Verständigungsprobleme

Meine Pharmaassistentin hat einen Kunden, der kein Deutsch kann. Und auch kein Französisch, englisch oder italienisch oder spanisch. Er hat ein Rezept – und ich frage mich, wie er sich dafür wohl mit dem Arzt verständigt hat.

Auf dem Rezept eine Salbe gegen Schmerzen: Voltaren dolo Gel und eine Nasensalbe.

Meine Kollegin fragt mich, ob sie das auf das Voltaren Gel wechseln soll – immerhin wird das von der Grundversicherung übernommen im Gegensatz zum dolo. Zur Erklärung: es ist in beidem dasselbe drin, nur wird für das dolo Werbung gemacht, darum wird das nur teilweise von der Zusatzversicherung übernommen, während das „normals“ über die Grundversicherung abgerechnet wird.

Aber ich habe schon mitbekommen – das würde er nicht mal ansatzweise verstehen, wenn ich oder sie versuchen ihm das zu erklären, also bleibt es bei genau dem, was der Arzt aufgeschrieben hat.

Die Kollegin schreibt es an: „2-3 x täglich auftragen auf die schmerzenden Stellen“

Er: „Für wo ist das?“

PA: „Für wo Sie Schmerzen haben.“

Er: „Wo?“

PA: „Ich weiss nicht, wo Sie Schmerzen haben…. Wo Aua? Da gehört es hin. … Haben Sie verstanden?“

Er sieht nicht so aus.

PA: „Dort, wo Sie Schmerzen haben. Einreiben.“

Sie imitiert das einreiben auf dem Rücken, dann auf dem Arm.

Er nimmt die Nasensalbe: „Das für Augen?“

PA: „Nein! Das ist für die Nase“ *Deut* „Da!“

Sie nimmt die beiden Tuben in die Hand.

PA: „Nochmals: das hier für die Schmerzen“ (zeigt die grosse Tube) „2 bis 3 mal pro Tag“

Sie nimmt die kleine Tube in die Hand

PA: „Das hier für die Nase .. auch 2 bis 3 Mal pro Tag“ Sie nimmt ihre Finger zu Hilfe. „Ok?“

Er: „Ok.“

Der Mann nimmt seine Medikamente.

Beim Herauslaufen macht er aber noch einen Abstecher zum Kosmetikkasse.

Dort wirft er seine Salben unserer Drogistin auf den Tisch:

Er: „Für wo die?“

Sie schaut ihn erst mal entsetzt an.

Drogistin: „Äh, Grüetzi?“

Dann liest sie die Etiketten.

Drogistin: „Die hier ist für in die Nase“ (deut!) „Die hier gegen Schmerzen.“

Er: „Wo?“

Drogistin: „Wo Sie Schmerzen haben?“

Er: ???

Drogistin: „Aua?“ verzieht pantomimisch das Gesicht dazu.

Er: „Autsch?“

Drogistin: „Ja – dort einreiben.“

Er nimmt seine Salben und geht – kein „Danke“, kein „auf wiedersehen“, nichts.

Hat er es jetzt begriffen?

Ich hoffe, er hat zuhause jemanden, der lesen kann.

Was macht der, wenn er stärkeres braucht? Oder Tabletten zum einnehmen?

8 Kommentare zu „Verständigungsprobleme

  1. Voltaren „normals“! :-D Das gefällt mir! :-D

    Jaja, das kenne ich doch:
    „Wie erkläre ich auf Mongolisch, dass das Multivitamin nicht von der Grundversicherung übernommen wird und selber bezahlt werden muss?!“

    Sonst bin ich in „Pantomimisch“ bereits sehr routiniert, aber manchmal übersteigt das Problem meine schauspielerischen Fähigkeiten einfach! ;-)

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    1. Doch, das kann ich.
      Zeigen auf die Tabletten. Zeigen auf das Rezept und *kopfschütteln*.
      Zeigen auf die Tabletten. Zeigfinger, Mittelfinger und Daumen zusammenreiben (= Geld)
      Hat jedenfalls auch schon so funktioniert.
      :-)

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  2. Da stellt sich echt die Frage ob der Arzt nicht gemerkt hat das der gute Mann kaum was versteht oder ob es ihm einfach egal war…
    Letzteres ist eine gruselige Vorstellung!

    Und ich käme nie auf die Idee allein irgendwohin zu gehen wo ich die Sprache nicht verstehe. Egal ob zum Arzt oder Apotheker oder auch zum Bäcker, ich würde mir jemanden suchen der mir übersetzen kann.

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  3. Mir stellt sich da eine Frage: Tut Voltaren im Auge weh? *muaaahahahaha*

    Sorry das war fies. Aber was glaubst wie schnell er verstehen wird das er gar nichts fürs Auge bekommen hat…

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    1. Mir fällt da noch mehr zu ein. Wenn ich Kunden hatte (Reisebüro) die kein Deutsch konnten haben die immer versucht durch die Lautstärke die fehlenden Sprachkenntnisse wett zu machen. Er erzählt mir also was auf (was weiß ich, Polnisch vielleicht?) Polnisch, ich versteh kein Wort und zucke mit den Schultern und schreit das ganze noch mal. *hmpf*

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  4. Erinnert mich an den versuchten Kosmetikeinkauf der frisch integrierten Osteuropäischstämmigen mit jetzt endlich eigener Krankenkassenkarte und einhergehendem Zuzahlungsbefreiungsausweis…
    …NEIN, die Kosmetik im Wert von 150,00€ kann ich trotz Zuzahlungsbefreiung der Krankenversicherung NICHT in Rechnung stellen!

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