Man lässt sich nicht nur für sich selbst impfen

Grippe- und Erkältungszeit und ich erinnere daran, wie wichtig es ist, dass gerade Pflegepersonal geimpft ist. Nicht nur für sich oder damit sie weniger Stunden ausfallen für den Arbeitgeber. Nein, ich meine vor allem für die Leute, die sie betreuen und für deren Gesundheit sie mit-verantwortlich sind. Ich weiss, dass das immer noch keine Voraussetzung ist in vielen Spitälern und Heimen. Und es wird auch kaum freiwillig gemacht. Gerade dort ist die „das ist chemisch“ und kommt von „Big Pharma“ und „hast Du gesehen, was da sonst noch alles drin ist?“ und „übersteht man ja auch ohne Impfung problemlos“ „natürlich“ – Fraktion sehr hoch. Und ich würde hier mal behaupten bei der Haushilfe (der Spitex hier) ist das auch genau so.

Das sollte man mal überdenken, denn das sind die Leute die genauso in Kontakt mit älteren, polymorbiden und hilfsbedürftigen Personen kommen – und das bei ihnen zu Hause. Und wenn das Pflegepersonal krank wird, dann bringen sie dies direkt zum Patienten, der sonst vielleicht kaum mehr Kontakt nach aussen hat.

Diesen Herbst konnte ich so einen Fall gut beobachten. Unsere Patientin, – nennen wir sie Frau Moller – fast 90jährige Frau, hausgebunden und erhält Unterstützung durch die Spitex. Und eine dieser (meist) Frauen kam total erkältet, rotzend und fast dauerhustend zu ihr nach Hause. Darauf von Frau Moller angesprochen machte sie noch Scherze im Sinne von wie aufopfernd es von ihr ja wäre, dass sie überhaupt kommt und arbeitet. Dass das ja nur ein bisschen Husten sei und der Körper damit problemlos umgehen kann sie hätte das jetzt schon eine Zeitlang …

Auf Bitte der Patientin hat sie dann zumindest eine Maske angezogen.

Zu spät. Ein paar Tage später hatte Frau Moller ziemlich übel beginnende Erkältungssymptome, Fieber, Gliederschmerzen, nächtliche Hustenattacken halt so allgemeines Krankheitsgefühl. Da sie dann bei der Spitex reklamiert hat, hat sie zumindest nicht mehr diese Pflegehilfe bekommen, aber es dauerte lange, bis der Husten und das Krankheitsgefühl dann weg ging. Eine Zeitlang sah das gar nicht gut aus für Frau Moller.

Plot-Twist: Im Endeffekt hat sich dann übrigens noch herausgestellt, dass das Keuchhusten war, nicht mal die Grippe … Aber auch dagegen kann man sich impfen (Pertussis gehört zu den Grundimmunisierungen) und man sollte das bei Umgang mit kleinen Kindern und oder sonst kranken Personen auffrischen lassen.

11 Kommentare zu „Man lässt sich nicht nur für sich selbst impfen

  1. „Man lässt sich nicht nur für sich selbst impfen“ – das gilt mMn für soweit alle Impfungen, die gegen ansteckende Krankheiten sind. (Tetanus stellt da die Ausnahme). Oder liege ich da falsch?
    Ich impfe mich doch einmal dafür, dass ich selbst nichts bekomme, und für den Herdenschutz. Für alle, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden dürfen oder sehr anfällig für Komplikationen sind. Neugeborere, Transplantierte, Multimorbide, Ältere Personen mit geschwächtem Immunsystem, Patienten mit laufender Chemotherapie, Huhneiweißallergiker (die können mWn allergisch auf die Impfstoffe reagieren)
    Damit ich nicht bei Krankheit die Pest noch weiterverteile. Da ist mir das bisschen Beizeug in den Impfstoffen ziemlich wumpe. Lieber 3 Tage krank als Impfreaktion als tot.

    Bei der Grippe sieht man die Effekte denke ich noch am besten. Die kommt saisonal immer wieder, und jedes Jahr gibts ne „Grippetote“- Statistik – mit meist den Opfern, die ich oben aufgezählt habe.

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  2. Die Krux dabei liegt, wie so oft, im fehlenden Grundwissen…. und da schliesse ich Fachpersonen keineswegs aus.
    Solange für zwei so unterschiedliche Erkrankungen wie den grippalen Infekt und Influenza die gleiche Begrifflichkeit, nämlich „Grippe“, verwendet wird, wird das Risiko das vom Killer Influenza ausgeht weiter unterschätzt werden.
    Da wird mir wiederholt von meinen eigentlich hoch geschätzten Mitarbeitern die „Grippe“ kleingeredet, da man diese ja letztes Jahr auch gut überstanden und gar noch arbeiten habe können. Jeder der die Influenza überlebt hat müsste wissen, dass es mit 40 Grad Fieber, Schüttelfrost und massiven Gliederschmerzen fast unmöglich ist auch nur vom Bett aufzustehen.
    Aber liebe geschätzte Pharmama….wer trägt die Schuld an diesem Begriffswirrwarr ? Schau doch bitte mal das Werbematerial in deiner eigenen Apotheke an…. was ist da zu lesen ? Echinacea gegen…..die Grippe, irgendein homöopatisches Glaubuli gegen…. die Grippe, irgendein Vitamin C plus Pseudoephedrin Gepantsche…… gegen die Grippe…. da muss man sich nicht wundern, oder ?

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    1. Naja selbst in diesem Artikel wird nicht zwischen Grippe und Erkältung unterschieden. Eine Impfung hätte da vermutlich auch nicht viel geholfen. Allerdings ein Arbeitsethos der sich um das wohlergehen der Klienten kümmert und nicht nach den Kennzahlen der Krankenstandsbedingten Ausfallstahe sehr wohl.

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  3. Siehste, und ich bin froh, dass ich wieder geimpft werden kann gegen Grippe.
    Bei uns zuhause wird streng nach „Schnief“ (Influenza) und „Grippe“ (das ist das mit den Ganzkörperschmerzen) unterschieden.
    Viele Grüße
    Ilka

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    1. „Bei uns zuhause wird streng nach „Schnief“ (Influenza) und „Grippe“ (das ist das mit den Ganzkörperschmerzen) unterschieden.“

      Und was ist jetzt bei Dir was? Irgendwie scheinst Du da etwas durcheinanderzubringen. „Schnief“ ist doch wohl Schnupfen, nicht Influenza.

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  4. Also ich hatte – wahrscheinlich zumindest – bisher zweimal die Grippe. Beide Male trotz Impfung. Einmal mit: Hätte ich in der Ambulanz nicht den Schnelltest gemacht (auf Drängen meiner Ambulanzschwester), wäre ich damit noch arbeiten gegangen. Ich hab wirklich kaum was gemerkt, außer etwas Schnief und etwas Kopfweh – also wirklich nicht so dramatisch. Das war noch vor 2015 – genau weiß ich es aber nicht mehr – als der Impfstoff nur einen B-Strang drin hatte und das Labor hat dann später eine Influenza B bestätigt. (Möglicherweise ein nicht abgedeckter Strang – oder doch abgedeckt und wegen Impfung milder Verlauf.) Und einmal mit dem vollen Grippeprogramm inklusive Suprainfektion und Lungenentzündung in der zweiten Woche… Danke… Hat keinen Spaß gemacht. Nachdem dabei der Schnelltest positiv war, war igendwie keiner mehr daran interessiert dies auch noch per Labor zu bestätigen… komisch… ;-)

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    1. Ach ja – was ich eigentlich an die Geschichte anschließen wollte – gerade bei dem milden Verlauf war es sicherlich gut, dass der Test gemacht wurde, da ich so zuhause blieb und weder Kollegen noch Patienten ansteckte.

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    2. Dir ist hoffentlich schon klar, dass mancher Schnelltest auch nur die durch die Impfung vorhandenen Antikörper detektiert und deshalb gerne mal falsch positiv wird?

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      1. Jup, das ist mir klar, deswegen habe ich ja „wahrscheinlich zweimal“ ganz im ersten Satz geschrieben. Beim milden Verlauf wurde deshalb die Diagnose noch per Labor bestätigt. Ich glaube die machen PCR? Aber ich bin mir da nicht so wirklich sicher. Ich bin dann halt mit recht milden Symptomen zuhause geblieben bis ich nicht mehr fröhlich Influenza-Tröpfchen in meiner Umgebung verteilt habe (Fremdschutz… rein symptomtechnisch fühlte ich mich eigentlich noch arbeitsfähig). Beim typischen Verlauf (symptommäßig typisch) hatte das mein Hausarzt das nach dem Schnelltest trotz Restzweifel als Influenza abgeharkt… und da ich ja eh krankzuschreiben war, war irgendwie keiner an einer Laborbestätigung interessiert.

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