Wir bekommen in der Apotheke regelmässige Updates von Tropimed über Epidemien oder Krankheitsausbrüche in der Welt, damit wir Reisende in die Gebiete besser beraten können. Das sorgt jeweils für interessanten Lesestoff. Aufgefallen ist mir im Januar-Post den Artikel über Tollwut:
Europäische Region: Importierte Tollwutfälle bei Reisenden:
„Im Jahr 2019 wurden 4 Fälle mit Tollwut bei Reisenden gemeldet, von denen 3 Fälle Anfang Dezember 2019 registriert wurden. Alle Erkrankten sind verstorben:
Norwegen: 1 Import nach Aufenthalt in Südostasien und Biss durch einen Hund (Meldung 3.5.2019)
Litauen: 1 Fall in der Daugavpils (Meldung 5.12.2019), Grenze Weissrussland/Litauen. Die Patientin hatte sich vor Symptombeginn in Asien aufgehalten. Der gefundene Virus ist dem in Asien zirkulierenden Rabies-Virus genetisch ähnlich.
Spanien: 1 Import nach Aufenthalt in Marokko (Meldung 11.12.2019)
Italien: 1 Fall bei einem immunsupprimierten Patienten mit Hundebiss in Sansibar, Meldung 10.12.2019 (siehe News vom 11.12.2019)
Folgen für Reisende: Die Information über Tollwut und das sofortige (!) Verhalten bei Exposition ist für alle Reisenden wichtig! Eine prä-expositionelle Impfung ist bei Aufenthalt in Tollwut-Endemiegebieten insbesondere empfehlenswert für Reisende mit erhöhtem Individualrisiko wie z. B. Reisen mit Zweirädern, mehrtägige Wanderungen mit/oder Aufenthalt in abgelegenen Gebieten, Langzeitaufenthalte, Arbeiten mit Säugetieren, Höhlenforscher, direkter Kontakt mit Fledermäusen etc.). Kinder (bis 8 Jahre) sollten ebenfalls bevorzugt eine präexpositionelle Tollwutimpfung erhalten, da bei ihnen das Risiko einer Tollwutexposition höher und gefährlicher (häufiger im Kopfbereich) ist und von den Eltern unbemerkt sein kann.
Wichtig: Bei einer verdächtigen Exposition muss die betroffene Stelle sofort mit Wasser und alkalischer Seife 15 Min. gewaschen, desinfiziert und schnellstmöglich eine Tollwut-PEP angeschlossen werden. Ein zunehmendes Problem ist die fehlende Verfügbarkeit von Immunglobulinen und teilweise auch Tollwutimpfstoffen in Tollwut-Endemiegebieten, was eine präexpositionelle Tollwutimpfung auch ohne offensichtliche Risikofaktoren rechtfertigt, wie es auch der Fall in Sansibar zeigte (Angriff durch aggressiven tollwütigen Hund in einem Touristengebiet, keine Immunoglobulingabe im Rahmen einer Tollwut-PEP). Ref.: ECDC 12.11.2019, NathNAC 17.12.2019.
Über den Reisenden aus Sansibar steht noch mehr:
Ein 44-jähriger Reiserückkehrer ist in Italien an Tollwut verstorben. Er war am 8. September 2019 am Kiwengwa Beach im Nordosten von Sansibar von einem Hund in den Arm gebissen worden und hatte unmittelbar vor Ort eine postexpositionelle Tollwut-Prophylaxe (Wundbehandlung und aktiver Immunisierung, jedoch ohne Gabe von Tollwut-Immunglobulinen) erhalten. Einen Monat später wurde er mit Tollwut-Symptomen in Italien hospitalisiert. Der Betroffene hatte aufgrund einer Autoimmunerkrankung eine Therapie mit Kortikosteroiden eingenommen, was angeblich bis Symptombeginn unbeachtet blieb.
Folgen für Reisende: Tollwut ist in Sansibar endemisch. Dieser tragische Fall zeigt u. a. verschiedene Probleme auf:
1. Die fehlende Gabe von Immunglobulinen nach Tollwut-Exposition, möglicherweise aufgrund von fehlender Verfügbarkeit vor Ort, welches ein häufiges Problem in vielen bereisten Ländern darstellt und weshalb viele Experten eine präexpositionelle Tollwutimpfung vor Reise empfehlen.
2. Die fehlende Anamnese bezüglich eventueller Immunsuppression.
3. Die Möglichkeit einer unzureichenden Wirksamkeit einer aktiven Immunisierung im Rahmen einer Immunsuppression. Unklar ist, ob bei dem Reisenden eine Antikörperkontrolle nach PEP durchgeführt wurde, die nach der 4. Dosis (Tag 21) empfohlen wird.“
Der Fall erinnert mich zu sehr an meinen eigenen – als ich 2018 in Thailand in einem Touristengebiet (Khao Sok Nationalpark) von einem Hund gebissen wurde hat man bei mir auch nur die aktive Immunisierung gemacht. Ich weiss nicht, ob sie dachten, dass das schon reicht (Biss am Bein, nicht übermässig verdächtiger Hund) oder ob sie einfach keine passive Immunisierung hatten. Dann ist es ein „Wettrennen“ zwischen dem Immunsystem, das durch die Impfung aktiviert wird und Antikörper bildet und dem durch den Biss in den Körper gelangten Virus. Wenn sich das Virus zum Kopf/Hirn hocharbeiten kann und man anfängt Symptome zu zeigen wie bei dem Fall in Sansibar ist es vorbei. Tollwut ist immer noch zu fast 100% tödlich – sieht man auch an den Fällen oben: „Alle Erkrankten sind verstorben“. Bei dem Herrn in Sansibar kam dazu, dass bei ihm das wegen der Autoimmunerkrankung eingenommene Cortison das Immunsystem unterdrückt hat, wodurch bei ihm nicht (genügend / schnell) die Antikörper gebildet wurden. Sehr beunruhigend (für mich) ist auch das mit der „Antikörperkontrolle nach PEP“ – die wurde nämlich auch bei mir (dann wieder in der Schweiz) nicht durchgeführt und nicht mal erwähnt beim Arztbesuch. Ich vermute, dass mein Arzt das (wie ich auch) einfach nicht gewusst hat, dass man das machen sollte? Jedenfalls – ich habs überstanden. Ich bin froh kein Teil der Statistik oben geworden zu sein. Und jetzt, wo der Tollwut-Impfstoff wieder etwas besser lieferbar ist, sollte ich versuchen meine beiden Männer impfen zu lassen. Vorbeugen ist nämlich immer besser.

…weshalb viele Experten eine präexpositionelle Tollwutimpfung vor Reise empfehlen.
Sehr gut. Zur Zeit ist Tollwutimpfstoff tatsächlich und sogar in scheinbar ausreichenden Mengen in Deutschland lieferbar. Dies war vor wenigen Jahren noch komplett anders. Eine Verfügbarkeit war „bedingt“ gegeben, also ab und an brachte der letzte verbliebene Hersteller mal eine Einzeldosis in den Markt. Dies führt dann dazu, dass man als deutsche Apotheke das Arzneimittel auch NICHT nach §73.3 AMG aus z.b. Frankreich (wo es vorhanden war) importieren darf, da dies nur bei amtlich bestätigter „Nichtlieferbarkeit“ gestattet ist.
Ich bin vor wenigen Jahren diversen Tollwutimpungen mehrere Monate hinterher gelaufen, einige Patienten mußte ich unverrichteter Dinge wegschicken. Ich lebe halt gut und gerne in einer Speerspitze der Hochindustrieländer…
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6 oder 7 jahre her, fuchs verletzung, natürlich sofort rezept für impfung geholt und keine apo konnts besorgen
dann fand ich heraus wo notfall vorräte sind und dort in das grössere krankenhaus und die impfung erhalten und immunglobulin (schweine teuer das zeug)
meine stamm apo hat dann nach rumtelefonieren noch 6 weitere impfdosen aufgetrieben aus halb deutschland aber das beste war das ich die rezepte alle auf vertretungsärzte laufen lassen musste so das es mal 1 dosis mal 2 aufgeschrieben gab und dann wiederum zu irgendwelchen ärzten oder notdienst um mir die impfung geben zu lassen
hausarzt hatte urlaub :D
aber die lieferprobleme waren wohl wirklich extrem, ich glaub ich hab die impfung die auf human zellen gezüchtet wird (aka hela zellen die unsterblichen krebszellen) naja aber das aus hühnereiern war nicht verfügbar in irgendeiner form
2 impfungen sind dann auch an anderen tagen erfolgt als im protokoll eine nen tag früher und eine war einer später aber das war mir so egal dann ;)
hab mir demletzt nen ibuprofen vorrat angelegt da ich teils angewiesen bin darauf (netma morphin würd die schmerzen killen aber schwer zu erklären) weil das geht auch an allen ecken und enden aus, weiss nicht ob besser geworden als erstes bekam ich es hier bei pharmama mit der schweiz mit und dann hamsterte ich bereits da sich das ausgebreitet bzw sogar hat, wie es aktuell ist keine ahnung
wenigst ist mein antibiotikum das ich gerade brauche sofort lieferbar gewesen
zur tollwutimpfung: viele ärzte wollen sie nach 24 stunden nichtmehr geben da angeblich wirkungslos dabei ist die auffassung der forscher in dem feld das solange keine symptome eingetreten sind sie bis 2 wochen und mehr nach der möglichen infektion gegeben werden sollte nur eben nicht nach symptom eintritt
achso kennt ihr das protokoll von dem einen arzt der das mädchen mit toillwut „heilte“ das in ner kirche von einer fledermaus gebissen wurde? milwaukee protokoll glaub, hab ich mir mir die neuste version durchgelesen, es ist echt spannend wenn man sich dafür interessiert da es noch mehr überlebende gibt aber eins haben sie gemeinsam, neurologische schäden teils bis zu „matsch“ und sie stammen aus reicheren ländern mit guter medizinischer infrastruktur
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