LOA, Kostenstabilisierungsbeitrag, Preissenkungen und Margenreduktion: Sparen an der Apotheke

Schon bis jetzt ist es „dank“ der LOA so gewesen, dass die Einnahmen der Apotheke seit 2001 etwa gleich geblieben sind. Gleich bedeutet aber auch: keine Zunahme! Alles ringsum wird teurer, die Lohnkosten und die Miete steigen, die Einnahmen von Spitälern, Ärzten und Pharmafirmen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen (was sich auch in den Krankenkassenprämien wiederspiegelt), nur wir stagnieren.

Dank LOA wurden bisher etwa 1 Milliarde Franken eingespart. (Stand 2010 – inzwischen wesentlich mehr)

Ausserdem: Von den Medikamenten-Kosten*, die von der Apotheke direkt via Krankenkasse abgerechnet werden, werden nochmals 2% abgezogen als Kostenstabilisierungsbeitrag – noch ein Zeichen der Apotheker.

Und jetzt:

Am Montag habe ich den ganzen Tag zusammen mit der Pharmaassistentin damit verbracht, hunderte Preisetiketten ab den Medikamenten zu knübeln. Der Grund: die neuste grosse Preisabschlagrunde. Das BAG hat die Preise sämtlicher zwischen 1996 und 2006 auf den Markt gekommener Medikamente* – etwa 2000 nach unten angepasst – was die Firmen, die ja die Preise sonst machen. natürlich an die Apotheken weitergeben.

Das ist schön für die Krankenkassen – und letztlich die Kunden -, spart es doch voraussichtlich 400 Millionen Franken ein, bedeutet aber wieder mehr eine finanzielle Belastung für die Apotheke. Denn den Lagerverlust bekommt man nicht ersetzt.

Und das ist noch nicht alles. Gleichzeitig ist von der Wirtschaft beschlossen worden, die eh schon niedrige Apothekermarge nochmals um 3 % zu senken.

Das heisst 50 Millionen weniger Umsatz im Jahr für die Apotheken.

Kein Wunder boomen Ketten mit genügend finanziellem Hintergrund. Sagt „tschüss“ zur individuellen Quartierapotheke – die ist bald nicht mehr finanziell tragbar.

Für die, die sagen: „Es gibt eh‘ zu viele Apotheken“ – ja, in manchen Städten hat man an einer Strasse auf 200 m 4 Apotheken, aber: schaut die mal an: Amavita (Kette), Rotpunkt (Vereinigung), Feelgood (Vereinigung), …. und vielleicht eine unabhängige – die wahrscheinlich zuerst da war und jetzt auch zuerst verschwindet.

So. Fertig gejammert. Zurück an die Arbeit!

*wir reden hier von den rezeptpflichtigen Medikamenten – denen , die via Krankenkasse abgerechnet werden.

14 Kommentare zu „LOA, Kostenstabilisierungsbeitrag, Preissenkungen und Margenreduktion: Sparen an der Apotheke

  1. Fällt mir nur eines ein: Scheixxe. Sollen doch mal die Pharmafirmen (egal, ob in der Schweiz oder in Deutschland oder sonstwo) den Gewinn schmälern.

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  2. @ Rose

    Keine Angst, die Margen der pharmazeutischen Unternehmen (übrigens gibt es auch in dieser Branche viele kleine und mittelständische Unternehmen) sinken seit Jahren, weil die gesetzlichen Krankenkassen an allem sparen (außer ihrem Verwaltungsapparat). Das merkt natürlich der Patient nicht – wenn man mal davon absieht, dass ihn Innovationen kaum noch erreichen (weil zu teuer) und die Qualität sinkt (da immer häufiger in China, Indien etc. auf gerade noch akzeptablem Niveau produziert wird). Kein Wunder, dass viele Hersteller inzwischen dazu übergegangen sind, ihr Geld mit Kosmetik zu verdienen, und die Arzneimittelproduktion links liegen zu lassen. Jedes Land bekommt eben die Arzneimittelversorgung, für die sie zu zahlen bereit ist.

    Und das gilt natürlich auch für die Apotheken: Wenn individuelle Beratung nichts mehr wert ist, muss man eben bereit sein, die Folgekosten (z.B. durch Falsch-, Über- und Untermedikation) zu tragen. Und die werden ebenfalls die Krankenkassen tragen, sofern der Patient nicht sozialverträglich frühablebt.

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  3. Haben denn die Ketten so wenig Gewicht, dass sie sich nicht gegen die Senkungen wehren? Oder nehmen sie die Senkunf gerne in Kauf, weil fuer die die weitere Schwaechung der Einzelkaempfer mehr Vorteil als die Preissenkung Nachteil?

    Vielleicht sinken die Margen der Industrie, was sich aber durch die Mengenausweitung nicht bemerkbar macht.

    Medikamente aus Indien und China habe ich bis jetzt nicht mal hier in Polen gesehen, wo Geiz noch viel geiler ist als in Westeuropa. Babypuder schon, aber Firmen aus Fernost produzieren in Europa, z.B. Ranbaxy in Irland. Oder gibt es noch andere Beispiele?

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  4. @ Dominik

    Den Herstellungsort der Arzneimittel kannst Du auch nicht ohne weiteres erkennen. Die sind natürlich ordentlich verpackt und in deutscher Sprache beschriftet. Teilweise kommt auch nur die Bulkware aus Fernost und wird dann in Europa verpackt. Der Konsument soll auf keinen Fall erkennen können, woher die Ware kommt.

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  5. Auf so einem sensiblen Gebiet soll es keine verbindlichen Vorschriften geben?
    Kann der Aufdruck „Hergestellt in …“ wirklich gelogen sein? Oder gilt der Umkehrschluss: wenn nicht ausdrücklich steht, wo es hergestellt wurde, kommt es aus Fernost?

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  6. @ Dominik

    Sicher gibt es verbindliche Vorschriften. Für Deutschland z.B. § 4 Abs. 14 des Arzneimittelgesetzes:

    „Herstellen ist das Gewinnen, das Anfertigen, das Zubereiten, das Be- oder Verarbeiten, das Umfüllen einschließlich Abfüllen, das Abpacken, das Kennzeichnen und die Freigabe.“

    Jeder dieser Schritte ist rechtlich Herstellung. Das Produkt kommt also komplett aus Asien, wird aber für den deutschen Markt verpackt oder auch nur in kompletter Verpackung freigegeben. Also ist es rein juristisch zumindest teilweise in Deutschland hergestellt. Und dann darf man es auch so kennzeichnen. Dort steht ja nicht: „Komplett hergestellt in …“

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  7. Das „hergestellt in …“ bedeutet heute also soviel wie „Swiss Made“? Und das ist in der ganze EU so? Alles nur Gummiparagraphen? Und wird sich da etwas ändern?

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      1. Hat die EU nicht eine Verbraucherschutz-Ministerin? Ist das nur ein sicherer Platz für die Quoten-Frau oder kümmert sich die nur um Roaming-Tarife?

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  8. Die „Verbraucherschutz-Ministerin“ ist ein Kommissar für Verbraucherschutz:

    http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/dalli/index_en.htm

    Aber warum sollte der sich um die Herkunft von Arzneimitteln kümmern? Solange es sich nicht um Fälschungen handelt, wird man dort sicher nicht tätig.

    Es ist eben so, wie ich es oben gesagt habe: Wenn wir nicht bereit sind, für qualitativ hochwertige Arzneimittel entsprechende Preise zu zahlen, dann gibt es eben in der Apotheke eine gerade eben noch vertretbare Qualität. Ähnlich verhält es sich ja mit Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs. Das will der Verbraucher nur nicht sehen, weil die Politik ihm einredet, es gebe für ihn alles zum AOK-Einheitstarif.

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  9. Dein Verbraucherbild ist ein ganz anderes als meines. So politik-glaeubige Laemmer sind doch die wenigsten. Sie sind doch mehrheitlich politik-verdrossen. Und dass sie alle so gleichgueltig sind bei der Herkunft der Waren will ich auch nicht glauben.
    Und warum kann man nicht freiwillig ehrlich sein? Babypuder aus China und Kondome aus Indien werden doch auch mit ehrlicher Kennzeichnung gekauft.

    Der Kommissar fuer Verbraucherschutz kuemmert sich sicher auch um die Taeuschung des Konsumenten. Und bevor Du das Gegenteil geschrieben hast war ich ueberzeugt, dass es eine Taeuschung des Konsumenten darstellt, wenn man einen Wirkstoff in Malaysia synthetisiert, in China in eine Tablettenmischung mischt, die Mischung in Indien zu Tabletten presst, die Tabletten in Pakistan in Blister verpackt und dann „Hergestellt in Deutschland“ draufschreibt, weil die Blister in Deutschland in die Schachtel gesteckt wurden.

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    1. Ich verfolge im Moment die Clopidogrel-Diskussion im apotheke-adhoc: http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Markt/10035.html Da kann man ziemlich gut sehen, dass tatsächlich Wirkstoffe, die in Indien hergestellt wurden verarbeitet werden. Nett. In der letzten Generika-Vorlesung habe ich auch gehört, dass die Herkunft der Wirkstoffe allgemein sehr schlecht rückverfolgbar sei. Kontrolliert wird aber zumindest die Qualität, bevor es verarbeitet wird.
      Trotzdem finde ich das beunruhigend. V.a. bei Arzneimitteln aus China hat es in verschiedenen Ländern in der letzten Zeit arge Qualitätsmangel gegeben – nis zu Vergiftungen (Hustensaft in Südamerika…). Ich wäre sehr dafür eine Herkunfstdeklaration einzuführen.

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  10. […] Für unsere Arbeit haben wir die Pauschalen, die zwischen den Krankenkassen und den Apotheken aushandelt wurden: den Vertrag nennt man von der LOA – Leistungs-Orientierten-Abgabe. Diese Pauschalen sind nicht wirklich hoch. Beide Pauschalen zusammen etwa CHF 7.30. Tatsächlich sind sie niedrig genug, dass etwa jede 4. Apotheke in der Schweiz sehr zu kämpfen hat. Dazu kommt noch, dass sie Nur für rezeptpflichtige Medikamente gelten, die von der Grundversicherung übernommen werden. Mehr über sparen an der Apotheke hier. […]

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