Apotheke: „Tut mir leid, Ihr Medikament ist zur Zeit nicht lieferbar.“
Patient: „Könnten Sie nicht einfach welches machen?“
Ja wenn es denn so einfach wäre …
Lieferschwierigkeiten gibt es nicht nur in Deutschland. Auch in der Schweiz ist das Problem deutlich zunehmend.
In der Apotheke habe ich auf „meiner“ Liste der Medikamente, die ich gerne hätte und nicht bekomme etwa 40, die meisten davon allerdings ersetzbar durch etwas anderes. Ein Problem ganz anderer Grössenordnung haben die Spitalapotheker, wenn mal wieder ein Antibiotikum / Infusionslösung oder Impfung gebraucht wird von etwas, das in der Schweiz nicht lieferbar ist (oder das es gar nicht gibt: da wird anscheinend noch viel aus dem Ausland importiert).
Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) hat da zwar die Aufgabe zu schauen und veröffentlicht eine Liste, auf der momentan 21 Medikamente stehen – die Liste hat aber nur gerade 60 Medikamente zur Grundlage (die von der WHO als unentbehrlich angesehen werden) – das widerspiegelt nicht die Realität, mit der wir täglich zu tun haben.
Ein Spitalapotheker hat darauf aus Protest die Seite Drugshortage.ch ins Leben gerufen, wo die Apotheker und die Firmen selber die nicht lieferbaren Medikamente eintragen können. Momentan stehen da 312 drauf … das wiederspiegelt die aktuelle Situation besser …
Oh ja… Und kaum ist ein Medikament wieder lieferbar, ist ein anderes defekt. Das ist zum Haare raufen. Ich habe das Gefühl, ich verbringe meine halbe Arbeitszeit mit der Suche nach lieferbaren Alternativen. Jetzt wurden wir informiert, dass wieder ein Antibiotikum defekt gehen wird. Und das ist eines der häufigsten Antibiotika im Krankenhaus. Das BfArM hat auch so eine Liste. Da stehen gerade 17! Wirkstoffe drauf. Ich habe bestimmt 50 auf meiner Liste. Teils mit Alternativen von anderen Firmen, teils ohne.
Doch so eine Liste löst ja nicht das Problem, sie hilft nur etwas beim Überblick-behalten.
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Wow, heftig! Dass einige Medikamente dauernd nicht lieferbar sind, bekomme ich durch die Apothekenblogs auf meinem Radar mit, aber die wahren Ausmaße übersteigen wirklich alles, was ich mir vorgestellt habe!
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Das geht doch schon bei so „Billigkram“ wie Metoprolol und Novaminsulfon los! Das ist aber politisch so gewollt – erst bekommt eine einzelne Firma für ganz Deutschland den Rabattvertrag, und dann bleibt halt man ein Containerschiff aus Indien auf der Strecke, und Deutschland ist Medi-blank,,, alles verhersehbar, alles WURDE so vorhergesagt. Interessiert nur keinen, denn BILLIG BILLIG BILLIG.
Ich warte ja auf die ersten Ausschreibungen der Kassen für Blinddarm-OPs. Wie jetzt, sie haben in Hamburg einen Blinddarmdurchbruch? Das Krankenhaus mit Rabattvertrag befindet sich in München-West, Oder sie nehmen das „Wunschkrankenhaus“ und bezahlen die OP selbst…
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Oder alle Firmen produzieren an der gleichen Stelle oder beziehen den gleichen Wirkstoff. Wenn dann eine Maschine kaputt geht, hat keiner mehr was. Wie beim Ampicillin/Sulbactam.
Und bei den Ausschreibungen zu den Zytostatika-Zubereitungen hat man ja auch gesehen, wo das hinführte. grummel
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Zitat: „Ich warte ja auf die ersten Ausschreibungen der Kassen für Blinddarm-OPs. Wie jetzt, sie haben in Hamburg einen Blinddarmdurchbruch? Das Krankenhaus mit Rabattvertrag befindet sich in München-West, Oder sie nehmen das „Wunschkrankenhaus“ und bezahlen die OP selbst…“
Und zwar vollständig, schließlich beteiligen Sie sich nicht an den Kostensparmaßnahmen. Das gehört bestraft. Oder so…
In meiner eigenen Erfahrung war ich bisher einmal betroffen als „Patient“ ich musste meine Pille umstellen, diese war auf unabsehbare Zeit nicht lieferbar. Das ist nur ärgerlich. In anderen Fällen… das ist einfach so traurig.
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Ich beziehe mich hier – anbei bemerkt – nicht (nur) auf Rabattverträge; sondern hauptsächlich auf sogenannte „Selektivverträge“. Bei Hilfsmitteln (wie Inhalationsgeräten) gibt es so etwas schon. Bei Zytosttatika-Lösung gibt es dach auch schon (und wurde parallel zukünftig verboten seitens des Gesetzgebers), und die Kassen und deren Berater stehen schon bereit mit Selektivverträgen für einzelne Arzneimittel bzw. -gruppen. Dann darf der Chroniker sein Blutdruck-Medi bei Versandapo X und sein Insulin bei Versandapo Y bestellen, und die Apotheke vor Ort sagt: Tut und leid, Ihre Kasse hat uns die Verträge gekündigt. Aber wir bieten Ihnen gerne Barzahlung und Verrechnung als Privatrezept an – macht beim Insulin ca. 120€ die Packung…
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fassungslos kopfschüttel
Ich glaub langsam deine dystopische Vision mit dem Rabattkrankenhaus kommt dann noch wirklich… warten wir mal n paar Jährchen…
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Und heute versprach mir die nette Dame aus dem Kundenservice einer Namhaften Firma: „Wenn ich es selber herstellen könnte, würde ich es glatt machen. Leider kann ich das nicht. “ Sie tat mir schon leid, war sie doch nur die Überbringerin der schlechten Nachricht. (Ein Antipsychotikum, nicht lieferbar bis Dezember 2016)
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