörper auf die Impfung oder auf die Infektion gebildet wurden.“
Wie das denn? Das würde mich jetzt wirklich mal interessieren!
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Wenn die Impfung entweder aus Spike-Proteinen besteht (oder zur Bildung von Spike-Proteinen führt), bildet der Körper nur Antikörper gegen Spike-Proteine.
Bei einer Infektion hingegen bilden sich auch Antikörper gegen Nukleokapsid-Proteine.
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