Von fehlerhaften Blutzuckergeräten

Mittagszeit – bei uns gewohnt viel zu tun und mitten drin …eine ältere Dame:

„Könnten Sie mir helfen? Das Blutzuckermessgerät funktioniert irgendwie nicht mehr!“

Sie streckt mir ein Gerät entgegen, das ich bisher noch nicht gesehen habe. Ganz sicher hat sie es nicht von uns.

„Oh – das Gerät kenne ich noch nicht. Was ist denn das Problem?“

„Es zeigt nichts mehr an. Bis gestern ging es noch.“

Ich schaue es an, drehe es hin und her und mache, was man mit elektrischen Geräten, die nicht mehr wollen halt so macht: Ich schalte es an und ab und als nichts funktioniert, nehme ich mal die Batterie raus.

Währenddem frage ich sie, woher sie es hat: „Von der Diabetesberatung.“

Ich setze die Batterie wieder ein, drehe das Gerät um, drücke nochmals auf ein … und es geht an.

„Das ist schon mal gut“ meint sie. „Misst das jetzt auch wieder?“

„Keine Ahnung.“ Sage ich. „Wollen Sie es mal testen im Beratungsraum?“

„Oh – das ist nicht mein Gerät, das gehört meinem Mann. Ich habe aber die Teststreifen dabei.“

„Nun, ich kann eine Test-messung für sie damit durchführen und es mit unserem Gerät vergleichen. Dafür würde ich einfach dasselbe verlangen, wie wenn ich eine normale Blutzuckermessung machen würde. 15 Franken.“

„Das kostet etwas??“

„Ja, wenn ich das für sie so testen soll schon.“

Hey – das ist Zeit und Arbeit und immerhin habe ich es ihr jetzt schon mal zum laufen gebracht! Gratis bis hierhin.

„Mein Mann hat morgen sowieso einen Termin bei der Diabetesberatung.“

„Nun, dann können Sie ja dort fragen, dass die das anschauen.“

Ich komme immer mehr davon ab, so was gratis zu machen. Ich mache es, aber ab einem gewissen Punkt verlange ich dafür Geld. Ganz speziell, wenn das Gerät und die Teststreifen nicht hier bezogen werden. Und während ich sie schon gelegentlich gesehen habe – den Mann habe ich noch nie gesehen und er bezieht auch nichts von uns. Auch keine Medikamente. Diabetesberatung und Arzt mit Selbstdispensation oder Versandapotheke. Das ist nicht „mein“ Patient.

Meine Patienten stehen jetzt hinter ihr und würden auch gerne bedient werden. Das merkt sie dann und geht schliesslich.

… Übrigens schreibt mir jemand auf facebook, dass es einen Rückruf gibt: Aldi Süd hat seit Jahresbeginn fehlerhafte BZ-Messgeräte von medisana verkauft. Die habe ich sogar schon selber gesehen … und angeschaut und mich geärgert: die Teststreifen dafür gibt es dann nur online nachzubestellen, da das (wie bei Aldi üblich) etwas ist, das nur Zeitweise im Sortiment ist.

11 Kommentare zu „Von fehlerhaften Blutzuckergeräten

  1. Es zeigt nichts mehr an. Bis gestern ging es noch. In so einem Fall schaue ich als erstes, ob ich gebrauchte Batterien in der passenen Größe rumliegen habe, um das mal zu testen. Bei mir sind in 90% aller Fälle die Batterien alle – und der Patient hat das gar nicht gemerkt. Gibt ja auch keine Anzeige dafür… Und wenn ich die fragliche Anzeige – meist eine durchgestrichene Batterie odre sowas – zum leuchten bringe und darauf hinweise: „Ja, da hat mal was angezeigt, aber das war ja nicht wichtig für mich, deswegen achte ich auf so etwas gar nicht!“ Ja, dafür hat man dann andere… ;-)

    Oh – das ist nicht mein Gerät, das gehört meinem Mann. Dass diejenigen, die das Gerät gewöhnlich benutzen, nicht selber kommen (um Fragen zum Problem beantworten zu können, die der „Bote“ eben garantiert nicht beantworten kann), erleichtert die Problemlösung meist ungemein. Und was ist genau passiert? – „Weiß ich doch nicht. Aber mein Mann hat gesagt, ich gebe Ihnen das, und Sie schnippsen mit den Fingern und es ist wieder funktionstüchtig.“ Oder so.

    Ich habe aber die Teststreifen dabei. Na immerhin, sie hat mitgedacht. Wie oft ich schon hören musste: „Wieso sollte ich denn irgendwas dabei haben? Ich habe doch das Gerät dabei, das muss doch reichen – Teststreifen haben Sie doch da!“ Ja, klar – die Teststreifen, die ich für sie noch nie besorgt habe, habe ich immer auf Lager. Und auch die Bedienungsanleitung für das mir unbekannte Gerät – aber da hilft manchmal das Internet kurzfristig aus – wenn man Glück hat. (Davon abgesehen,viele Menschen finden es sehr verblüffend, wenn ich eröffne, ich müsste schon wissen, WELCHE BZ-Streifen GENAU sie brauchen, weil ich so 17 verschiedene Sorten da habe, die aber erstaunlicher Weise immer nur in den dazugehörigen Geräten funktionieren wollen.)

    Hey – das ist Zeit und Arbeit und immerhin habe ich es ihr jetzt schon mal zum laufen gebracht! Gratis bis hierhin. Unser Gesundheitsminister würde Dir, werte Pharmama, an dieser Stelle sicher gerne mal erklären, was es mit einer ominösen „Gemeinwohlpflicht“ auf sich hat… ;-)

    -.-.-.-.-.-
    Meine Lieblingserinnerung in diesem Zusammenhang ist ein defektes Blutdruck-Handgelenk-Messgerät gewesen, welches die Frau (zum vor mir sitzenden Mann) natürlich NUR bei uns gekauft hat – so der Mann (und er bestand da mehrfach drauf) – obwohl ich solch Teil wahrlich noch nie gesehen hatte. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es wirklich defekt war oder schlicht eine komplette Fehlbedienung vorgelegen hat. Aber zum Abschluss des Gesprächs wies ich ihn lächelnd darauf hin, dass es vielleicht nicht unclever wäre, vor so einer Reklamation den Branding-Aufkleber des (groß-katalogigen) Versandhauses abzuziehen – der würde die Händler-Kauf-Behauptungen irgendwie untergraben… Der Abgang war dann sichtlich betreten. :D

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    1. „Wie Batterien? Ich dachte die laufen mit Solarkraft/Luft/Wasser/ziehen sich beim Bewegen auf/Magie? Was ein Schrott! Sie sind doch nur Geldgeil! Erst ein Gerät, wo ich ständig Zubehör zu kaufen muss, damit es funktioniert, jetzt laufen die auch noch mit Batterien! Das wäre ja so, als könnte ich meinen Personalcomputer von vor 20 Jahren heute nicht mehr nutzen, aber da läuft Solidair, Word und sogar der Taschenrechner einmandfrei sag ich Ihnen! Und das ganz ohne ihre doofen Batterien!“

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          1. Alternativ habe ich gedacht, da läuft auch „Metal Gear Solid“ drauf – kannte ich bisher nur auf Konsolen… ;-) Na, ein Späßchen in Ehren am Freitag Nachmittag…

            Übrigens, bei mir im Keller steht noch ein lauffähiger NT-Rechner, ist glaube nen P2. Wenn der nicht mehr geht, muss ich den Hersteller von meines „SmartHomeDevice“ kontaktieren, weil die ganzen neueren Rechner keine zugängliche RS323-Schnittstelle mehr haben… :(

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    2. Das letzte ist einfach zu gut! :-P

      Es sind wirklich meistens die Batterien. Diese hier zeigte allerdings nach dem wieder-einsetzen voll an, weshalb ich hier eher an einen Wakelkontakt dachte.
      Das mit den Teststreifen und dann irgendwelche haben willen, das kenne ich hier auch gut :-)
      Und die Erklärung wegen der Gemeinwohlpflicht höre ich mir gerne an. Ich bin sicher, dafür reist er auf Staatsspesen extra zu mir :-)

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  2. Wegen deinem übrigens… wer im Supermarkt ein medizinisches Produkt kauft und dieses ernsthaft für eine Therapie nutzen möchte der nimmt doch seine Krankheit/seinen Körper auch nicht ernst. Gute Ware kauft man beim Hersteller oder im Fachhandel.
    Das ist ja etwa so wie wenn ein Neubau ansteht und man lieber einen viel günstiger Unternehmer aussucht der Unterakkordanten zur Realisierung schickt welche dann die Sprache der Bauleitung nicht verstehen anstatt man den lokal verwurzelten, fachkundigen Handwerker wählt… Beides Sachen die am Schluss mehr kosten…

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  3. 15 Franken, echt? In der Apotheke, die ich meist besuche, kostet das 2,50 €. Das finde ich zwar überraschend günstig, 15 Franken kommen mir aber wiederum sehr viel vor.

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    1. Euro: Deutschland. Franken: Schweiz.
      Und nicht mal 3 Euro dafür, dass man von einer Gesundheitsfachperson professionell einen medizinischen Test mit allen nötigen Materialien durchgeführt bekommt und das Ergebnis erklärt ist eindeutig unter dem Wert verkauft.

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      1. Mir schon klar, dass das eine andere Währung ist. (Die beiden stehen ja im Moment ungefähr gleich, aber die Schweiz hat natürlich insgesamt ein höheres Preisniveau).

        Und, wie geschrieben, 2,50 Euro finde ich auch sehr, vielleicht zu günstig. Andererseits habe ich in meiner Sani-Karriere anno dazumal auch bestimmt ein knappes Hundert BZ-Messungen durchgeführt und bewertet und fand das einfacher und weniger fehleranfällig als z.B. eine gute RR-Messung. Rechnet man für das Material ca. 1€ bis 1,50€ (Teststreifen ca. 20-30 Cent, Gerät anteilig, Einmalhandschuhe, Desinfektion, Pflaster und Tupfer sind Centbeträge) und schlägt die Kosten obendrauf, die ich für eine fachgemäße RR-Messung für angemessen hielte (ca. 5 Euro), landet man irgendwo im Mittelfeld. Und das fände ich ok. Bei höheren Kosten würde ich im Fall des Falles nicht in die Apotheke gehen, um messen zu lassen.
        Etwas anderes ist, wenn viel Beratung dranhängt – DAS wäre mir wiederum ein Beratungshonorart wert. War aber in dem einzlgen erlebten Fall nicht so.

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