Einnahmeunterstützung

Der Patient, ein älterer, etwas komplizerter Herr (äHe) bekommt neu Marcoumar verschrieben. Er hat in der Vergangenheit eine Herzklappe ausgetauscht bekommen und nimmt schon Aspirin Cardio und Clopidogrel.

Dem Marcoumar gegenüber ist er aber sehr kritisch eingestellt, speziell, weil er nicht sein Leben lang wöchentlich zum Arzt rennen will wegen den dafür nötigen Untersuchungen zur Blutgerinnung.

Ich versuche ihm zu erklären, wie wichtig es ist, dass sein Blut genügend verdünnt ist und dass ihm deshalb wohl ein neuer Blutverdünner aufgeschrieben wurde, weil die anderen nicht ausreichen. Dass die Tests nur am Anfang häufiger sind, die Abstände danach aber länger werden …

Er will nicht. „Gibt es da keine Alternative?“

Pharmama: „Es gibt neue Wirkstoffe, da muss man nicht so häufig gehen … aber es ist nicht sicher, ob die geeignet sind für sie. Ausserdem … sind die einges teurer…“

äHe: „Ah. Könnten sie nicht mal nachfragen? Ich bin ja heute beim Arzt gewesen, aber … ich war so überfahren, ich habe mich nicht getraut.“

Das darf also ich.

Dann rufen wir mal in die Kardiologie an.

Besetzt.

Besetzt.

Besetzt.

Zurück zum Patient: „Ich erreiche sie nicht. Ich versuche es später noch einmal.“

Er geht.

Ich versuche es weiter.

Besetzt.

Ehrlich? Wie kann das sein?

Ich schicke einen Fax mit der Anfrage.

Es kommt nichts zurück.

Am nächsten Morgen schicke ich nochmals einen Fax und versuche anzurufen – es ist immer besetzt und keine Reaktion auf den Fax.

Ich wende mich über die Zentrale des Spitals.

Sie versucht mich zu verbinden – 2 x werde ich zurückgeleitet, da niemand abnimmt. Ich hasse Anrufe ins Spital.

Schliesslich verbindet sie mich mit dem diensthabenden Arzt im Notfall – es ist allerdings die Krankenkschwester, die abnimmt … und die ist reichlich gehetzt (Notfallstation, logo, verstehe ich auch).

Krankenschwester: „Ist das wichtig??“

Pharmama: „Ja, es geht um Blutverdünner, die sollte er wohl nehmen, oder?!“

Ich schaffe es ihr mein Anliegen zu erklären. Sie erklärt mir, dass sie es abklärt und zurück ruft.

Ich warte.

Eine Stunde später bekomme ich dann den Bescheid: Er soll unbedingt sein Marcoumar nehmen. Kein Ersatz. Falls er einen Ersatz will, soll er das bei der nächsten Kontrolle mit dem Arzt besprechen.

Ich informiere den Patienten und insistiere noch einmal, wie wichtig das ist, dass er es nimmt.

Er kommt es holen. Ich hoffe, er nimmt es auch …

10 Kommentare zu „Einnahmeunterstützung

          1. Das gehört zu den „Känguru-Chroniken“ und Marc-Uwe Kling. Sein „Zitate-falsch-zuordnen“ gibt es in der Zwischenzeit sogar als Gesellschaftsspiel, eine Anleitung (die für sich alleine schon lustig ist) findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=ntBNKz-0FnQ

            Ansonsten sind die 3 Bände Kanguru-Chroniken für politisch interessierte Mitbürger durchaus lustig… und manchmal wünschte ich, ich könnte das fragliche Känguru ausgesuchten Mitbürgern nach einem Gespräch hinterher schicken – also zum diskutieren! So wie hier z.B.: https://www.youtube.com/watch?v=0OlrPNSTUCc

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  1. Dein Engangement in allen Ehren, aber ich hätte dem Patienten keine Alternative vorgeschlagen. Wenn der Patient mit einem Medikament nicht einverstanden ist, sollte er das stets mit dem verordnenden Arzt besprechen. Da bin ich sehr hartnäckig, nicht auf genau den oben geschilderten „Service“ einzugehen. Das spart sehr viel Mühe und Arbeit, besonders weil es am Ende eh immer auf dasselbe rausläuft. Nämlich ab zum Arzt.

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  2. Das neue Design sieht gut aus (wobei ich das alte auch nicht schlecht fand) – aber es wäre toll, wenn man mit einem Klick aufs Banner oben auf die Startseite kommen könnte.

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  3. Wenn er nicht dauernd zum Arzt rennen will, kann er doch Selbsttester werden, oder geht das nicht? Ich wohne in Deutschland und teste seid Jahren selber, es gibt eine Schulung im Krankenhaus und danach bekommt man das nötige Gerät. Noch ein paar Wochen Parallelkontrolle beim Hausarzt und dann ist die lästige Rennerei zum Doc erledigt und man ist auch im Urlaub und bei Krankheiten sehr viel flexibler.

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  4. Wow, so viel Engagement steckst du da rein? Ich hätte den Patienten glaub selbst beim Arzt nachfragen lassen…

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