Es folgt ein eingeschickter Erfahrungsbericht zur Blogparade, den ich anonym veröffentlichen soll:
ich bin wegen einer Depression in Behandlung. Nachdem mehrere Antidepressiva nicht angeschlagen oder starke Nebenwirkungen gezeigt hatten empfahl mir meine Ärztin einen Gentest in Betracht zu ziehen. Mit diesem Test sollte überprüft werden welche Antidepressiva man verträgt und welche nicht. Es handelt sich hierbei um den STADA Diagnostik Antidepressiva Test.
Ich wollte mich daher in der Apotheke informieren inwiefern dieser Test sinnvoll ist und welche Aussagekraft er besitzt. Der Test kostet ca. 400 Euro plus etwa 100 Euro an Arztgebühren. Bei einem so hohen Preis möchte man natürlich wissen ob sich das auch lohnt, oder die Ärztin nur gerne etwas mehr an mir verdienen möchte. In den Apotheken wurde ich dann jedoch enttäuscht was die hier hochgepriesene Beratungsleistung von vor-Ort-Apotheken betrifft. Die Antworten in der Apotheke waren dann sinngemäß in etwa so:
Apotheke 1: Ich kenne den Test, habe mich aber noch nicht so gründlich damit beschäftigt und möchte Ihnen daher keinen Rat geben. Informieren Sie sich doch mal im Internet, da finden Sie bestimmt etwas. Machen Sie sich auch Gedanken in Bezug auf Datenschutz im Zusammenhang mit Ihren genetischen Informationen.
Apotheke 2: Den Test kenne ich nicht, brauchen Sie sonst noch etwas?
Apotheke 3: Den Test kenne ich nicht. Nachdem Sie mir den Test erklärt haben, kann ich Ihre Verunsicherung bezüglich der Wirksamkeit nachvollziehen, aber helfen kann ich Ihnen nicht. Machen Sie sich doch mal im Internet schlau.
Ich habe den Test dann gekauft. In einer Internet-Apotheke. 100 Euro günstiger als in den vor-Ort-Apotheken. Ich habe in den vor-Ort-Apotheken keinerlei Informationen bekommen, die mir bei der Kaufentscheidung hätten helfen können. Wie sinnvoll die Ergebnisse des Tests sind kann ich noch immer nicht einschätzen. Von studierten Apothekern hätte ich irgendwie mehr Beratung erwartet, da sie sich doch etwas mit der Wirksamkeit und den Abbau von Medikamenten auskennen sollten, auch wenn sie den speziellen Test noch nicht kennen.
…
Das möchte ich jetzt natürlich nicht unkommentiert lassen. Er hat Recht in dem Sinne, dass ihm in der Apotheke vor Ort wirklich hätte geholfen werden können. Selbst wenn der Test in der Apotheke unbekannt ist -es besteht immer noch die Möglichkeit, ihm zu sagen, dass man das abklärt und sich mit der Information zurückmeldet. Offenbar ist er gut selber in der Lage einen Computer zu bedienen und das Produkt online zu bestellen, da hätte er sicher auch die Informationen dazu gefunden, aber diese Information muss häufig erst interpretiert werden. Auf Zuverlässigkeit der Quelle und schliesslich auch nach dem, was er wissen will: bringt das in seinem Fall etwas?
Ich kenne den Test auch nicht und habe mich erst jetzt damit befasst. Psychiatrietogo hat aber schon einen Artikel darüber geschrieben, da finden sich die Antworten: Hilft ein DNA-Test das richtige Antidepressivum zu finden?
Die Superkurzzusammenfassung: Der DNA Test zeigt, ob man gewisse Medikamente (auch Antidepressiva) normal, schneller oder verlangsamt metabolisiert, also abbaut. Schnelle Metabolisierer bräuchten eine höhere Dosierung, damit das Medikament wirkt, langsame Metabolisierer machen bei „normaler“ Dosierung häufiger Nebenwirkungen und bräuchten weniger vom Medikament. Das zu wissen kann helfen, damit man nicht so lange nach einem geeigneten Antidepressivum suchen muss – das Einstellen von diesen dauert sonst häufig lange. Aber: wenn er schon diverse ausprobiert hat – und da bei ihm verschiedene Dosierungen ausprobiert wurden sowie verschiedene Medikamente … da halte ich das für etwas spät und vielleicht sogar für eine (sorry) Verlegenheitsreaktion der Ärztin, die (bei ihm?) Mühe hat, das richtige Antidepressivum zu finden. Sie verdient an dem Test zwar etwas (nur wegen der Auswertung) und Test und Arztauswertung muss offensichtlich der Patient selber bezahlen. Vielleicht bekommt sie so noch zusätzliche Information, die ihr hilft, aber … hat sie die nicht schon mit den bisherigen Behandlungsversuchen?
Auf der anderen Seite ist es immer schwierig, da abzuraten, da man damit direkt der Empfehlung der Ärztin widerspricht und sich das auf das Vertrauensverhältnis negativ auswirken kann. Im Endeffekt liegt die Entscheidung dafür beim Patienten. Und der hätte dahingehend wirklich kompetent beraten werden können (und sollen!) in der Apotheke. … In der Online Apotheke hat er natürlich gar keine Beratung bekommen – die haben nur sein Geld gerne genommen. :-(
In dem Fall ein Negativ-Beispiel, aber ich freue mich auf viele positive Beiträge. Ein paar davon sind schon unter dem Ursprungspost zur Blogparade verlinkt. Macht mit!
Ich habe mir auch schon überlegt so einen Test zu machen, weil ich stark auf Medikamente reagiere. Aber bin auch unsicher. Auch weil man Dinge erfahren könnte die man gar nicht erwartet hat.
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Frag nichts, wo du die Antwort nicht schon weisst? Langweilig.
Aber – was für Dinge willst Du denn nicht erfahren? Das hier ist ja kein Test, der (zum Beispiel) ein erhöhtes Krebsrisiko oder derartiges als Ergebnis liefert.
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Ich habe auch noch nie von diesem Test gehört. o.O
Und wie soll man dazu beraten können, von dem man noch nie gehört hat? Sicher hätten die Apotheken sich über das scheinbar sehr seltene Verfahren informieren können – aber so aus Kundensicht hätte ich eh erwartet, dass man das Ding eher beim Arzt direkt bekommt als in der Apotheke. Kopf kratz Das DNA-Test-Set vom DKMS habe ich ja auch direkt von da bekommen und musste ich nicht in der Apotheke kaufen. Schon merkwürdig das Ganze.
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Es gibt für Apotheken aber genügend Möglichkeiten, sich zu informieren. In meinem Bundesland bieten die Apothekerkammern da Unterstützung an, wenn man bei exotischen Anfragen nicht weiß, was man raten soll. Und eigentlich sollte man mit dem Studium im Hintergrund auch einigermaßen in der Lage sein, einen solchen Test einzuschätzen.
Das Problem ist nur: sich zu informieren, kostet viel wertvolle Zeit, die einem niemand vergütet, vor allem dann nicht, wenn der Kunde sowieso nicht wiederkommt und schlussendlich im Internet bestellt…
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Das Problem ist klar ;) Allerdings gilt hier: wieder was gelernt. Wenn vielleicht nochmal ein Kunde fragt, kann man wenigstens dann beraten. So ganz für die Katze ist es also nicht, auch wenn es aus Apothekersicht im akuten Fall ärgerlich wäre/ist. :)
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Das sehe ich auch so.
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Normalerweise bin ich sehr dafür, dass ein Apotheker ausführlich berät und sich notfalls auch mal informiert.
Bei der Recherche zu diesem Test denke ich, dass dafür ein Zeitaufwand von 15-30 Minuten notwendig ist – zumindest wenn die Recherche umfassend sein soll. Hierfür setzen andere Berufsgruppen einen Arbeitslohn von mehr als 120 Euro pro Stunde in Rechnung. Ich kann daher die betreffenden Kollegen verstehen, wenn man die Anfrage „abwimmelt“, da die Anfrage natürlich kostenfrei sein soll.
Ich sehe hier als Ansprechpartner auch weniger den Apotheker, sondern eher den behandelnden Facharzt/Nervenarzt, der sich auf diesem Thema fortgebildet hat und der von diesem Test vielleicht schon mal etwas gehört hat. Und zwar etwas mehr als man aus Produktbroschüren der Firma erfährt.
Berücksichtigen sollte man auch, dass das so ein klassischer Fall ist, wo ein Kunde eine ausführliche Beratungsleistung in der Apotheke vor Ort wünscht, sich die Ware aber dann im Internet bestellt, weil sie dort 100 Euro günstiger ist.
Alternativ schlage ich vor, sich bei einer derartigen Anfrage vorab auf eine realistische Bezahlung zu einigen (50 Euro finde ich angemessen) und erst nach erfolgter Bezahlung die Recherche zu starten. Man kann ja anbieten, dass der Kunde das Geld zurück erhält, falls er die Ware dann kauft.
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Ich kann den Antidepressiva- DNA Test nur empfehlen. Habe ihn selbst gemacht u.habe nun endlich das richtige Antidepressiva gefunden.
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