„Einzelne Patienten“ könnten das doof finden …

Ich hab’s ja befürchtet und jetzt ist es so: Das neue Euthyrox kommt auch in der Schweiz.

Zur Erinnerung: In „Euthyrox für Frankreich, never change a running system“ habe ich beschrieben, dass ich in letzter Zeit häufiger französische Rezepte für Euthyrox sehe. Der Grund lag in einem Wechsel der Tablettenformulierung – man hat eine Version ohne Lactose entwickelt und nach einer kurzen Information der Ärzte nur noch die hergestellt und vertrieben. Worauf tausende (!) Patienten seltsamerweise Probleme entwickelten, die sich eigentlich nur durch eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit des Schilddrüsenmedikamentes erklären lassen, was die Firma aber nicht glaubte, da sie vorher Studien in die Richtung gemacht habe.

So – und nun kommen sie damit in die Schweiz.

Ab April 2018 wird das neue Euthyrox® (Levothyroxin) eingeführt und ersetzt das bisherige Euthyrox®. Das neue Euthyrox® ist bioäquivalent zum bisherigen Euthyrox® und somit therapeutisch austauschbar.

Ja, genau das haben sie in Frankreich auch gesagt.

Unverändert
• Verschreibung und Dosierung
• Einnahme und Aussehen der Tabletten
• 8 erhältliche Dosierungsstärken

An den Tabletten selber haben es die Patienten in Frankreich auch nicht gemerkt, dass etwas anders ist … Die neue Packung erkennt man übrigens am „Schmetterlingsaufdruck“. Speziell Freude habe ich ja an der Bemerkung auf dem Informationsblatt:

in der Praxis

  • Einzelne Patienten können über eine veränderte Wirkung beim Wechsel zum neuen Euthyrox® berichten. Dann kann eine Dosisanpassung erforderlich sein.
  • Ein Hin- und Herwechseln zwischen den beiden Formulierungen sollte vermieden werden.

Ich bin ja gespannt, wie viele „Einzelne Patienten“ das dann hier sind. Und wie das dann mit der Dosisanpassung funktioniert. Das braucht nämlich einen Arztbesuch und eine Kontrolle des Schildrüsenhormons im Blut.

Ich freue mich gar nicht darauf.

20 Kommentare zu „„Einzelne Patienten“ könnten das doof finden …

  1. Also ich finde das jetzt schon doof. Und ich habe keine Hypothyreose, habe keine Freunde/Bekannte/Verwandte mit Hypothyresose und bin als Chirurgin bei der Einstellung/Umstellung einer Hypothyreose eher nicht beteiligt. Aber egal ob die Studien sagen, dass die Bioverfügbarkeit gleich ist, man sollte doch aus der Sache in Frankreich gelernt haben…

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  2. Ich begreiffe das auch nicht… haben die denn nichts aus der Situation in Frankreich gelernt? Wir wurden diese Woche telefonisch von der Firma informiert über den Wechsel… bin gespannt auf die „Auswirkungen“ in der Schweiz.

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  3. Na, dann bin ich mal neugierig, ich habe meinen nächsten Kontrolltermin Mitte Mai, und da sollten auch die Tabletten zur Neige gehen und ich brauche ein neues Rezept, ich vermute nämlich sowieso, dass ich die Dosis etwas erhöhen sollte, möchte aber die Blutwerte abwarten.
    Was ich nicht genau herauslese aus deinem anderen Blogeintrag: Wirken die Tabletten stärker oder schwächer? Worauf sollte man als Patientin achten (klar, die üblichen Symptome von Über- bzw. Unterfunktion, aber gibt es noch andere unerwünschte Wirkungen, die ich überlesen habe?)

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    1. „gibt es noch andere unerwünschte Wirkungen, die ich überlesen habe?“

      Nur das Übliche: Herzrasen, Schweissausbrüche, Unruhezustände, Panikattacken, Halluzinationen, Schlafstörungen, Sommersprossen, plötzliche Neigung zu Volksmusik und eine pathologisch verlängerte Erektion. Einfach nicht ignorieren! ;)

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      1. Na, die Verlängerung möchte ich mal sehen bei mir g. „das Übliche“ kenne ich natürlich sowieso, inklusive Neigung zur Volksmusik inschunkelnverfalle

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    2. Irene: ob jetzt stärker oder schwächer weiss ich auch nicht – auch nicht, ob das je nach Patient unterschiedlich ist.
      @Flo: letzte Nebenwirkung: wo?

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  4. Hmm, jetzt wollte die Firma doch was „Gutes“ tun und hat die ach so unverträgliche Lactose eliminiert und dann ist das auch wieder nicht recht? ;-) Aber abgesehen davon, sei die etwas zynische Vermutung hier wieder einmal geäussert: Hätten die Patientinnen und Patienten nichts von dem Hilfsstoffwechsel erfahren, hätten sie wohl gar nichts bemerkt.. 🤔

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    1. Ja – das wäre der Nocebo Effekt. Nur: die meisten Patienten in Frankreich scheinen den Wechsel erst wegen der Nebenweirkungen / Effekte bemerkt zu haben. Wie gesagt: die Tabletten sehen gleich aus, die Packung auch ( im Gegensatz zur hier eingeführten , die hat einen Schmetterling drauf). Und dort wurden vor allem die Ärzte über den Wechsel informiert, nicht die Patienten.

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      1. Nein, die Packung und die Blister waren auch anders, nur die Tablette sah gleich aus.
        Und weitere interessante Informationen zu dieser Geschichte sind hier nachzulesen:

        Zur Formulierung:
        https://www.vidal.fr/actualites/21000/levothyrox_levothyroxine_sodique_comprime_secable_nouvelle_formule_nouvelles_couleurs/

        Erste Auswertungen der Pharmakovigilanz
        https://www.vidal.fr/actualites/22235/levothyrox_premiers_resultats_de_l_enquete_de_pharmacovigilance_de_l_ansm_des_zones_d_ombre_persistent/

        Bin gespannt auf die Entwicklung in der Schweiz.

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        1. Danke für die Links. Interessant.
          Die Packungen haben teils die Farben gewechselt (auch nur teils) aber auch so, waren die Änderungen aussen ziemlich gering. Wie bei uns jetzt.
          Mein Französisch ist ja nicht so super … aber wenn ich beim zweiten Link lese, dass sie von 1150 Beobachteten Problemen bei den neuen Tabletten doch bei 178 Fälle eine Hypo- oder Hyperthyreose nachgewiesen haben … das sind doch etwas über 15%. Das ist ein bisschen mehr als „einzelne Fälle“….

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  5. Hallo, 😊
    Ich lese gerade, wie ihr in der Schweiz das Problem mit der Rezepturänderung von Euthyrox ( Pharma Merck) einschätzt.
    Habe miterlebt, was in Frankreich passiert ist. Jeder 3. Patient reagiert mit massiven Nebenwirkungen. Die Franzosen gehen jetzt auf die Barrikaden und haben eine europaweite Info-Kampagne gestartet. In 6 Sprachen 12 Seiten Info zur Warnung vor der neuen Rezeptur. Schaut mal hier nach und informiert euch in der HP des französischen „ Leben ohne SD“.
    Skrollt runter, unter den französischen Text, da habt ihr zum Anklicken den „ lettre Europe“ in den anderen Sprachen, auch deutsch. Ich kann euch nur warnen: switscht um, nehmt Tirosint/TCAPS oder was anderes aber bitte nicht die neue Rezeptur von Euthyrox ( Mannitol und Zitronensäure statt wie vorher Laktose: die Franzosen bezeichnen es als : die Hölle auf Rezept“.
    Gute Lektüre :
    Voilà : VST a publié la lettre Europe en français avec des liens vers les autres langues:

    https://m.forum-thyroide.net/phpBB/ftopic56979.html?mobile=1undefined

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    1. Ja, deshalb war ich auch so „begeistert“ als ich gehört habe, dass das nun bei uns kommt. Die Umstellung ist im vollen Gang. Ich informiere die Patienten von der neuen Formel. Bis jetzt noch keine Rückmeldungen hier …

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  6. Guten Tag
    Ich kam per Zufall auf diese Seite. Leide seit 20 Jahren an Hypherthyreose und war super gut eingestellt mit Euthyrox seit 7 Jahren nun……
    Bis vor 50 Tagen, da begann das undenkbare.
    Ich wusste nur, dass man vom neuen nicht zurück zum alten Produkt kann und so fing es dann an.
    Am Anfang sehr müde, lustlos, echt null bock auf alles.
    Dann nach einer Woche fühlte ich mich echt am ende, rief ich in die Apotheke an und fragte nach, ob das an dieser neuen Formel liegen kann.
    Man wusste mir nicht zuhelfen und bat mich bei nicht Besserung mit dem HA in Konakt zu tretten.
    Was ich dann auch machte nach zwei Wochen mit dem neuen Präparat.
    Die HA imeinte sellten gäbe es die Möglichkeit, dass das neue Medi etwas weniger oder stärker wirkt. So solle ich schauen, ob ich noch eine bis zwei Wochen abwarten kann, so wären die Blutwerte aussagekräftiger.
    Nach 35 Tagen dann endlich Blutabnahme.
    Nun siehe da, THs liegt fast bei 5!!!!!!
    Da ich inzwischen etwas im Internet recherchiert habe, wollte ich keine Anpassung, sondern sofort die Umstellung auf anderes Medi.
    Bin sehr enttäuscht, dass man in der Packungsbeilage, Apotheke und HA nicht darüber informierten.
    Mir geht es schlecht, von Kopfschmerzen, müdigkeit und nun verstopft…..und ich wusste nicht warum. Hatte zwar den Zusammenhang erdacht aber niemand hat mir das bestätigt.
    Sogar meine Familie und Freunde bemerkten, dass ich fast schon depressiv geworden bin.

    Hoffe für andere Patienten bessere Aufklärung

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  7. Genau seit dem Wechsel auf die neue Formel habe ich massiv Haarausfall. Als ich beim Erwerb der neuen Tabletten den Apotheker auf allfällige Nebenwirkungen ansprach, meinte er, es sei ja nur die Laktose rausgenommen worden. Von den Vorkommnissen in Frankreich hatte er, im Gegensatz zu mir, nichts gewusst. Als ich ihm kurz die Geschichte erzählte, glaubte er mir offenkundig nicht. Werde wohl den Hausarzt um ein anderes Mittel bitten müssen.

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  8. Bei mir dasselbe. Ich bekam neue Euthyrox als Laktosenfreie neue Vatiante und merkte sofort dass mir gar nicht gut geht. Ich wusste gar nicht das in Frankreich. Ich hatte sehr starken Haarausfall und Müdigkeit, Reizbarkeit etc.. nach dem ich die alte Formel genommen habe war alles wieder gut. Ich werde eine Alternative zu Merck suchen müssen. Es ist eine Frechheit, dass man so etwas auf den Markt bringt nach drm was in Frankreich war.

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