Der Vorteil der Hausapotheke

Nein, nicht von der Zuhause, die man im Apothekenschrank hat, sondern die Apotheke, wo man nach Möglichkeit alle seine Medikamente holt …

Telefon von der Frau eines unserer Patienten. Sie ist beunruhigt, weil ihr Mann sich nicht wie er selbst benimmt und irgendwie „neben sich steht“.
Sie will wissen, ob das neue Antibiotikum, das er bekommen hat die Ursache dafür ist.

Ich schaue sein Dossier an.
Er nimmt Tegretol, ein Antiepileptikum (Carbamazepin)– und ist damit seit einigen Jahren stabil.

Das Antibiotikum das er neu nimmt? Erythromycin.
Das Problem ist, dass das Antibiotikum den Abbau von Tegretol in seinem Körper drastisch reduziert – was dann praktisch eine Überdosierung von Tegretol für ihn bedeutet. Kein Wunder benimmt er sich so seltsam, wegen der geringen Therapeutischen Breite (dem Bereich zwischen der noch wirksamen Dosis und der Grenze zur Vergiftung) müssen Antiepileptika genau eingestellt werden und bei Änderungen irgendwelcher Art muss man gut aufpassen.

Warum wir das nicht bemerkt haben?
Weil er das Antibiotikum nicht bei uns, sondern in einer anderen Apotheke eingelöst hat. Und verschrieben wurde es ihm nicht vom Hausarzt – der Ferien hatte – sondern im Notfall im Spital.

Was macht man in so einem Fall? Ich habe hier geraten das Antibiotikum zu stoppen und mit dem Arzt Kontakt aufzunehmen wegen einem Ersatz. … und es das nächstemal entweder bei uns beziehen und unbedingt zu sagen, dass er Antiepileptika nimmt.

6 Kommentare zu „Der Vorteil der Hausapotheke

  1. Also ich werde wirklich immer gefragt, entweder schon beim Arzt oder spätestens in der Apotheke, ob ich andere Medikamente einnehme.

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  2. Hätte nicht gedacht, das so etwas häufiger vorkommt.
    Ich denke bei Apothekern eigentlich immer, das es Leute sind, die ein verflucht anspruchsvolles Studium hinter sich haben, und danach – als kleiner Kaufmann degradiert – ihr Leben an der Kasse verbringen. Dann wäre es eigentlich nur nachvollziehbar, wenn das tiefe Wissen um einzelne Medikamente mit der Zeit verloren geht.
    Zumal es – wie in diesem Fall – ja auch keine Bindung zwischen Kunde und Apotheker geben muss. Und ältere Leute ja gern und viel erzählen, aber ganz sicher nicht sagen können, was sie so alles an Medikamenten nehmen…

    Also ich denk mal, eher ein lobenswerter Einzelfall hier, oder…

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    1. Nein, kein Einzelfall.
      Sicher sehr prägnant, weil in diesem Fall das Antiepileptikum schnell merkbar überdosiert ist. Aber „kleinere“ unauffälligere Wechselwirkungen sind gerade bei Leuten, die viele Medikamente nehmen, durchaus gängig (z.B. Müdigkeit o.ä.).

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    2. Nee, eher nicht – eigentlich gibts jeden Tag mehrere Verordnungen, die nicht rund laufen – sonderbare Dosierungen, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Doppelverordnungen, unklare Einnahme etc.

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    3. Nein auch hier. Das ist kein Einzelfall. Es ist sicher ein eher herausstechendes Beispiel, aber Wechselwirkungen sehen wir täglich, die meisten davon haben einfach nicht gleich solche heftigen Auswirkungen. Klassisch sind Blutverdünner und Schmerzmittel – was dann überwacht gehört, oder Schilddrüsenmedikament und Mineralien – dann wirkt das Schilddrüsenmedikament einfach auf einmal nicht mehr (so gut), usw.

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    4. Ich finde auch, dass das kein lobenswerter Einzelfall ist, sondern eher was ist, was die Notwendigkeit des Systems Apotheke herausstellt:

      Persönlich ist mir da ein Kunde mit ner eingestellten Schizophrenie in Erinnerung, eingestellt mit Lithium, welches eine verdammt enge therapeutische Breite besitzt.
      Bei jedem Scheissmedikament, welches er durch einen Arzt oder in der Selbstmedikation bezogen hat, musste die Entscheidung getroffen werden, ob er das jetzt nehmen kann oder nicht, ohne seine Schizo-Therapie zu gefährden.

      Ich glaube, dass es hierfür den Akademiker in der Apotheke braucht.

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