Ein schlechtes Gefühl

Ich könnte es natürlich einfach nur abgeben und dann wäre die Sache für mich erledigt.
Aber irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl dabei.

Es handelt sich um ein Rezept für Triatec 2.5 vom Hausarzt des Patienten in der Dosierung 1 Tablette morgens. Und mein Problem damit ist, dass der Patient regelmässig von uns das Dosett gerichtet bekommt für (unter anderem) Triatec comp plus in einer anderen Dosierung, die erst letzthin wieder so bestätigt wurde bei Nachfrage im Spital, die ihm das zuerst verschrieben haben.

Der Patient selbst, den ich frage, ob etwas geändert hat, scheint wirklich keine Ahnung zu haben, was er nimmt und wie oft.
Jedenfalls sagt er jetzt: „Ich brauche den Rest nicht mehr, nur das hier.“

Hmmm.
Also telefoniere ich dem Arzt – der meint: „Der Patient hat mir das so angegeben. Wenn er normalerweise aber etwas anderes bekommt, geben sie ihm halt das.“
Pharmama: „Ja, aber wir richten normalerweise ein Dosett für ihn, mit dem und anderen Medikamenten. Verschrieben wurde ihm das vom Spital und die Dosierung, die sie auf dem Rezept haben ist auch nicht korrekt. Normal hat er nicht nur eine morgens, sondern morgens und abends eine und dazu noch ein Cholesterinsenker und ein anderes Herzmedikament.“
Arzt: „Ah – dann machen sie ihm doch das Dosett – mit den Dosierungen wie bisher. Und geben sie ihm doch einen Zettel mit, wo draufsteht, was er nimmt und in welcher Dosierung. Sagen sie ihm, ich habe gesagt, er soll das so nehmen – zu mir hat er Vertrauen.“
Ja, klar.

Patient: „Aber ich muss in die Ferien, könnten sie mir nicht die Packungen mitgeben?“
Pharmama: „Ah, – (nach der Episode oben habe ich damit Bedenken) wie lange gehen sie denn?“
Patient: „3 Wochen.“
Pharmama: „Gut, dann bringen sie mir ihr Dosett und ich richte ihnen noch 2 weitere, damit es reicht. Ihr Arzt hat gesagt, er möchte, dass sie die Medikamente so weiternehmen wie gehabt.“

Und so machen wir es dann. So bin ich zumindest einigermassen sicher, dass er die Medikamente richtig nimmt.

Das oben ist übrigens so ein Dosett, allerdings von einem anderen Kunden. Es wird gerade befüllt. Es gibt die Dosette in Wochenform – wo alle Tabletten in einer grossen unterteilten „Schachtel“ sind, oder wie oben unterteilt in die einzelnen Tage.

25 Kommentare zu „Ein schlechtes Gefühl

  1. Ich hab keine Ahnung, ob Apotheken in D das auch machen, ich glaub hier wird das von den Sozialstationen übernommen.

    Was macht ihr denn mit den angebrochenen Packungen?

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  2. Was ist das denn für ein Hausarzt?
    Der korrekte Weg ist doch der: Entlassbrief des Spitals enthält die jetzt relevante (neue ) Medikation des Patienten. Der Hausarzt liest den Brief, er passt daraufhin die Medikation an, was keinesfalls immer heißt, dass er sie identisch übernimmt und dann bekommt der Patient einen Medikamentenplan von ihm und die eventuell nötigen Rezepte.
    Die Verantwortung für die Medikation hat der Hausarzt, die kann er nicht per Telefon an die Apotheke delegieren. Dass der Patient dafür noch mal zu ihm latschen muss ist selbstverständlich. Es handelt sich ja um Medikamente (für 3 !! Wochen) und nicht um einen Gang zum Supermarkt.

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    1. Ja: was ist denn das für ein Hausarzt. Die gibt’s halt auch so. Dein Weg ist sicher der korrekte, allerdings wurde der hier nicht gegangen. Ob der Entlassbrief nicht angekommen ist oder der Patient keine Aussagen machen konnte / wollte, weiss ich natürlich nicht.
      Der Patient war vorher aber einige Male bei einem Arzt im Spital – der ihm auch eben ein Dauerrezept über die Medikamente mit der Aufforderung an uns, das wöchentlich in Dossette abzufüllen und abzugeben ausgestellt hat. Von daher habe ich (und der Patient) keine neue Verordnung von ihm gebraucht – aber er die Info, was und wie der Patient es nimmt.

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  3. Also auf dem Foto, die Nachtdosis, das ist ja auch schon eine volle Mahlzeit, oder? o_O

    Wie rechnet ihr das eigentlich ab mit den losen Medikamenten? Oder verwahrt ihr die angebrochenen Packungen für den Kunden mit dessen Name versehen?

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    1. Der Patient konnte dank der regelmässigen (und kontrollierten Einnahme) tatsächlich in der Zwischenzeit enorm an Medikamenten abbauen – ich werte das als Erfolg :-) inzwischen sieht sein Dosett auch nicht mehr so voll aus – aber mich hat das schon auch beeindruckt, daher das Foto.

      Wenn wir Dosette auffüllen behalten wir die angebrochenen Packungen bei uns in der Apotheke auf – für den Kunden und unter seinem Namen.

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  4. Wow, toller Service. Das bräuchten wir für meinen Opa auch. Ich schließe mich der Frage von Blogolade an: wie bekommt ihr das organisatorisch hin?

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    1. Es braucht etwas Schreibarbeit, ist aber gut machbar. – man sieht auf dem Bild rechts übrigens auch den Abgabezettel wo vermerkt ist :
      1) was muss abgefüllt werden und wie?
      2) Wer hat es abgefüllt und für welchen Zeitraum
      3) Unterschrift des Patienten, dass er es erhalten hat – da sieht man auch, wenn es mal nicht abgeholt werden sollte.

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  5. Eine Frage: Macht Ihr das unentgeltlich oder kann man das irgendwie in der CH mit der Kasse oder dem Kunden abrechnen?

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    1. In der Schweiz kann man ab 3 (regelmässigen) Medikamenten pro Woche die Arbeit des Dosett-füllens auch der Krankenkasse verrechnen. Es braucht dazu aber ein Rezept vom Arzt.
      Wöchentlich kann man so Franken 21.60.- als sogenannte Compliancepauschale verrechnen.
      Aber: es gibt Kunden, wo ich das auch schon gratis gemacht habe – oder für sehr viel weniger.

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      1. In D kann man sowas der Kasse nicht verrechnen, daher macht es auch niemand. Ist wieder mal sowas, was in der Schweiz mal wieder besser geregelt ist als in D.

        Wobei in D bei Heimbelieferungen mittlerweile manchmal von den Heimen eine Einzelverblisterung gefordert wird und daher von manchen Apotheken auch durchgeführt wird (man will das Heim ja als Kunden nicht verlieren).
        Das erfolgt aber dann für gewöhnlich unentgeltlich.

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        1. Das *ist* ziemlich Arbeit, v.a. wenn es für mehrere Personen ist. Eine Abgeltung wäre vernünftig. :-(

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        2. Jau, aber hierzulande herrscht die Mentalität, dass man sowas ja *kostenlos* erwarten kann.

          Man muss aber fair sein:
          Die Apotheker in D sind selber schuld.

          Solange es in Deutschland Apotheker gibt, die so bescheuert sind, solche zeit- und kostenintensiven Arbeiten umsonst durchzuführen, solange in Deutschland eine Kundenzeitschrift im Gegenwert von ca. 70 cent kostenfrei mitgegeben wird, solange in Deutschland Medikamente kostenfrei an die Haustüre gebracht werden, solange sich in Deutschland die Apotheker mit Sonderrabatten auf Medis gegenseitig das Wasser abgraben und solange sich in Deutschland Apotheker ernsthaft in der FAZ gegen ihren eigenen Berufsstand profilieren wollen (Link ganz unten), zusammenfassend also: solange in Deutschland den Apothekern jegliches betriebswirtschaftliche Denken abgeht, gehört es uns Apothekern eigentlich nicht anders (Sorry!)

          Zum Link aus der FAZ: In Google einfach „Lothar Schenck FAZ“ eingeben, erster Treffer (ich versteh so was nicht).

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        3. Davon habe ich schon gelesen. Unglaublich. Was ist denn das für ein Typ?
          P.S: Hauslieferungen etc. sind auch in der Schweiz gratis, und Preiskonkurrenz gibt’s auch hier.

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        4. Herr Schenk: Keine Ahnung, was den Typ geritten hat. Wenn ich den Artikel so lese, hat er anscheinend irgendwelche Probs mit der Kammer und mit gewissen Vorschriften (Pflicht zu einem Labor, zu einer Rezeptur, etc.). Warum er aber damit an die allgemeine Presse geht und dann noch solche Tiraden loslässt a la „den Apothekern gehts gut, die jammern nur auf hohem Niveau“ kapier ich nicht.
          Ich bin mir aber sicher: Kein Handwerker, kein Metzger, kein Anwalt und kein Arzt würde sich öffentlich hinstellen und behaupten, dass sie zu viel verdienen (selbst wenn dem so wäre). Warum ein Apotheker so was macht, ist mir ein vollkommenes Rätsel.

          Zum PS: Hauslieferungen hab ich als angestellter Apotheker auch gemacht, wenn ich abends heim gefahren bin. Ich hab jedes mal bei 2-3 Kunden geklingelt und Dinge vorbeigebracht. Damit bin ich auch jedes Mal (mit der Endabrechnung nach Betriebsschluss) ne gute Stunde später vorbeigekommen, die ich meinem Chef „geschenkt“ habe, hat mir keiner bezahlt, hab ich auch gerne gemacht.
          Aber das ist Service und dieser Service sollte halt dann auch was kosten.
          Und nichts gegen Konkurrenzkampf, aber irgendwie gräbt man sich hierzulande auch gegenseitig das Wasser ab. Mittlerweile haben hier auch Apotheken in Einkaufscentern am Samstag bis 22 Uhr geöffnet. Wer bitte braucht da noch Medis?

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        5. Hmm, dass DU oder jemand Freizeit opferst für Hauslieferungen finde ich nicht in Ordnung. Wir beschäftigen die Lehrlinge während der Arbeitszeit mit den Auslieferungen, andere stellen extra jemanden an.

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        6. War ne kleine Apotheke, daher war für meinen Chef die Anstellung eines Kuriers nicht möglich. Offizielle Vorgabe meines Chefs war, wir bringen nix vorbei, wenn der Kunde weg ist, ist er halt weg, die Kosten für den Lieferservice übersteigen den lächerlichen Gewinn.

          Wenn Der Kunde beim Heimweg eh auf der Wegstrecke lag (oder man halt mal nen Umweg von 2 km machen musste), fand ich das ok und finde das immer noch ok!
          Hab das auch nur bei Leuten gemacht, bei denen ich den Eindruck hatte, dass die Schwierigkeiten haben, nochmal in die Apo zu kommen (Gehbehindert, kein Auto, etc.).

          Kritisch fand ich es nur, wenn aus der Kunde dann aus diesem „Gefallen“ eine Dauerinstitution machen wollte. Nach dem Motto „man hat Anspruch drauf und Servicewüste D“.

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  6. In unserer Gegend in D gibt es weder Hauslieferungen noch hat mich je ein Apotheker gefragt, wie und wie oft ich meine Dauermedikamente nehme oder ob sich was geändert hat. Für die Sortierung meiner Medikamente würde ich gerne einen Aufpreis bezahlen, diese Arbeit könnte ich mir gerne sparen :-) Auch dafür, dass ein Apotheker Bescheid weiss und evtl. Fehldosierungen bemerkt, würde ich im Falle meiner dementen Oma gerne einen Obolus zahlen. Vielen Dank, Pharmama für die interessanten Einblicke in die Servicewüste Deuschland im Vergleich zur Schweiz!

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    1. Wieso Servicewüste Deutschland? Hast du bei deiner Apotheke schon mal gefragt?
      Bei der Apotheke meiner Oma haben die das für 50€ im Monat gemacht. Einzig ich musste die Tabletten bei mir lagern und mit den leeren Dosetten mitgeben. Wenn ich die korrekt gefüllten abgeholt habe, habe ich die Schachteln wieder mit bekommen. Die Apotheke hatte keine Möglichkeit sicher die Medikamente zu lagern, damit es zu keiner Verwechslung kommt oder sie weggeschmissen werden.

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  7. Diese Diskussionen kenne ich zur Genüge: Patient war im Spital, dort wurden Medis geändert, danach beim Spezialisten, wo noch etwas verändert wurde, irgendwann ruft die Apo bei mir an, und möchte, dass ich mal eben nebenbei Klarheit in das Durcheinander bringe (während ich eigentlich mit einer ganz anderen Patientin im Gespräch bin).

    Oder eine Patientin will irgendein Medikament, welches ihr mein Praxisvorgänger vor x Jahren mal aus einer nicht mehr genau erinnerlichen Indikation gegeben hat, welches dieder Patientin in der Zwischenzeit gegen alles Mögliche, nur nicht für das, wofür das Medikament eigentlich zugelassen wurde, eingesetzt hat.

    Also zum Beispiel ein Suppositorium, welches gegen Hautausschlag geschluckt wurde oder so…

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  8. Kürzlich bei uns im Heim: Bewohnerin hat seit Jahren Glaupax, es wurde vom Hausarzt verordnet. Geht zum Augenarzt, ich gebe ihr extra die Mediliste mit, Bewohnerin kommt nach dem Augenarzttermin mit Diamox-Verordnung zu mir.
    Ich rufe in der Augenarztpraxis an und sage, dass die Bewohnerin bereits Glaupax nimmt. MPA: „Ja und jetzt….Muss es mich interessieren, was unsere Patienten sonst noch einnehmen?“
    Ich:“Ja.“

    #KopfTisch

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