Okay, das ist jetzt ein ziemlich schwieriges Thema und auch nicht einfach für mich hier zu schreiben. Es geht um eine Begegnung vor ein paar Wochen und den Post, den ich direkt danach geschrieben habe. Der ist … da mich das in dem Moment noch ziemlich aufgewühlt hat, vielleicht etwas direkter geraten als angebracht. Aber – es musste raus. Und danach wollte ich ihn nicht mehr umschreiben.
Also:
Nein. Einfach Nein.
Wenn Sie mir mehr oder weniger durch die Blume zu verstehen geben, dass Sie vorhaben sich mit einem Medikament umzubringen, dann bekommen Sie von mir gar nichts mehr. Die Nummer von der Telefonhotline oder vom Notfallpsychiater ja.
Aber keine Tipps, keine Medikamente, nicht mal mehr hypothetische Antworten auf hypothetische Fragen wieviele von den freiverkäuflichen Schlafmittel man denn nehmen müsste, um …
(Vergiss es – das klappt so eh nicht).
Nein, ich bin tatsächlich ein bisschen ärgerlich. Auf der einen Seite tut er mir leid. Er braucht Hilfe!, sicher. Aber Hilfe, die ich ihm hier und jetzt nicht geben kann. Und meine Hilfs-Vorschläge werden kategorisch abgelehnt.
Wir hören zu. Wir versuchen zu helfen.
Aber wir können nur bedingt der seelische Mülleimer sein. Und auch wenn die letzte Beziehung in die Brüche ging, Sie eine schwere Kindheit hatten, Sie nicht wissen, ob Sie weiterhin in der Lehre bleiben sollen – fragen Sie Sich doch bitte: bin Ich wirklich die richtige Ansprechsperson dafür, das alles im Detail erklärt zu bekommen? In der Apotheke? Um viertel vor 7 Uhr? Wo ständig andere Leuten reinkommen?
Dabei wirkt er weder sehr niedergeschlagen noch sehr aufgedreht. Aber er ist offensichtlich depressiv. Und er droht mir durch die Blume faktisch seinen Suizid an.
Bitte versteht mich nicht falsch. Was mich nervt ist nicht, dass er Hilfe sucht. Das ist gut! Nur … Ich kann ihm nicht ewig zuhören – ich habe noch andere Kunden und bin kein Psychologe, der Tipps geben oder gar Medikamente dagegen geben kann. Ich kann ihn weiterleiten an die richtigen Personen – aber, das will er gar nicht. Trotzdem drücke ich ihm die Nummern in die Hand.
Was er von mir will – und sicher nicht bekommt ist Info, wie man sich vielleicht mit ein paar Medikamenten umbringen könnte.
Lade das nicht auf mich.
He, Psychiatrietogo: Was mache ich mit so einem, wenn er wieder kommt? Den Notarzt rufen, damit er ihn einweist? Irgendwie glaube ich da zu sehr an das Selbstbestimmungsrecht eines Menschen, als das mir das wirklich richtig vorkommt. Trotz Selbstgefährdung.
…
Und ich fürchte der kommt wieder. Denn als ich am nächsten Tag der Pharma-assistentin das erzählt habe, meinte sie nur: „Genau den hatte ich auch schon. Eine Dreiviertel Stunde lang. Am Ende hab’ ich glaub nur noch wiederholt: ‚Ich kann ihnen nicht helfen. Bitte suchen sie professionelle Hilfe: einen Psychiater oder die Dargebotene Hand oder so.‘
Das ist extrem unbefriedigend – aber man muss auch seine Grenzen kennen.
– übrigens: für die Schweiz kann man sich Hilfe holen bei der Dargebotenen Hand im Netz oder über die Telefonnummer 143. Jugendliche/Kinder auch über die Telefonhilfe für Kinder/Jugendliche, die 147.
Ui…das ist wirklich schwierig. Es kann auf jeden Fall nicht Eure Aufgabe sein diese Last zu schultern. Ich fände es auch schwierig jemanden einweisen zu lassen, aber wenn er immer wieder bei Euch auftaucht ist das vielleicht die einzige Möglichkeit.
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Ich hatte mal eine Nachbarin, die kam ziemlich verzweifelt zu mir und sagte „Wenn ich mich umbringe, kümmerst du dich doch sicher um meine Katze!“ und ich, verdattert und überrumpelt, antwortete schlicht „Nein!“
Heute glaube ich, dass das damals für sie ein Grund war weiterzuleben – für ihre Katze. Ich habe aber rein intuitiv reagiert, ohne Schnörkel.
Später hat sie leider trotzdem Suizid begangen, da hatten wir aber keinen Kontakt mehr.
Ich bin ja überzeugt, wenn sich jemand nicht helfen lässt/lassen kann, hat keiner einen langfristigen Einfluss darauf, ob dieser Mensch sich umbringen wird.
Irgendwann muss der Selbstschutz (und damit der Schutz des eigenen direkten Umfelds) vorgehen.
Beim nächsten Mal würde ich relativ rasch anbieten, die Notfallnummer für den Kunden zu wählen. Ich meine, die PUK hätte auch eine Notfallstation, vielleicht nehmt ihr diese Nummer auch in euer Telefonverzeichnis auf. Wenn er das nicht annimmt, muss er gehen.
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Wahrscheinlich war das in dem Moment tatsächlich die richtige Reaktion – hört sich aber im Moment auch ziemlich hart an :-)
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Du hast Dich meiner Meinung nach genau richtig verhalten – Du hast ihm gesagt, wo er qualifizierte Hilfe bekommt.
Pharmazeutisches Personal ist dazu da, die gesundmachenden Medikamente zu beraten und verkaufen – bei/zu Mißbrauch dürfen wir nicht helfen/beraten.
Und aus vielen verschiedenen Gründen haben wir nicht die Kapazität einem Suizidwilligen zu helfen – in erster Linie wegen fehlender Ausbildung dazu!
Gut gemeint kann nämlich oft komplett falsch sein.
Alles in allem eine stressende und unbefriedigende Situation. In der ich zum Glück noch nicht war….aufrichtiges Mitgefühl für Dich (und den Kunden, ich hoffe, er nimmt Hilfe – von wem auch immer – an)!
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Ja, mir fehlte auch wirklich sowohl Ausbildung als auch Plan, wie ich in so einem Fall vorgehen sollte. Jetzt bin ich dadurch aufgeschreckt und suche nach der (möglichst idealen) Vorgehensweise. Das ist schon mal ein Schritt weiter.
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Wenn man viel mit Menschen in Kontakt kommt, ist es nahezu unvermeidlich, dass man auch auf Menschen trifft, die große Probleme haben. Wenn man dann nett und freundlich auf diese Menschen zugeht, dann sehen sie einen als Ansprechpartner und drücken dir ihre Probleme auf. Es ist nicht immer leicht, da entsprechend zu reagieren und selbst wenn man richtig reagiert und sie an die Stellen weiter leitet, die ihnen helfen könnten, dann sind die Leute damit ja immer noch nicht aus dem eigenen Kopf heraus. Sie tun es nicht bewusst, sie wollen dir vermutlich nicht schaden. Aber damit, dass sie dir ihre Probleme aufladen, erpressen sie dich geradezu, sie zwingen dir ihr Problem auf, sie zwingen dich dazu zu reagieren und ihnen irgendwie zu helfen und sie drängen sich dir auf. Damit umzugehen finde ich persönlich sehr schwierig. Den Menschen die richtigen Tipps zu geben ist fast leicht, sie aber wieder aus dem Kopf zu kriegen, die Sorgen die man sich dann doch macht abzuschütteln, das ist schwer. Ich kann nur dringend dazu raten, für solche Fälle einen Infozettel bereit zu legen auf dem alle Anlaufstellen vermerkt sind. Dazu vielleicht mit allen Mitarbeitern kurz durch sprechen, was in so einer Situation zu tun ist (also genau fest legen, wie reagiert werden soll, wenn Selbstmord ins Spiel kommt). Ich persönlich würde dann immer nur die entsprechenden Hilfsangebote weiter geben und anbieten, sofort Hilfe zu rufen, aber auch klar und bestimmt sagen, dass man keine einzige Frage zu Medikamenten mehr beantworten wird. Das ist schwer, man kommt sich dabei auch mitunter mies vor, weil man im Grunde den Menschen eiskalt abwimmeln muss, aber man darf sich von diesen Leuten nicht gefangen nehmen lassen – ihre Probleme dürfen nicht zu deinen werden. Wenn du wirklich ein sehr unangenehmes Gefühl oder vielleicht sogar eine Art Angst vor den nächsten Begegnungen hast, dann würde ich sogar raten, selbst bei den entsprechenden Hilfestellen anzurufen und mit ihnen durch zu sprechen, was du tun kannst. Ich habe mir wegen solcher „Kunden“ auch schon professionelle Hilfe geholt und kann seit dem viel besser damit umgehen und schaffe es mehr auf Distanz zu bleiben.
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Wenn ich schon vorher öfter mit ihm gesprochen hätte, hätte ich vielleicht nicht so akut abweisend reagiert und ihn (vielleicht) auch eher dazu bringen können, sich an die richtige Hilfe zu wenden. So hatte ich aber wirklich das Gefühl er ist nur bei mir, um sich kurzfristig „abzuladen“.
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Das hast Du ganz richtig gemacht. Es gibt verschiedene Eskalationsstufen:
– Wenn jemand nur einfach sprechen will, kann die Telefonnummer der Telefonseelsorge richtig sein. Je nach dem, was für Institutionen aktiv sind, auch andere: Pfarrer, Familie, etc.
– Wenn jemand behandlungsbedürftig krank wirkt, kann man ihm die Aufnahme ins psychiatrische Krankenhaus raten. Auch eine Vorstellung beim ärztlichen Notdienst kann angemessen sein.
– Wenn jemand mehr oder minder konkret sagt, dass er jetzt Selbstmordgedanken hat, soll man den Rettungsdienst rufen, der den Patienten ins psychiatrische Krankenhaus bringt.
– Wenn jemand sagt, er wird es jetzt sofort und auf jeden Fall tun, und er wolle nicht ins Krankenhaus, muss man Rettungsdienst und Polizei holen, die ihn dann gegen seinen Willen ins psychiatrische Krankenhaus bringen.
Am schwierigsten sind oft diese Situationen, bei denen es unklar ist, wie akut die Gefahr ist. Eigentlich will jemand einem nur das Herz ausschütten, und ist da aber gerade an der falschen Stelle. Dann ist es richtig, ihn an die richtige Stelle zu vermitteln. Wenn es aber sehr konkret nach Gefahr aussieht, dann soll man das medizinische Hilfesystem aktivieren, wie bei jedem anderen Notfall (Herzinfarkt, Schlaganfall,..) auch…
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Oh, Danke vielmals! Und: das ist ein Plan.
Damit bin ich doch für ein eventuell nächstes Mal viel besser vorbereitet.
Wie gesagt, obwohl er mit dem Zaunpfahl gewunken hat in Richtung Suizid hatte ich bei ihm nicht das Gefühl als würde er es jetzt gleich sofort machen wollen. Aber schwierig ist das als Situation trotzdem.
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Bis zu dem Punkt, dass man auf Stellen hinweisr, an denen man professionelle Hilfe kommt, kommen sicher viele. Rein mit gesundem Menschenverstand schon. Wenn sich damit Erfolg einstellt: Super!
Aber was wäre im konkreten Fall von Pharmama die richtige Reaktion gewesen? Der Hinweis auf das Krankenhaus? Oder fällt das schon unter „konkrete Selbstmordgedanken“?
Ich finde so eine Situation auch verstörend, weil man das Gefühl hat, möglicherweise nicht richtig reagiert zu haben, denn der merkbare Erfolg fehlt. Also z.B. ein „Danke für die Informationen“ oder irgendein Hinweis, dass sich etwas anderes tut.
Beruflich habe ich das etwas ähnliches gelernt, nämlich in einer Schulung zum Umgang mit Alkoholikern. Das gibt Sicherheit, dass man das Richtige tut, wenn ein Profi (Psychologe) einem einen roten Faden vorgibt und typische Reaktionen und Gegenreaktionen durchgeht.
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Mir fällt noch was ein: wenn jemand konkret Hilfe sucht – nicht zum Suizid, sondern wegen Suizidgedanken, kann auch der Weg zum Hausarzt empfohlen werden.
Ich war nämlich auch schon am Rhein und fand ihn verlockend (zum Glück war mir das Wasser dann doch zu nass und zu kalt…), und keine 60 Minuten später hatte ich einen Termin bei meinem Arzt vereinbart.
Dort wurde mir gut und nachhaltig geholfen (in meinem Fall war es nämlich eine körperliche Ursache: Schilddrüsenüberfunktion).
Man vergisst gern, dass psychische Probleme durchaus handfeste physische Ursachen haben können, und wenn es nur mangelnde Flüssigkeitszufuhr ist.
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Wahre Worte. Und: ausgezeichnete Selbsteinsicht.
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Irene, ich hatte eine genau identische Situation… nur war der Rhein die Straße auf der von links ein LKW kam.
Am nächsten Tag war ich erst beim Studierendensekretariat und habe die Naturwissenschaften dran gegeben, danach beim Arzt. Und auch bei mir war es eine Schilddrüsenüberfunktion (erster Hashimoto Schub).
Noch heute merke ich schlechte SD-Werte als erstes an der Psyche – (kleine) Panikattacken, Höhenangst, Sozialphobie. Aber wenn man weiß, was es ist, fällt es einem wohl leichter. Zumindest wunder ich mich jetzt nicht mehr über solche Situationen und mache mir nur einen Termin zum Blutabnehmen, um die Hormondosis ein wenig zu tweaken.
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Mal meine völlig un-qual-ifizierte Meinung: Du bist Pharmazeutin. Und du kannst auf diese Anfragen so antworten, wie es dir beigebracht wurde – nämlich als Pharmazeutin.
Du musst davor warnen, sich mit frei verkäuflichen Medikamenten sich das Leben zu nehmen (Beispiel Paracetamol), weil er nach dem Suizidversuch zuerst mal einige Wochen im Spital liegt. Und dann in Richtung psychiatrische Klinik weitergegeben wird.
Wenn er sich das Leben nehmen will, dann soll er seinen Arzt davon überzeugen, ein Betäubungsmittel zu verschreiben. Exit und Dignitas machen es im Grunde genommen auch nicht anders. Diesen Weg darf man ihm grundsätzlich nicht verwehren. Ich fände diese Lösung nur dann verwerflich, wenn man sie auf dem Silbertablett präsentiert, ohne auf Alternativen hinzuweisen. Es gibt kaum eine Situation, in der es einen einzigen, absolut richtigen Weg gibt.
Und so wie ich dich kenne würdest du wohl versuchen, diesem Kunden eine Beratung oder psychologische/psychiatrische Betreuung schmackhaft zu machen. Du kannst es nicht verantworten, wenn er sich mit Paracetamol das Leben nehmen will. Für den Rest soll er sich Rezepte beschaffen.
Vielleicht kennst du einen Arzt, dem du solche Fälle weiterleiten kannst. Der Arzt weiss dann, dass so ein Patient wahrscheinlich bei dir in der Apo stand. Und der kann wiederum sagen, dass es mehr oder weniger erfolgreiche Suizidmethoden gibt. Und diese oder jene andere Lösung.
Vor einigen Wochen erschien in einer Sonntags-Zeitung ein Bericht über Suizidversuche auf Bahngleisen. 34% der Personen überleben ihn…
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In Richtung Paracetamol wollte ich ihn in der Situation nicht mal ansatzweise weisen. Was ich deutlich gemacht habe ist, dass es auch mit Tabletten weder einfach noch schmerzlos / problemlos ist, sich umzubringen.
Ich bezweifle auch sehr, dass Exit oder Dignitas einen gesunden (! bis auf psychische Probleme), jungen (!) Mann so einfach darin unterstützt, sich umzubringen. Ich könnte mich auch irren, aber …
Das erinnert mich übrigens an meine Grossmutter. Die hat immer damit „gedroht“ zur Exit zu gehen, damit die ihr helfen. Gemacht hat sie es übrigens nicht.
Dass er sich ein Rezept dafür vom Arzt beschafft … möglich. Für den Zweck (und die Situation) halte ich das aber auch eher für unwahrscheinlich, dass er das bekommt.
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Dass Exit oder Dignitas einem so ziemlich gesunden jungen Menschen sterben helfen, dürfte auch eine ziemliche Ausnahme darstellen. Dignitas verlangt Bearbeitungsgebühren, lange Wartefristen, einige Gespräche mit dem Arzt…
Und diese Sterbehelfer schreiben, dass es den meisten Patienten schon hilft, zu wissen, dass sie sterben dürfen, und nicht irgendwann, auf dem halben Weg zur Intensivstation, sterben müssen.
Aber da tippe ich auf einen Menschen, der im Grunde genommen noch nicht sterben will, aber aus anderen Gründen verzweifelt ist. Vielleicht war er in Behandlung mit Psychopharmaka, und hatte sie selbst abgesetzt. Und dann kommen seine ganz grossen Probleme wieder…
Vielleicht wäre das etwas mit dem „Vertrauensarzt“, der gerne die akuten Fälle deiner Apotheke übernimmt. Und der dich auch kennt und daher weiss, dass du ihn mit einem guten Grund hinschickst.
Und ansonsten kann man immer noch Arsenicum album D1 verkaufen. :)
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Vielleicht hilft schon ein „Es ist gut, dass Sie Hilfe suchen. Leider bin ich nicht in der Situation Ihnen zu helfen, aber ich kann ihnen zeigen, wo Sie die Hilfe finden, die Sie brauchen. Bitte, wenn es Ihnen Ernst ist, gehen Sie nur noch diesen kleinen Schritt weiter.“
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verzwickte situation. einerseits will der mann vielleicht auch nur die erbtante um die ecke bringen und gar nicht sich selber, oder aber er hat medikamente gefunden zu denen er keine meinung hat, oder aber er hat irgendwas in der familie mit einer krankheit, bei der möglicherweise sterbehilfe im gespräch steht, oder oder oder. vielleicht auch ist es auch eine medikamenten-nebenwirkungen, was weiss man schon.
grundsätzlich ist man verpflichtet, bei suizdiverdacht geeignete meldung zu machen: im zweifelsfall bei der polizei, was mit sicherheit im weiteren verlauf kontraproduktiv ist, und zwar vermutlich in jedem fall. schlimmstenfalls kann das nichtstun sonst als unterlassene hilfeleistung ausgelegt werden.
im internetz gibt es ja immer wieder solche geschichten: selbstmorddrohungen der verschiedensten art, manchmal fühlen sich die leute dann bemüssigt das irgendwo zu melden: „da hat in einem forum jemand unter einem pseudonym geschrieben, und der hat sowieso schon geschrieben dass er solche probleme hat, blablabla“. da forscht die polizei diese person dann aus und führt sie sofort dem amtsarzt vor. das ist nicht schön, besonders dann, wenn sich jemand nur wichtig machen wollte oder betrunken war, oder liebeskummer hatte.
wenn man dem patienten den eigenen namen und den des behandelnden arztes entlocken kann, könnte man diesen kontaktieren und ihm die geschichte einfach erzählen: der arzt sollte das notwendige hintergrundwissen haben, um beurteilen zu können was die richtigen weiteren schritte im speziellen fall sein müssen.
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Ihr habt eine Hotline für solche Leute? Dann ruf da an, schildere deine Situation und lass dir von denen sagen, ob du ihn wegschicken solltest oder lieber den Notarzt holst. Die sollten sich ja damit auskennen. Dafür könnt ihr auch einen Notfallcode ausmachen, damit du ihn nicht minutenlang da stehen lassen musst. Deine Kollegen kriegen ja mit, wenn ihr etwas länger diskutiert oder du dich komisch verhältst. Das kann ein Handzeichen sein, eine Nummer auf einen Zettel gekritzelt oder sowas.
Wir haben sowas im Laden auch. Wir haben so ein Intranetprogramm von Windows. Quasi SMS zwischen den Rechnern. Das Fenster ist mit einem Klick oder einer Tastenkombination auf und dann haben wir Zahlencodes. 1 heißt zB „hol die Polizei“. Mit einem einfachen Enter, erscheint das auf allen Monitoren meiner Kollegen(achtung, macht ein Geräusch, besser abstellen) und muss bestätigt werden, um zu verschwinden. Das liegt IMMER ganz oben und man muss es halt wegklicken um weiterarbeiten zu können. Dann kann unauffällig ein Kollege die Polizei holen. Funktioniert bei uns super. Auch bei anderen Sachen. Aber nicht zu viele Codes, das kann man dann nicht abrufen im aufgeregten Kopf. Polizei braucht nur einen Code. Warum ist egal. Am Anfang hatten wir für verschiedene Fälle für „Polizei holen“ verschiedene Codes. Lohnt sich aber nicht. Bei „mein Kollege hat den Notfallcode benutzt und braucht polizeiliche Unterstützung“ kommen die auch ohne weiteren Grund.
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Da möchte ich als ehemals Selbstmordgefährdete meinen Senf dazu geben. So wie ich die Situation einschätze will der Mann sich nicht einmal umbringen. Er will darauf aufmerksam machen wie schlecht es ihm geht. (Im Internet gibt es schließlich genug Auskunft wie man sich umbringen kann) Und wenn man das spontane Bedürfnis hat Mitleid zu bekommen und über sich zu reden dann ist es in seinem Fall wohl die Apotheke. Es ist nicht leicht als Depressiver über seinen Schatten zu springen und tatsächlich aktiv die Situation zu ändern. Das macht Angst. Man hofft auf jemanden der einen an die Hand nimmt. Es ist mit Sicherheit nicht deine Aufgabe ihm dieser jemand zu sein. Aber ich schätze, wenn du ihm helfen möchtest, lass ihm keine Wahl. Schick ihn in das Beratungszimmer, wähl die Nummer und „zwinge“ ihn dazu einen Termin bei einem Arzt oder Beratungsstelle zu machen. Wenn das erstmal geschafft ist, geht es leichter. Das zumindest hat in einer ähnlichen Form mein Leben nachhaltig verbessert.
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Jap. Die, die sich wirklich umbringen wollen, sind selten die, die mit ihrem Problem „hausieren“ gehen, sondern viel eher die, die schweigen.
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Grundsätzlich ist zwischen aufmerksamkeitsbedürftigen und wirklich Suizidalen Menschen zu unterscheiden. Sicherlich müssen Affektsuizide vermieden werden, aber dennoch halte ich den (sehr gut begründeten) Suizid, der aus klarem Verstand heraus entschieden wurde, für ein grundlegendes Menschenrecht.
Personen (die ausdrücklich bei klarem Verstand sind und alle Versuche zur Besserung unternommen haben) per Zwang einzuweisen bedeutet Entzug der Entscheidungsfreiheit. Diese Verantwortung würde ich nicht auf mich nehmen wollen.
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Pharmama würde den auch nicht zwangseinweisen. Die Polizei und/oder den Notarzt zu holen(in D kommt die Polizei beim leisesten Suizidverdacht eh mit und die sind verdammt schnell dann. Meine schwer suizidgefährdete Nachbarin hat die mir mal “ auf den Hals gehetzt“, als ich mich wegen Liebeskummer bei ihr ausgeheult hab. Erschreckend zu wissen, dass das bei ihr offenbar gereicht hätte um eine Krise auszulösen. Ich habe außer „ich bin traurig, dass es mit uns nicht geklappt hat“ und „aber ich liebe ihn doch“ wirklich NICHTS gesagt und auch die Polizisten waren etwas verduzt, als ich ihnen erklärt habe, dass ich wirklich nur Liebeskummer habe und das auch wieder weggeht. Aber schnell waren die…) ist keine Einweisung. Das darf in D nur ein Richter anordnen und der weiß, dass er sowas entscheiden muss, bevor er seinen Job antritt. Manchmal greifen Polizei bzw Notarzt da aber auch vor, aber auch das dürfen sie nicht länger als 48 Stunden. Und wer das wirklich aus Überzeugung tun will, der lässt sich nicht in eine Situation bringen, in der Zwangseinweisung überhaupt ernsthaft Thema ist bzw wird das zwei Tage später immernoch tun. Allen anderen ist die Zwangseinweisung eine lebensrettende Maßnahme und sollte nicht verweigert werden. Und Pharmama holt ja erstmal nur jemanden, der dafür ausgebildet wurde mit Menschen in Krisensituationen umzugehen. Viel schlimmer finde ich es, wenn sie keine Hilfe holt, denn sie ist da der falsche Ansprechpartner und zusätzlich nicht ausgebildet dafür. Soweit ich mich erinnere, ist sie allerdings in der freiwilligen Feuerwehr aktiv und könnte sich mal an ihr KIT wenden. Die könnten auch noch hilfreiche Tipps haben
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