Ein Apotheken-Tag in Auszügen

Gesprächs- und Kommunikationsfetzen aus einem Tag in der Apotheke:

„Guten Morgen!“ … „Dafalgan!“ (Zum Glück haben wir noch welche).

„Wieso heisst das Gürtelrose, wenn man es auch im Gesicht haben kann?“ (Aus einer Beratung bezüglich der Herpes Zoster Impfung).

„Ich bin krank und kann nicht arbeiten kommen.“ (Whatsapp / Anruf Mitarbeiter. Leider häufig aktuell. Gute Besserung!)

„Können sie das liefern? Aber nur zwischen 11.30 und 12 Uhr – vorher habe ich einen Coiffeurtermin und danach …“ (Telefonanruf)

„Von dem Medikament zahlen sie jetzt fast die Häfte selber – wollen sie nicht doch das Generikum versuchen?“ (Abgabe auf ein Rezept)

„Ah, das brauche ich nicht mehr, der Arzt hat es mir inzwischen selber gegeben.“ (Telefon wegen nicht abgeholtem, bestellten Medikament)

„Gute Besserung!“ (Patient zu mir – einzige mit Maske). „Oh, MIR gehts gut.“

„Im Winter bekommen sie ja auch keine frischen Äpfel, ich kann ihnen nicht geben, was ich nicht bekomme.“ (Aus dem verzweifelten Erklärungsversuch der PA, weil etwas nicht lieferbar ist).

„Die Krankenkasse bezahlt mir alles! Schicken sie es einfach ein.“ (Ein Fieberthermometer? – nö.)

„Habt ihr noch Kalender?“ (erstaunlicherweise, ja).

„Die Tabletten sind mir ausgegangen. Aber das neue Dauerrezept ist in der anderen Apotheke.“ (ehemaliger Stammkunde. Dafür gibt es eine Lösung).

„Es wird ziemlich kalt hinten“ (Mitarbeiterin nach der Pause – ja, die Heizung spuckt mal wieder).

„Habt ihr XYZ an Lager?“ (täglich, mehrmals. Andere Apotheken und Patienten auf der Suche nach Medikamenten mit Lieferschwierigkeiten).

„Der Arzt hat gesagt, er schickt das Rezept. Wieso haben sie es nicht?“ (Er ist noch nicht dazu gekommen / er hat es an die falsche Apotheke gesendet / sein email geht nicht … such dir etwas aus).

„Tut mir leid, aber mit einer Farbkopie vom Rezept bekommen sie dieses Medikament nicht.“ (Zu viele Fälschungen im Umlauf)

„Dieser Beruf hat mich ehrlich gesagt nie interressiert, doch über einen guten Freund von mir habe ich Einblicker gemacht…“ (Aus der Bewerbung für eine Lehrstelle)

„Ach, ich bezahle das sowieso selber – ich erreiche die Franchise ja nie“ (Patientin, die das CH Gesundheitssystem begriffen hat).

„Mein Arzt hat die Praxis aufgegeben. Kennen sie einen Psychiater, der noch Patienten aufnimmt?“ (Immer häufiger ein Problem)

„Nicht Trottinett fahren hier drin!“ (An die Kinder, nach der dritten Kurve durch die Apotheke)

„Ich hab die neue Krankenkassenkarte nicht dabei. Aber es ist die Assura … Was, bezahlen?“ (Ja, bei der Assura kann ich nicht direkt mit der Kasse abrechnen).

„Wieso hat der Arzt die Dosierung geändert? (Weiss ich auch nicht, aber jetzt muss ich das abklären. Oder morgen. Heute hat er schon zu).

„Entschuldigung, morgen wieder!“ (Beim abschliessen der Apotheke nach 10+ Stunden offen).

… und was habt ihr heute so mitgehört?

Wie Vodoo …

2011 Bringt die Mutter mit Kind ein Rezept mit 4-5 Mitteln gegen Erkältung darauf und sagt:

„Ich brauche nur die Fieberzäpfchen. Der Kinderarzt hat gesagt: ‚ich schreibe ein paar Sachen auf, aber wenn man das Rezept zu Hause hat, dann braucht man die Sachen meist nicht mehr – das ist wie Vodoo’ .  Er hatte Recht.“
:-)

Bei meinem Junior hat es einmal auch gereicht schon nur zum Arzt zu gehen – und schon war er wieder gesund :-/

Das ist nicht das, was der Arzt aufgeschrieben hat!

Eine empörte Kundin ruft an, nachdem sie kurz zuvor ein Rezept in der Apotheke eingelöst hat:

„Warum haben sie mir Prednison 5mg Tabletten mitgegeben? Der Arzt hat gesagt, ich soll 15mg täglich einnehmen!“

Apothekerin „Das ist richtig, schauen sie auf die Packung, da haben wir deutlich auf die Etikette geschrieben ‚3 Tabletten täglich’“ (3 x 5 = 15)

Kundin: „Aber das können sie doch nicht einfach machen, die 15mg Tabletten durch 5 mg Tabletten ersetzen!“

Apothekerin: „Es tut mir leid, aber es gibt keine 15mg Prednison Tabletten. Es gibt 5mg, 10mg, 20mg und 50mg“

Kundin: Aber, aber … warum schreibt der Doktor dann 15mg auf?“

….

Weil das die Dosierung ist, von der er will, dass sie sie nimmt.

Ein schlechtes Gefühl

Ich könnte es natürlich einfach nur abgeben und dann wäre die Sache für mich erledigt.
Aber irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl dabei.

Es handelt sich um ein Rezept für Triatec 2.5 vom Hausarzt des Patienten in der Dosierung 1 Tablette morgens. Und mein Problem damit ist, dass der Patient regelmässig von uns das Dosett gerichtet bekommt für (unter anderem) Triatec comp plus in einer anderen Dosierung, die erst letzthin wieder so bestätigt wurde bei Nachfrage im Spital, die ihm das zuerst verschrieben haben.

Der Patient selbst, den ich frage, ob etwas geändert hat, scheint wirklich keine Ahnung zu haben, was er nimmt und wie oft.
Jedenfalls sagt er jetzt: „Ich brauche den Rest nicht mehr, nur das hier.“

Hmmm.
Also telefoniere ich dem Arzt – der meint: „Der Patient hat mir das so angegeben. Wenn er normalerweise aber etwas anderes bekommt, geben sie ihm halt das.“
Pharmama: „Ja, aber wir richten normalerweise ein Dosett für ihn, mit dem und anderen Medikamenten. Verschrieben wurde ihm das vom Spital und die Dosierung, die sie auf dem Rezept haben ist auch nicht korrekt. Normal hat er nicht nur eine morgens, sondern morgens und abends eine und dazu noch ein Cholesterinsenker und ein anderes Herzmedikament.“
Arzt: „Ah – dann machen sie ihm doch das Dosett – mit den Dosierungen wie bisher. Und geben sie ihm doch einen Zettel mit, wo draufsteht, was er nimmt und in welcher Dosierung. Sagen sie ihm, ich habe gesagt, er soll das so nehmen – zu mir hat er Vertrauen.“
Ja, klar.

Patient: „Aber ich muss in die Ferien, könnten sie mir nicht die Packungen mitgeben?“
Pharmama: „Ah, – (nach der Episode oben habe ich damit Bedenken) wie lange gehen sie denn?“
Patient: „3 Wochen.“
Pharmama: „Gut, dann bringen sie mir ihr Dosett und ich richte ihnen noch 2 weitere, damit es reicht. Ihr Arzt hat gesagt, er möchte, dass sie die Medikamente so weiternehmen wie gehabt.“

Und so machen wir es dann. So bin ich zumindest einigermassen sicher, dass er die Medikamente richtig nimmt.

Das oben ist übrigens so ein Dosett, allerdings von einem anderen Kunden. Es wird gerade befüllt. Es gibt die Dosette in Wochenform – wo alle Tabletten in einer grossen unterteilten „Schachtel“ sind, oder wie oben unterteilt in die einzelnen Tage.

PPP – Was wollt ihr denn?

Liebe Rätselfreund*innen!
Nachdem «Pharmamas Pfingst-Preisrätsel» (PPP) im vergangenen Jahr leider verschiedenen Umständen zum Opfer fiel, möchte ich heute mal von Euch wissen, ob und in welcher Form ich zusammen mit Pharmama in diesem Frühjahr eine Neuauflage auf
den Weg bringen kann.

Dazu gibt es an dieser Stelle etwas ganz Neues – eine Umfrage:

Die Abstimmung läuft bis 1.4.2023. Entsprechend Eurem Abstimmungsergebnis werde ich mich dann an das neue Rätsel setzen (oder auch nicht, sofern die Mehrheit sich für die letzte Option entscheiden sollte).
LG, Euer
?Riddler?

P.S.:
Wenn sich jetzt irgendjemand von Euch an eine Abstimmung aus der Sendung «Bullyparade» des deutschen TV-Senders «Pro Sieben» aus den frühen 2000er-Jahren erinnert fühlen sollte: alles reiner Zufall! :P
Allerdings ist der Zufall manchmal gross… ;)

Gesundheits-Tipps für Krisenzeiten 1: Allgemeines und Vorbereitung

Krisenzeit bedeutet hier: Liefer- und Beschaffungsprobleme verschiedenster Medikamente und Grundversorgungsmittel, auch auf längere Zeit. Ein sehr belastetes Gesundheitssystem mit vielen Kranken (auch beim Personal). Das ist leider kein Zukunftszenario, das ist aktuelle Realität. Es ist kein Grund zur Panik – das hilft niemandem. Aber es braucht jetzt (alles) mehr Geduld und Zeit und viel Flexibilität.

Disclaimer: Dies sind Tipps zu Gesundheitsthemen, gegeben von einer Apothekerin. Die medizinischen Informationen, die hier geäussert werden, dienen der Diskussion und Unterhaltung. Sie sollte nicht als einzige Informationsquelle für medizinischen Rat verwendet werden. Wer die im Blog oder den Kommentaren geäusserten Ratschläge verwendet, ohne einen Arzt oder andere Fachperson aufgesucht zu haben, ist selbst voll verantwortlich für die Konsequenzen.

Mit den hier gegebenen Informationen, bekommt ihr Hilfestellung: Was kann man selber behandeln, was kann ich nehmen, was für Hilfe bekommt man in der Apotheke? Was gehört zum Arzt? Wann sollte man (auch jetzt, bei ev. stark belastetem System) in den Notfall?
Normalisiert sich die Situation wieder, erübrigen sich viele dieser Tipps, respektive, dann gibt es teils bessere „Best Practice“ Vorgehensweisen. Die hier empfohlenen Massnahmen sollten wirksam sein und korrekt umgesetzt ungefährlich.

Allgemeine Vorbereitungen:

Für sich (und jedes Familienmitglied) aufschreiben und auf dem Telefon oder Papier auf sich tragen:

  • Name, Alter, Gewicht, Grösse,
  • Liste mit Medikamenten und Dosierungen, die genommen werden.
  • Allergien (mit Wirkstoffnamen), auch pflanzliches etc. (Bitte nur echte Allergien angeben und nicht normale Nebenwirkungen)
  • Zusätzliche wichtige Info: Schwanger (berechneter Geburtstermin)? Stillend? Nieren- oder Leberprobleme? Blutungsprobleme oder Blutverdünner? Immunsupprimiert?
  • Versicherung (Krankenkasse / Unfallversicherung) und Nummer bereit haben.

Habt ihr einen Hausarzt? Optimalerweise sucht man sich einen, bevor man Probleme hat. Dasselbe gilt auch für die Apotheke – eine Hausapotheke ist Gold wert und kann, wenn man dort bekannt ist, besser Beraten und liefert im Notfall, wenn man niemanden schicken kann.

Versicherung checken: Krankenkassenkarte, Deckung- was übernimmt sie? Hat man vielleicht ein spezielles Versicherungsmodell? Bei manchen muss man (ausser für ausgesprochene Notfälle) erst zum Hausarzt, andere verlangen eine telefonische Anmeldung vor einem Arztbesuch.

Wo bekommt man vernünftigen Rat bei medizinischen Problemen? Auch die Einteilung Bagatelle bis Notfall gehört dazu, falls man Mühe hat, das selber zu entscheiden.
Im Internet: steht leider viel Unsinn neben Vernünftigem, als Laie kann man das schwer auseinanderhalten. Man sollte sich nicht nur darauf verlassen. (Ja, das gilt auch für alles hier Geschriebene).
Telemedizin: Bei vielen Krankenkassen kann man heute telefonisch oder per Video eine erste Einschätzung des Problems durch einen Arzt machen lassen. Die sollten eigentlich auch nötig vorsichtig sein und werden einen weiterschicken, wenn sie unsicher sind oder etwas persönlich angeschaut werden muss.
Apotheke: hier arbeitet medizinisches Personal, das gelernt hat, Gesundheitsprobleme einzuschätzen, zu behandeln oder weiterzuschicken. Achtung!: In der Schweiz haben wir Apotheker mit der Ausbildung „Anamnese in der Apotheke“ weitergehende Kompetenzen, was die Diagnose und auch Abgabe rezeptpflichtiger Medikamente angeht – im Gegensatz zu Deutschland.
Beim Hausarzt oder in Walk-In-Kliniken: Die Medizinischen Praxisangestellten machen telefonisch eine erste Einschätzung der Schwere des Problems.

Der Notfall sollte für wirkliche Notfälle reserviert sein. Bevor man in den Notfall geht (ausser es ist ein Unfall oder etwas akut lebensbedrohliches), sollte man gerade in Krisenzeiten die anderen Möglichkeiten ausschöpfen. Ansonsten wird er wegen Überlastung rasch inoperabel. Dann kann es sein, dass wirkliche Notfälle nur zeitverzögert dran kommen oder Rettungswagen sehr weit fahren müssen um einen freien Platz zu finden.

Beim Apotheken- Arzt- oder Spitalbesuch: Versicherungsdeckung UND oben vorbereitete Informationen mitnehmen, vor allem, wenn die Info nicht komplett bei denen bekannt ist. Und das ist sie im Normalfall tatsächlich nicht – eine zentrale Datenspeicherung dafür wäre sehr hilfreich, aber von der elektronischen Gesundheitskarte sind wir noch weit entfernt.

Geht nicht krank zur Arbeit!– Nicht nur Für sich selber, um etwas richtig auszukurieren oder nicht zu verschlimmern, sondern auch für die Mitarbeiter, die man anstecken könnte. Wenn man arbeiten geht, sollte man sich überlegen, bei Erkältungssymptomen Maske zu tragen und natürlich die anderen zu informieren. In dem Fall macht Maske tragen im ÖV und Menschen zu meiden immer noch Sinn.

Haltet zu Hause einen Vorrat an Wasser in Flaschen und an haltbarem Essen – für etwa 2 Wochen. Etwas Bargeld zu Hause zu haben ist ebenfalls empfohlen.

Habt ihr noch weitere allgemeine Tipps? Anmerkungen zu diesen? Wünsche für Themen unter diesem Titel? Ab in die Kommentare damit!