Für was ist das schon wieder?

Ruft eine ältere Frau in der Apotheke an.

„Ich habe vom Arzt ein Medikament aufgeschrieben bekommen, habe aber keine Ahnung, für was das ist. Könnten sie mir das sagen?“

Das Medikament um das sie sich sorgte war Aricept, sie hatte keine Ahnung weshalb sie die nehmen muss.

Der Apotheker erklärt ihr für was es ist – sie sagt, sie begreift nicht, warum ihr Arzt ihr das verschreiben würde, das Problem habe sie gar nicht.

Der Apotheker erklärt ihr, dass manche Medikamente auch für andere Probleme eingesetzt werden als das sie ursprünglich sind (z.B. Antiepileptika bei Migräne), er sich aber bei Aricept keiner sogenannten off-label Anwendung bewusst ist.

Frau: „Dann muss ich am Montag wohl den Arzt anrufen und das besprechen.“

Keine 5 Minuten später ruft sie wieder in der Apotheke an: „Für was haben sie gesagt ist das Aricept noch mal?“.

Und dann nach weiteren 5 Minuten nochmals „Entschuldigen sie, für was haben sie gesagt, braucht man das?“

Der Apotheker wundert sich jedenfalls nicht mehr, warum der Arzt ihr das verschrieben hat.

Aricept ist ein Mittel gegen Alzheimer.

Manchmal finde ich sowas echt tragisch.

Ungeschriebene Regeln in der Apotheke

Sag nie, es ist ruhig heute. Auch nicht, wenn du nur noch 30 Minuten arbeiten musst.

Nach „Ich habe die Packungsbeilage gelesen“ kam noch nie etwas Gutes.

Dito nach „im Internet steht aber …“

Auf „Ich hab da diese Werbung vor der Tagesschau / in der Illustrierten gesehen“ … folgen oft langwierige Erläuterungen durch die Fachperson.

Fälle / Diagnosen / Dinge überhaupt kommen in Dreier-Packungen.

Der Vollmond hat einen Einfluss auf die Psyche der Leute (mir egal, was Studien sagen)

Komplizierte Fälle kommen gerne vor dem Wochenende (oder den Ferien).

Der Arzt hat immer überraschend Ferien.

Wenn du über einen Patienten* redest (mit einer Mitarbeiterin) ruft ihn das zurück in die Apotheke.

Schokolade und andere kleine Geschenke an die Mitarbeiter tun auch in der Apotheke Wunder.

Für den Notdienst: ein Patient verhindert nicht den nächsten. (Denke nicht um 3 Uhr, es ist jetzt vorbei).

Vertraue den Patienten und Ärzten. Kontrolliere trotzdem nach.

Frag bei der Angabe von Penicillin-Allergie immer nach, was genau passiert ist. (Nur Durchfall nach Antibiotikum ist keine Allergie)

Dokumentiere alles. (Mach Kommentare bei der Abgabe von Medikamenten auf Rezept, wenn etwas aufgefallen ist / interventiert wurde …).

Behandle bekannte Leute oder Verwandte oder Freunde nicht anders als die anderen Patienten in der Apotheke. Halte dich an die geltenden Regeln und erkläre alles, was du tust.

Nach „Sie müssen mir helfen, sonst …(sterbe ich)!“ folgt oft eine Aufforderung Gesetze zu überschreiten. (Gilt vor allem für D, wo die Abgabe rezeptpflichtiger Medikamente ohne Rezept strikt untersagt ist).

Die einzig richtige Antwort auf „woanders bekomme ich das aber (günstiger)“ lautet: „Dann gehen sie doch bitte da hin.“

Sonnenbrillen in Innenräumen sind häufig Anzeichen von „interessanten“ Persönlichkeiten.

Die Menschen sind erstaunlich widerstandsfähig und resilient. Auch für Behandlungsfehler oder versehentliche Überdosierungen. Vermeide das trotzdem.

Anrufe ins Krankenhaus dauern immer länger.

Bei vielen „nicht mehr funktionierenden“ Geräten (Blutzucker, Blutdruck, Pens, aber auch Nasensprays) – handelt es sich um Bedienungsfehler.

Beim Impfen gelernt: Leute mit vielen Tattoos haben häufiger Angst vor Nadeln.

Wenn jemand selbst sagt, er habe eine hohe Schmerzschwelle stimmt das häufiger nicht. Aber wenn das ein Verwandter über jemanden sagt, stimmt es.

Wenn ein Patient sehr häufig die Apotheke wechselt und sich über jede vorherige beklagt, sollte er vielleicht daran denken, dass der wirklich gemeinsame Faktor er selber ist.

Wenn ein Patient dir erzählt, dass er wegen einem Problem schon bei so vielen Ärzten/ Apotheken gewesen ist und alles ausprobiert hat, aber du bist „die beste“ … dann hast du jetzt ein Problem.

Dem entfernten Verwandten oder Nachbar, die irgendetwas im medizinischen Sektor macht, wird mehr geglaubt als der Apothekerin oder Pharmaassistentin.

Wenn jemand sagt „ich kenne mich mit dem Medikament aus, ich arbeite in der Pflege“, stimmt das leider häufig nicht. (Also das mit dem Auskennen).

Bei einem Patientenpaar kennt sich oft die Frau sehr gut aus über die vom Mann genommenen Medikamente (und er hat keine Ahnung).

Nichts ist so überbewertet wie schlechter Sex und so unterbewertet wie ein guter Stuhlgang.

Sag niemals „nie“, sag niemals „immer“ und diskutiere keine Politik mit den Patienten.

* Immer mitgemeint: Patientin

Hab ich was vergessen?

Die Vor-Ort Apotheke ist für Sie da!

#hauslieferung #medikamente #telefonisch #apotheke

Nur eine Erinnerung zwischen den Jahren. Darf gerne geteilt werden, heruntergeladen und weiterverbreitet (auch nur auszugsweise). Die Online Apotheken hier (eigentlich nur eine, aber da steckt so viel Geld dahinter) nutzen die Covid-Situation ja sehr zu ihren Gunsten und machen Werbung mit ihren Medikamentenlieferungen. Dabei geht bei vielen Leuten vergessen: Hauslieferungen machen die Apotheken schon ewig. Jetzt um so mehr. Sichere Übergabe und keine unterwegs verlorenen oder verspäteten Päckli inklusive … und man muss auch nicht auf die Post anstehen zum abholen.

Weniger Diskutieren, mehr zuhören, Bitte.

Was ist los? Haben die Leute die Fähigkeit verloren zuzuhören? In den letzten Tagen häufen sich in der Apotheke die Anfragen bei denen ich während (zu) langer Zeit etwas erklären und wiederholen muss. Zwei Beispiele?

Gestern:

Ein Mann kommt mit dem Abriss einer Packung Vinyl-Handschuhe in die Apotheke – zu mir. Ich nehme den Abriss, sehe, dass das von einer Packung Handschuhe war, die wir (bis die Lieferprobleme wegen Corona anfingen) an Lager hatten … aber jetzt natürlich nicht mehr.

Pharmama: „Genau die habe ich nicht mehr – aber ich habe andere. Moment.“ Ich gehe und hole eine Packung Handschuhe in L. Nitril, nicht Vinyl, aber auch kein Latex.

Mann: „Das sind nicht die, die ich hatte. Ich will die hier.“

Pharmama: „Tut mir leid, aber wir bekommen diese aktuell nicht mehr.“

Mann: „Aber ich hatte sie von hier!“

Pharmama: „Das stimmt, wir hatten die – aber ich habe im Moment haben wir keine von diesen mehr.“

Mann: „Können Sie bestellen?“

Pharmama: „Ich versuche eigentlich alle paar Tage Handschuhe zu bestellen, aber diese hier bekomme ich nicht. Sie sind nicht lieferbar. Seit längerem.“

Mann: „Bitte bestellen sie welche für mich.“

Pharmama: „Wenn sie möchten, aber …“

Mann: „Wann sind sie da? In ein paar Tagen?“

Pharmama: „Nein, eher nicht …“

Mann: „In einer Woche? Zwei?“

Pharmama: „Wenn, dann wahrscheinlich in ein paar Monaten. Aber ich habe hier welche, wenn sie vorher welche brauchen.“ Zeige ihm nochmal die Packung.

Mann: „Die sind wahrscheinlich nicht gross genug.“

Pharmama: „Das ist auch Grösse L, wie die, die sie hatten.“

Mann: „Aber das sind nicht dieselben. Sie haben sie also nicht und können sie nicht bestellen?“

Pharmama: „Nein.“

Mann: „Sicher nicht? Ich kann auch zahlen?“

Pharmama: „Das ändert leider nichts daran.“

Mann: „Ich versuche es woanders.“

Heute:

Telefon, ich nehme ab mit „Pharmamas Apotheke, Pharmama?“ Startet die Frau am anderen Ende der Leitung damit, dass wir eine Weinlieferung für (Name) haben, die sie morgen ausliefern.

„Wein? Sind sie sicher? Wir bestellen eigentlich keinen Wein – und ich glaube auch nicht, dass das für einen unserer Kunden ist.“

Doch, doch, versichert sie mir, wir hätten das auch schon gemacht. (Das wüsste ich aber). Sie war voll überzeugt – ich gar nicht … bis ich sie schliesslich gefragt habe: „Sind Sie sicher, dass Sie an der richtigen Adresse sind? Hier ist Pharmamas Apotheke. In (Ort)“

„Pharmamas Apotheke in (Ort)…? Oh. Nein. Da bin ich wohl falsch. Ich wollte eigentlich nach (total anderer Ort).“ – und wahrscheinlich auch keine Apotheke.

Echt jetzt? Ich meine, ich melde mich. Deutlich und langsam.

Das waren in beiden Fällen 15 Minuten, die ich gerne zurück hätte.

Wenn Du jetzt etwas aus der Apotheke brauchst …

Die Apotheken gehören zu den wenigen noch offenen Geschäften – entsprechend beschäftigt sind wir im Moment. Hier ein paar Tipps für einen besseren Apothekenbesuch in diesen Pandemie-Zeiten: Bitte weitergeben an diejenigen ohne Internet, vor allem die ältere Generation die Medikamente braucht und gefährdet ist, ist oft nicht online. Telefoniert doch mal wieder wie es euren älteren Verwandten und Bekannten geht!

Bitte komme nicht mit Husten und/oder Fieber in die Apotheke!

Die Apotheke nimmt Bestellungen telefonisch oder per mail entgegen und macht sie bereit, das verkürzt die Anwesenheit in der Apotheke und schützt nicht nur unsere Mitarbeiter, sondern auch alle andern. Wenn etwas abgeholt werden soll, weise die Apotheke darauf hin, wenn Du nicht selber kommst, dann können wir die Medikamente auch abgeben. Falls Du ein Coronaverdachtsfall bist und wirklich keinen anderen Weg findest, bitte weise die Apotheke beim Besuch darauf hin.

Die Apotheken liefern aus!

Speziell für die ältere Generation und gefährdete Patienten, die niemanden haben, den sie schicken können oder CoVid-19 -Fälle, bieten die Apotheken in diesen Zeiten mehr Hauslieferungen für Medikamente an. Bitte nehmt das in Anspruch! – Aber denkt auch daran, dass Wunschlieferzeiten meist nicht möglich sind. Ablegen im Briefkasten ist bei den meisten Mitteln möglich – bitte achtet darauf, dass es nicht zu lange da drin liegt.

Bitte haltet Abstand!

Die empfohlenen 2 Meter Abstand untereinander gelten ausserhalb und innerhalb der Apotheke. Der Zugang wurde deswegen teilweise eingeschränkt und in den Apotheken gibt es markierte Warteplätze. Bitte lauft nicht einfach herum und geht „shoppen“ oder schaut, ob man irgendwo schneller dran kommt. Begleitpersonen warten bitte ganz ausserhalb der Apotheke (ausser Kinder).

Nicht anfassen!

Auch bei uns wird kontaktloses Zahlen in diesen Zeiten bevorzugt. Unter 45 Franken muss man meistens nicht einmal den PIN eintippen, aber wir desinfizieren die Tastatur auch immer wieder. Trotzdem ist es eine gute Idee beim Einkaufen allgemein so wenig wie möglich anzufassen – auch wenn mancherorts ein Händedesinfektionsmittel vor Ort angeboten wird … es gibt immer welche, die das nicht benutzen.

So kommt das Rezept vom Arzt in die Apotheke:

Auch beim Arzt soll man sich momentan bei Erkältungsbeschwerden telefonisch anmelden und fragen, ob man vorbeikommen soll. Die meisten machen erste Abklärungen am Telefon. Wenn der Arzt ein Rezept ausstellt: bitte direkt in die Apotheke nach Wahl schicken lassen (per Fax oder auch E-Mail, Post ist zu langsam) – Rezepte, die per E-Mail an den Patienten gehen und dann ausgedruckt werden sind wegen fehlender Originalunterschrift und Stempel offiziell nicht gültig. Also grad die Adressdaten der Apotheke bereithalten und dem Arzt durchgeben.

Bekomme ich noch alles?

Was die Apotheke nicht Lager hat kann sie (meist) weiterhin normal bestellen, oder sie macht alles, um es von woanders zu beschaffen. Das gilt für Medikamente und Arzneimittel sowie medizinische Hilfsmittel. Da auch die Grossisten aktuell sehr belastet sind, werden nicht so wichtige Sachen wie Kosmetik, Putzmittel, Reformartikel momentan zweitrangig bearbeitet und wir können oft nicht sagen, wann etwas wieder erhältlich ist.

Es ist jetzt nicht die Zeit für ausgiebige Kosmetikberatungen! Du kannst Hautpflegemittel weiterhin kaufen, aber bei Kosmetika ist es gut, wenn man weiss was (Pro Tipp: alte Verpackung mitbringen).

Bitte nehmt auch an, dass der Bezug gewisser Medikamente eingeschränkt ist. Wegen unnötigen Hamsterkäufen wurde die Abgabe von Schmerzmitteln, Hustenmitteln und Desinfektionsmittel auf 1 Packung pro Person limitiert. Verzichtet auch auf Diskussionen deswegen. Das ist, damit möglichst viele versorgt werden können.

Dasselbe gilt für Medikamentenbezüge auf Dauerrezepte. Der Vertrag mit den Krankenkassen hat schon immer vorgeschrieben jeweils für nicht mehr als maximal einen 3 Monatsbedarf Medikamente zu beziehen. Das muss jetzt schärfer durchgezogen werden. Bitte hamstert auch hier nicht – die meisten haben noch (für länger) Medikamente zu Hause, wir und die Grossisten haben Vorrat und es geht weiter wie bisher. Wir tun alles um die Patienten weiterhin ohne Unterbrechung zu versorgen!

Händedesinfektion

Desinfektionsmittel für die Hände ist gut als Notfall für unterwegs (musst Du wirklich raus unter die Leute jetzt?), aber BESSER ist regelmässiges Händewaschen: 20 Sekunden einseifen und abspülen mit Wasser vernichtet den Coronavirus, der auf Seife empfindlich ist. Es gibt keinen Grund jetzt panikartig zu Hause selber etwas zusammen zu mischen, das vielleicht nicht wirkt oder sehr austrocknet. Was das angeht: benutzt Handsalbe zum pflegen, sonst haben wir in einem Monat ganz viele Leute mit Handekzemen!
Die Apotheken tun alles um Desinfektionsmittel zu beschaffen oder herzustellen und abzufüllen. Es wird zunehmend schwieriger das Material dazu zu beschaffen (und auch teurer), trotzdem sind Preise von 20 Franken für 100ml überrissen (und werden von den meisten Apotheken auch sicher nicht verlangt).
Wegen der Materialknappheit die den Alkohol, das Glycerin und auch die Fläschchen betrifft, bekommt man diese kaum mehr in der Apotheke. Firmen oder Pflegepersonal, oder pflegende Angehörige, die leere Flaschen mit Desinfektionsmittel haben (wie Sterillium und Co.) können die zum Auffüllen in die Apotheke bringen. Bitte bringt aber nichts, das wie ein Lebensmittelgebinde aussieht!

Masken

Masken haben die Apotheken schon lange keine mehr zum Verkaufen. Das betrifft alle Arten, von Chirurgenmasken bis FFP3. Der Markt wurde hier inzwischen kontingentiert und was vorhanden ist, soll in den Spitälern und Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommen, dort wird es wirklich gebraucht! Es ist auch weithin bekannt (oder sollte es sein), dass die allermeisten Masken einen selber nicht vor einer Infektion mit dem Virus schützen. Die  Chirurgenmasken, die wir in der Apotheke tragen, tragen wir für Euch, die Kunden und Patienten! Selbst wenn einer von uns das Virus hätte (dessen Verlauf bei jüngeren oft milde ist), wollen wir eine Ansteckung der Umgebung verhindern. Wer das auch möchte: im Internet kursieren Nähanleitungen für Stoffmasken, die das auch tun. 2 Mal täglich wechseln und waschen in der Waschmaschine ist für die richtige Anwendung nötig.

Bitte habt Geduld!

Aufgrund der aussergewöhnlichen Umstände haben wir in der Apotheke nicht nur viel mehr Anfragen von Patienten und Kunden, sondern teilweise auch schon Personalausfälle (sei es wegen normaler Erkältung / Grippe als auch wegen Verdacht auf oder wirklich CoVid-19). Dazu kommen die Schutzmassnahmen, die wir für Euch und für uns treffen müssen, deshalb können die Wartezeiten länger als gewohnt sein und manche Dienstleistungen der Apotheke werden nicht mehr oder nur noch in Notfällen angeboten. Nehmt (falls ihr nicht schon Stammkunde seid) die Krankenkassenkarte gleich mit in die Apotheke – oder seid bereit das gleich zu bezahlen. In dieser Situation sollte es auch verständlich sein, dass ich keine Zeit habe über die Apothekenpauschalen auf rezeptpflichtige Medikamente zu diskutieren, oder darüber, dass das etwas online „aber günstiger ist“!

Danke, dass auch Du mithilfst, dass wir (alle) unter der Pandemie und ihren Einschränkungen nicht zu sehr leiden müssen!

(Text von einer Apothekerin von facebook, mit freundlicher Genehmigung übernommen und ergänzt. Gilt für die Schweiz – für Deutschland und Österreich mit kleineren Einschränkungen sicher auch).

Elektronische Rezepte – die Zukunft ist (fast) da.

Das neue Jahr naht schon mit Riesenschritten – und was es bringen wird ist ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung. Der Fax, der in der Öffentlichkeit kaum noch benutzt wird, aber zum Austausch zwischen Arzt und Apotheke (und Spitex) hier in der Schweiz noch sehr häufig eingesetzt wird, hat bald ausgedient. Erste Spitäler haben schon angekündet Rezepte ab Januar 2019 nicht mehr via Fax, sondern nur noch via mail zu schicken … und forden dafür möglichst sichere Verbindungen. Die gibt es schon. Bei den Ärzten hier sind viele Mitglied bei HIN (Health Info Net) und viele Apotheken bei Abrechnungsstellen, die „sichere“ email-Adressen bieten und verschlüsselt verschicken und empfangen können. Ausserdem können die aller-meisten Ärzte inzwischen Rezepte am Computer erstellen und ausdrucken/scannen/faxen oder per Post schicken oder gleich per email übermitteln.

Aber die ganzen technischen Grundlagen nützen nicht sehr viel, wenn die Ärzte dabei nicht auch sonst auf Sicherheit achten.

Beispiele aus den letzten Wochen:

Abends 19 Uhr. Rezeptausdruck für ein Benzodiazepin. Die Unterschrift darauf war auch ausgedruckt (eingescannt). Kein Stempel. Der Patient beharrt darauf, dass er mit dem Rezept direkt vom Arzt kommt (der aber nicht grad nebenan praktiziert). Ich frage am nächsten Tag, noch vor der Abgabe nach. Ja, das ist ein richtiges Rezept, in der Praxis ausgedruckt. Auf meinen Kommentar, dass in dem Fall eine Originalunterschrift vom Arzt drauf gehört, kommt nur: „Sie sind die erste Apotheke, die uns das sagt.“ Das wundert mich in dem Fall wenig: Praxis mit Selbstdispensation. Medikamente verschreiben die kaum, respektive nur, wenn sie sie nicht grad selber abgeben können.

Tipp: Ein Rezept braucht eine Arztunterschrift um gültig zu sein. Wenn sie das Rezept schon ausdrucken, dann machen sie auch eine drauf. Ein Stempel wäre auch nett, ist aber nicht gleich vorgeschrieben.

Noch ein Fall: Rezeptausdruck für ein Benzodiazepin mit dem Vermerk „elektronisch visiert“, also keine Unterschrift drauf, weder eingescannt noch von Hand. Der Arzt hat das Rezept direkt an den Patienten gemailt, der hat das ausgedruckt und mir in die Apotheke gebracht. Auf Nachfrage beim Arzt, ob ich das laut Datum einige Tage alte Rezept ausführen soll und ob er schon mal daran gedacht hat, dass der Patient das auch mehrmals ausdrucken und in verschiedenen Apotheken einlösen gehen kann um so mehrere Packungen zu erhalten, kommt nur: „Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Ich soll es aber ausführen, da er dem Patienten vertraut. (Schön für ihn. Weshalb muss ich auch so misstrauisch sein?)

Tipp: Apotheke angeben lassen beim Arztkontakt des Patienten (bei der Rezeptbestellung / telefonischen Diagnose) und das dann direkt dorthin mailen. Dadurch ist die sichere Verbindung gewährleistet und dass das Rezept nicht auf spätere Abwege gerät. Nur weil man dem Patient das Rezept per mail schicken kann (und per Fax nicht), heisst nicht, dass man das sollte. Wie leicht so ein gemailtes Rezept dann später als Vorlage benutzt und abgeändert werden kann, will ich auch mal erwähnt haben.

Und noch ein paar Beispiele der „Digitalisierung“ – für die kann der Arzt wenig, das sehe ich aber in letzte Zeit auch häufiger, mit verschiedensten Medikamenten, meist nicht abhängigkeits-machende: Der Patient kommt mit dem Smartphone und einem Foto vom Rezept und will das Medikament darauf beziehen.

Faktisch ist das Rezept wohl „irgendwo“ vorhanden, nur habe ich das nicht in der Apotheke, wo ich es für die Abgabe (und zum Abrechnen) brauche. Das wird also eine „Abgabe ohne Rezept“ und es liegt damit komplett in meiner Verantwortung als Apothekerin, ob ich das abgebe oder nicht. Vielleicht nehme ich den Ausdruck des Fotos als Nachweis zum ablegen. Aber der Krankenkasse kann ich das nicht damit abrechnen. Auch hier: damit kann man ja in X Apotheken gehen – und oft ist es nicht mal der Patient selber, sondern sein Partner. Identifikation des Patienten ist damit auch nicht gewährleistet. Was ich noch machen kann, ausser die Person bezahlt das und schickt die Quittung mit dem Originalrezept der Kasse ein: einen Vorbezug. Das bedeutet, Sie müssen mit dem Originalrezept noch einmal vorbei kommen. Ja – sehr unpraktisch und überhaupt nicht digital.

Ich bin ziemlich sicher, dass es da in (naher?) Zukunft Leitlinien geben wird. Momentan … herrscht allgemeine Unsicherheit.