„Miteinander statt Gegeneinander“

Ein wichtiger Aufruf von Nicoretta:

Liebe Leser von Pharmamas Blog,

Pharmama hat uns in ihrem Blog schon über „Die Folgen der Selbstdispensation“ informiert und uns auch erklärt „Warum es Apotheker braucht“. Aus aktuellem Anlass werde ich diese Themen nun in einem Gastbeitrag nochmals kurz aufgreifen:

Ärzte und Apotheker geniessen unterschiedliche medizinische Ausbildungen und haben deshalb logischerweise auch unterschiedliche Fachkompetenzen. Der Arzt ist der Spezialist für die Diagnose und die Behandlung; der Apotheker kennt sich mit der Pharmakologie und der Galenik bestens aus und kümmert sich um die Versorgung des Patienten mit Medikamenten. Die beiden Leistungserbringer des Gesundheitswesens ergänzen sich also optimal und erhöhen durch ihre Zusammenarbeit die Patientensicherheit und die Qualität der Therapie.

Die Selbstdispensation stört das gute Verhältnis und die Zusammenarbeit zwischen (Haus-)Ärzten und Apothekern empfindlich, weil sie aus jahrhundertealten Partnern Konkurrenten macht. Und genau deshalb ist folgendes internationaler Standard: Wer verschreibt, der gibt nicht ab! Dies soll auch falsche finanzielle Anreize bei der Verschreibung verhindern und wird deshalb zum Beispiel auch vom Preisüberwacher gefordert.

Dennoch haben die aargauer Ärzte anfangs dieses Jahres eine Volksinitiative lanciert („Ja zur ärztlichen Medikamentenabgabe“), um das Selbstdispensations-Verbot im Aargau an der Urne aufheben zu lassen.

Sollte der Aargau ein Selbstdispensations-Kanton werden, so werden viele Apotheken schliessen müssen. Dann wird man sich dort auch keine Medikamente für die Selbstmedikation mehr kaufen können. Besonders die Apotheke im Dorf wird es treffen, so dass das gute Apothekennetz im Aargau geschwächt wird ohne, dass neue Hausärzte dazu kommen! Denn die ärztliche Selbstdispensation löst das aktuelle Problem des Hausärztemangels nicht.

Die Apotheken haben im Gesundheitswesen der Schweiz noch andere Aufgaben als die Abgabe von Medikamenten auf Rezept: Sie bieten zum Beispiel ohne Voranmeldung eine gratis Beratung durch eine Medizinalperson und entlasten so die Hausärzte von Bagatellfällen. Ausserdem beliefern sie Heime, bieten einen 24-h-Notfalldienst an, machen Hauslieferungen und bestellen fehlende Medikamente innerhalb eines halben Arbeitstages.

Bezieht man seine Medikamente beim Arzt verzichtet man auf eine doppelte Kontrolle (4-Augen-Prinzip) und eine unabhängige Zweitmeinung durch eine Medizinalperson, nämlich den Apotheker. Ausserdem muss man bei jedem Bezug beim Arzt normalerweise auch eine Konsultation bezahlen; das lohnt sich besonders bei Langzeittherapien nicht.

Deshalb haben die aargauer Apotheker nun ihre eigene Initiative gestartet: „Miteinander statt Gegeneinander“! . Diese will die Zusammenarbeit von Apothekern und Ärzten, aber auch anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen fördern und das Selbstdispensations-Verbot aufrecht erhalten, was hoffentlich auch Kosten sparen wird.

Ich bitte nun all jene Leser die im Aargau stimmberechtigt sind, in eine Apotheke im Aargau zu gehen und dort für unsere Initiative zu unterschreiben, damit wir auch in Zukunft noch für unsere Patienten da sein können.
Eure Nicoretta

Dazu kann ich nur sagen: Mitmachen! Wer im Aargau wohnt und auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker will und eine gutes und zahlbares Gesundheitssystem, der unterschreibe die Petition. Entweder direkt in einer Aargauer Apotheke, oder man kann auf  der „Miteinander statt Gegeneinander“ – Seite das Formular herunterladen und selbst Unterschriften sammeln.

35 Kommentare zu „„Miteinander statt Gegeneinander“

  1. Danke für den Hinweis. Ich werde heute noch in Frick in die Apotheke schauen.
    Frage: unser Dorfarzt hat uns kürzlich Medikamente direkt abgegeben (Aargau) – war das erlaubt? Es war allerdings Samstag Nachmittag, also hätten wir sonst vermutlich irgendwohin in die Notfallapotheke fahren müssen.

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    1. Super, danke Irene! Jede Stimme zählt…

      Hat es im Umkreis der Praxis keine Apotheke oder es ist ein „Notfall“, darf der Arzt auch im Aargau das Medikament selber abgeben.

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  2. Ich kann Euch nicht unterstützen, wohne zu weit weg von Dir – aber ich wünsche Euch ganz viel Erfolg, weil ich Euer Anliegen sehr wichtig finde.

    Ich mache meine eigene Aktion zur Stützung des dichten Apothekennetzes:
    1. Kein Kauf über Versandapotheken!
    2. Wo meine Apotheke meine Seifensiedezutaten genauso günstig anbietet wie andere Anbieter, kaufe ich lieber vor Ort (und bemustere mein Apothekenteam mit selbstgemachten Seifen, weil die so nett sind!).

    Aber ich bin ohnehin jemand, der den Facheinzelhandel vor Ort irgendwelchen Ketten oder Internetanbietern vorzieht, weil gute Beratung und Service für mich einen großen Wert darstellen.

    Viel Erfolg!
    Postpanamamaxi

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    1. >>>1. Kein Kauf über Versandapotheken!

      Das sehe ich mit gemischten Gefühlen.

      Bei rezeptpflichtigen Sachen oder welche die ich dringend bruache gehe ich gerne in die Apotheke.

      Aber wenn ich hier in der Apo für rezeptfreies Standardzeug (Husten / Erkältungsmittel / Aspirin usw.) über 100 % mehr bezahlen darf, bestelle ich mir die drei Packungen doch lieber online.

      Denn für sowas brauche ich auch keine Beratung…

      Alles andere sollte wirklich den Apotheken vorbehalten sein, da die Ärtzte eben keine Pharmazeuten sind.

      Was anderes wäre es, wenn es in Zukunft kombinierte Arzt / Apotheke Lösungen geben würde… Könnte man sich ja auch vorstellen…

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  3. Ist es denn in der Schweiz denn so anders als in Deutschland? Hier gibt es nämlich eher Probleme mit Überetablierung, überhöhte Preise, und teilweise auch unseriöse Beratung—so hat man mich einmal wegen einer Erkältung eine kleine Flasche für 10 Euro angedreht, ohne auch nur am Rande zu erwähnen, dass es ein homeopathisches Mittel war.

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    1. Erstens: die Überetablierung ist mehr ein Problem der Städte und hängt damit zusammen, dass Apotheken sich halt auch dort niederlassen, wo es sich lohnt. Auf dem Land – oft auch ohne Hausarzt im Dorf lohnt es sich dann häufig nicht. Das Problem verschärft sich noch mit der Selbstdispensation.
      Zweitens: Was hat jetzt das mit der Homöopathie zu tun? Ist man nicht auch ein bisschen selbst dafür verantwortlich, wenn man so etwas absolut nicht will und es dann doch bekommt? Immerhin hätte man das ja auch sagen können, oder? Zweitens: wenn es noch andere Apotheken hat und man nicht zufrieden war mit der Beratung kann man das nächste Mal in eine andere gehen.

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      1. Der Sinn mit dem Beispiel war das nicht immer nach Interesse des Kunden beraten wird, sondern nach dem was Geld bringt. (Hustenbonbons, Pflaster, o.ä. kaufe ich grundsätzlich nicht mehr in Apotheken aus dem selben Grund—die Verkäufer versuchen einem öfters die teuersten Produkte im Auswahl anzudrehen.) Homöopathie im Voraus explizit abzulehnen sollte man definitiv nicht tun müssen—denn hier besteht ein wissenschaftlicher Konsens, dass keine Wirkung vorliegt. So haben die Dinger eigentlich in einer Apotheke gar nicht zu suchen. Sollte man sie doch zum Verkauf bereithalten, weil einige Uninformierte sie tatsächlich bevorzugen, dann ist der Verkauf unbedingt auf denen zu Beschränken, die tatsächlich explizit nach Homöopathie fragen. Sonst geht es nicht mehr um schlechte Beratung, sondern schlechthin um Quacksalberei.

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        1. Und dasselbe gilt dann doch auch, wenn die Ärzte selbst Medikamente abgeben dürfen. Genau das ist der Grund, warum die Medikamentenkosten pro Kopf in Kantonen mit Selbstdispensation etwa 250 Franken höher sind als in den nicht-SD Kantonen.
          Beim Arzt sagt man als Patient noch weniger etwas als in der Apotheke, weil man sich nicht traut … und ich kann dann zusätzlich noch die Menge Medikamente zurücknehmen, die nicht gebraucht und weggeworfen wurde.

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  4. Ich wäre noch dankbar, wenn die Pro-kontra Homöopathie DIskussion nicht hier auf meinem Blog geführt würde. Einerseits weil sie in diesem Post keinen Platz hat und andererseits weil das zu keinerlei Ergebnis führt. Weder lässt sich jemand von seinem Galuben daran abbringen, noch macht das irgendeinen Einfluss auf das Sortiment irgendwelcher Apotheken. Wenn jemand ein Problem damit hat, soll er/ sie doch bitte sich an die Befürworter in der Politik richtten, die es z.B. In der Schweiz schon erreicht haben, das das bis auf weiteres von der Grundversicherung übernommen wird. klar hat man das demnach im Sortiment. es wird gewünscht, verlangt und vom Arzt verschrieben. Dass du an eine Apotheke geraten bist, die das aktiv verkauft, war dein Pech, aber es gibt überall diese und jene.
    So. Und von jetzt an erlaube ich mir jeglicher nicht zum Thema sondern zur Homöopathie gehöriger Kommentar zu entfernen

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  5. Selbstdispension ist sone Sache. Generell wäre ich auch dagegen, aber es muss ausnahmen geben. Die Regelung, das wenn halt keine Apotheke im Dorf ist und der Arzt ein paar Ibuprofen auf Vorrat hat falls wer mit Erkältung kommt, fand ich immer gut oder ein bisschen was gegen Hust oder ein paar Aspirin.
    Medikamente fürn Funkarzt und Kassenärzlichen Notdienst sind auch immer gut.
    Ich plädiere für eine Lösung:
    Selbstdispension nein, außer….

    Also dort wo ein gutes Apothekenetz gibt sehe ich jetzt nicht welche Vorteile eine Selbstdispension bringen soll.
    Außerdem was soll dieses ganze Kosteneinsparen gequatsche.
    Ein Gesundheitsystem soll effizient sein und kein Geld verschwenden, aber es ist ein Gesundheitsystem das dazu da ist Menschen gesund zu erhalten, das ist nunmal naturgemäß teuer.

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  6. Mal etwas provokant gefragt:
    Wenn im Aargau Ärzte Medikamente abgeben möchten, warum wehren sich die Apotheker denn dort nicht einfach ebenso pragmatisch?
    Man könnte ja dort auch einfach auch ne Volksinititative initiieren, so dass bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente in Zukunft dort ohne Rezept abgegeben werden, so dass der Arztbesuch im Aargau überflüssig wird. Im Zweifel schickt man als Apotheke halt den Patienten zum FACHarzt.

    Ich finde es begrüßenswert, dass die Apotheken dort noch den Dialog mit der Ärzteschaft suchen. Aber wenn die Ärzteschaft dort bewußt diesen Dialog nicht sucht, sondern den Weg über eine Volksinitiative wählt, fände ich es angemessen, sich mit vergleichbaren Waffen von Apothekerseite aus zu wehren.

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    1. Tja… Wieso machen die Apotheker keine Volksinitiative, um dann selber verschreiben zu dürfen?
      Ich persönlich wäre aus 3 Gründen dagegen:

      1. Weil die (heutige) Ausbildung der Apotheker und Ärzte auf eine Trennung der beiden Berufe ausgelegt ist und jeder im Gesundheitswesen seinen Teil beiträgt. Und wenn ich im Sinne des Patienten handeln will, darf ich selber also nicht verschreiben..!
      2. Weil eine gute Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker dem Patienten hilft; ist der Arzt im Dorf Partner im Gesundheitswesen, so kann man Hand in Hand zusammen Lösungen in Sinne des Patienten suchen. In Selbstdispensationsgebieten telefonieren die beiden oft nicht einmal miteinander.
      3. Weil ich dann genau das machen würde, was ich dem Arzt ankreide: ich hätte ein Monopol (das ist selten gut!) auf Medikamente und es würde mir falsche finanzielle Anreize geben, teurere Medikamente zu verschreiben; genau wie beim Arzt jetzt! Ich kann doch den Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben!!

      Wir Apotheker im Aargau stehen dazu: „Miteinander statt Gegeneinander!“ Denn, nur gemeinsam sind wir stark!

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      1. Vom Prinzip aus hast Du recht und ich stimme Deiner Argumentation auch voll zu (bin selbst Apotheker in D).
        Ich hab mal kurz gegoogelt und war auf der Seite des Aargauer Ärzteverbands. Anscheinend handelt es sich hier ja um die offzielle Standesvertretung der Aargauer Ärzte. Dort hab ich eine Pressemitteilung vom Februar 2010 gefunden ( http://www.aargauer-aerzte.ch/osMedia/doc/medienmitteilung2010-02-04_2702.pdf ).

        Mein Eindruck ist dabei folgender: Den Ärzten geht es dort sehr offensichtlich darum, das Dispensierrecht an sich zu reisen. Dabei ist den Jungs dort anscheinend das Wohl des Patienten auch ziemlich egal. Man wittert ein gewinnbringendes Geschäft, welches man selbst durchführen will, obwohl man dazu nicht qualifiziert ist. Wenn ich weiterhin lese, dass 63% der im Aargau tätigen Ärzte für diese Volksinitiative gestimmt haben, handelt es sich dabei um einen Frontalangriff auf die Apotheker, auch wenn das in der Pressemitteilung dahingehend korrospondiert wird, dass man keinen “ „Krieg“ gegen den Aargauischen Apothekerverband führen“ möchte. Da wird eindeutig von Seiten der Ärzte keine Kooperation mehr gewünscht.

        Normalerweise bin ich auch für Zusammenarbeit und Kooperation (in jedem beruflichen und privaten Bereich). Wenn ich aber merke, dass mich ein Partner (hier: die Aargauer Ärzte) hinterlistig hintergeht, werde ich auch verdammt ungemütlich und würde mit gleichen Waffen zurückschlagen. Hier wird von Seiten der Ärzte keine Kooperation mehr gewünscht, diese von Seiten der Apotheker noch zu suchen, halte ich daher für etwas naiv.

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        1. Ja, aber ein „Krieg“ zwischen den – ich sag mal – grössten Providern des Gesundheitssystems bringt dem Patienten nur Nachteile.
          Und um den Patienten sollte es doch gehen.

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          1. Es ist richtig, dass mein Gedankengang auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden würde, was ich als Heilberufler selbst etwas grenzwertig finde. Wenn ich mir aber die Inititative der Aargauer Ärzte ansehe, ist das den Heilberuflerkollegen dort doch auch herzlich egal oder sehe ich das falsch?

            Meinen Gedankengang würde ich folgendermaßen rechtfertigen: Wenn die Aargauer Apotheken jetzt nicht aufpassen und die Inititative der Ärzte durchgeht, werden sie in 5 Jahren keine Inhaber/Angestellte von/in Aargauer Apotheken mehr sein, sondern arbeitslos. Die Nummer ist existenzbedrohend. Wenn man sich hier hinstellt, dass man doch nur für den Patienten das Beste möchte (was ja eine edle Einstellung ist), verliert man selber seine berufliche Existenz.

            Vor diesem Hintergrund würde ich ein deutlich offensiveres Vorgehen für gerechtfertigt halten. In unseren Breitengraden bekommt leider oft auch derjenige Recht, der am lautesten schreit. Und das sollte in diesem Fall nicht der Aargauer Ärzteverband sein.

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  7. @McCloud:

    Du hast recht! Die Nummer IST Existenz bedrohend! Und ja, es geht den Ärzten offenbar nur ums Geld. Darum machen wir alle mit Elan mit und sammeln Unterschriften und erklären und und und…! (Aber es geht hier nicht gegen die Ärzte; Zusammenarbeiten!)
    Es wird oftmals nur der gehört, der am lautesten schreit… Aber die Patienten/Stimmbürger haben am Schluss das Sagen. Und bis zur Abstimmung sind noch 18 Monate, in denen wir ALLE Patienten darauf ansprechen können.
    Ausserdem liegen am Mittwoch die ersten Zwischenresultate bei der Unterschriftensammlung vor… Mal schauen, ob sich die Patienten auf unsere Seite schlagen.

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    1. @Nicoretta:
      Vielleicht täusche ich mich und der von mir vorgeschlagene offensive Weg ist die falsche Möglichkeit. Vielleicht habt ihr ja Glück und bekommt die Ärzte nochmals an den Verhandlungstisch mit Eurem Kurs des Zusammenarbeitens und alles war nur ein ganz großes Mißverständnis.
      So sehr ich das für euch hoffen möchte, glaube ich das leider aber nicht. Wissen werden wir beide es in zwei Jahren.

      Ich möchte ich Euch auf jeden Fall das Beste wünschen.

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  8. Ohne den Artikel im Detail gelesen zu haben (noch nicht), bereits einmal herzliche Gratulation zu diesem schönen, konstruktiven Versuch, eine gemeinsame Zukunft anzutreten.

    Mir geht der ewige Krieg (welchen ich für den Kanton Zürich auch hinter den Kulissen miterleben durfte) enorm auf die Nerven. Ich verstehe die kosten- und gewinnorientierten Argumente der Ärztinnen und Ärzte genau so wie die unseren, aber für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten gibt es nur eine Lösung, und das ist das Vieraugenprinzip.

    Ich schätze, dass dieses Auftreten nach aussen einen besseren Erfolg haben wird als der Direktangriff. Hut ab!

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    1. Danke für die Blumen! :-D
      Ich finde das Niveau einer Sache eben auch emminent wichtig.
      Und ich hoffe, dass wir die Patienten überzeugen können, dass dies eine Lösung FÜR SIE ist!
      Ein destruktives „wir sind gegen…“ finde ich für eine Kampagne irgendwie auch schrecklich unpassend! Es ist sehr negativ und wirkt vorallem schnell etwas unreif und unsachlich.

      Schade ist einfach, wie viel Energie wir für diesen Quatsch (du nennst es Krieg) aufbringen müssen, die wir für unsere eigentliche Arbeit dann nicht mehr haben… :-(

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  9. Zitat: „Der Arzt ist der Spezialist für die Diagnose und die Behandlung; der Apotheker kennt sich mit der Pharmakologie und der Galenik bestens aus und kümmert sich um die Versorgung des Patienten mit Medikamenten.“ – Im Spital hat es weit und breit kein Apotheker, jeder Assistenzarzt verordnet unter Supervision seines Oberarztes. Aber etwa 6 Jahren später, nun selber Facharzt, soll er plötzlich Hilfe benötigen, falls er seine eigene Praxis eröffnet?

    Klar, es geht bei diese Diskussion um Geld. Die Ärzte stören sich daran, dass sie für Notfälle eine kleine Apotheke führen zu müssen, aber im Normalfall damit keinen Umsatz zu machen und suchen eine Möglichkeit ihr Einkommen zu verbessern. Die Apotheker suchen und finden teilweise auch und haben McClouds Vorschlag schon längst umgesetzt ( so ich hab letzthin mitbekommen, wie an der Nebenkasse gerade die Diagnose Soorkolpitis rein anamnestisch innert knapp einer Minute gestellt wurde, bzw. es wurde keine eigentliche Diagnose gestellt, sondern das entsprechende Medikament verkauft).

    Zitat:„Die Apotheken haben im Gesundheitswesen der Schweiz noch andere Aufgaben als die Abgabe von Medikamenten auf Rezept: Sie bieten zum Beispiel ohne Voranmeldung eine gratis Beratung“ – Richtig, einfache Beratung wird aber leider nicht honoriert, es bestehen also auch ein „falscher finanzieller Anreiz“ für den Apotheker bei der Beratung ein Medikament zu empfehlen.
    Ein Kernproblem unseres Gesundheitswesen ist doch, dass Medikamente verkaufen schon ab Pharmafirma einfach zu gute Gewinnmargen haben und entsprechend gepuscht werden, während sich für Beratung und Prophylaxe kaum eine Lobby stark macht. Daran wird der Streit Selbstdispensation oder eben keine Selbstdispensation freilich nichts ändern.

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    1. Tja, das ist dann wohl nicht ein Spital auf dem neuesten Stand der Medizin. An der Uniklinik, wo wir (Apotheker) nebendran an der Uni studiert haben, dort ist es SELBSTVERSTÄNDLICH, dass sich ein Klinischer Pharmakologe (Apotheker mit Zusatzausbildung) alle Verschreibungen anschaut und die Ärzte über mögliche Probleme informiert. Und natürlich ist der Pharmakologe auch bei der Visite dabei!

      Was diese Assistenzärzte im Spital so verschreiben, das kann ich tagtäglich bei meiner Arbeit bewundern… Denke was du willst, aber ich würde mich inzwischen lieber von einem erfahrenen Tierarzt als einem Anfänger behandeln lassen! Ich war auch echt schockiert, als ich an einer Klassenzusammenkunft die Assistenzärzte aus meiner ehemaligen Klasse über Medikamente ausgefragt habe…
      So verwundert es nicht, dass durchschnittlich jedes 7. Medikament in der Klinik falsch verwendet oder abgegeben wird.
      Nichts gegen die Ärzte, denn Ihre Arbeit machen sie gut, aber von Medikamenten haben die Meisten leider keine Ahnung!

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    2. Richtig, es wurde in der Apotheke keine Diagnose gestellt, denn das dürfen wir gar nicht! Dafür wäre der Arzt ja zuständig…
      Nichtsdestotrotz kann meines Erachtens auf eine Verdachtsdiagnose hin ein Gynokanesten-Kombipack an eine nicht schwangere, nicht stillende erwachsene Frau verkauft werden, die das schon einmal hatte. Natürlich muss die Frau richtig instruiert werden und wenn es nicht hilft oder wiederkommt muss sie dann trotzdem zum Gynäkologen. Aber ich findes es unnötig, dass jede Frau mit diesen Symptomen jedes Mal gleich zum Gynäkologen rennen müsste…
      Genau so kann beim Gesundheitswesen Geld eingespart werden! Der Apotheker ist in Triage geschult und schickt jene Fälle zum Arzt, die nicht durch den Patienten selbst behandelt werden können oder solllten.
      (Und indem diese Bagatellfälle dann durch den Patienten selbst bezahlt werden… z.B. Nasenspray, Kopfschmerztabletten oder Gynocanesten-Kombi)

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    3. @Medistudi (weil ich da falsch zitiert werde):
      Bei ner Frau, die schon mal einen Vaginalpilz hatte und die Symptome kennt, hab ich auch kein Problem, ihr die 3Tagespackung Pilzcreme + Tabletten auszuhändigen. Normalerweise liegt der Ausfluss und der üble Geruch genau daran. Daher ist die 3Tagespackung ja auch verschreibungsfrei. Wenn es dann nach 3 Tagen immer noch nicht besser ist, dann kann man immer noch den Arzt aufsuchen.
      Ein Scheidenpilz ist wirklich was, was jede zweite Frau in ihrem Leben mehrmals durchmacht. Das ist kompletter Standard, da ist auch ein Arzt eher unterfordert.

      Was die Krankenhäuser betrifft: In Deutschland ist es üblich, dass jedes größere Krankenhaus eine eigene Krankenhausapotheke besitzt. Normelerweise läuft darüber auch die Arzneimittelinformation, die Zytostatikazubereitung, die sterile Zubereitung von Arzneimitteln, etc. Wenn es bei Euch im Spital keine Krankenhausapotheke gibt, finde ich das extren bedenklich. Ich hätte da weitergehend die Frage, wie bei Euch sterile Arzneimittel zubereitet werden. In der Apotheke läuft das über Reinraum (Sterilraum) mit Sterilwerkbank unter aseptischen Bedingungen. Macht das bei Euch die Schwester auf Station?

      Zum Thema Medizinstudium: Ich halte viel von Ärzten, das folgende ist aber mal kritisch formuliert: Das Thema Pharmakologie und auch die restliche Arzneimittelkunde ist bei Euch stark unterrepräsentiert. Die Erfahrung von „ApothekerinMitHerz“ kann ich da aus der Klinik bestätigen. Hier werden Verschreibungsfehler en mass produziert, da man sich da mit Arzneimitteln nicht auskennt. Und leider ist ein Teil der Ärzte nicht imstande, dieses Defizit ihres Wissens anzuerkennen, sondern denkt, dass man sich da mit Arzneimitteln auskennen würde. Das finde ich extrem gefährlich.
      Ärzte haben Kenntnisse über die Grundlagen über Arzneimittel, aber nicht über mehr.

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  10. Also, ich habe den Eindruck, dass das Ganze doch eher eine Schnapsidee (zu viel Pflümli?) ist.
    1. Ärzte haben i.d.R. geringere „Öffnungszeiten“ als Apotheken, es gibt zwar sicherlich auch in der Schweiz Notdienste, aber diese kennen den Patienten nicht UND haben keine Vorstellung, dass sie auch als „Zauberlehrlinge“ tätig werden würden. Ja, ich weiss, dass keine Apotheke einen 24/7-Dienst anbieten kann, aber „die“ haben wenigstens die richtige Ausbildung.
    2. Wollen diese Ärzte denn auch das gesamte Programm der Apotheken anbieten?
    3. Zumindest in D beklagen sich (Haus-)Ärzte (vor Allem im ländlichen Bereich) über Arbeitsüberlastung, ist das in der Schweiz anders?
    Ich hoffe, dass diese „Aktion“ im Treibsand verläuft und nicht auch noch über die Grenzen der Eidgenossenschaft rüberschwappt.
    Herzliche Grüße
    Hajo

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    1. Schön, dass du dir darüber Gedanken gemacht hast! Hier ein paar Punkte zu deinen Fragen:
      1. Es gibt auch in der Schweiz 24h-Apotheken… Ich kenne mindestens 2! Ausserdem gibt es z.B. in Basel eine Notfallapotheke, die die ganze Nacht und jeden Sonn- und Feiertag geöffnet hat.
      Ausserdem haben in Gebieten wo es keine SD gibt die Apotheken einen Notfalldienst organisiert, wo man nach telefonischer Anmeldung zu jeder Tages- und Nachtzeit Medikamente bekommt. (Nur zur Info: weder der Notfalldienst noch die Notfallapotheke noch die 24h-Apotheken rechnen sich unter dem Strich trotz der Notfallpauschalen; sie müssen ALLE durch die Tagesverdienste quersubventioniert werden!)
      Aber: auch die Hausärzte müssen Notfalldienst leisten und auch bei denen rechnet sich das nicht! Und ich bin froh darüber, denn so kann ich meine Kunden auch nachts und am Sonntag an einen Arzt verweisen, wenn das nötig sein sollte!
      2. Eine durchschnittliche Apotheke hat >10’000 verschiedene Artikel (nur Medikamente!) an Lager, eine durchschnittliche Praxisapotheke ca. 200 Artikel. Diese Zahlen kann ich leider nicht belegen; ich habe sie (unter der Hand) von einem Bekannten erhalten, der bei einem Medikamenten-Zulieferer arbeitet.
      3. Genau! Mit SD wird die Hausarztknappheit nicht besser, denn die Ärzte werden ja noch mehr zu tun bekommen. Wenn die Apotheken nichts mehr verdienen, dann werden einige schliessen müssen; und es wird die auf dem Land am ehesten treffen. Dann müssen die Leute da auch für einen Schnupfen zum Arzt, da man nur dort noch einen Nasenspray bekommt!

      Schnapsidee? Das soll jeder für sich selbst entscheiden!

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  11. Es ist völlig klar, dass ein grosses Bedürfnis an Apotheken besteht. Die Apotheken tun einen guten Dienst, sind optimal organisiert und man kann in der ganzen Schweiz egal um welche Zeit und an welchem Ort sicher sein, die benötigten Medikamente zu erhalten (ggf. via Notfalldienst). Ich möchte diesen tollen Service auf keinen Fall missen.

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  12. Die Ärzte habe für ihre Initiative ca. 9’000 Unterschriften (in ich glaube 9 Monaten; oder waren es doch nur 3 Monate?) gesammelt.
    Seit heute morgen haben wir ein Zwischenresultat für unsere Initiative: 24’900 Unterschriften seit dem 6.6.2011!
    Ich danke den Patienten, Kunden und der Bevölkerung für die breite Unterstützung!!

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