Krieg‘ ich nicht.

So langsam aber sicher wird es echt kritisch. So vieles, das ich bräuchte ist nicht lieferbar. Aktuell habe ich eine Nicht-lieferbar-Liste von 70 Produkten (hauptsächlich Medikamente), die ich regelmässig wieder versuche zu bestellen.

Darunter sind natürlich auch nicht lebenswichtige und auch nicht-Medikamente, aber Siebzig?! Das ist ein Rekordhoch. Die Liste Drugshortage.ch listet für die Gesamtschweiz und nur Medikamente aktuell 457 Positionen auf!

Das müsst ihr Euch mal anschauen. „Aktuell keine Lieferung“ – und auch wenn da beim Datum Lieferfähigkeit bei einigen November/Dezember steht … meine Erfahrung war bisher so, dass das gerne noch weiter nach hinten geschoben wird und erst (viel) später wieder erhältlich ist. Ausser bei den Abregistrierten (also ausser Handel genommenen) ist leider kein Grund angegeben für die Nicht-verfügbarkeit. Das wäre in vielen Fällen interessant, nicht nur weil unsere Patienten da nachfragen.

Schön finde ich, dass mögliche Alternativen angegeben werden. Schon aussortiert, was noch im Handel ist – denn in der Apotheke suche ich teils lange, was denn noch wirklich erhältlich ist.

Bestes Beispiel gestern. Der Hautarzt verschreibt „Clarelux Schaum“ – und innerlich stöhne ich schon bei Erhalt des Rezeptes. Weiss er denn (immer) noch nicht, dass der seit Monaten nicht mehr erhältlich ist? Laut Drugshortage.ch seit 149 Tagen. Wann (und ob) es wieder kommt ist ebenfalls unbestimmt.

Aber dann geht’s los, suchen wir etwas als Ersatz. Wir brauchen ein Mittel mit Cortison zur Anwendung auf behaarter Haut.

Erstaunt sehe ich, dass laut Computer Clarelux Schaum 50g neu registriert ist. Den gab es bisher noch nicht … und aktuell gibt es ihn auch noch nicht, da wirklich erst registriert, aber noch nicht im Handel.

In der Patientenhistorie sehe ich, dass der Patient schon Dermovate Scalp Application hatte … wahrscheinlich auch als Ersatz für das dort schon nicht lieferbare Clarelux. Das will er aber nicht mehr.

Anruf beim Arzt. Wir gehen die Alternativen, die er mir noch angibt durch:

Hexacorton Schaum? – ausser Handel seit Mitte 2018

Prednitop Lösung mit Schaumapplikator? – ausser Handel seit Anfang 2018

Monovo Emulsion oder Lösung? – Da zeigt mir der Computer nicht gerade etwas an, aber als ich dir Lieferbarkeit teste kommt auch die Rückmeldung: ausser Handel.

Jaa – damit wären wir wieder bei der Dermovate oder dann versuchsweise Locoid Crelo Lösung. Das nehmen wir.

Schöne neue Welt. Wenn das so weitergeht, werde ich in Zukunft häufig nicht mehr das abgeben können, was der Arzt verschrieben hat (und will), sondern es gibt dann einfach das, was noch im Handel erhältlich ist.

P.S: Wenn das mit den Referenzpreisen bei den Generika so kommt, wie von den Krankenkassen gewollt, werden viele Medikamente wegen Unwirtschaftlichbarkeit ausser Handel genommen werden und nicht mehr lieferbar sein. Den Trend sieht man ja jetzt schon.

5 Kommentare zu „Krieg‘ ich nicht.

  1. Also mein Allzeithoch war mal 120 diverse Arzneimittel nicht lieferbar. Wobei ich die Liste regelmäßig bereinige und AM, die seit >1Jahr nicht mehr lieferbar sind, aus der Liste lösche. Sonst wäre die zwischenzeitlich bei ca. 180 gewesen.

    Gegebenenfalls gibs von GSK bei Euch auch „Betnesol V crinale 0,1%“, wäre so eine Idee.

    Eine meiner Lieblings-Dauerdefekte ist übrigends „Colifoam Rektalschaum 14/28 Applikationen“. Nicht nur, weil der seit Jahren kaum ranzubesorgen ist, und weil die Patienten jedes mal schauen wie … erstaunt, wenn ich dann die Anwendung genau erläutere (weil der Arzt das mal vorsichtshalber gar nicht angesprochen hat)… Nein, 5/6 der Rezepte haben 28 Tuben verordnet – weil der fragliche Verordner leider nicht der Gebrauchsinformation entnommen hat, dass eine Tube 14 Anwendungen beinhaltet, und die 28 Anwendungen also mit einer Doppelpackung abzuarbeiten sind. Und der Patient – weil über die Anwendung nicht informiert – feststellt, dass er die 28 Tupen ja wohl benötogen würde, wo ich schon froh bin, wenn ich eine einzelne aufgetrieben bekomme.

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    1. Ja, die ewig-fehlenden Sachen entferne ich auch gelegentlich wieder. Bei manchen hat man einfach noch Hoffnung …
      Das würde ich gerne mal filmen, wie Du die Anwendung erklärst :-)

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      1. Ich nehm mir den eigentlich ziemlich gut beschreibenden (und bebilderten) Beipackzettel und gehe das Schritt für Schritt einzeln durch. Wenn es zu Rückfragen (oder erstauntem Gesichtsausdruck) kommt, warum dies oder das (z.b. man sich auf die eine, aber nicht auf die andere Seite dazu legen soll), erkläre ich das kurz, weil man erklärten Anweisungen einfach freiwilliger Folge leistet als unerklärten Ansagen.

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  2. Den Trend sieht man auch ganz toll an Deutschland… :/
    Ich hoffe, die Schweizer Gesellschaft macht nicht den selben Fehler, den Krankenkassen zu viel Macht über das Gesundheitssystem zu geben.

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  3. Was ich mich da als Laie Frage: kannst du sowas sonst nicht als Rezepturarzneimittel selbst herstellen und abgeben?

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