Ich wundere mich immer wieder über die Leute, die mit einem Rezept in die Apotheke kommen und keine Ahnung haben, was der Arzt ihnen da aufgeschrieben hat.
„Muss ich das nehmen?“ und: „Für was ist das?“ sind Fragen, die darauf hindeuten oder manchmal auch: „Ist das alles?“ -Ja, weil der Rest auf dem Rezept war die Beschreibung, wie man es anwenden muss.
Was ich auch gar nicht mag ist, wenn der Patient keine Zusatzversicherung hat und der Arzt schreibt ein NLP Produkt auf – etwas das eben nicht von der Grundversicherung übernommen wird. Das, obwohl es in manchen Fällen durchaus Varianten gäbe, die übernommen werden.
Und wer bekommt dann den Ärger darüber ab? Der Arzt? Kaum. Wir sind es. Unter gewissen Umständen kann ich es ersetzen, manchmal aber auch nicht.
Ziemlich schwierig sind auch homöopathische Mittel, die Anwendung ist oft so individuell, dass nur der Verschreibende Arzt auf die Frage: „Für was ist das?“ antworten kann. Es gibt es zwar ein paar allgemeine Antworten, aber die beste ist wohl: „Was für ein Problem haben sie denn?“ Und dann zu sagen: „Für das, für Sie.“
Und ganz toll dies: die Kundin streckt mir ein Rezept hin und sagt: „Ich will erst wissen, was das ist.“
Ein Blick darauf: Betnovate Creme.
Also sage ich: „Das ist eine Cortisonhaltige Creme – wahrscheinlich haben sie einen Ausschlag?.“
Kundin: „Cortison??! Dann will ich es nicht!“
Sagt’s und geht. Das Rezept lässt sie hier.
Und jetzt erklär mir mal jemand, warum sie das den Arzt nicht schon gefragt hat, was er aufschreibt … da hätte sie sich die Gebühr fürs Rezeptausstellen und den Weg zu uns sparen können.

Das ist aber ein beliebtes Hobby vieler Ärzte. Man kommt mit mehr als einem Problem hin, möchte vielleicht nur gutes Zureden (lassen sie Luft dran, erholen sie sich) und am Ende hat man ein Rezept und weiß garnicht für welche Krankheit. Viele Ärzte haben das beschäftigt sein auch so perfektioniert, dass man sich garnicht traut, Ihnen noch die Fragen hinterher zu rufen.
Mein Arzt hat mir neulich auch ein Rezept mitgegeben mit einer Cortisonhaltigen Salbe, die in der Schwangerschaft nicht unbedenklich ist. Obwohl ich ihm sagte dass ich mit der Weledacreme super Erfolge hatte (und er diese kleine wunde Stelle garnicht sehen sollte). Ich habs auch nicht eingelöst
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naja. eigentlich ist es schon job des arztes, den patienten aufzuklären, was er da verschreibt, vor allem bei so „komplizierten“ medis wie cortison.
aber manchmal hören patienten/eltern auch nicht … alles … zu.
du kannst 1000 sachen erklären und trotzdem fragen sie 1000mal nach und in der apotheke nochmal und am ende wirds medi doch falsch genommen.
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Teilweise habe ich das Gefühl, die Ärzte sind so beschäftigt, dass sie sich gar nicht die Zeit nehmen wollen, ihre Patienten über das aufzuklären, was sie da verschreiben.
Manche sind darin so gut, einen das Gefühl zu geben, man würde sie grad nur stören, dass man einfach nur schnell wieder raus sein möchte und dann wird eben in der Apotheke nachgefragt…
So schlimm sehe ich das gar nicht, auch wenn nachvollziehbar ist, dass es als Apothekerin echt leidig sein kann.
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Was man immer im Kopf halten sollte (und da hat der kinderdoc ganz recht):
Was der Arzt verschreibt/sagt ist nicht gleich was der Patient in der Apotheke bekommt/fragt/beraten bekommt und ist nicht gleich das was er am Ende macht (also ob er das Medikament überhaupt nimmt, oder richtig nimmt oder dem Rat folgt).
In einer idealen Welt mit idealen Patienten wäre das so.
Ist es aber nicht.
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Da spukt immer noch die graue Vorzeit mit rum, als die Menschen noch nicht begriffen haben, was Wissen bedeutet und wofür es gut ist. Da mussten sich die Wissenden (Ärzte, Hebammen) dann hinter dem Göttliche verstecken, sonst wurden sie mit dem Teufel in Beziehung gebracht.
Wenn der Patient jetzt zum Arzt geht, sieht er auch nicht das Wissen, das hinter den ganzen Maßnahmen und Entscheidungen steht, sondern nur das „Handauflegen“(„Herr Doktor, können wir nicht mal wieder ein EKG machen, das letzte hat so gut getan!“). Damit hört er oftmals gar nicht zu, wenn der Arzt des Langen und Breiten versucht, ihm seine Empfehlung zu erklären. Oder er empfindet es als Unsicherheit, denn wenn man sich sicher ist, muß man nicht um Verständnis betteln (deshalb sagen auch viele Patienten „Herr Doktor, das will ich alles gar nicht wissen, ich vertraue Ihnen, Sie machen das schon“). Und wenn sie dann in der Apotheke aus ihre religiösen Faszination aufwachen und hören „Cortison“, dann …
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Tja, Landarsch, und andersrum gibts dann auch die Ärzte, die einem die Fragen mit einem hochnäsigen „ich bin der Arzt, da müssen sie mir schon vertrauen“ beantworten…
Torfköpfe gibts auf beiden Seiten (pardon, auf allen drei Seiten – wollen wir doch die Apotheker nicht benachteiligen ;))
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So doof es klingt, aber viele trauen sich vermutlich schlichtweg nicht, nachzufragen… der „Herr Doktor“ ist doch eine Respektsperson. Dann darf es eben das „Frollein“ aus der Apotheke richten… ^^
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Leider sehen viele ihren Doc als machtvolles, über-den-dingen-stehenden Wundermenschen an. Die eingeschüchterte Gesellschaft traut sich nicht, solchen Menschen fragen zu stellen.
Als guter Mensch kann man gewisse Körpersprache abschätzen und darauf eingehen, sofern man möchte und die Muse dafür hat :-)
Danke für die erfrischenden Berichte, ich sehe schon – wir knabbern alle irgendwie an den selben Problemen!
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Kinderdok: bei unserer Kinderärztin ist das auch immer prima. Sie erklärt genau, was sie aufschreibt, warum genau das und wogegen das ist.
Mein Hausarzt hingegen sieht ein Symptom, springt an den PC und sagt dann Minutenlang erstmal garnichts. Er klickt und tippt und klickt, murmelt maximal was in seinen Bart. Wenn er fertig ist, sagt er „ich hab Ihnen da was aufgeschrieben, das nehmen sie bitte so und so ein und kommen in 1-2-4 Wochen nochmal wieder…hatten sie sonst noch was? Nein, dann gute Besserung“]
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Mich wundert in Puncto Medikamente und Patienten überhaupt nichts mehr. Ca. 50% der Patienten kommen zu mir und wissen überhaupt keine Namen, geschweigedenn Dosis ihrer Medikamente. 30% wissen das so: morgens die kleine blaue, die rote runde mit der Rille und die dicke weiße …(Tabletten wohlgemerkt! ;-) )
15% haben einen Zettel dabei, wo es schön steht (meist vom Hausarzt) und 5% antworten empört auf meine Nachfrage in etwa mit „woher soll denn ich das wissen?“.
Dieses Dilemma ausschließlich den Ärzten in die Schuhe zu schieben ist schon etwas unfair. Ein Unmenge von Patienten interessiert es herzlich wenig, was sie das schlucken, ja und manche, … können es sich einfach nicht merken, auch wenn es ihnen der Arzt beim Überreichen des Rezeptes erklärt hat. Besonders anfällig sind da Demenzpatienten. Wer hätte das gedacht?!
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In den meisten Wiener Apotheken hat man vermutlich resigniert, da wird Anwendung und Wirkung ungefragt und immer in epischer Breite erläutert, auch wenn ich informiert bin und es eilig habe.
Aber so genau will ich manchmal gar nicht wissen, ob der Arzt an abstruse Alternativmedizin wirklich glaubt oder mir nur mit Placebos eine Freude machen will. Eine Freundin hat einmal ungefragt Neomycin zur Daueranwendung gegen Rasurbrand bekommen, ganz verstehen konnte sie das auch nicht
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Also, da fällt mir ein:
Meine Oma hat die Kompetenzen für sich immer beim Arzt an der Rezeption abgegeben, der wusste schließlich Bescheid und kannte sie in- und auswendig 8ein gefährlicher Irrtum. Je mehr Medikamente sie bekam, desto wichtiger fühlte sie sich – nur wenn die Medikamente preisgünstig waren, da konnte sie aber sauer werden. Sie klagte dem Arzt ihre Beschwerden; aber sie wäre nie auf die Idee bekommen, zu fragen, was wofür wäre. Schließlich hatte der Mann sowas wie einen Heiligenschein und sie fühlte sich winzig klein.Irrtümer seinerseits selbstverständlich inbegriffen.
Ich fühle mich mit meinen Ärzten grundsätzlich auf Augenhöhe. Das ist für die Herren manchmal unangenehm, weil ich immer SEHR GENAU nachfrage, welches Medikament für was ist und worauf man verzichten könnte.
Im Krankenhaus gab es deswegen mal einen Aha-Effekt.
Ich hatte einen Kinderwunsch und es war aufgrund verschiedener Umstände nötig, eine Ausschabung mach zu lassen. Nachdem mich der Arzt eingehend und erschöpfend (für ihn) auf meinen Wunsch aufgeklärt und ich alles verstanden hatte, sollte ich unterschreiben, dass die machen können, was die wollen, was halt so auf den OP-Zetteln steht – wenn das Gewebe – welches sofort untersucht wird – nicht „gut“ ist, sollte ich denen erlauben, quasi einen Eileiter zu unterbinden. Das wollte ich aber nicht, meine Periode kam sehr unregelmässig und ich wollte kein Risiko eingehen. Also habe ich auf der Rückseite dieses Zettels geschrieben, dass sie das AUF KEINEN FALL DÜRFEN und ich darauf bestehe, dass ich erst geweckt werde, um die neue Situation zu besprechen.
Der Arzt guckte verblüfft und sagte empört: Das habe ich ja noch nie gesehen.
Meine Antwort: Einmal ist immer das erste Mal.
Ich habe schon so viel gehört, was so gemacht wird prophylaktisch in einem OP, da wollte ich wirklich kein Risiko eingehen.
Es war richtig – mein Sohn ist heute 20 und ich habe ihn erst bemerkt, als ich schon im 6. Monat war…
Eine Freundin von mir arbeitet in diesem Krankenhaus – sie hat gesagt, die Rückseiten dieser Zettel sind inzwischen auch bedruckt, so dass man nichts mehr schreiben kann.
Die Ärzte mögen es gar nicht, wenn der Patient sich emanzipiert.
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@emu: Dir ist die Beratung zuviel, und anderen zu wenig: siehe hier: http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Internationales/7469.html
@Hevora: es steht glaub nirgends, dass man seinen Kopf oder seinen Willen bei Spitaleintritt abgeben soll (obwohl es sicher manchmal einfacher wäre für die Belegschaft). Aber für dich hast du richtig gehandelt, das ist die Hauptsache.
Ich erinnere mich noch gut an die äussere Wende vor der geburt bei meinem Junior (er hat sich ja nie gedreht) – als sein Puls plötzlich abfiel sagte mir der Arzt: es wäre besser, wenn wir ihn jetzt möglichst schnell rausholen – ist das ok? Und ich dachte bloss: was fragt der mich? Junior ist in Gefahr wenn er drin bleibt, aber der Arzt fragt noch nach? Ja klar! Nichts wie los.
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Darum wurde mir geraten vor meiner Entbindung _nicht_ zu erwähnen, dass ich eine zusätzliche Versicherung für Chefarztbehandlung habe. Im Falle eines Notfalls wären die womöglich noch auf die Idee gekommen erst auf den Chefarzt zu warten statt sofort zu handeln.
Es ist auch schon in einem mir bekannten Fall vorgekommen dass die werdende Mutter die Chefarztbehandlung eingefordert hat und mit dem Kaiserschnitt warten wollte, bis dieser eintraf.
Ansonsten: ich schau mir in der Regel bevor ich ein Rezept einlöse in der roten Liste an, was das eigentlich ist und welche Inhaltsstoffe drin sind. Z.B. Cetiricin ist halt in der Schwangerschaft auch nicht unbedingt unbedenklich.
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