Warnung vor Schweizweitem Rezept-Betrüger

Das ist eine Warnung für alle Apotheken in der Schweiz – einige (die meisten?) werden das inzwischen auch über die offiziellen Kanäle mitbekommen haben, aber da es noch wirklich aktuell ist, warne ich auch hier.

Da ist (mindestens) einer unterwegs und versucht mit gefälschten Rezepten an Medikamente zu kommen – bis jetzt vor allem Makatussin Comp Sirup und Xanax Tabletten.

Meine Pharmaassistentin Donna hat ihn auffliegen lassen. Das ging so:

Der junge, dunkelhäutige, englisch-sprechende Mann mit weisser Schirmmütze und weissen Turnschuhen kam um 17.15 Uhr in die Apotheke – (nach 5 Uhr sind die Ärzte meist nicht mehr erreichbar. Das ist ein Warnsignal)

Er gibt der Pharmaassistentin sein Rezept. Es ist von heute datiert, allerdings nicht aus der Gegend, sondern von einem Arzt ziemlich weiter weg (Noch ein Warnsignal).

Der Kunde war noch nie bei uns. (Kann vorkommen, aber wenn er dann auch weder in der Nähe des Arztes, noch in der Nähe bei uns lebt, ist das ein weiteres Warnsignal).

Er gibt der Pharmaassistentin die Krankenkassenkarte. (Das ist jetzt allerdings ungewöhnlich … gerade bei einem gefälschten Rezept bezahlen die Betrüger es noch gerne selber, damit die Info nicht bei der Krankenkasse zusammenläuft. Der hier scheint allerdings auch noch die Krankenkasse damit zu betrügen …?)

Das Rezept ist für Makatussin Comp Sirup. (Ein weiteres Warnsignal. Ein Codein-haltiger Hustensirup. Dafür braucht es übrigens nicht mal zwingend ein Rezept … allerdings sind wir hier dazu übergegangen, bei unter 30Jährigen eines zu verlangen und es sonst nicht abzugeben – das wird hier dermassen häufig missbraucht. Speziell von Leuten, die aussehen wie der Kunde hier: wie ein Rapper).

Das Rezept selber sieht wirklich gut aus. A4, Computergeneriert, ähnliche Vorlage, wie auch von Ärzten bei uns in der Gegend verwendet, richtiger Stempel und Unterschrift. Was wir noch nicht wussten ist, dass dieser Arzt sonst nur handgeschriebene A6-Rezepte verwendet. Der Stempel war offensichtlich auch nachgemacht.  Hier ist ein Beispiel des Rezeptes:

Rpfaelschungmasse

Trotz des Rezepts und der Krankenkassenkarte hatte meine Pharmaassistentin ein schlechtes Gefühl dabei – und weil die Apothekerin das auch hatte, rief sie dem Arzt an, um das abzuklären.

Der Arzt war noch in der Praxis und überhaupt nicht erstaunt. „Sie sind schon die 7. Apotheke, die mir heute anruft“ … er hatte Nachfragen auch aus Bern, Zürich und Basel. Wir sollten das Rezept einbehalten. Der auf dem Rezept erwähnte Name ist kein Kunde von ihm. Er mache  aber eine Anzeige.

Nun, offensichtlich ist das (trotz wahnsinnig gut gefälschtem Rezept) noch einigen anderen Apotheken aufgefallen. Man fragt sich allerdings, bei wievielen es durchgerutscht ist … und was passiert, wenn die versuchen, das der Krankenkasse abzurechnen.

Jedenfalls … hat der das bei uns nicht bekommen – und Donna hat ihm energisch erklärt, dass sie das gefälschte Rezept einbehalten und die Info weitergeben werde. Daraufhin ist er dann ganz schnell verschwunden.

25 Kommentare zu „Warnung vor Schweizweitem Rezept-Betrüger

  1. behandlungsgrund „Krankenheit“ wäre wohl auch ein deutliches signal für „da stimmt was ganz und gar nicht“.

    wir hatten das problem mit den gefälschten rezepten und angeblich leeren packungen bei einem ganz bestimmten, nur gegen bargeld und auf verschreibung erhältlichen medikament. da haben die apotheker oft gleich bei mir angerufen, ich hab immer empfohlen, auf der stelle die polizei zu rufen und den kunden in der zwischenzeit freundlich aufzuklären und so lange hinzuhalten, bis die gesetzeshüter eingetroffen sind. auf diese weise sind zumindest ein paar der entsprechenden herrschaften detailliert über die sachlage aufgeklärt worden – allerdings von seiten der obrigkeit.

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    1. Ja … allerdings habe ich auch schon einige Rezepte sonst von wirklichen Ärzten mit Schreibfehlern gesehen :-)

      Das mit den angeblich leeren Packungen (oder dass man sie nicht öffnen könne) habe ich letzhin auch gelesen. Kein Wunder, wenn der Packungsinhalt vorher mit Wasser ausgetauscht wurde und der Verschluss zugeklebt …

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      1. Die Rezepte sind ja auch nicht unbedingt das Werk des Arztes selbst, sondern der medizinischen Fachangestellten/Arzthelferin/Sprechstundenhilfe (wie auch immer das aktuell heisst, ich glaube ersteres ist letzter Stand).
        Die sind halt nicht ganz so sicher mit den Diagnosen und Medikamenten und wenn da was schnell auf Zuruf ausgestellt, ist das sehr lustig.

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      2. Apropos Schreibfehler: In Deutschland heißt es Dr med.<-. Mit Punkt. Und während die Sprechstundenhilfe ja vielleicht noch den Medikamentennamen vergeigt, bezeifle ich eher, dass der Titel im Briefkopf falsch ist.

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      3. Was leere oder teilgefüllte Packungen angeht: wenn sowas öfter vorkommt, oder speziell bei einigen Personen, dann kontrollieren wir vor Abgabe mit 4 Augen dass die Packung vollständig ist. Gibt Apos die das bei Benzos und Z-Substanzen grundlegend immer machen.
        Da es bei Tavor ja vor kurzem in D tatsächlich das Problem gab, dass einige Pakungen weniger Tabletten enthielten (auf dem Weg vom Hersteller zur Apo verschwunden…), haben wir teilweise auch da vorher gemeinsam mit dem Kunden durchgezählt. Aufgefallen ist das nach Rückmeldung einiger Kunden, sowie durch die FAM Prüfungen innerhalb der Apos.
        Wie man aber auch ein Benzo in unversiegelter Dose in Verkehr bringen kann, ist mir unerklärlich.

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  2. Ich hatte mal einen krassen Betrugsfall mit Arzneimitteln und der war wie folgt:

    Beim Militär in Deutschland geben die Ärzte die Arzneien direkt ab. Wegen Ärzteknappheit half ein Arzt der Polizei aus, und nach seiner Sprechstunde fiel einem Mitarbeiter auf, dass der Arzneischrank ziemlich leer aussah. Da der Polizeiarzt gerade mit seinem Auto abgefahren war, benachrichtigten wir den diensthabenden Offizier an der Wache, der den Wagen stoppte und den Kofferraum öffnete:

    Der Kofferraum war bis zum Rand voll mit Arzneimitteln.

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  3. Hallo Pharmama :-) der war auch schon bei uns im Oberwallis. Ein dunkelhäutiger junger Mann wurde durch die Polizei mitgenommen…. vielleicht schon wieder frei oder er hat Kollegen…. – der Rest war ähnlich wie bei uns, nur dass zum Teil auch der Arzt gefälscht war und ein Rückruf bei einem Kollegen gelandet ist, der das ok zur Abgabe gegeben hat… – aber auch aufgeflogen … jetzt überprüfen wir die Zulassungsnummer, Telefonnummer und Adresse bevor wir anrufen… e schöne Tag

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    1. Bei den Mengen an Betrugsfällen klingt das fast nach organisierter Bande, die sich die gleiche relativ professionelle Rezeptfälschung in mehrfacher Ausführung teilt. Wahrscheinlich wird das nachher gewinnbringend verhökert.

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    2. Oberwallis – der ist wirklich national unterwegs. Gut Möglich, dass das derselbe war, ich glaube nicht, dass sie einen lange ausser Verkehr ziehen wegen Urkundenfälschung. Wobei … wenn er das in der Grössenordnung macht …

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    1. Erstaunlich, ja. So ein schweizweiter Fall ist mir noch nicht zu Ohren gekommen. Das könnte teils natürlich auch mit dem Kantönligeist zusammenhängen, wo die Info einfach nicht über die Kantonsgrenze hinaus geteilt wird.

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  4. Krass mit dem gleichen Medikament wurde eine Warnung von der Apothekerkammer Girona (Katalonien) rausgegeben. Da war es ein Mann mit Bart. Auch gefälschtes Rezept. Und er kauft das und kommt dann wieder und behauptet dann, dass nur ein Blister in der Packung war. Und das ist jetzt schon in mehreren Apotheken hier passiert! Und jetzt les ich das auch von dir pharmama!

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    1. Im Einkaufsladen schauen sie auch nach, ob alle Eier im Eierkarton sind, damit keine Reklamationen kommen können.
      Vielleicht muss man das mit den Medikamentenschachteln und Blisters darin auch so anfangen?! seufz

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  5. Krass! Dabei sieht das Rezept auf den ersten Blick nicht mal so auffällig aus!
    Allerdings, wenn ich deine Post und die Kommentare dazu so lese, frage ich mich ernsthaft, warum wir noch keine Mail von unserer Kantonsapotbekerin deswegen bekommen haben..
    Weisst du, ob er das im Aargau auch schon versucht hat / ob es Meldungen gab?
    Das beunruhigt mich jetz schon etwas, denn ich weiss nicht ob das bei einigen von uns nicht durchrutschen würde.

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  6. Seltsam finde ich auch, daß das Datum oben mit einem Punkt hinter dem Tag angegeben ist, unten allerdings ohne. Zudem ganz heftig: Behandlungsgrund: Krankenheit!

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  7. Muss auch sagen und ich bin wirklich nur ein ganz normaler Patient.. aber mein Arzt meint wohl auch meist das es in der Pharmaindustrie keine Rechtschreibung gibt, bin da schon ganz oft und das zu Recht komisch angesehen worden.

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  8. Krankenheit und Bemerkungken. Schreibfehler kann es bei allem geben, was beim Rezept ausgefüllt wird. Aber das, was wie in einem Vordruck immer da steht oder stehen sollte? Unwahrscheinlich.

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  9. Ich meinte nicht den Schreibfehler sondern den Behandlungsgrund. Weshalb geht man denn sonst zum Arzt und bekommt etwas verschrieben? Das ist doch keine Diagnose!

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    1. Naja auf der Krankschreibung (eigentlich Arbeitsunfähigkeitsbestätigung) steht auch nur Grund: Krankheit. (Ich vermute mal es gibt auch „Unfall“.) Mehr geht die anderen ja auch nicht an.

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  10. Guter Beitrag.

    Auf dem Rezept sind ja mehrere Schreibfehler…
    Wäre für mich schon Grund genug nichts auszuhändigen und direkt den Arzt zu kontaktieren. :-)

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  11. Gut aufgepasst!
    Schreibfehler auf Rezepten sind nicht selten. Erst Recht in dieser Jahreszeit mit den ganzen neuen Azubis die keine Ahnung haben was sie da überhaupt aufschreiben. Da gibts die dollsten Sachen, echt unfassbar.
    Es gibt halt gute und schlechte Rezeptfälscher. Ich wette es geht grundlegend einiges durch. Darum finde ich es in der Schweiz vergleichsweise einfach eines zu fälschen, man braucht ja nichtmal ein spezifisches Formular dafür.

    Mein letztes gefälschtes Rezept (Deutschland) war tatsächlich auch ein Kassenrezept. In D so ziemlich der schlechteste Fälschungsversuch den man machen kann und nahezu von vorne herein zum Scheitern verurteilt, da selbst die meisten Arztpraxen überfordert sind ein solches auszuszellen und wir täglich mehrfach Korrekturen vornehmen oder in den Praxen anrufen müssen. Erfahrungsgemäß sind die Fälschungen immer Privatrezepte, sofern der Preis nicht extrem hoch ist.

    Junger, ungepflegter Mann kommm rein, legt mir das Rezept vor und sagt er solle das für seine Schwester abholen. Es war ein Mittwochnachmittag (99% der Arztpraxen haben keine Sprechstunde), das Datum vom heutigen Tag und von weiter weg und seine Schwester schien verdammt viek älter zu sein als er, hätte seine Oma sein können. Er verhielt sich seltsam und gab sich große Mühe mich nicht anzusehen. Alarm, Alarm, Alarm.
    Auf den ersten Blick sah das Rezept verdammt gut aus, wären da nicht 2 Probleme gewesen. 1. Rivotril N3 gibt es nicht, ist nichtmal eine Größe für festgelegt, dazu gab er mir die Aussage das es einfach die KLEINSTE Packung sein soll. „Das wäre genau das Gegenteil von dem was hier steht, da muss ich nachhören“ und noch bevor ich am Telefon war, war er weg.
    2. Zusätzlich das die KK namentlich genannt ist, ist sie immer auch nochmal mit ihrer IK auf dem Rezept definiert und weil man ja bei einer Fälschung alles verändert, war die IK auch mit einer Ziffer geändert. Das fiel mir erst danach auf, bis zum eingeben des Rezeptes in die Kasse war ich ja nichtmal gekommen aber das war der 100%ige Genickbruch, selbst für diejenigen die das Rezept direkt anfangen einzugeben. Tja, schade, Pech für ihn.

    Bei euch wird sowas wenigstens gemeldet.
    Leider geben die Kammern hier Fälschungen nur dann mit einer Rundmeldung bekannt, wenn es sich um teure Sachen handelt die den Apotheken einen hohen finanziellen Schaden bringen. zB Sachen ab 1000€+ auf GKV Rezepten. Oder allg. Warnungen wenn OTC Präparate eine hohe Missbrauchsrate aufweisen wie Aspirin Complex o. Rhinopront und man muss dann öfter seine Verkaufsstatistik offenlegen und wird gewarnt das künftig nur abzugeben wenn man sich sicher ist das es nicht missbraucht wird……
    Die ganzen gefälschten Lyrica Rezepte sind leider nicht teuer genug als das es Warnungen gäbe… toll, auch den Betrag wollen wir nicht abgesetzt bekommen

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    1. Ja, Lyrica zu missbrauchen scheint auch hier im kommen zu sein.
      Schon interessant, wie unterschiedlich das gehandhabt wird – Danke vielmals für die Einsicht!

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