Testen oder nicht testen, das ist hier die Frage

In der Apotheke empfehlen wir den Leuten, die mit Beschwerden kommen zu testen. Wir folgen dabei den Empfehlungen des BAG, die sich (was das angeht) nicht geändert haben seit Beginn 2020:

Soll ich mich bei Symptomen sofort testen lassen? Lassen Sie sich sofort testen, wenn Sie Krankheitssymptome des Coronavirus haben. Tun Sie dies auch, wenn Sie vollständig geimpft sind oder wenn Sie nur leichte oder einzelne Symptome haben. Lassen Sie sich bei Symptomen vorzugsweise mit einem PCR-Test testen. Lassen Sie sich auch testen, wenn der Verdacht auf eine Ansteckung besteht (z.B. nach persönlichem Kontakt mit einer infizierten Person oder nachdem Sie eine Meldung der SwissCovid App erhalten haben).

Die Symptome dazu haben sich etwas verändert: ausser Husten, Fieber, Halsschmerzen, Gliederschmerzen sind mehr dazugekommen: Geruchs- und Geschmacksverlust, Schnupfen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-beschwerden und Hautausschläge. Das Problem dabei ist, dass auch andere Krankheiten und Beschwerden das machen können. Die ganzen normalen Erkältungsviren, Heuschnupfen, Lebensmittelvergiftung und Noroviren, Allergien, Migräne. Dennoch: es ist wichtig zu wissen, ob es das neue Coronavirus ist, deshalb sollte bei Beschwerden getestet werden – und sich isoliert bis zum Ergebnis. Und länger, falls das Ergebnis positiv ausfallen sollte.

Anfangs hat das auch ganz gut geklappt. Dadurch, dass man sich isolierte wurden auch alle anderen übertragbaren Krankheiten seltener. Inzwischen hat man mit den Lockerungen jedoch spätestens seit Sommer letzten Jahres das Problem, dass es jetzt wieder so ziemlich alles andere sein kann (und oft ist). Ergebnis: eine gewisse (in der Apotheke gut spürbare) allgemeine Testunwilligkeit. „Ich hab zwar Husten, aber das ist sicher nicht Covid, meine Kollegen mit Husten hatten alle einen negativen Test.“ „Nein, ich will nicht testen, das ist sicher nicht Covid, bisher war es immer negativ.“ Und auch das: „Ich habe einen Selbsttest gemacht, der war negativ.“

Ja, die Selbsttests. Hier zu Beginn noch von der Krankenkasse übernommen sind sie nicht mehr Teil der Teststrategie – und sie sollten sowieso nur eingesetzt werden wenn man keine (!) Beschwerden hat, aber vor einem (privaten) Anlass mit mehren Leuten sicher sein wollte, dass man es nicht (trotzdem) hat und möglicherweise ansteckend ist. Die Beschaffung der Tests war seit Anfang ein logistisches Problem. Anfangs war nur der Selbsttest der Roche zugelassen, der aus Grosspackungen in kleinere umgepackt werden musste (alles dokumentiert natürlich). Inzwischen gibt es mehrer Tests mit Zulassung, aber häufig sind sie nicht lieferbar, oder nur in einer Form (5er oder 1er).

Immer noch gerne verwechselt werden die Selbsttests mit den Schnelltests. Die Antigen-Schnelltests werden von verschiedenen Anbietern durchgeführt (Labors, Kliniken, Ärzte und auch Apotheken). Sie können mit und ohne Symptome gemacht werden. Die Probenentnahme erfolgt ähnlich wie beim PCR Test an der hinteren Nasenwand durch eine Fachperson, grundsätzlich verwenden sie aber dieselben Tests wie beim Selbsttest. Sie sind weniger empfindlich als PCR Tests und geben schneller ein Ergebnis (innert 15 Minuten). Anfangs ebenfalls übernommen vom Bund, dann nicht mehr, inzwischen aber wieder (ausser man braucht das für eine Reise) – haben wir dafür wieder häufiger Nachfragen in der Apotheke. Das Problem bei denen hier ist aber: Es gibt zwar eine Vielzahl der Anbieter aber man muss sich bei den meisten zwingend anmelden dafür (telefonisch oder online einen Termin machen), kann man sie bei manchen nur ohne Symptome machen, einige machen das nur bei ihren bestehenden Patienten (v.a. Ärzte) und anscheinend gibt es da einen Wildwuchs, dass Anbieter an ungeeigneten Orten, ohne Fachkräfte und ohne offizielle Zulassung Tests anbieten und Zertifikate ausstellen.

Selbst- und auch Schnelltests waren im letzten Monat immer mal wieder in der Presse. Meist ging es darum, dass sie nicht so sicher sind, wie gewünscht. Das ist hochgradig unschön – auch wenn die Teststrategie in der CH hauptsächlich auf PCR Tests beruht – da sind wirklich Tests im Handel und Gebrauch, die bei „nur“ hoher Viruslast in weniger als 10% der Fälle positiv angeben. Bei sehr hoher Viruslast sieht es besser aus … und die Zulassungstests betreffend Sensitivität und Spezifität haben sie auch bestanden. Dennoch, von „sicher sein“, dass man niemanden ansteckt, weil man ja negativ getestet ist, kann hier keine Rede mehr sein. Gerade bei symptomfreien Leuten dürften sie schlecht angeben. Dazu kommt auch noch, dass die Tests auf Omicron anscheinend nicht so gut ansprechen und dass diese Tests im vorderen Nasenbereich gemacht werden, bei Omicron ist es besser den Test im hinteren Nasenbereich plus zusätzlich noch im Rachen zu machen.

Wen es interessiert: Hier finden sich die Testergebnisse: https://www.spektrum.de/news/welche-corona-schnelltests-sind-zuverlaessig/1954489 . Darunter sind Schnell- und Selbsttests.
Auf der Seite des BAG über Fachinformationen über die Covid-19 Testung finden sich die Listen der zugelassenen Tests.

Wie gesagt, finden sich hier auch die von uns in der Apotheke vertriebenen. Die sind alle von der swissmedic zugelassen und auf der Liste des BAG. Der Test der Roche den wir zu Beginn exklusiv hatten, hat bei sehr hoher Viruslast 89% entdeckt und bei hoher Viruslast immerhin noch 30%. Der Flowflex Test, den wir danach bekamen (der auch im Aldi und Co erhältlich war) und den wir immer noch verkaufen, entdeckt bei sehr hoher Viruslast 94% aber bei hoher Viruslast grad noch 4% (!). Der Genrui Test, den man ab- und zu bekommt, entdeckt bei sehr hoher Viruslast 94% und bei hoher Viruslast 57% richtig.

Alle Selbst-Tests in der Schweiz sind Nasen-abstrichs-Tests für den vorderen Nasenteil. Theoretisch könnte man mit einer korrekten Abnahme an der hinteren Nasenwand und im Rachen bessere Testergebnisse erzielen. Und noch besser wäre es, wenn man an mehren Tagen hintereinander testet, damit man das Sichtbarkeitsfenster nicht verpasst. Optimal aber (und empfohlen) ist aber sowieso bei Verdacht (Symptome oder Kontakt) den nochmal deutlich besseren PCR Test machen zu gehen.

Oder?

Wir befinden uns aktuell mitten in der Omicron-Welle. Sie wird von der Politik praktisch ungehindert durchrauschen gelassen. Bestehende Einschränkungen werden zwar nicht aufgehoben, aber auch keine neuen implementiert. Omicron ist ansteckender noch als Delta und kann auch genesene, geimpfte und geboosterte treffen. Omicron wird zudem als vergleichsweise „mild“ verkauft und das, obwohl noch nicht klar ist, ob das wirklich stimmt. In Südafrika steigen verzögert nach der Welle die Sterberaten wegen Covid stark an, in den UK dasselbe. Long-Covid-Fälle sind in der Schweiz und in Deutschland immer noch kein offizielles Thema (kann man auch nirgends melden?). Daneben verkürzen sie dann auch noch die Quarantäne- und Isolationsdauer auf 5 Tage und wenn man dann 48 Stunden Symptomfrei ist, darf man raus (auch wenn es Zahlen gibt, die zeigen, dass dann noch jeder 3. ansteckend ist). Die Spitäler klagen zwar wegen der Einweisungen … aber das haben sie ja schon immer, oder? (Sorry an die Betroffenen). Vordergründig herrscht Normalität, der ÖV transportiert, Flugzeuge fliegen in ferne Länder, Läden und Restaurants haben offen, die Skigebiete verzeichnen Rekordbesucherzahlen …. Und daneben steigen und steigen die Zahlen der Covid Infizierten. Aktuell sind wir bei über 30’000 Neuinfektionen pro Tag, Tendenz weiter stark steigend – aber wahrscheinlich nicht für länger richtig darstellbar, denn: Die Testkapazitäten sind ausgeschöpft!

So sagte denn Gesundheitsminister Alain Berset in der letzten Medienansprache (Quelle 20 Minuten) am Freitag dies: Man muss sich fragen, wie sinnvoll Testen noch ist. Bei 100’000 Tests pro Tag sind die Testkapazitäten der Schweiz ausgeschöpft. (Haben wir jetzt!). Wegen der hohen Ansteckungsrate von Omicron muss sich das Testregime ändern (das Testen verliert an Bedeutung, auch weil/wenn es 3-4 Tage geht, bis man das Ergebnis bekommt). Ausserdem: Tests schützen niemanden (Ja, die Tests selber nicht, aber wenn man auf das Wissen, dass positiv richtig handelt, dann schon). Er begreife es deshalb, wenn zum Beispiel die Kantone in den Schulen das Testen einstellen würden (Grrr!)

Soll ich da den Leuten in der Apotheke mit Symptomen weiter empfehlen testen zu gehen? Oder appelliere ich an die Eigenverantwortung, dass sie sich zumindest isolieren, also so verhalten, als seien sie infiziert? Für (mindestens) 5 Tage und bis sie 48 Stunden Symptomfrei sind. Was sagen die Arbeitgeber dazu? (Nein, ich bin überhaupt nicht dafür, Leute krank arbeiten zu lassen).

Bis jetzt hat das mit der Eigenverantwortung und dem appellieren an die Vernunft der Leute nicht sehr gut funktioniert (finde ich). Und meine Eltern (beides Risikopersonen und geboostert), denen ich meine Sicht auf die Dinge erzähle, gehen momentan aus Vorsicht nicht mal mehr aus dem Haus. Sie fühlen sich absolut nicht mehr geschützt da draussen. Ich selber (geboostert) arbeite jetzt mit FFP2 Maske – und hoffe, dass die Omicron Welle vorbei geht. Hoffentlich bald.

Kein Spucktest

„Was halten sie davon?“ – der junge Mann in der Apotheke hält meiner Kollegin etwas unter die (bemaskete) Nase.

Das Etwas ist ein Selbsttest.

Der Test hat einen Strich drauf, sieht also negativ aus, aber …

„Meine Freundin hat den gemacht. Sie hat Halsschmerzen.“

„Oh – wenn sie Symptome hat, soll sie besser einen PCR Test machen gehen. Selbsttests sind häufiger falsch-negativ, vor allem wenn sie nicht korrekt gemacht werden.“

„Ja – da bin ich auch nicht ganz sicher, sie hat draufgespuckt.“

„Sie hat was??“

Jawohl, die Freundin hat offenbar das Anleitung-lesen übersprungen und hat statt Nasenabstrich mit Stäbchen und vorbereiten der Testlösung grad auf das Probenfeld gespuckt. Erstaunlicherweise hat es (trotzdem) einen C-(Kontroll-)Streifen gegeben. Das ist kein sogenannter Spuck-test!

Wenigstens liess sich der Freund überzeugen, dass es mit falscher Technik auch kein brauchbares Resultat geben kann. Da ist er besser als zum Beispiel der ehemalige Präsident von Tanzania, der – nachdem das Testresultat seiner Probe, die aus Papaya-Saft bestand, positiv zurückkam – lieber den Schluss gezogen hat, dass die ganzen Tests falsch sind und es kein Covid gibt. (Der Herr ist übrigens an der für ihn nicht existierenden Krankheit gestorben). Das war wohl ein PCR Test und nicht ein Antigen-Test, aber auch die vertragen zum Beispiel keine Säuren (deshalb testet Cola positiv) und man sollte sie nicht nach 30 Minuten ablesen, da manche Tests beim länger liegenlassen falsch positiv anzeigen können.

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Die Nachfrage nach Selbsttests hat in der Apotheke (in Deutschland Wohnzimmertests) genannt aprupt nachgelassen, sobald sie nicht mehr übernommen wurden und man dafür zahlen musste. Es gab sie dann auch günstiger im Discounter, weshalb wir kaum noch welche gebraucht haben. Seit letztem Donnerstag nimmt der Absatz wieder zu – trotz Preis. Momentan muss ich wieder die teureren bestellen, da alles andere nicht mehr lieferbar ist.

Antikörpertests – Update

Weil seit dem Bundesratsbeschluss am 3.11. (dass auch mit einem positiven Antikörpertest Zertifikate ausgestellt werden können) bei uns in der Apotheke die Anmeldungen für die Antikörpertests für Covid grad exponentiell ansteigen: hier ein Update zu den Antikörpertests und was sie bringen.

Wer soll / kann einen Antikörpertest Coronavirus machen? Der Test ist für alle Personen geeignet, die wissen möchten, ob sie sich in den letzten Monaten mit dem neuen Coronavirus (Sars-CoV-2) angesteckt haben und nun Antikörper gebildet haben. pharmaSuisse empfiehlt die Durchführung ab einem Alter von 16 Jahren. Gerade wer typische Krankheitssymptome bemerkt hat oder in Kontakt mit einer infizierten Person stand, erhält bei einem positivem Resultat Gewissheit, ob eine Ansteckung stattgefunden hat und Antikörper gegen das Coronavirus gebildet wurden.

Wer erhält ein Zertifikat – und was bringt es? Bei einem positivem Befund wird ab dem 16.11.21 ein Zertifikat ausgestellt, welches ab Testdatum 90 Tage gültig sein wird, dies aber nur in der Schweiz. Es kommen hierfür nur Tests in Frage, die ab dem 16.11. gemacht werden. Zertifikate werden nicht rückwirkend ausgestellt. Nach 90 Tagen (bzw. bei Bedarf jederzeit) kann ein neuer Test gemacht werden. Das Zertifikat kann direkt in die Covid-Cert-App geladen werden (falls vorhanden) und man bekommt einen Nachweis zum Ausdrucken per mail. Das Zertifikat kann zum Nachweis, dass man Genesen ist verwendet werden.

Wann kann man den Antikörpertest Coronaviurs machen? Der Test kann frühestens 3 Wochen nach Auftreten von akuten Symptomen gemäss BAG-Beprobungskriterien oder 30 Tage nach Kontakt mit einer infizierten Person durchgeführt werden.

Wann kann man den Antikörpertest nicht machen? Wenn man akut Symptome hat! Oder es zu wenig lange her ist seit einer möglichen Infektion. Auch zu überlegen: Wenn es (viel) länger als 6 Monate her ist kann es sein, dass der Test nicht mehr angibt.

Was weist der Antikörpertest Coronavirus nach? Ziel ist eine aussagekräftigere Testung, auch bei Personen ohne typische Covid-19-Symptome (niedrige Vortestwahrscheinlichkeit). Er beinhaltet folgende Schritte mit dem Kapillarblut: Schritt 1: Bestimmung der Gesamtimmunglobuline gegen das Nucleocapsid-Protein (Elecsys®, ECLIA-Test). Schritt 2 (bei positivem oder unklarem Resultat): Bestimmung selektiver Antikörper gegen das Spike-Protein (Euroimmun, ELISA-Test); zuerst Test auf IgG, falls negativ Test auf IgA (IgG kann negativ sein, obwohl eine IgA-Immunantwort nachweisbar ist). Also mit weniger Fachausdrücken: Man testet erst allgemein ob Antikörper auf ein Kapselprotein das das Coronavirus hat vorhanden sind. Falls das so ist (oder das Resultat unklar ist), werden spezifische Antikörper gegen das Spike-Protein der Virushülle mittels noch genauerem Test gesucht, erst die IgG (langanhaltende) und falls die negativ sind auch noch auf igA. Das Ergebnis ist zu 99% zuverlässig! Inzwischen kann man auch unterscheiden, ob die Antikörper auf die Impfung oder auf die Infektion gebildet wurden.

Was bedeutet ein positives oder negatives Resultat? Ein positives Resultat eines Antikörpertests Coronavirus bedeutet, dass in der Vergangenheit eine Infektion mit SARS-CoV-2 stattgefunden hat und das Immunsystem spezifische Antikörper dagegen gebildet hat, die im Blut gemessen werden können. Ein negatives Resultat bedeutet nicht unbedingt, dass kein Kontakt mit dem Virus stattgefunden hat. Besonders bei Ansteckungen ohne Symptome sind oftmals bereits nach wenigen Monaten keine Antikörper mehr nachweisbar. Weitere Informationen zu den Resultaten findet man im «Informationsblatt für Kunden». In beiden Fällen ist eine künftige Ansteckung nicht ausgeschlossen und die Schutzmassnahmen wie z.B. Händehygiene und Abstand halten müssen unbedingt weiterhin befolgt werden.

Wie lange nach einer vermuteten Infektion oder Kontakt mit positiver Person macht der Test Sinn? Angegeben wird nur ein Minimalabstand nach vermuteter Infektion, aber sonst wird keine konkrete Zeitphase angegeben, weil das wissenschaftlich noch nicht geklärt ist. Man rechnet momentan mit etwa 3-5 Monaten, wobei gewisse Studien auch eine längere Nachweisfrist belegen konnten. Aber wenn man (wie bei mir) vor über 6 Monaten eine Phase hatte, wo ein PCR Test in der Zeit negativ gewesen ist, macht der Test wenig Sinn.

Was kostet der Test? Oder gibt es den auch gratis? Auch weiterhin wird der Antikörpertest von der Krankenkasse nicht übernommen. Die Kosten trägt die getestete Person selber. Der Bestätigungstest (Kontrolle ob Antikörper vorhanden, egal ob auf Impfung oder auf durchgemachte Krankheit) kostet 81 Franken. Inklusive Ausstellung des Zertifikates. Ein Abklärungstest (der unterscheidet ob Antikörper gebildet wurden auf die Impfung oder die Krankheit) kostet 89 Franken. Die Impfung gibt es übrigens gratis.

Wie geht der Test in der Apotheke? Testende Apotheken in der Schweiz finden sich auf der Seite https://www.ihre-apotheke.ch/de/2113/Corona-Tests.htm. Achtung: Unbedingt den richtigen Test aussuchen: Die Antikörpertests (auf der Seite sind alle aufgeführt). Für die Antikörpertests braucht es meist keine Voranmeldung. Gegen Wochenende sind sie eher schlecht machbar (wegen dem nötigen zeitnahen Postversand der Proben). Im Beratungsraum wird erst ein Triagefragebogen ausgefüllt und der Patient informiert. Es braucht die Krankenkassenkarte (zum Nachweis der Identität und eingeben in die Verbindungsapp zum Labor) und ein Smartphone (um den Bestätigungscode des Labors per SMS zu empfangen). Die Personendaten werden aufgenommen – mit der email an die das Resultat geschickt wird. Die Blutentnahme erfolgt am Finger. Für den Test braucht es 250 microliter, was etwa 5-10 Tropfen Blut entspricht. Inzwischen kann ich das mit einmal stechen, aber das ist schon einiges mehr als ein Blutzuckertest benötigt. Das Probenröhrchen wird mit den Patientendaten gekoppelt. In der Apotheke wird der Test bezahlt. Das Proberöhrchen wird bis zum Versand im Kühlschrank gelagert. Etwa 4 Tage nach dem Test erhält man das Ergebnis via E-Mail mit einem Link auf ein gesichertes Internetportal. Darauf ist das Resultat während 30 Tagen via personalisiertem Link und Freischaltcode per SMS einsehbar. Die Apotheke hat übrigens keine Einsicht auf das Ergebnis – ausser die Testperson gibt das ausdrücklich für sie frei. Deshalb weiss ich auch bei denen, die wir getestet haben nicht, wie das Ergebnis war.

Das Zertifikat nach einem Antikörper-Test ist ein Entgegenkommen an die (noch) nicht Geimpften. Bisher galt man nur als „Genesen“ wenn man einen positiven PCR Test vorweisen konnte. Alle, die nur einen Antigentest oder gar Selbst-Test hatten können sich den Status nun offiziell machen. Wenn man nun aber durch ein negatives Testresultat enttäuscht wird, sollte dies doch auch ein Argument für eine Covid-Impfung sein.

Ganz wichtig: Aufgrund eines positiven Antikörpertests kann keine Aussage über Schutzdauer und Immunität gemacht werden! Hier spielen zuviele Faktoren eine Rolle, dass weder Behörden noch Wissenschaft Aussagen hierzu machen können/wollen. So wurde seitens BAG auch verzichtet, einen bestimmten Antikörpertiter als Cut-off für ein Zertifikat zu definieren. Der Antikörpertest ist explizit nicht dazu vorgesehen, einen Entscheid für oder gegen eine Auffrischimpfung zu beeinflussen. Hierzu sollen einzig die Empfehlungen des BAG und der EKIF beigezogen werden.

Test, Test, Test … Covid-Test in der Apotheke?

Seit dem 2. November dürfen die Apotheken Covid-Tests machen in der Schweiz. Wir sind eine Apotheke … aber machen wir das? Aktuell nein.

Der Apothekerverband hatte die Testmöglichkeiten schon länger im Visier und arbeitete darauf hin. Allerdings (und das ist hier etwas verwirrend) erst mal für die Antikörpertests auf Covid – also den Nachweis einer vergangenen Infektion. Die Haltung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) gegenüber den Antikörpertests ist, dass diese derzeit aufgrund der begrenzten Aussagekraft zur Immunität nicht empfohlen, sind. In der Bevölkerung besteht jedoch ein Interesse und von Seiten der Behörden könnte es sein, dass das Interessant wird, sobald ein Impfstoff verfügbar ist. In 4 Apotheken wurde die geplante Dienstleistung getestet – und sie entspricht den Qualitätsanforderungen und kann im Rahmen der geltenden Gesetze durchgeführt werden. Das gibt es immer noch (in den Pilotapotheken dafür), weitere werden in Zukunft folgen.

Aber was am 2. November von der BAG „freigegeben“ wurde sind die Antigentests auf Covid. Das kam eher kurzfristig. Die Antigen-Schnelltests für den direkten Nachweis von akuten Infektionen mit Sars-CoV-2 reagieren qualitativ auf spezifische Virusproteine und liefern normalerweise innert 30 Minuten ein Ergebnis. Dafür wird ähnlich wie beim PCR-Test ein Abstrich an der hinteren Nasenwand genommen. Die Sensitivität/Spezifität ist allerdings tiefer als beim PCR-Test. Der Vorteil der Antigen-Schnelltests gegenüber den PCR-Tests ist neben der Nachweisgeschwindigkeit der tiefere Preis und die Unabhängigkeit von teuren Laborgeräten. Grundsätzlich wäre eine Durchführung solcher Tests in Apotheken eine ideale Möglichkeit zur Ausweitung der Testkapazitäten und Entlastung von Spitälern, Arztpraxen und Testcentern … die Durchführung musste bisher aber in einem mikrobiologischen Labor mit einer Bewilligung von Swissmedic erfolgen. Eben das hat die BAG jetzt für die Apotheken aufgehoben.

Das hat dann (1-2 Wochen vorher) eine Reihe von Aktivitäten zur Organisation ausgelöst, dazu gehören Koordination mit Softwareanbietern und BAG wegen Meldesystem, Koordination wegen Bevorratung mit Test-Kits, Erarbeiten von Musterdokumenten (angepasstes Schutzkonzept, Prozessdokumente, Triagefragebogen), Organisation von Weiterbildung für die praktische Schulung des Nasen-Rachen-Abstrichs, Abklärungen bezüglich Rahmenbedingungen inklusive Abgeltung …

Dadurch wussten wir dann bald, wann die Schnelltests empfohlen sind / gemacht werden:

Personen mit Symptomen, die folgende Kriterien erfüllen

  • Symptombeginn vor weniger als 4 Tagen (Test möglichst rasch nach Symptombeginn)
  • UND: Nicht zu den besonders gefährdeten Personen gehörend
  • UND: Nicht im Gesundheitswesen mit direktem Patientenkontakt arbeitend
  • UND: Ambulante Behandlung

Personen ohne Symptome, die potentiell SARS-CoV-2 ausgesetzt waren:

  • Meldung einer Begegnung mit einem COVID-19 Fall durch die SwissCovid App. Ein einziger Test sollte frühestens ab dem 5. Tag nach Kontakt erfolgen ODER
  • Im Rahmen einer Ausbruchsuntersuchung und -kontrolle (ärztlich angeordnet)

Ein negatives Testergebnis bei symptomlosen Personen hat keine Auswirkung auf die Dauer der Quarantäne (!)

Dann kamen nach und nach die Gesundheitsdienste der Kantone, die vorgaben, was die Bedingungen für die Apotheke sind, damit man die Tests machen darf. Denn: Ich muss nicht nur mich selber als testende Person schützen (mit Schutzausrüstung wie Einmal-Anzug, Handschuhen, FFP-Maske, Brille und ev. Gesichtsvisier) sondern auch die Patienten, die normal in die Apotheke kommen. Man sollte hier im Hinterkopf behalten, dass diejenigen die wir testen sollen wahrscheinlich Covid haben. Das bedeutet, dass man sie beim warten und testen von den anderen Patienten (in der Apotheke viele Risikopatienten) trennt. Dafür braucht es einen zweiten Eingang zur Apotheke (nur für das) und ein Testraum, der nach jedem Patient gut desinfiziert werden kann. Und einen ausgebildeten Apotheker (oder auch Pharmaassistentin unter Aufsicht), die während der Testzeit dann nicht für etwas anderes (wie Rezeptkontrolle) gebraucht werden können. Multitasking geht da nicht.

So – daran scheitert es bei uns. Zu wenig Personal und kein zweiter Eingang. Darum machen wir das nicht, auch wenn das Interesse der Bevölkerung sicher vorhanden ist. Noch etwas hält mich davon ab das anders zu organisieren (zum Beispiel mit einem Raum ausserhalb der Apotheke und der Organisation von zusätzlichem Personal): die Abgeltung der Tests. In der Apotheke (wie auch beim Arzt etc.) muss abgeklärt werden, ob der Patient unter die vorgegebenen Kriterien fällt (dann ist der Test für sie gratis, ansonsten müssen sie zahlen), dann der Test durchgeführt und der Patient über das Ergebnis orientiert. Dafür bekommen wir CHF 57.50. Der Arzt bekommt dafür übrigens etwa 82 Franken, denn er darf zusätzlich noch ein Beratungshonorar (nach Tarmed) verlangen. Offenbar ist das BAG der Meinung, dass wir Apotheker den Patienten wohl das Ergebnis des Tests mitteilen können, aber ihnen nicht sagen, was das jetzt genau bedeutet für sie, respektive, was sie zu tun haben damit. Das Beratungsgespräch zum Test ist also in Apotheken faktisch gratis. Und das weiss ich auch ohne selber zu testen: das gibt IMMER Diskussionen und Beratungsbedarf.

Wer wissen will, welche Apotheken die Antigentests auf Covid durchführen, findet die Liste hier auf der Seite Ihre-Apotheke.ch

Um die ganze Sache noch etwas zu verkomplizieren gibt es noch eine weitere Art Test, die Von Reiseveranstaltern angeboten werden. Sie geben den Kunden Testkits mit nach Hause, nach denen sie den Nasenabstrich selber machen und das Teststäbchen an ein Labor einschicken, welches dann nach etwa 12-24 Stunden das Ergebnis mitteilt. Das ist dann wieder ein PCR-Test (wie in den offiziellen Testzentren), allerdings finde ich die Aussagekraft hier trotzdem extrem fragwürdig: eigentlich sollten bei diesen Tests die Probeentnahme durch medizinisch geschultes Personal erfolgen (wie Ärzte oder ausgebildete Apotheker etc.) und nicht durch Laien. Es ist dann auch fraglich, ob das im Zielland als gültiger Test anerkannt wird. Bezahlen muss man den als Patient komplett selber (mit einem Preis um die 160 Franken).

Testen auf Covid-19

Das waren etwas seltsame Ostern.

Mittwoch mittag fing es an mit Müdigkeit, leichten Kopfschmerzen (nicht der üblichen Migräne) und Gliederschmerzen. Ich ging schlafen in der Hoffnung, dass es morgens besser sein würde. Das war es nicht. Also nahm ich eine Kopfschmerztablette und ging arbeiten – die üblichen Sicherheitsmassnahmen, die wir in der Apotheke implementiert haben, schützen ja auch die Mitarbeiter untereinander. Während der Arbeit fühlte ich mich schlapp, hatte abwechselnd Schweissausbrüche oder Kältegefühl und war sehr froh, dass ich wegen Karfreitag früher abgelöst wurde.

Zu Hause legte ich mich ins Bett im Gästezimmer und sagte Mann und Kind, dass sie mich besser einfach komplett in Ruhe lassen sollen und Abstand halten. Ich hatte kein Husten oder Schnupfen nur gelegentlich etwas Halsschmerzen, die zeitweise in die Ohren „hochzogen“. Donnerstag und den ganzen Freitag verbrachte ich im Bett liegend – ich fühlte mich wie von einer Dampfwalze überfahren, aber ausser dem intensiven Krankheitsgefühl hatte ich kein messbares Fieber. 37,4 Grad zeigt das Quecksilbethermometer (alle anderen 3 digitalen war die Batterie ausgegangen …). Ich hatte kein Hunger, aber zwang mich zu essen (der Kuschelbär brachte es aufs Zimmer) – und schwor, dass wenn das Samstag immer noch so ist, ich mich testen gehen würde auf das Coronavirus. Ich meine: was mag das sein, was mich da praktisch niedergestreckt hat? Gegen die Grippe bin ich geimpft, FSME ist etwas früh (und bin ich auch geimpft) und „nur erschöpft“ wie meine Mutter meinte … das hier fühlte sich sehr anders an.

Samstag morgen ging es mir etwas besser, gut genug mich zum Testzenter zu begeben. Ich muss auch wissen, ob ich am Dienstag wieder in die Apotheke würde gehen können – oder ob ich mich weiter isolieren sollte. Mein Mann brachte mich hin, im Auto, ich ausgerüstet mit Maske, Krankenkassenkarte und einer Bescheinigung, dass ich in der Apotheke arbeite.

Im Testzenter bekam ich erst mal eine neue Maske (die wohl weniger schützte als diejenige, die ich anhatte, aber – Procedere) und viel Händedesinfektionsmittel.

Dann wurde meine Krankenkassenkarte eingelesen, meine Natelnummer abgefragt und ein Test-SMS darauf gesendet wurde.

Dann bekam ich einen Fragebogen mit dem die restlichen Daten aufgenommen wurden: Welche Symptome? Welche anderen Krankheiten? Beruf? Kontakt mit möglicherweise Infizierten?

Weiter ging es zum Fiebermessen im Ohr. 37.4 Grad (immer noch)

Dann zum Arzt, der nochmal alles abfragte, bestätigte, dass ich getestet werde und mich darauf hinwies, dass der Test ein falsch negatives Resultat von bis zu 30% anzeigen könnte. Das Testresultat würde ich per SMS bekommen, wenn negativ oder als Telefonanruf wenn positiv, ich solle das Telefon immer griffbereit halten.

Dann wurde mir mit einem langen Wattestäbchen ein Rachenabstrich gemacht (durch den Mund – ich habe gehört, dass das an manchen Orten via Nase gemacht wird).

Schliesslich wurde ich entlassen, nachdem ich die Unterlagen wieder abgeben durfte (und den Stift, der desinfiziert werden würde) und die Blätter mit den Verhaltensempfehlungen zu Selbst-Quarantäne und Selbstisolation bekommen habe.

Alles in allem sehr unspektakulär und effizient. Ich war nach 20 Minuten wieder draussen – zugegebenermassen waren ausser mir und vielen die dort arbeiteten kaum jemand da.

Zu Hause legte ich mich gleich wieder ins Bett im Gästezimmer. Selbst das bisschen war anstrengend. Und dann wartete ich auf das Testergebnis.

Das kam nachts um 2 Uhr. Per SMS: (das ist an sich schon die Antwort)

Also Negativ. Puh. Das bedeutet, ich kann wieder arbeiten am Dienstag, wenn das weiter so besser wird. Und ich kann aus der Isolation raus. Damit habe ich noch gewartet bis Sonntag morgen, aber seitdem essen wir auch wieder zusammen.

Jetzt bin ich wieder fit genug, nicht nur zum schreiben, sondern auch zum arbeiten morgen. Aber ich frage mich schon, was das jetzt war. Vorsicht ist natürlich weiterhin geboten – wie gesagt, kann der Test auch falsch-negativ sein.

Noch nie hat eine Apotheke so einen Test bestanden!

„Noch nie hat eine Apotheke so einen Test bestanden!“ – Ich weiss nicht mehr, wer das gesagt hat, aber es war an einer unserer zahllosen Weiterbildungen. Und Recht hat der Mensch!

Das bedeutet nicht, dass wir Apotheken nicht jährlich mehrmals getestet werden – und diese Tests auch bestehen. Es gehört zum Vertrag mit den Krankenkassen, dass die Qualität in der Apotheke mittels Testkäufen, Telefonanrufen und Rezepten durch sogenannte „Mystey“-Patienten evaluiert wird. Jedesmal mit ausgiebiger Besprechung der Resultate. Die haben wir bisher immer bestanden.

Nicht so mit den Tests, die Zeitschriften wie zum Beispiel der Saldo durchführen. Sowas können „die Apotheken“ nicht bestehen – und das sollen wir auch nicht. Wo blieben da die sensationsgeilen Überschriften?

Aktuelles Beispiel: Gefährliche Wechselwirkungen nicht erkannt (Saldo Artikel, kostenpflichtig).

Kurzfassung: 20 Apotheken wurden „getestet“. Es wurde auf Rezept Efexor (Venlafaxin) eingelöst und geschaut, ob da das Generikum angeboten wird. Danach wurde OTC der Hustendämpfer Bexin (Dextrometorphan) verlangt. Zitat saldo:

Bei der Kombination der beiden Präparate kann gemäss Packungsbeilage von Efexor das lebensbedrohliche Serotoninsyndrom auftreten.“

Während sie sich bei der Generikum Abgabe noch halb positiv überrascht zeigen – 13 von 20 Apotheken haben das günstigere Generikum von Efexor abgegeben (im Gegensatz zu 6 in 2013) – sind sie bei der Abgabe der Kombination „entsetzt“, dass das 15 von 20 Apotheken abgegeben haben.

Der Apothekerverband hält sich hier dezent zurück mit einem öffentlichen Kommentar, bis auf eine Facebook- Mitteilung, in der sie angeben von dem Test abweichende Resultate bekommen zu haben vom saldo als später publiziert, habe ich nichts gesehen. Vielleicht weil pharmasuisse im Artikel zitiert wird, angeblich mit: „pharmasuisse kritisiert die Apotheken: «Der Patient muss darauf hingewiesen werden, dass sich die beiden Medika-mente nicht vertragen.“

Dann will ich dazu mal etwas schreiben und ein paar Sachen erklären. Diese „lebensbedrohliche Wechselwirkung“ des Serotoninsyndroms gibt es. Es ist ein Komplex aus Krankheitszeichen die durch eine Anhäufung des Neurotransmitters Serotonin hervorgerufen werden. Charakteristisch sind neuromotorische und kognitive Störungen sowie Verhaltens-veränderungen, Ruhelosigkeit, rasche unwillkürliche Muskelzuckungen, Schwitzen, Schüttelfrost und Zittern. Das Serotonin-Syndrom ist häufig das Resultat einer Arzneimittelnebenwirkung, die zu einer Erhöhung der Serotoninaktivität führen kann und insbesondere bei einer kombinierten Anwendung von serotonergen Arzneistoffen mit MAO-Hemmern beobachtet wird.

Ich bin also tendenziell Vorsichtig bei Medikamenten, die das machen können (wie Efexor) und gebe andere „zentral wirksame Medikamente“ – zu denen ich auch den Hustenstiller Dextrometorphan zählen will – zur Wechselwirkungs-Kontrolle im Computer ein. Und unser System bleibt dabei ruhig! Naja, nicht ganz ruhig. Ich habe es so eingestellt, dass bei uns Warnhinweise der Stufen 1, 2 und 3 angezeigt werden. Das heisst: 1: kontrainduziert (Darf man so nicht zusammen nehmen), 2: vorsichtshalber kontrainduziert (sollte man so nicht zusammen nehmen) und 3: Überwachung / Anpassung notwendig. Wenn ich das höher einstelle, habe ich bei so ziemlich jeder Kombination irgendeine Anzeige – die dann mit der Zeit wegen „Alarmmüdigkeit“ einfach nur noch weggedrückt wird. Das will ich nicht. Bei denen, die es jetzt anzeigt, muss man reagieren. Aber bei der Kombi, die getestet wurde?

Diese beiden Medikamente zeigt es mit einer Wechselwirkung der Stufe 5 an:

Relevanz: 5 Vorsichtshalber überwachen. Gruppen: Serotonin-Reuptake-Hemmer / Opioide
Kurztext: Erhöhtes Risiko eines Serotonin-Syndroms und von Krampfanfällen

Die genannten Opioid-Analgetika und das zentrale Antitussivum Dextromethorphan haben ebenso wie die Serotonin-Reuptake-Hemmer serotoninerge Effekte, so dass additive serotoninerge Wirkungen vermutet werden. Dies wurde nicht systematisch untersucht; allerdings liegen etliche Fallberichte vor.

Die Fallberichte beziehen sich aber nach dem was ich gesehen habe tatsächlich auf die starken Opioide wie Durogesic, Valoron, Palexia und nicht auf Abkömmlinge wie dem Dextrometorphan. Deshalb auch die niedrige Einstufung der Gefahr. Demnach steht da auch:

Bei gleichzeitiger Behandlung mit den genannten Opioiden und
Serotonin-Reuptake-Hemmern ist Vorsicht geboten. Die Patienten sollen sorgfältig über die Zeichen des Serotonin-Syndroms sowie über das Risiko von Krampfanfällen informiert werden. Auf Dextromethorphan in Erkältungspräparaten kann verzichtet werden. 

Also ist in meinen Augen eine Abgabe möglich ohne grosse Gefahr des Patienten. Will man ganz sicher sein, kann man einen anderen Hustenstiller wählen (die Wirksamkeit ist halt meist auch nicht ganz entsprechend) und falls doch Bexin gewollt ist, würde ich den Patienten informieren, dass er auf das Auftreten von Zittern, Muskelzucken oder Schwitzen achtet und falls das auftritt, kein Bexin mehr nimmt. Aber nochmal: wir reden hier von Einzelfällen, einer in der Kombination kaum erwarteten Nebenwirkung.

Anders sieht es beim zweiten Test von saldo aus, bei der die Kombination von Plavix (Clopidogrel) und Aspirin (Acetylsalicylsäure) versucht wurde.

Das ist etwas, wo man reagieren muss:

Relevanz: 3 Ueberwachung/Anpassung
Gruppen: Thrombozytenaggregationshemmer / Antiphlogistika, nicht steroidale
Kurztext: Möglicherweise erhöhtes Blutungsrisiko

Und das haben die Apotheken auch:

Positiv: Nur eine Apotheke verkaufte Plavix und Aspirin ohne Warnung vor der Blutungsgefahr. Negativ: 7 von 20 verkauften den Blutverdünner Plavix, ohne auf ein Generikum hinzuweisen.

Das könnte man natürlich auch so formulieren: 13 von 20 Apotheken haben auf das Generikum hingewiesen oder es verkauft! Aber das liest sich halt nicht so gut. Dann schreibt man lieber:

Insgesamt arbeiteten nur drei Apotheken vorbildlich

Jaaa – wie gesagt: Noch nie wurde so ein Test bestanden. Kein Wunder, wenn man das so zeigen will und entsprechend selten auftretende Wechselwirkungen aussucht – notabene eine Wechselwirkung, die bei dem Medikament schon als Nebenwirkung alleine auftreten kann. Ebenfalls selten, also weniger als 1 von 1000 Behandelnden bekommt das.

Übrigens. Nein, wir sind nicht getestet worden. Aber ich habe von Apotheken gehört, die bei dem saldo-Test dabeiwaren und die die Kombi abgegeben haben. Deshalb sei hier noch angefügt: nicht alles, was die Apotheke dazu gesagt hat, schlägt sich im Artikel nieder. Das dürfte bei mehreren der Fall gewesen sein.

Es geht bei den Wechselwirkung halt auch darum, die zu interpretieren – und dann den Patienten gegebenenfalls zu informieren. Abgegeben hätte ich das wahrscheinlich auch.