Könnt ihr das nicht einfach bestellen? (Aus dem Ausland)

Will der Kunde, dass wir ihm aus Deutschland etwas bestellen.

Wir machen das …. wir sind allerdings etwas eingeschränkt, was wir importieren dürfen.

Kosmetika sind im Normalfall kein Problem (machen aber oft finanziell wenig Sinn: wir bezahlen für den Transport und geben das an den Kunden weiter) – anders sieht es bei Arzneimitteln oder teils auch bei Nahrungsergänzungsmitteln aus. Dafür gibt es Vorschriften und Einschränkungen.

Deshalb schaue ich erst mal, ob ich dem Kunden ein in der Schweiz erhältliches vergleichbares Produkt anbieten kann. Das ist meist die einfachere Variante –

Dann schaue ich, ob das Produkt überhaupt importiert werden kann

Vorschriften dazu finden sich hier AMBV 812.212.1, Art. 36 und in der Stoffliste; bzw. TAMV 812.212.27 für Tierarzneimittel

Eine Apotheke darf Arzneimittel ohne Bewilligung aus Ländern mit einem von Swissmedic als gleichwertig anerkannten Zulassungssystem einführen, sofern diese dort zugelassen sind, wenn in der Schweiz kein alternativ einsetzbares Arzneimittel zugelassen, ein gleichwertiges Arzneimittel zurzeit nicht lieferbar oder wenn eine Umstellung der Medikation nicht angemessen ist.

Für den Import von Betäubungsmitteln ist vorgängig die entsprechende Bewilligung bei Swissmedic einzuholen (bewilligungspflichtig sind die in der Betäubungsmittelverzeichnisverordnung aufgeführten Substanzen, Anhang 1 bis 8).

Für die Einfuhr immunologischer Arzneimittel (oder Blut und Blutprodukte) bedarf es vorgängig für jede einzelne Sendung einer Bewilligung für die Einzeleinfuhr (AMBV, Art. 32 – 37).

Im Anhang 13 der Verordnung des EDI über Speziallebensmittel ist angegeben, welche Substanzen in Nahrungsergänzungsmitteln erlaubt sind.

Wichtig: Falls die Kennzeichnung nicht der Schweizer Gesetzgebung entspricht, ist diese durch Überkleben mit einer eigenen Etikette entsprechend anzupassen.

Ist der Inhaltsstoff im erwähnten Anhang nicht enthalten, ist das betreffende Produkt als Arzneimittel einzustufen. Wenn die vom Hersteller empfohlene täglich einzunehmende Menge die gemäss Anhang 13 zugelassene Tagesdosis überschreitet, handelt es sich ebenfalls um ein Arzneimittel. Zu beachten ist, dass für Vitamin A 200% und für alle anderen Vitamine 300% der aufgelisteten Tagesdosen erlaubt sind. Bei den Mineralstoffen, den Spurenelementen und den anderen Nährstoffen gelten die im Anhang 13 aufgeführten Tagesdosen ohne Zuschlag.

Ein Nahrungsergänzungsmittel gilt auch dann als Arzneimittel, wenn es zur Heilung eines Leidens angepriesen wird, z.B. gegen Gelenkschmerzen oder zum Abnehmen.

Wenn ein ausländisches Nahrungsergänzungsmittel als Arzneimittel eingestuft wird, darf höchstens ein Monatsbedarf importiert werden.

Wenn das alles okay ist, schaue ich, ob ich das gewünschte Produkt beim Lieferanten bekomme und informiere dann den Kunden über den voraussichtlichen Verkaufspreis (inkl. allfälliger Portospesen).

Und wenn es dann kommt, muss ich zumindest bei Arzneimitteln (und am besten auch bei Nahrungsergänzungsmitteln) den Eingang kontrollieren und die Abgabe dokumentieren. Dazu gibt es spezielle Formulare, die ich dann 10 Jahre lang aufbewahren darf.

Man sieht – nicht ganz ohne, das ganze.

Zurück zum Kunden von oben. Der Kunde fragt mich nach einem Schlafmittel aus Deutschland, das er gerne hätte. Den Namen weiss er allerdings nicht, den könne er mir noch durchgeben, aber er würde gerne eine Packung jeder Grösse haben. Bezahlen würde er es dann, wenn es da ist. Und das was er dann vielleicht doch nicht nimmt, kann ich ja zurückgehen lassen … Von mir will er einfach die Bestätigung, dass wir das machen.

Äh. Nein. Das geht so natürlich gar nicht, mal abgesehen davon, dass er noch nicht einmal sagen konnte, was es genau ist (was soll ich dann bestellen, bitte?) ist ein Schlafmittel garantiert unter Arzneimittel einzustufen. Schlafmittel haben wir hier so einige, das heisst es wären alternativ einzusetzende Mittel vorhanden (dann darf ich nicht importieren) … und im blödsten Fall fällt sein Schlafmittel noch unter das Betäubungsmittelgesetz und dann bräuchte ich dafür vorher neben einem Rezept auch noch eine Bewilligung von der Swissmedic.

Und Zurücksenden? Kannstevergessen.

9 Kommentare zu „Könnt ihr das nicht einfach bestellen? (Aus dem Ausland)

  1. Naja echt mal,
    du kannst doch erstmal Diverses bestellen. Er nimmt dann schon irgendwas. Und Rest geht dann zurück.

    Oh man, wie kann man nur so denken? Der war wohl noch zu müde für den Tag …

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    1. Es ist das Laster des Versandhandels! 10 unterschiedliche Hosen bestellen, und nur die passende eine behalten, den Rest kostenlos (!) zurückschicken. Und was der Versandhandel mit seinem Standart-Sortiment kann muss der kleine Händler vor Ort mit Sonderwünschen doch wohl auch können – sonst kann ich ja gleich zum Versender wechseln…

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      1. Naja, beim Versandhandel kann ich ja nicht anders, ich muss ja erst einmal probieren, welche Hose überhaupt passt. Beim Händler vor Ort kann ich das bereits vor dem Kauf, wo ist also das Problem?

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        1. Das Problem ist das Anspruchsdenken der Menschen. Was im Versandhandel gut ist, kann dem Händler vor Ort nur billig sein, oder? Ich selber habe auch Kunden, die mir Sachen nach 3 Monaten (Nichtbegrauch) zum Umtausch (oder besser gegen Geld zurück) zurückgeben wollen. Ganz besonders nett bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wie Malariaprophylaxe. Oder auch bei den für 3 Jahre Vorrat gehorteten Blutdrucksenkern, die man nicht mehr braucht, weil man umgestellt wurde vor 2 Monaten. Alles schon gehabt…

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          1. Da wäre dann noch die Frage, ob man vielleicht umgestellt wurde auf einen anderen Blutdrucksenker, weil der vorherige so sehr an Verbrauch zugenommen hat und scheinbar (für den Arzt) nicht mehr wirkte …

            Und bütte, bütte: Standard.

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            1. Der vorige hat nicht an Verbrauch zugenommen. Die Patienten sind schlau genug – selbst die, die sonst nix gebacken bekommen – die Tabletten abzuzahählen und rechtzeitig zum theoretischen „Alles-alle-Zeitpunkt“ bei der Arztpraxis ein Folgerezept zu holen. Und dieses dann einzulösen. Und die Tabletten NICHT zu nehmen. Der Arzt merkt, dass der verordnete Wirstoff nicht (ausreichend) wirkt – ja, wie soll er auch? – und stellt die Medikation um. Das ist eine Folge von „Ich zahle nicht den gesamten Preis vorweg, sondern nur eine Zuzahlung.“ Und diejenigen, die sich ihre Medis im käsigen Versand holen, und dan den Rezepten (nach Befreiung von der Zuzahlung) auch noch Geld verdienen(!), für die lohnt sich das ganze doppelt…

              Und StandarT ist mein StandarD-Fehler… duck&cover

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  2. Liebe Pharmama, das ist jetzt etwas offtopic, aber mir brennt eine Frage auf den Nägeln: So war ich nämlich heute in der Apotheke, um mir meine etwa zweijährliche Packung Ibuprofen zu besorgen. Die Apothekerin wies mich darauf hin, dass ich die Tabletten zu den Mahlzeiten nehmen sollte, da sonst die Wirkung um bis zu 30% eingeschränkt sein könnte. Ich hatte zwar die Einnahmeempfehlung schonmal gehört/gelesen, aber immer mit der Begründung, dass das einfach magenschonender sei (und da ich einen robusten Magen habe, habe ich das dann meist einfach ignoriert). Dass das aber der Wirksamkeit förderlich sein sollte, ist mir neu und Google hat dazu auch nichts Schlüssiges ergeben (teils sogar die gegenteilige Behauptung – schnellere/bessere Wirkung bei leerem Magen). Magst du (oder ein anderer fachkundiger Leser) mich aufklären? Was stimmt denn nun?
    Viele Grüße,
    Sandra

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