Arzneimittel-Fälschung in der Schweiz?

Also … das finde ich beunruhigend:

von der Swissmedic Seite für Chargenrückrufe:

… zieht die obenerwähnte Charge von Importal, Lösung vorsorglich bis auf Stufe Detailhandel vom Markt zurück. Ein Kunde hat eine Flasche retourniert, deren Inhalt eine auffällige dunkelgelbe Farbe hat und keinen Wirkstoff enthält. Es wird von einer Verfälschung einer einzelnen Flasche Importal Lösung 500 ml ausgegangen.

Wieso fälscht jemand eine (einzige?) Flasche Importal? Das Mittel gegen Verstopfung enthält Lactitol und ist wirklich nicht teuer (CHF 15.20.-).

Und wie ist das in die Apotheke gekommen? Wir haben ja keinen Parallelimport, das Mittel kommt vom Grosshändler, der es direkt von der Firma einkauft. ?

Sehr seltsam.

Wenn das nicht nach Abgabe passiert ist … auch sehr beunruhigend.

8 Kommentare zu „Arzneimittel-Fälschung in der Schweiz?

  1. Garantiert gibt es auch in der Schweiz Fälschungen. Auch in Deutschland hat man das für unmöglich gehalten bis die Omeprazol-Bombe geplatzt ist.
    Im vorliegenden Fall wäre das Spannende wirklich die Frage nach dem Entdeckungszeitpunkt. Wenn es der Kunde zu Hause „gemerkt“ hat, dann würde ich auf einen kreativen Fall von Abführmittelmissbrauch tippen. Kein Kunde hört sich das gerne an, dass er das nicht so viel nehmen soll.
    Wenn es schon in der Apotheke bemerkt wurde: Seeehr spannend!!

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    1. Es hört sich nach ersterem an. Aber ich finde das trotzdem interessant – das Mittel ist nicht rezeptpflichtig, wenn der Kunde einfach mehr wollte, hätte er es (woanders?) auch bekommen. Und der Aufwand das selber zu „fälschen“ wegen 15 Franken … Hmmm.

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  2. das spektrum der möglichen gründe reicht wohl von „blöder witz“ über „angst vor abführmittelmissbrauch“, „irgendwer hat was verstecken wollen“, „alles nur placebowirkung“, „denen mach ich jetzt was zu fleiss“ bis zu echter sabotage. interessant wäre, woraus der inhalt bestand …

    die fälschung derartiger lösungen um des verdienstes willen – noch dazu zu dermassen plump – ist wohl eher nicht der grund.

    ich tippe in solchen fällen ja gerne auf menschliche dummheit: da hat jemand die leere flasche verwenden wollen um z.b. den morgenurin ins labor zu bringen, und dann wegen nicht-beschriftens (oder mutwilligen vertauschens durch z.b. lustige kindelein) die falsche flasche abgegeben. das kam so ähnlich tatsächlich schon mehrfach vor: die leute wollten die vom labor ausgegebenen becher nicht verwenden, weil sie sich geniert haben – im labor landete dann halt irgend was anderes, weil beschriften: ist ja grauslich, wenn man das angreifen muss.

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    1. Immer grundlich die Hände waschen. Alle Flaschen und Tiegel aussen unbedingt sauber halten. Ordentlich beschriften.

      Sonst überlebt man ein Labor doch gar nicht.

      Wenn man Erfolg haben will, schlage ich noch vor, sicherheitshalber 2 mal zu wiegen…

      Im Ernst: unbeschriftete Proben sind sinnlos. Proben in schon einmal benutzten Verpackungen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit verunreinigt. Wozu sollte man das überhaupt untersuchen?

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    2. Wenn das ein „blöder Witz“ sein sollte, hat der doch ziemlich Folgen. Nationaler Rückruf aller Flaschen der selben Charge … was für ein Aufwand.

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      1. Ja, das ist ein Riesenaufwand.
        Leider gibt es in Unternehmen gewisser Größe Eigendynamiken, die nicht mit gesundem Menschenverstand vereinbar sind.
        Da wird dann vorsorglich alles zurückgerufen, was nicht niet- und nagelfest ist. Das sind dann Entscheidungen von Personen, die sich in abstrakten Welten bewegen und jede erdenkliche Möglichkeit ausschließen wollen. Es könnte ja doch sein dass es in der Fabrik passiert ist und so weiter…. Vielleicht freut sich der ein oder andere Qualitätssicherer sogar insgeheim, dass er endlich mal seine mühsam erstellte SOP (Standardarbeitsanweisung) zu Rückrufen in der Praxis austesten kann. Ja ich weiss ich bin gemein.
        Sinnvoll wäre in diesem Fall eine qualitative Analyse der „Urinprobe“ und eindeutige Befragung, wie das passiert bzw. entdeckt worden ist. Damit liesse sich das vermutlich schnell vom Tisch fegen. Wenn ich bei jeder möglichen Untermischung die mir auf den Tisch gelegt wurde panisch reagiert hätte, dann wäre ich schon am Herzinfarkt gestorben. Glücklicherweise liess sich ein Entstehen des Problems in meiner Produktion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer ausschließen.

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  3. ist doch ein toller faschingsspass, wenn man der oma ihr abführmittel durch orangensaft ersetzt.

    auf was für ideen manche leute kommen, das kann man nicht voraussehen. ich war mal dabei, als jemand den morgenurin im labor abgegeben hat: in einem tierkühlsäckchen, weil: ist ja eh dicht …

    und ihr habt alle keine ahnung, was man als national zuständige eines grossen konzerns in bezug auf „produktreklamation“ so alles auf den tisch bekommt. meine sop habe ich mir deshalb selber geschrieben, und mehrfach in workshops mit behörden- und pharmavertretern auf die möglichen eventualitäten hingewiesen.

    oft fängt es schon so an, dass ein patient das medikament zum arzt bringt, weil er wissen will ob das, z.b. bei einem antibiotikum-saft, so schmecken muss. der arzt hat keine zeit, die arzthelferin nimmt das fläschchen entgegen und legt es in die briefablage, damit sie nicht darauf vergisst (dass darauf steht: „im kühlschrank lagern“ – zu kleingedruckt, kann sie ohne brille nicht lesen …). dann liegt das ding unter der schreibtischlampe, der arzt hat keine zeit, es ist wochenende, sommer, und das fläschchen liegt da bis montag. leider wird die post darauf gelegt. irgendwann im laufe der woche wird die briefablage geleert, und: uuups, sie, herr doktor, da hätte ich noch eine frage …. der doktor kann die auch nicht beantworten, und schickt die helferin mit dem zeug in die apotheke. die helferin steckt das fläschchen in die handtasche und vergisst es dort eine woche lang. endlich in der apotheke angekommen, wird kurzer prozess gemacht: das fläschchen geht über den grosshandel zurück an den hersteller, und die helferin kriegt ersatz, der – wie es sich gehört – in der apotheke gleich angerührt wird (antibiotika-lösungen kommen ja so gut wie immer als pulver unter das volk). helferin steckt flasche in die handtasche (kühl lagern, hat die apothekerin gesagt, aber sie nimmt das ja morgen gleich in die praxis mit, was sollte sie dort eigentlich damit? ach so, ja, dem patienten geben der vor zwei wochen, und wer war das noch gleich???). die beanstandete flasche geht bei der nächsten lieferung zurück an den grosshandel, und der sammelt in kartons irgendwo im lager die reklamationen. mit ein wenig pech dauert es länger, bis was zusammenkommt, aber immerhin nach neun monaten geht das zeug dann endlich an den hersteller. und der soll dann eine vernünftige meinung dazu kreieren. genau so erlebt.

    auch schön: ein i.v.-antibiotikum, das von der farbe her als „hell gelblich bis braun“ und „stark lichtempfindlich“ beschrieben wird, und kühl zu lagern ist, vorzubereiten. zwei stunden im voraus, wohlgemerkt, und dann auf dem tablett unter der lampe liegen zu lassen. die in der zwischenzeit logischerweise dunkelbraune lösung als merkwürdig und „produktreklamation“ an der hersteller schicken: ohne jedwede verpackung in einem normalen, ungepolsterten briefkuvert mit „porto beim empfänger einheben“. gott sei dank hat sich an der injekfionsnadel keiner verletzt. ach ja.

    kann man sich alles nicht ausdenken. und wenn man beginnt, nachzufragen, dann kommen die leute mit den schauerlichsten geschichten um die ecke.

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