Ich vermisse dich.

Ich entschuldige mich dafür, dass in den letzten Posts die Textfarbe nicht gerade kompatibel mit dem Hintergrund war und deshalb schlecht lesbar. Die Texte sind momentan vorgeplante ältere Beiträge. Ich komme nicht dazu das zeitnah anzupassen. Es ist gerade etwas zu viel.

Manche haben es vielleicht mitbekommen (auf Twitter): Meine Mama ist vor jetzt einem Monat gestorben. Ich knabber gerade hart daran. Es gibt Tage, da geht es besser und dann gibt es die anderen. Daneben fordert die Apotheke auch viel Aufmerksamkeit und die Familie, vor allem Junior, jetzt voll im Teeny-Alter. Ich dachte, es hilft vielleicht, niederzuschreiben, was passiert ist. Immerhin ist das hier auch noch mein Blog (lies: Online-Tagebuch).

Meine Mama – die hier auch schon kommentiert hat als Pharmoma – ist letztes Jahr im September 79 Jahre alt geworden. Sie kam aus Deutschland in die Schweiz, nachdem sie meinen Papa geheiratet hat. Sie ist ausgebildete Drogistin und hat bis zur Pensionierung vor bald 15 Jahren in einer Apotheke gearbeitet. Unter anderem wegen ihr bin ich Apothekerin geworden. Sie war sehr sozial und ist immer gerne in der Welt gereist und hat fremde Länder und Kulturen kennengelernt. Letzteres habe ich auch übernommen und wir sind diverse Male zusammen in den Ferien gewesen: in Südafrika, Namibia, in Thailand. Sie hat immer gescherzt: „Geht alles vom Erbe ab“. Und ich habe dann immer gesagt: „Bitte macht das, so lange ihr könnt.“ 2019 kam sie von so einer Reise mit starken Atembeschwerden zurück. Keine Lungenentzündung, wie erst vermutet und auch keine Lungenembolie – sondern eine Herzinsuffizienz, verursacht durch versagende Herzklappen. Sie hatte dann eine 6-stündige Operation, in der 2 Herzklappen durch künstliche ersetzt wurden. Die Operation war erfolgreich, aber sie hatte danach lange Probleme in der Rekonvaleszenz: immer wieder Wasser neben der Lunge, Entzündungen am Herz, stark Schwindel. 2 mal fiel sie um und hat sich die Rückenwirbel gebrochen. Das war dann noch eine OP. Kaum ging es besser, kam das neue Coronavirus. Sie machte das beste daraus, schützte sich und Papa vor Infektion, hatte 4 Impfungen – und dazwischen fuhren sie mit dem Wohnmobil auf Kurzferien ins nähere Ausland oder trafen sich mit Freunden. 2021 waren wir mit den beiden in Island – und auch wenn ich fand, dass man langsam das Alter merkt: sie hatten Freude und sie war einigermassen fit, auch wenn sie nicht mehr gut zu Fuss war.

2022 nach ihrem Geburtstag im Herbst haben Pharmoma und Junior gleichzeitig Covid bekommen – wahrscheinlich bei einem gemeinsamen Essen auswärts. Sie hatte wenig bis kaum Symptome – wenn ich nicht wegen Junior angerufen hätte, hätte sie kaum einen Selbstest gemacht und es wohl nicht bemerkt. Etwas Husten und Rückenschmerzen – aber die hatte sie schon vorher immer wieder nach den Brüchen. Ich wollte, dass sie Paxlovid bekommt. Ich habe alles dafür nötige vorbereitet: Interaktionsscheck und nötige Anpassung der Medikation, wo bekomme ich das Medikament her… Aber ihr Hausarzt hat das nicht aufschreiben wollen. Und sie wollte ihm dann nicht in den Rücken fallen und sich einen anderen suchen, der das verschreibt.

Vor Weihnachten hatten wir eine ungewöhnliche, nervige und unnötige Auseinandersetzung. Es ging darum, dass ich sie zum Essen bei uns eingeladen habe und sie uns zu sich einladen wollte. Es wurde argumentiert und gegen-argumentiert … und das Essen fand am Schluss nicht statt. So im Nachhinein: ihr Verhalten war irrational, aber ich kam mit nichts an sie ran, so dass ich es schliesslich aufgegeben habe. Ich war auch stur: dass ich in der Zeit in der Apotheke sehr belastet war und deshalb nicht telefonieren wollte, sondern lieber schreiben, kam da noch dazu. Wir tauschten Weihnachtswünsche aus über whatsapp. Und Silvestergrüsse.

Am Montag 2. Januar bekam ich morgens einen Anruf von meinem Papa. Ich war zu Hause – ein kurzfristiger Tausch mit der Kollegin, die ich die Woche vorher wegen Krankheit ersetzen musste, hat das möglich gemacht. „Ah – alles gute zum neuen Jahr.“ sagt er „Mama geht es nicht so gut, ich weiss nicht, was ich machen soll. Ich kann keinen Blutdruck messen und der Pulsoxymeter zeigt auch nichts an.“ „Was? ist sie ansprechbar?“ „Ja, aber … ich weiss auch nicht, sie redet etwas seltsam, und sie kann nicht aufstehen.“ „Hast du dem Arzt angerufen?“ „Ja, aber der Hausarzt ist nicht da und bei der angegebenen Ersatz-Telefonnummer geht niemand ran. Nur Warteschleife.“ „Versuch es noch bei denen (mobile Ärzte) – ich komme!“
Sie wohnen 15 Minuten Autofahrt weg, mein Mann fährt das in knapp 10 Minuten. In der Wohnung fällt mir als erstes Uringeruch auf, auch ungewöhnlich für meine Mama. Sie selber liegt im Nachthemd im Bett und lächelt etwas verwirrt, als sie mich sieht. „Hallo Mama! Was hast Du?“ frage ich sie. Und sie erzählt mir etwas von Schwindel und Rückenschmerzen und allgemeinem Unwohlsein … Mir reicht das schon: sie redet etwas seltsam, lächelt sie schief? Die Arme kann sie beide heben gleichmässig genug, aber … das sieht wirklich nicht gut aus.
Zu Papa: „Ruf 144 an, sie sollen jemanden schicken. Herz-Kreislaufprobleme, vielleicht Verdacht auf Schlaganfall?“
Der Blutdruck war sehr niedrig – beim ersten Mal zeigt mir das BD-Messgerät einen Fehler an. Das Pulsoxymeter weigert sich bei ihr zu messen, bei mir selber funktioniert es aber. Ihre Hände sind dabei nicht kalt … überhaupt ist sie ziemlich warm. Papa sagt, er hat Fieber gemessen mit einem Stirnthermometer, das zeigt kein Fieber an. Ich rede weiter mit ihr, bis die Sanitäter eintreffen. Das geht erstaunlich schnell – ich weiss, wie belastet die aktuell sind und ich bin so dankbar.
Während sie mit ihr beschäftigt sind, suche ich nach ihrer Medikamentenliste. Papa meint, dass sie immer selber das Dosett richtet „sie weiss wie“ und keine Liste bereit habe. Also rufe ich in der Apotheke an, dass meine Kollegin mir die Liste zuschickt. Ein Medikament finde ich noch zusätzlich, das sie vom Hausarzt mitbekommen hat beim letzten Besuch (gegen Gicht).
Die Sanitäter finden, dass sie ziemlich hohes Fieber hat (mit dem Ohrthermometer besser entdeckbar) – und aufgrund des Urins vermuten sie eine Nieren- und Blaseninfektion. Dass sie so verwirrt erscheint hängt damit zusammen und auch damit, dass sie ziemlich dehydriert ist. Ich erkläre ihnen, dass sie zwei künstliche Herzklappen hat und eine Infektion immer schlecht ist. Aber auch so haben sie schon entschieden, sie mitzunehmen. Sie telefonieren und geben uns dann Bescheid, dass sie nicht in Spital Nr. 1 kommt (das eigentlich für Herzprobleme besser wäre), sondern wegen Platzmangel in Spital Nr. 2. Falls nötig würde man sie später verlegen.

Wir folgen ein paar Stunden später – sie kommt nach der Untersuchung auf die Intensivstation. Es darf momentan nur 1 Person zu ihr, das ist dann Papa. Wir haben nun eine Diagnose: Ja, sie hat eine Infektion, allerdings nicht die Blase, sondern eine septische Gallenblaseninfektion. Sie braucht eine Notoperation zum Entfernen der Gallenblase. Weil ich bei ihr in der Patientenverfügung stehe (seit der Herzklappen-OP) fragt man mich an, wie das aussieht mit der Reanimation im Fall der Fälle. Ich habe mit Mama eine Abmachung: sie will nicht nur „leben, dass gelebt ist“, sie will definitiv nicht als Pflegefall enden oder geistig so beeinträchtigt sein, dass sie nichts mehr mitbekommt. Ich soll von Fall zu Fall entscheiden, wie das aussieht. Aktuell: Die OP ist nötig. Sie hat gute Chancen, dass es dadurch besser wird und danach hoffentlich wieder gut, also: doch. Reanimieren, ja. Die Operation soll noch im Verlaufe des Nachmittages stattfinden – sobald der Arzt Zeit hat / der OP frei ist.
Erst Nachts um fast 12 Uhr bekommen wir die Info: Sie hat die Operation überstanden! Sie bekommt Antibiotika wegen der Infektion und sie bleibt auf der Intensivstation zur Beobachtung. Ich bin erleichtert … aber ich weiss, dass sie noch nicht aus dem Schneider ist.

Ich besuche sie in der Woche vor oder nach der Arbeit, wann immer ich kann. Wir reden, wir söhnen uns aus (vor allem die Sache um Weihnachten) – viel machen kann sie nicht, sie erscheint erschöpft, aber optimistisch. Die Verwirrtheit ist weg, das Gedächtnis noch da, sie erscheint mir aber … langsamer und redet etwas verwaschen. Dennoch habe ich Hoffnung, dass das wieder gut kommt.

Freitag bekommen wir schlechte Nachrichten. Sie hat Herzprobleme (Rhythmusstörungen) weshalb sie das Herz genauer angeschaut haben. Das schlimmste ist passiert: Die Sepsis, die Bakterien im Blut haben auf der einen künstliche Herzklappe eine Kolonie gebildet. Sie ist riesig: ein etwa 1,5cm grosser Bolus, der sich jederzeit lösen könnte. Gelangt der (oder Teile davon) in die feinen Blutgefässe, ist das eine Embolie. Wenn das im Bein passiert, kann man vielleicht operieren, wenn das im Hirn passiert – kaum. Und es haben sich schon kleinere Teile gelöst, die im Hirn Mini-Schlaganfälle gemacht haben. Sie haben das in einem Hirnscan gesehen. Die Chance, dass ein grosses Teil dann auch dort landet ist deshalb sehr hoch. Von alleine weg geht es nicht. Es gibt nur eine Möglichkeit: Eine OP zum Ersatz der Herzklappen. Beider. Das heisst, wieder ein so heftiger und riskanter Eingriff wie beim ersten Mal – und dieses Mal geht sie 3 Jahre älter mit wesentlich schlechteren gesundheitlichen Voraussetzungen hinein. Sie wollen so bald wie möglich von uns eine Entscheidung, sie sind parallel dazu mit Spital 1 am Abklären, wie das aussieht mit der OP, ob das überhaupt von ihnen aus geht – und sie „verstehen es auch, wenn wir die OP ablehnen würden.“
Die Nachricht mit all ihren Implikationen trifft mich hart. Was will Mama? Sie fürchtet die OP, vor allem wegen der Zeit danach. Es war hart für sie das letzte Mal. Aber sie weiss auch um die fehlenden Alternativen. Faktisch hat sie eine Zeitbombe in sich. Sie will uns die Entscheidung überlassen. Ich bin unsicher und spreche mich mit Papa und meinem Bruder ab. Am Schluss entscheiden wir uns zusammen für eine Operation – sie wahrscheinlich, weil es das einzige ist, was man noch „tun“ kann. Ich, weil wenn es schiefgeht, sie eine Chance hat, gar nicht aus der OP aufzuwachen. Das ist … ein schneller Tod.
Vom Spital Nr. 1 kommt das „go“, dass eine OP möglich ist – aber da Wochenende ist und das Vorbereitung braucht, wird das auf frühstens Montag festgelegt.

Am Samstag besuchen wir sie alle noch mal. Wir dürfen sogar gemeinsam zu ihr. Kinder, Enkel, Partner, Papa, ihr Bruder. Es ist schön, sie ist positiv eingestellt, stark – freut sich, Junior zu sehen. „Egal was kommt, wir schaffen das. Gemeinsam“ sagt sie, während sie meine Hand drückt. Wir erinnern uns an gemeinsame Erlebnisse, wir reden sogar noch über Grabstätten – eigentlich wollte sie mal eine Waldbestattung, aber sie haben den Ort angesehen und der ist nicht so wie vorgestellt. Stattdessen sieht eine Wiesenbestattung noch gut aus.
In der Nacht hat sie wieder Herzrhythmusstörungen. Sie bekommt Sauerstoff (mit Maske) und sie untersuchen noch einmal das Herz, da sie neu Herzgeräusche hören. Es zeigen sich Verwirbelungen, die darauf hindeuten, dass die Herzklappe jetzt undicht wird. Sie wird durch die Bakterien zerstört. Unter diesen Bedingungen ist eine Operation unmöglich. Sie wechseln die Antibiotika.
Damit ist uns die Entscheidung zur OP abgenommen worden – es bleibt eine „konservative Therapie“ und hoffen, dass es nicht so schlimm kommt.

Wir besuchen sie auch Sonntag – diesmal ohne die Enkel. Trotz Maske und müde und schlechte Nachrichten – sie bleibt gefasst. Sie ist müde. Wir besprechen die Aussichten und ich bestätige ihr noch einmal, dass sie keine Reanimation will und bekommt, wenn jetzt etwas ist. Ich informiere die Ärztin. Das Spital soll mich ausserdem jederzeit informieren, wenn sich etwas ändert. Ich weine, als wir uns verabschieden, als ob es das letzte Mal gewesen wäre.

Es gibt nichts mehr zu tun, man kann nichts mehr tun. Nur warten und hoffen.

Das Telefon vom Spital erreicht mich am Montagmorgen, dem 9. Januar in der Apotheke. „Ihr Zustand hat sich heute Nacht sehr verschlechtert. Ihre Organe versagen. Wenn sie kommen möchten … tun sie es jetzt.“ Ich informiere alle – Papa ist schon unterwegs. Mein Bruder kommt, mein Mann kommt. Junior lassen wir in der Schule. Ich kann nicht einfach so aus der Apotheke stürmen (gesetzliche Anwesenheitsvorschrift), aber ich bekomme wunderbarerweise innert einer Stunde einen Ersatz – und dann fahre ich los.

Ich komme als letzte der Familie zu ihr, sogar mein Onkel hat es vorher geschafft. Sie hat soeben die letzte Ölung bekommen, der Pfarrer ist weg. Die sehr einfühlsame Pflegerin informiert uns über ihren Zustand. Das meiste davon kann man auch sehen. Sie hat Wasser eingelagert, am besten sichtbar in den Beinen, wo die weissen Kompressionsstrümpfe abgenommen wurden und den Händen. Der Trauring wurde ihr vorher abgenommen. Ich halte ihre Hand, die Haut hat jetzt einen gelblichen Ton. Sie hat die Augen gelegentlich offen, reagiert aber nicht auf Ansprache. Sie atmet ruhig, etwas unregelmässig und durch den Mund, sie scheint gelegentlich zu schnarchen. Seit gestern hat sie eine grosse Fieberblase und ihre Lippen sind rauh. Da sie an den ganzen Geräten hängt, sieht man, wie unregelmässig der Herzschlag ist. Sie bekommt Morphium zum beruhigen und gegen eventuelle Schmerzen. Ich weiss nicht, wie weit sie mitbekommt, dass wir alle hier sind. Aber wir begleiten sie auf diesem letzten Weg. Es dauert nicht sehr lange. Von Zeit zu Zeit bettet die Pflegerin sie etwas um, befeuchtet den Mund mit Glycerin-Stäbchen, gibt ihr Morphium. Papa sitzt neben mir, ich weine gelegentlich leise, er ist ruhig, gefasst.
Dann setzt ihr Herz aus. Kommt wieder, unregelmässiger. Dann wieder flache Linie. Ihre Atmung verstummt. Es ist vorbei.

Mama ist gestorben. Eine Woche nach Einweisen ins Spital. Ist das „unerwartet, plötzlich“? Für uns sicher. Im Spital fragen sie uns danach an, ob wir einer Autopsie zustimmen. Sie wollen wissen, was da genau passiert ist und vielleicht etwas daraus lernen für spätere Fälle. Wir stimmen zu – sie hätte auch nichts dagegen gehabt. Es ist nicht der erste Tod, den ich mitbekomme. Beide Grosseltern väterlicherseits und auch meinen Grossvater mütterlicherseits habe ich begleitet. Aber dieser Tod trifft mich einiges härter.

Die Woche vergeht wie nichts. Ob es Absicht ist, dass man als Angehörige danach so beschäftigt wird? Papa, mein Bruder und ich teilen uns die Organisation. Bestatter aufsuchen, am Mittwoch findet die Autopsie statt, dann wird sie aufbewahrt bis zur Kremation. Die findet übrigens erst über eine Woche später statt – offenbar ist das Krematorium sehr ausgelastet in diesen Zeiten. Friedhofbesuch, Urne aussuchen, Grab aussuchen, Pfarrer suchen, Abdankung und Urnenbegräbnis organisieren, Blumen bestellen, Trauerkarten drucken lassen, adressieren und verschicken. Die gehen in 5 Länder, die weiteste auf Japan. Bild organisieren zum aufstellen. Gespräch mit dem Pfarrer, dazwischen auch immer wieder schauen, wie es Papa geht. Er ist jetzt alleine in der Wohnung mit 81.

Das Begräbnis war stimmig – und trotz allem schön, die Freunde und Verwandten wiederzusehen, die man in den letzten 3 Jahren kaum mehr gesehen hat. Ein anderer Anlass dafür wäre mir allerdings lieber gewesen.

Das also ist für meine Mama – für die liebevollste Person, einfühlsam und mutig bis zu letzt. Kontaktfreudig, reiselustig. Vernünftig und vorausschauend, ein Elefantengedächtnis. Sie musste lernen, für sich zu schauen und weniger für andere. Sie war nicht berühmt, oder super-erfolgreich oder reich. Aber sie war geliebt – ich hoffe, sie wusste das.

Ich vermisse dich so, Mama.


Basteln mit Junior: Zimtsirup und gebrannte Mandeln

Noch etwas früh für Weihnachten – aber hier sind gleich 2 selbstgemachte Geschenkideen aus dem letzten Jahr. Zimtsirup und gebrannte Mandeln. Die Herstellung ist einfach, da man sich an heissem Zucker aber böse verbrennen kann, eher etwas für ältere Kinder.

Für den Zimtsirup:

Für 1 Liter Zimt-Sirup:
1 kg Zucker
4 Teelöffel Zimtpulver: am besten Bio Qualität (keine Pestizidrückstände) und Ceylon Zimt, der ist zwar teurer, aber besser verträglich, da weniger Cumarin enthalten ist
ein paar ganze Zimtstangen (zur Dekoration)
1 L Wasser
Kochtopf, Schneebesen, Trichter zum abfüllen
Glasflaschen mit Bügelverschluss (z.Bsp 100ml) zum abfüllen

Zubreitung:
Den Zucker, Zimt und das Wasser ein einen Topf geben und unter Erwärmen und rühren lösen. Den Sirup vorsichtig 10 Minuten köcheln lassen. In die Fläschchen ein Stück Zimtstange stecken. Den Sirup noch heiss auf die Fläschchen verteilen und diese schliessen. Ungeöffnet und an einem kühlen Ort ist der Sirup über Monate haltbar. Nach dem Öffnen innert ein paar Tage verbrauchen.

Der Zimtsirup eignet sich zum verfeinern und aromatisieren von Kaffee, Tee, Milch, über Eiscreme, Pancakes und Omelette, in Kuchen … und kann auch verdünnt pur getrunken werden.

Für die gebrannten Mandeln:
400 g ganze Mandeln (ungeschält oder geschält)
400 g Zucker
2 Pack Vanillezucker
4 EL Kakaopulver
1 TL Zimt
200 ml Wasser
Zellophansäcklein zum abfüllen (zum Beispiel mit Weihnachtsmotiven)

Zubereitung:
Zucker, Vanillezucker, Kakaopulver und Zimt in eine Edelstahlpfanne geben. Das Wasser zugeben. Zum Kochen bringen. Die Mandeln dazugeben und unter ständigem Rühren auf hoher Stufe weiter kochen, bis das Wasser verdampft und der Zucker trocken wird. Dann die Temperatur auf mittlere Stufe stellen und so lange weiter rühren, bis der Zucker leicht zu schmelzen beginnt und die Mandeln etwas glänzen. Das Ganze braucht etwas Geduld.
Dann die Mandeln auf ein Backblech mit Backpapier schütten, mit zwei Gabeln auseinander ziehen und abkühlen lassen.
Die Mandeln in die Cellophansäcklein füllen und gut verschliessen.

Etiketten:

Frag den Enkel wie anmelden …

Ihr kennt vielleicht die lustigen Wäscheetiketten in manchen Kleidern, die den überforderten Jugendlichen anleiten doch „Mama zu fragen, die weiss wie das geht“. Dass man etwas nicht oder noch nicht kann, gibt es auch umgekehrt. Grad jetzt können viele ältere Leute Hilfe von den jüngeren Generationen brauchen. Ich hab eine Bitte an Euch: Bietet die Hilfe an!

Es geht hier hauptsächlich um Computer. Schon mein Mann nervt sich – heute wird tatsächlich vieles (nur noch) via Computer angeboten. Und das geht dann komplett an denen vorbei, die keinen Computer haben (Ja, die gibt’s noch!) oder ihn nicht genügend gut bedienen können. Dasselbe gilt übrigens für Smartphones oder Mobiltelefone.

Zwei Beispiele: Immer sind noch einige ältere Personen und Risikopersonen nicht geimpft, obwohl sie schon lange dran wären. Nicht alle von denen haben einen Arzt, bei dem sie regelmässig vorbeischauen, oder der sie auf die Möglichkeit aufmerksam macht oder sie grad angemeldet hätte. Fragt doch eure Bekannten und Verwandten an, ob ihr da helfen sollt. Ich hab meinem Mann einmal gezeigt. wo das zu machen ist (hier die kantonale Seite der Behörden), was es dazu braucht (Krankenkassenkarte und Mobilephone) … und vorgestern hat er im Gespräch mit einem alten Kunden mitbekommen, dass der wohl offen für eine Impfung wäre, aber keine Ahnung hat, wie er sich anmelden soll. Mein Kuschelbär hat das dann grad im Geschäft zusammen mit ihm gemacht. Ein paar Stunden später (!) kam die SMS mit dem Impftermin. – Das kann also jeder mit Computer und Minimalkenntnissen.

Die Anmeldung an diversen Orten funktioniert inzwischen online – manchmal nur noch online. Die Schnelltests in manchen Apotheken hier in der Schweiz zum Beispiel (bei anderen geht es noch via Telefon). In Deutschand kommt man ohne aktuellen Schnelltest noch nicht mal zum Coiffeur (Friseur) – und auch mit Schnelltest nur nach vorheriger Anmeldung – online. Das PTAchen schreibt grad heute darüber:

Mit panikgeweiteten Augen und vor Adrenalin winzig gewordenen Pupillen stehen diese Damen nun entweder vor mir im HV, oder keuchen ins Telefon: „Waaaas? Auf der Homepage anmelden? Mailadresse??? Das hab‘ ich nicht! Aber ich muss doch morgen zum Friseur!!!“

Sie machen das jetzt für manche ihrer Kunden – obwohl das weder die Aufgabe der Apotheke sein sollte (die haben WIRKLICH grad mehr als genug zu tun) und die Leutchen notorisch undankbar reagieren („Das ist aber kompliziert bei Ihnen!“).

Also nochmal mein Aufruf: Bietet Euren Verwandten und Bekannten Eure Hilfe an! Ihr habt Computer (immerhin lest ihr das hier) und das Wissen. Das ist wenig Aufwand, gibt den älteren einen Kontakt zum reden (geht auch via Telefon, also risikofrei kontaktlos) und ist gut fürs Karma.

Danke (schonmal von mir).

Hashtag #fragdenenkel – weil heute ja alles ein Hashtag braucht.

Lehrstellen, Leerstellen?

In der Apotheke / Drogerie in der ich arbeite bekommen wir aktuell täglich Anfragen zu Lehrstellen und Schnupperlehren. Das ist interessant – ich meine … eigentlich ist es nichts neues, wir bilden sind ein Lehrstellenbetrieb und bilden aus, aber so viele Anfragen hatten wir glaube ich noch nie.

Nach dem Lehrergespräch vor etwa 2 Wochen, ist mir etwas klarer, weshalb. Es ist nicht nur, dass die Schüler (Junior jetzt auch) lernen müssen Bewerbungen zu schreiben. Sie sollen aktiv Schnupperlehren suchen, um einen Einblick in das Berufsleben zu erhalten. Und es scheint schwieriger zu sein, eine Lehrstelle oder Schnupper-Lehr-Stelle zu finden. Gerade jetzt können viele Betriebe keine Anbieten. Lockdown (egal wie halbpatzig), Homeoffice, geschlossene oder heruntergefahrene Betriebe. Ich will nicht die vorgeschriebenen Hygienekonzepte dafür verantwortlich machen, das geht auch mit, wie die normale Arbeit, macht es aber teils aufwändiger.

Es ist ein bisschen eine Trendumkehr. Vor-Corona mussten Geschäfte in manchen Branchen und Orten fast um Bewerber buhlen. In den letzten Jahren hatten wir wenig Auswahl an Lehrlingen, dieses Jahr gehen wir fast unter in Bewerbungen. Gleichzeitig nimmt die Anzahl Studenten wieder zu. Spannend auch, dass die Stadtflucht abnimmt / sich umkehrt, man besinnt sich wieder auf lokales.

Apotheken / Drogerien gehören zu den Geschäften, die offen haben und auch weiter offen bleiben werden. Das macht sie vielleicht auch attraktiver für Bewerbungen, aber ich denke, dass möglicherweise auch andere Betriebe eine Steigerung der Anmeldungen merken?

Jedenfalls – und hier könnte ich die Macht des Internet brauchen – suche ich für Junior Ideen für seine Zukunft, was den Beruf betrifft. Die Apotheke / Drogerie fällt (ich finde: leider) für ihn aus, da er dafür nicht die nötigen schulischen Voraussetzungen hat. Papas Fahrradgeschäft steht ihm zwar immer offen, aber eigentlich suche ich für ihn etwas eigenständigeres.

Er ist in der Oberstufe: Sekundarschule, 2. Klasse: keine Kleinklasse mehr und es läuft gut. Nicht so gut, dass er aufs Gymnasium gehen wird, aber eine Berufslehre und -Schule liegt gut drin. Obwohl er gerne zur Schule geht (und ordentliche Noten schreibt) ist es aber nicht so, dass er das nur um des Lernens willen macht. Er arbeitet gerne mit den Händen, ist handwerklich geschickt, liebt es Sachen auseinanderzunehmen und neu zusammenzubauen (seine Lego-Konstruktionen waren schon immer einzigartig). Er arbeitet lieber mit Metall und Holz und Co als mit Stoff. Er arbeitet gerne selbständig und alleine, sucht aber auch den Kontakt zu anderen Leuten und ist teamfähig. Er ist grundfreundlich und grosszügig – etwas, was er vom Papa hat. Ausserdem hat eine rasche Auffassungsgabe, und als Computer-native ein Händchen für den PC und kann ausgezeichnet auf englisch kommunizieren.

Momentan tendiert er in Richtung Maschinenmechaniker – damit hat mein Papa und mein Bruder auch angefangen, auch wenn sie danach in verschiedenen Branchen gelandet sind (Luftbefeuchter-Kundenbetreuung respektive IT). Ideal fände ich für ihn etwas, das er (als solide Grundausbildung) als Sprungbrett gebrauchen kann oder eine Nische, die vielleicht vor dem Aussterben ist, da kaum Nachfolger gefunden werden. Ich habe nur keine Ahnung, was es da gibt.

Jetzt ihr: was kennt ihr, was könnt ihr empfehlen an Berufen die dazu passen?

Erste Schnupperlehre(n) sollte er noch dieses Jahr machen, aber nächstes Jahr wird es ernst mit der Suche nach einer Lehrstelle. Ich hoffe, bis dahin sieht es wieder besser aus. Allgemein.

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Kinder, Corona und die Schule

Ich staune jeden Tag ein bisschen darüber, in was für einer Welt wir aktuell leben. Wie unterschiedlich sie ist verglichen mit noch vor einem Jahr. Trotzdem leben wir das „neue Normal“, trotzdem verändert es sich immer noch. Wer hätte vor einem Jahr sich vorstellen können, wie es heute ist – und wer denkt noch, dass das in ein paar Wochen oder gar in ein paar Monaten alles vorbei sein wird?

Ich will nicht jammern. Uns geht es nicht schlecht hier. Es ist einfach … anders. Klar, es war besser ohne das – aber „ohne das“ bezieht sich genau so auf den neuen Coronavirus und seine Auswirkungen wie auch auf die Versuche das Virus Einzuschränken, was uns (als potentieller Virus-wirt, – verbreiter und -Opfer) gezwungenerweise ebenso einschränkt.

Denkt an die Kinder!“ hört man aus den verschiedensten Ecken. Wie müssen die das alles empfinden? Die möglichen psychologischen Auswirkungen, die „verlorene Zeit“ für die Weiterbildung in der Schule … Allgemein wird danach gestrebt, die Kinder möglichst fernzuhalten von all den Änderungen, die das Virus und die Reaktionen darauf mit sich bringen. Aber: bringt das überhaupt etwas?

Ich denke, dass die meisten Kinder mit der aktuellen Situation recht gut umgehen können – und dass der Grund für die „fehlenden (negativen) Reaktionen“ darauf nicht darin liegen, dass sie ihre Probleme nicht äussern können. Kinder sind anpassungsfähig. Für sie änderte sich sowieso schon immer so viel in ihrer Entwicklung. Umzüge innerhalb des Hauses in ein eigenes Zimmer, Umzüge an einen neuen Wohnort, Kindergarteneintritt, Schuleintritt, Klassenwechsel, neue Lehrer, andere Hobbies … Eigentlich schon alleine der Verlauf der Jahreszeiten: Wir „Alten“ wissen nach Jahren, was wir zu erwarten haben, wenn die Blätter fallen und es kalt wird. Schnee und Eis und Erkältungen, sie überraschen (und verunsichern) und nicht mehr nach den ersten paar Malen. Wir haben damit zu leben gelernt – und Kinder lernen mit der jetzigen Situation zu leben.

Ich denke auch, dass unsere Reaktion als Eltern und Erwachsene auf (irgendwelche) Situationen viel Einfluss darauf haben, wie das Kind die Situation einschätzt und auch, was es davon zurückbehält. Ein Beispiel, das wohl jedes Elternteil kennt: das Kind lernt laufen, es fällt hin. Vielleicht hat es sich wehgetan, vielleicht nicht. Fängt es an zu schreien? Reagiere ich mit ausgesprochener Besorgtheit und entsprechendem Sorgen-Gesichtsausdruck und eile ihm etwas zu geben, damit es besser wird (Salbe, Pflaster, Arnikakügeli etc.), oder versuche ich darüber wegzusehen, es zu ignorieren und weiter machen zu lassen? Beides kann nötig sein. Beides kann aber auch im schlechtesten Fall und übertrieben angewendet zu bleibenden psychologischen Problemen führen, zu einer Erwartungshaltung auch beim Kind. Ich bin kein Psychologe, aber ich behaupte: Kinder schauen sehr darauf, wie wir Eltern (und Bezugspersonen, Lehrer etc.) auf eine Situation reagieren. Wenn wir besonnen und unübertrieben reagieren und auch erklären, dann wird aus dem neuen, seltsamen, anderem etwas normales und gewöhnliches für sie. Einschränkungen wie das Maskentragen in der Öffentlichkeit oder Schule ist auch nicht zu vergleichen mit dem Todesfall eines Elternteils oder dem Verlust der Wohnung wegen einer Bombe.

Man muss und kann die aktuelle Situation nicht vor den Kindern fernhalten. Ich bin dankbar, dass auch jetzt noch gilt, dass Kinder nicht Hauptopfer des Virus sind. Die wenigstens werden bei einer Infektion so krank, dass sie sterben oder bleibende Schäden zurückbehalten. Ich habe aber keinen Moment geglaubt, dass Kinder nicht massgebliche Überträger der Virus sein können. Böse ausgedrückt (aber auch liebevoll): Kinder sind wahre Virenschleudern. Dass sollte jede Mama oder Papa selber erfahren haben können – ich selber hatte nie so viele Infektionen wie seit ich Junior im Tagi hatte. Norovirus, Erkältungen immer wieder. Windpocken und 3-Tagesfieber haben wir wohl nur deshalb nicht auch bekommen, weil schon selber mal gehabt. Es ist auch ausgeprochen schwer, eine Übertragung dann innerhalb der Familie zu verhindern. Junior braucht sehr viel Nähe – auch heute noch, aktuell vielleicht sogar noch mehr.

Da kommt die Schule ins Spiel – was macht sie gegen die Übertragung des neuen Coronavirus? Und wie hält sie den Schulunterricht aufrecht (Bildung ist ja auch wichtig und ausserdem obligatorisch)? Nun – die kämpfen und schwimmen auch.

Im Lockdown letztes Jahr wurde das Homeschooling mittels online Unterricht innert kürzester Zeit organisiert – etwas, das ansonsten in der Schweiz Jahre gebraucht hätte aufzugleisen, wurde innert Tagen bis Wochen gewuppt. Und (zumindest bei uns) – das ging. Unterricht fand statt, Junior hat zu Hause und weitgehend selbständig Aufgaben erledigt, sie zum korrigieren eingesendet, online sich in Sitzungen mit der Klasse ausgetauscht. Klar, dabei bekommt man nicht den selben Unterrichtsstoff durch, wie beim Frontalunterricht, aber … es ging. Noten gab es keine.

Dann war wieder Kontakt-Schule – mit Abstandsregelung, vorgeschriebenem Händewaschen- und Desinfizieren. (Junior hat so häufig desinfiziert, dass er praktisch ein Handekzem bekommen hat – die Anwendung von viel und regelmässig Handcreme hat das Problem aber beseitigt).

Ausserschulische Aktivitäten wurden eingeschränkt bis abgesagt. Nichts mehr mit Schwingen, Schwimmunterricht, etc.

Dann wurde das Maske tragen in den Gängen und in der Pause eingeführt. (Reichlich spät in meinen Augen). Die Masken wurden durch die Schule gestellt – und über die Qualität von den Dingern sage ich lieber nichts, supergünstige und chemisch stinkende Ware jedenfalls. Junior bekommt davon Kopfschmerzen und deshalb jetzt von mir Masken aus der Apotheke.

Dann (nach ein paar positiv-Fällen und Quarantäne der Klasse) wurde die Maskenpflicht (endlich) auf den Unterricht ausgeweitet. (Kontraproduktiv fand ich hier manche Lehrern, die den Schülern schon praktisch suggerierten, dass sie auch bei normalen Aktivitäten damit doch wohl Mühe hätten mit Atmen – oder? Und daneben praktisch Werbung für gewisse Stoffmasken machten).

Weitere Einschränkungen von Aktivitäten – Sportunterricht wie der freiwillige Ballsport wurde abgesagt, genauso wie die nächsten Schwimmkurse. Schullager sind bis auf weiteres komplett gestrichen.

Momentan schliessen sie ganze Schulen und gehen (kurz- oder mittelfristig?) wieder auf Homeschooling und Online-Unterricht zurück. Die Mutation des Corona-Virus breitet sich, einmal hier, wirklich rasant aus – und Schüler / Kinder sind halt doch Infektionstreiber. Sie schicken jetzt auch nicht nur die Kontaktpersonen 1 (direkter Kontakt mit positiver Person), sondern auch Kontakt 2 (Kontakt mit Kontaktperson 1) in Quarantäne. Das bedeutet, dass auch die Eltern von Schülern mit positivem Klassenkamerad automatisch in Quarantäne landen.

Als nächstes werden regelmässige Massentests auf Covid in der Schule durchgeführt. Aktuell wird dafür die Einwilligung der Eltern eingesucht. Dabei handelt es sich um Spucktests – und wenn ich das richtig mitbekommen habe, wird da die Spucke der ganzen Klasse gemischt getestet, falls das positiv ausfällt gibt es danach Einzeltestungen … und dann weiter Quarantäne.

Ich bin gespannt. Die Schulen kämpfen, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass das nicht reichen wird, dem Virus soweit Herr zu werden, dass das bald etwas ändert. Ich bin jetzt dafür, dass wir einen richtigen Schnitt machen sollten. Mit obligatorischem Homeschooling für alle.

Junior ist inzwischen übrigens nicht mehr im Tagi. Auch die haben immer gekämpft mit der Virus-Übertragungs-Situation (Ich sag doch: Virenschleudern) und nachdem er wiederholt nicht gehen konnte – am Schluss weil praktisch das gesamte Betreuungsteam in Quarantäne musste – und er auch das Alter hat, dass er nicht mehr Rundum-Betreuung braucht und für sich selber sorgen kann, habe ich ihn abgemeldet. Das spart uns ausserdem noch etwas Geld. Da es auch mit grossen Ferien nicht so gut aussieht dieses Jahr und wir auch nicht aus Essen gehen können … momentan gebe ich mein Geld für Lieferservice aus, das erleichtert es mir etwas, denn nach einem Arbeitstag habe ich aktuell wirklich nicht mehr Lust zum kochen und dafür einkaufen mag ich in der Situation auch nicht wirklich.

Juniors „neues Normal“ ist also: Er ist mehr zu Hause. Mehr Essen mit uns zusammen. Essen halt vom Lieferservice (wer mag keine Pizza?). Soziale Kontakte mehr online – er benutzt seinen PC für Online-Spiele wie Roblox, auch jetzt höre ich zu, wie er nebenan (englisch) mit seinen Kollegen da redet. Schulweg und Schule ist mit Maske – auch das ist für ihn normal und er beklagt sich nicht nur nicht, er hat auch keine gesundheitlichen Auswirkungen davon. Klassenkameraden hat er auch schon früher kaum eingeladen. Ab übernächster Woche können wir hoffentlich mit Oma und Opa wieder etwas unternehmen. Gelegentlich treffen wir seinen Götti, der passt wirklich gut auf mit Homeoffice etc., da habe ich keine Bedenken. Ansonsten haben wir soziales wirklich heruntergefahren – wir warten und wir reden abends. Ich habe nicht das Gefühl, dass er davon psychologische Schäden davontragen wird. Als Kind ist die Familie seine Welt, als Teenager wird sie weiter, aber momentan scheint er keine Freunde zu haben, die er vermisst. Sozialkontakte sind mit seinem ADHS sowieso immer ein „Problem“ gewesen, aber ich selber (ohne ADHS dafür sehr introvertiert) hatte auch immer sehr wenige Freunde, vielleicht beunruhigt es mich deshalb auch nicht sehr. Und auch dies hier … es wird vorbeigehen. Dann gibt es wieder ein „neues Normal“ – ein hoffentlich sozialeres. Es liegt an uns Eltern, wie unsere Kinder daraus hervorgehen. Und an der Schule. Geben wir unser bestes.

Schläger, Drogenhändler, Nerd

Ich weine hier gerade – vor lachen. Habe Junior gerade dieses Meme gezeigt:

Darin schreibt die Mutter zum Bild, das die Tochter gemalt hat, ein paar erklärende Worte: Sie sei nicht (und nie gewesen) eine exotische Tänzerin. Sie arbeite bei Home Depot und habe ihrer Tochter erzählt, wie hektisch es die Woche vor dem Schneesturm zuging. Das Bild zeige sie, wie sie die letzte Schneeschaufel verkaufe, die sie hatten – und nicht wie sie an einer Stange strippt vor Leuten mit Banknoten in der Hand.

Dann meinte ich, dass ich mindestens 3 so peinliche Eindrücke bei Lehrern oder Pädagogen von ihm hinterlassen habe. Danach wäre ich Kinderschläger, Drogenhändler und Nerd … und habe es ihm erzählt, wie das ging:

Da war die Logopädin, die ihm Bilder von Gegenständen gezeigt hat, die er einerseits benennen und andererseits sagen sollte, was man damit macht. Ging alles grossartig (Schuhe – laufen, Teller – essen ….) bis wir zur Pfanne kamen. „Schlagen!“ – sagt Junior überzeugt. Weder ich noch Kuschelbär machen das, aber er hat den Film Rapunzel kurz vorher gesehen. Zum Glück konnte ich das gleich klären. (Schlagende Argumente).

Oder die Lehrerin, die offenbar der Überzeugung war, dass ich kleine Drogensäcklein verticke. Das nachdem ich so eines beim Elterngespräch verloren habe … sie hat mir damals sehr vorsichtig angerufen. Am Ende handelte es sich um Trocknungsmittel das mir aus der neugekauften Jacke gefallen war. Mein Beruf hatte wahrscheinlich auch etwas mit der Fehlannahme zu tun. (kleine Säcklein).

Oder damals, als ich der Lehrerin erklären durfte, dass unsere Familie weniger Grimms Märchen sondern eher der kleine Hobbit als Vorlesestoff hat. Und das sind halt 13 „Zwerge“ und nicht 7, die da „hinter den Bergen“ wohnen – zählt trotzdem als falsch bei den Hausaufgaben. (Über den Bergen, bei den … Zwergen).

Und (nur weil’s so süss war, hat aber ausser uns niemand mitbekommen): sein „Tschüss Papa!“, als er dachte, der verblutet jetzt nach der Mini-Haus-OP. Merke: Man sollte gut darauf achten, wie man einem Kind etwas sagt.

So, jetzt ihr: Was für einen Eindruck haben andere Leute dank eurer Kinder von Euch denn so?