Medikamente per Versandhandel? Nein danke!

Liebe Kundin, lieber Kunde,

immer wieder fordern Krankenkassen Ihre Kunden auf, sich künftig Medikamente per Versandhandel schicken zu lassen. Die dabei empfohlene Versandfirma „Zur Rose“ ist eine Gründung von geschäftstüchtigen Ärzten im Kanton Thurgau, die Mediservice ein Ableger des Grosshandelsmoguls Galenika.

Hiermit möchte ich Sie über meine Ansicht zum äusserst fragwürdigen Postversand von Medikamenten informieren.

Beim Versandhandel herrscht die Meinung, dass für dringend benötigte Medikamente – wie z.B. Antibiotika – nach wie vor die Apotheke in der Nähe aufgesucht werden soll. Mit dieser Lückenbüsserfunktion können die Apotheken auf Dauer nicht überleben.

Alle Apotheken, auch wir, sind zusammen mit den Ärzten bestrebt, die Gesundheitskosten zu senken. Dazu leisten wir mit unserer kostenlosen Beratung und Betreuung einen wesentlichen Beitrag (indem wir zum Beispiel ein passendes Generikum empfehlen – und nicht nur das von der Generikafirma, die einen Vertrag mit der Versandapotheke hat). Wir klären Unsicherheiten direkt mit dem Arzt ab, wir können auch Wechselwirkungen mit frei verkäuflichen Medikamenten sofort beim Verkauf abklären.

Dieser Service wird mit dem Postversand gefährdet. Was auf den ersten Blick vorteilhaft erscheint, erweist sich als Mogelpackung. Der Medikamenten-Versandhandel erbringt viele Leistungen nicht, welche bei uns selbstverständlich sind.

Beim Postversand fehlt der persönliche Kontakt bei der Abgabe des Arzneimittels und die Möglichkeit, Fragen und Unsicherheiten direkt mit einer Person Ihres Vertrauens besprechen zu können. In unserer Apotheke erhalten Sie jederzeit eine kostenlose und persönliche Beratung. Auf Wunsch liefern wie Ihnen die Medikamente innert eines Tages nach Hause. Beim Postversand müssen Sie hingegen 3 Tage warten.

Gemäss Krankenversicherungsgesetz kann niemand dazu gezwungen werden, Medikamente per Post zu beziehen.

Wir sind auf Sie als Kunden angewiesen. Dessen sind wir uns bewusst, und wir freuen uns jeden Tag aufs Neue, Ihnen einen tadellosen Service zu bieten. Nehmen Sie uns beim Wort. Wir danken Ihnen, dass Sie sich für uns als Ihre Vertrauensapotheke entschieden haben.

Mit freundlichen Grüssen

Pharmama

Es gibt noch ein paar andere Argumente:

„Eine effiziente Beratung ist diejenige, die erstens in Anspruch genommen und zweitens verstanden wird – k.o.-Kriterien für die telefonische Beratung“

Wir in der Apotheke beantworten Fragen direkt, per Telefon, per mail oder Brief – und das sehr rasch und kompetent. Dagegen scheint es da bei den Versandapotheken zu happern.

Für diejenigen die denken, das Gesundheitssystem spart so (die Versandapotheken bieten den Abnehmern ja diverses: Rabatte, Portofreie Lieferung,…): Auch das muss ja irgendwie bezahlt werden – und das machen am Ende dann die Krankenkassenkunden dann einfach indirekt über ihre Prämien. Denn die Versandapotheken haben ja Verträge mit den Krankenkassen (die dann so offensiv Werbung für sie machen). Die bekommen ihr Geld schon.

Die persönlichen Daten der Patienten sind in der Apotheke gut aufgehoben.  Auch da hat es schon Probleme gegeben bei Versandapotheken (indem sie z.B geschredderte Rezepte und Lieferscheine als Füllmaterial für ihre Pakete gebraucht haben). Oder vorausgefüllte Formulare an die falsche Adresse geschickt wurden… die Beispiele sind allerdings von Deutschland.

Die Versandhandelsapotheke stellt auch keine Rezepturen her – z.B. spezielle Salbenmischungen von Hautärzten.

Rezeptfreie Präparate gibt es zwar teilweise auch von der Versandapotheke, allerdings auch nur auf Rezept. Und das Rezeptausstellen beim Arzt kostet: so spart das Gesundheitswesen auch nicht.

6 Kommentare zu „Medikamente per Versandhandel? Nein danke!

  1. Ein Freund versucht mich immer von Doc Morris zu überzeugen. Aber die nächste Apotheke ist näher als der nächste Briefkasten, ich muß das Paket nicht auf der Hauptpost abholen, weil ich nie da bin, wenn die Post kommt, und außerdem kennt man mich in meiner kleinen Apotheke mit Namen und begrüßt mich freundlich mit diesem. Gerade das würde mir fehlen.

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  2. Also mir ist es noch nie in den Sinn gekommen Medis, wenn ich sie dann mal brauche, zu bestellen. Ich frag mich was das bringen soll.

    Ich denke das ist etwas das sich ältere Menschen sicher überlegen, denn solche,die dauermedikameniert sind, für die ist es sicher angenehmen. Vor allem wenn sie nicht mehr so gut auf den Beinen sind.

    Aber für mich kommt das so sicher nicht in Frage.

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  3. Was mir beim Versandhandel noch sehr sauer aufstösst ist die Tatsache, dass die Lagerbedingungen keineswegs kontrolliert werden. In einem Lieferwagen kann es schon einmal liebliche 70°C oder mehr bekommen, wie reagieren die Präparate darauf und wie verhält es sich in solchen Fällen mit der weiteren Haltbarkeit überhaupt? Stresstestungen werden im Labor unter kontrollierten Bedingungen üblicherweise nur bis 60°C gemacht. Die meisten Präparate verlieren bei „Überhitzung“ an Wirksamkeit, die Prozentzahl ist nicht bekannt. Das Agio, das vorhanden sein muss, ist dazu gedacht dass beim Endverbraucher – also dem Patienten – dann keine genaue Temperaturkontrolle erfolgen muss. Nicht über 30°C lagern heisst eben, nicht über 30°C lagern. Wie heiss ist es in unseren Wohnungen wenn die Sonne so runterbrennt, in unserem Auto wenn wir auf Urlaub fahren? Was ist mit den Präparaten, die gekühlt aufbewahrt werden müssen beim Versand? Und wie lange wird da die vorgeschriebene Temperatur um welche Zeit wie sehr über- oder unterschritten? In meinen Augen ein relativ grosses Gefahrenpotential, über das sich noch niemand wirklich Gedanken gemacht hat.

    Aber die Industrie wird jetzt wenigstens kontrolliert mit ihren Lieferungen, was sehr gut ist, denn dann weiss man wenigstens: wenn das Präparat ins Lager des Versandhandels kommt, dann ist es in Ordnung. Wenn es dann beim Patienten nicht wirkt, hat es eben der Herr Post einen Tag auf dem sonnigen Fensterbrett in einem Raum ohne Klimaanlage vergessen. (Ist schon passiert, bei Augentropfen gegen Grünen Star: Kühlschranklagerung Vorschrift. Aber blind werden kann man ohnedies nur einmal).

    Trockensäfte aller Arten z.B. werden durch Herumschupferei oder Schütteln vor Rekonstituierung so zusammengeschüttelt, dass auch erfahrene Apotheker das Zeug schon reklamierten (bei mir) weil es sich nicht auflöste: des Rätsels Lösung: Die Lade klemmte, deshalb wurde diese immer fest ugestossen, dadurch fiel das Pulver immer mehr zusammen – gerne auch die Reklamation dann: da ist zu wenig drinnen, Reklamation wegen Füllfehler. Oder: das Kind kann die Klumpen nicht schlucken – Pulver zuerst ordentlich aufschütteln, dann Wasser dazu, passt. Wer macht das im Versandhandel, wenn auf der Packung steht: Arzt oder Apotheker rekonstituieren? Und wer bringt besonders intelligente Menschen davon ab, Trockensaft trocken zu schlucken (meines Wissens kann man übrigens Ösophagus-Schleimhäute noch nicht transplantieren, Magenschleimhäute auch nicht).

    Die meisten Menschen, die sich Medikamente via Versandhandel schicken lassen, würden sich NIE Brot oder Gemüse oder Obst oder Fleisch auf diese Weise liefern lassen, wenn sie nicht genau wüssten woher das Zeug kommt. Aber Medikamente, na klar, die werden doch kontrolliert und so – von wem eigentlich?

    Ich wollte mich übrigens hier nicht alterieren, sondern nur der Vollständigkeit halber erwähnen dass ich der Meinung bin: gehe man mir bitte weg mit dem Versandhandel bei einer Anzahl von Produkten

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  4. @ kelef: Danke, Danke, DANKE!
    Ich bin sicher, die wenigsten Menschen machen sich Gedanken über die Dinge, die Du gerade erwähnt hast, einfach weil sie nicht wissen, wie so etwas abläuft. Da ist es manchmal gut, wenn man das aufzeigen kann. (Das mit dem Antibiotikumpulver hatte ich übrigens schon).]

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  5. Ah, das wäre eigentlich noch ein Argument: für manche Leute wäre es wirklich gut, wenn sie ein bisschen mehr rauskämen …
    (das ist nicht bösartig gemeint, aber viele vor allem ältere Leute verkriechen sich praktisch in der Wohnung und gehen immer seltener unter die Leute ) – ausserdem wäre Bewegung wirklich gut für die Gelenke und zum erhalt der Muskulatur. Je weniger man macht, desto schlimmer wird es.
    In meiner Apotheke haben wir ein paar fitte über 90 jährige, denen man das Alter nicht ansieht – die sind immer unterwegs. Langsam zwar, aber immerhin!

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  6. Ja, find ich auch, meine Apotheken sind ja nicht so rar wie man denken könnte, nein, es gibt ja wirklich genug ind er näheren Umgebung und das würde wirklich gut tun, wenigstens ab und an raus zu gehen.

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