Von der Schattenseite der Digitalisierung in der Apotheke

Morgen ist fertig langes Wochenende – gut, so lange war es für mich auch nicht, habe ich doch am Samstag gearbeitet. Ich freue mich schon auf einen … ummm … arbeitsreichen Start. Wir mussten doch noch einige Medikamente bestellen am Samstagnachmittag.

Wenigstens bin ich ziemlich sicher, dass die Bestellung auch kommt – die letzten 2 Wochen gab es Situationen, da wusste ich nicht, wieviel und was von meiner Bestellung jetzt kommen würde. Wir übergeben die Bestellung elektronisch an den Grossisten (Galenica). Schon bei Aufnahme der Bestellung kann ich (Computerverbindung sei Dank) da schauen, ob etwas lieferbar ist. Blöd nur, wenn etwas mit der Übertragung nicht klappt. Das hatte ich 2 Mal – einmal Totalausfall beim Grossisten selber: Es kommt einfach nur noch die Rückmeldung: „timeout wegen Zeitüberschreitung“„möchten Sie es via Modem versuchen?“, Ja, will ich – klappt aber auch nicht. Anruf  beim Grossisten: Telefon Dauer-besetzt. Anzeige des Telefons: „Leitung überlastet“. Faxen kann ich also auch vergessen. Schlecht – selbst ihre Internetseite war komplett „down“.

Dann fiel (auch letzte Woche) auch Abends bei der Bestellung unser Computerprogramm der Apotheke komplett aus (Propharma). So etwas habe ich auch noch nicht gesehen – wenn man von den Stromausfällen vor ein paar Jahren absieht. Natürlich auch genau während ich dabei bin eine Bestellung zu übermitteln – die war dann wirklich im Nirvana verschollen, weder in den noch zu übermittelnden noch den schon übermittelten mehr zu finden, einfach: weg. Das war toll (Nein), da alles wieder zusammenzustückeln anhand der ausgedruckten Bestellscheine und der Nullerlisten (Lagerbestand Null und nicht in einer Bestellung) … und konnte ich überhaupt erst machen, nachdem das Programm wieder einigermassen lief. Mit dem Programm macht man alles: von der Kasse über Lagerbewirtschaftung bis zu den Rezepten … Man kann sich vorstellen, wie die Arbeit in der Stunde war, bis da wieder etwas lief. Nix geht mehr normal – zum Glück waren die Leute sehr geduldig.

Es scheint überhaupt etwas der elektronische Wurm drin in der letzten Zeit … auch die Abfrage der Krankenkassendeckung (mittels Covercard / SASIS), die wir immer bei einer Abgabe machen müsse, klappte sporadisch einfach nicht. Auch da unschön, wenn ein Patient zum Beispiel auf die Assura gewechselt hat, steif behauptet, er sei noch bei der alten Kasse … und die Abfrage nicht geht – in dem Fall natürlich auch danach nicht mehr, eben weil er eine neue Kasse und damit eine neue Nummer hat.

Wir sind heute sehr (!) abhängig vom Computer und dem Internet in der Apotheke. Und es kann einiges schiefgehen. Dass unser Computerprogramm einen Absturz hatte lag an der Programm-Firma … ein zentraler Mitarbeiterfehler. Dass die Krankenkassenabfrage immer wieder nicht ging, erklären sie mit Wartungen und kleineren Ausfällen bei ihnen. Weshalb der Grossist so einen Totalausfall hatte weiss ich allerdings immer noch nicht – ich befürchte da allerdings einen Hackerangriff … die sind laut einem IT-Kollegen häufiger als man denkt.

Wenn’s klappt ist es toll – aber Oh weh, wenn es auf einmal nicht mehr funktioniert.

11 Kommentare zu „Von der Schattenseite der Digitalisierung in der Apotheke

  1. Ach Pharmama, was seit Ihr ANALOG mit Euren Computer-Unsinn!

    Digital first! Rezept im Umschlag tun, mit dre Post verschicken, auf Päckchen warten, welches mit der Post geliefert wird… DAS ist DIGITAL! DAS ist DIE ZUKUNFT! Alles andere ist BEDENKEN SECOND…

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  2. Oh ja, die liebe Technik! Ich fühle mit Dir. Bei uns ist es in letzter Zeit auch immer spannend beim Senden der Bestellung an den Großhandel. Nicht wegen der Frage ob die Sendung durchgeht, sondern wegen der Frage der Lieferbarkeit. Inzwischen bekommen wir nicht mal mehr Ibuprofen 600 ohne Probleme…

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  3. Bei der Entwicklung lässt sich schon viel gegen solche Ausfälle vorsehen – aber das muss natürlich auch gemacht werden.
    Wenn Eure Apothekensoftware nicht geht obwohl die lokal läuft (zumindest sieht sie auf Deinen Screenshots nicht nach Web-Applikation aus), dann ist das ein organisatorischer Fehler des Herstellers. Grossist und vor allem die Krankenkassenabfrage könnten sich auch mit wenig Geld gegen solche Probleme absichern.
    Allerdings muss die Firma immer wollen und die zuständigen Mitarbeiter müssen das können…

    Hackerangriffe sind heutzutage fast immer „Bitte installieren Sie die Anlage dieser Email, der Ihr Netzwerk lahmlegt.“ Für einen gezielten Angriff dürfte der Grossist aber zu unbedeutend sein, das lohnt sich eher beim deutschen Bundestag – wo genau solche Angriffe in der Vergangenheit erfolgreich waren. Wenn Dein Grossist tatsächlich Probleme damit hat, schick sie mal zur Firma „IT Seal“. Ein kleines Start-Up, das sehr innovativ Schwachstellen findet und Mitarbeiter schult.

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  4. Leider nimmt allgemein die Qualität der Software immer mehr ab, abhängig von der Kompetenz der Programmierer sowie der immer größer werdenden Komplexität der beteiligten Systeme.

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    1. Es ist ja oftmals nicht nur die Kompetenz der Entwickler, sondern vor allem von deren Chefs.

      Features, Features, Features. Denn damit verkauft man.

      Bugs, Sicherheit, Qualität? Das kommt erst wenn einem gerade mal keine Features mehr einfallen.

      Das erinnert mich an ein Zitat von Felix FX Lindner wo es darum ging Kassensystem per zu langem Barcode zu hacken.
      „By the way, if you try this with old systems, like really old, this won’t work. Because back then people knew how to fucking code“

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    2. Ich bezweifle, dass das mit der Kompetenz der Programmierer zu tun hat, sondern eher mit dem Sparwahn. „Was, Coden kostet Zeit und Zeit kostet Geld? Ja dann lasst halt was weg, da dieses Security-Dings, das braucht doch keiner. UNS trifft sowas doch NIEMALS!“

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      1. Leider ist es genau andersherum: Nachhaltiges Entwickeln kostet erstmal nicht mehr Zeit als quick’n’dirty. Letzteres kostet dann aber richtig Zeit, wenn es um Änderungen oder Fehlersuche geht. Dann wird gerne abgekürzt, was wieder dazu führt, dass die nächste Änderung oder Fehlersuche noch aufwendiger wird…
        Zwischen Entwicklung und Release steht dann das Testen – und hier lliegt der organisatorische Fehler. Beim Testen lässt sich viel Zeit und Geld sparen, aber genau dann werden Fehler eben nicht erkannt.

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        1. Stimmt, die Testphasen lässt man gerne aus, weil das Programm „läuft doch“ und was soll man da noch testen. Schade eigentlich.

          Naja und bei der Code-Optimierung hast Du auch Recht. Quick’n’dirty erscheint halt einfach, aber was man da für Bugs einbasteln kann, wenn man es glättet. Sehe das aus nächster Nähe und bin immer wieder erstaunt. :D

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        2. Mein Schwager ist informatiker, der hat sich auch immer so aufgeregt, dass viele Programmierer einfach so im Code herumändern, ohne diese Änderungen vernünftig zu dokumentieren, was die Fehlersuche anscheinend maximal erschwert.

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  5. Wir haben mit unserer Praxissoftware seit Jahresanfang auch jede Menge Probleme – immer wieder Totalabstürze unsere internen Netzwerks, Unterbrüche beim Zugriff von zuhause usw. Kam alles nach dem grosen TARMED-Update – aber laut Softwarefirma soll es nicht daran liegen. Kostet uns halt immer wieder Zeit, Nerven und letztlich auch Geld, wenn wir das ganze System erst einmal wieder aufwändig rebooten dürfen, bevor es wieder funzt. Unser Admin ist schon völlig verzweifelt.

    Ansonsten bitte nie vergessen: Computer helfen einem, Probleme zu lösen, die man ohne sie gar nicht hätte. ;)

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  6. Einen Systemausfall in der Apo, habe ich zum Glück letztmalig vor ca 10 Jahren erlebt. Ansonsten wäre die Katastrophe hier in Deutschland perfekt, mit den ganzen Veträgen. Da bleibt fast nur noch zeitweise schließen und lediglich ganz akute Rezepte notfallmäßig beliefern.
    Wir hatten allerdings vor wenigen Wochen auch einen Totalausfall bei unserem Haupt-Großhändler, punkt halb sieben abends. Die erste von 3 Bestellungen ging noch durch, die zwei anderen (u.a. die Kundenbestellungen) leider nicht. Die Nachlieferungen habe ich dann zu unserem 2. GH geschoben und das andere einfach gelsassen.
    Das End vom Lied war dann am nächsten Morgen die Ankunft von:
    3 x die Kundebestellungen von gesamt 2 Großhändlern
    2 x Rowa und
    1 x Restlager vom Großhandel mit Totalausfall.
    Das man nicht erneut bestellen soll, wurde nämlich leider erst nach Feierabend (19.18Uhr) per Fax mitgeteilt. Unsere PKA hatte am nächsten Tag sicherlich viel Vergnüngen alles auseinander zu puzzeln, zu buchen und zu retournieren.

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