Die falsche Anwendung (6)

Samstagmittag und eine Mutter kommt mit ihrem Kleinkind in die Apotheke – zu uns, weil ihre Apotheke schon geschlossen ist. Sie erzählt der Apothekerin von der Mittelohren-entzündung ihres Sohnes, für das sie vom Arzt Antibiotikasirup verschrieben bekommen hat:

Mutter: „Ich verstehe einfach nicht, warum es meinem Sohn nicht besser geht“.

Apothekerin:Haben sie ihm das Antibiotikum regelmässig und die ganzen 5 Tage gegeben?“

Mutter: „Ja, aber nach dem 2. Tag sah es so aus, als ob es keinen Platz mehr hätte.“

Apothekerin: „Keinen Platz? Wie meinen sie das?“

Mutter: „Ich habe wie verschrieben einen Löffel 2 x täglich in sein Ohr gegeben …“

Merke:  auch Antibiotika für Ohrenentzündungen sind zum einnehmen!

12 Kommentare zu „Die falsche Anwendung (6)

  1. Manchmal muß man sich schon fragen ob den Leuten auch schon das letzte bißchen gesunder Menschenverstand abhanden gekommen ist. Da wird der HNO viel Freude haben das eingetrocknete Sirup aus den Gehörgängen zu bekommen. Vor allem das Gesicht des Arztes würde ich gerne sehen wenn ihm die Mutter erklären muß wie das Sirup da rein kam..

    Like

  2. [Erklären? Ah … es war natürlich ein Unfall, wie gelegentlich bei diversen anderen Gegenständen, die die Ärzte aus anderen Körperöffnungen entfernen dürfen …

    Like

  3. Einen meiner (eigentlich orientierten!) Patienten konnte ich gerade noch daran hindern, sich das Schmerzzäpfchen ins Ohr zu stecken.

    Übrigens mit Verpackung.

    Like

  4. mit ohr kannte ich das noch nicht, nur mit nase. und kapseln, die geöffnet und der inhalt ins auge gebröselt wurde. in beiden fällen folgte dann ein stationärer krankenhausaufenthalt des kindes, jeweils mit ohne mutter im zimmer – besser war das. die armen kinder, kann man da nur leise weinen.

    wozu werden eigentlich die beipackzettel/packungsbeilagen/patientenindormationen/verpackungsaufschriften geschrieben? oder können die lieben patienten resp. verziehungsberechtigten der kinder nicht lesen?

    Like

  5. Hallo kelef: Kapselinhalt ins Auge? AUA!
    Ja, die Packungsbeilagen … einerseits wäre es ja gut, wenn man sie liest, andererseits steht da inzwischen so viel drin (lies mal die Nebenwirkungen von einem beliebigen Medikament, da vergeht es dir grad), andererseits strotzen sie immer noch so vor Fremdausdrücken, dass man glatt einen Übersetzer oder einen Duden braucht. Und dann sind sie sooo lang und nur als Origamimeister bekommt man sie wieder gefaltet und zurück in die Packung.

    Like

  6. liebe pharmama, wühlen sie nicht in offenen wunden, zumindest nicht in meinen. ich habe jahrzehntelang beipackzettel geschrieben, mein idealter heisst ja: einmal am tag schlucken/in den a… schieben/in die nase tropfen/etc., aber nein, da kommen die verschiedensten intellenten und schreiben ganz genau auf, was man wie und warum in welcher reihenfolge reinscheiben muss.

    dass patient das nicht versteht, juckt kein schwein, hauptsache der emea in london ist genüge getan, und die templates werden befolgt. meine streitereien hier mit der behörde sind legende.

    noch was zum lachen (oder weinen): vor ca. 15 jahren gab es hier übrigens eine initative. die namen der medikamente mussten aussagekräftig vereinheitlicht werden, im ministerium wurde eine eigene stabsstelle eingerichtet, der name des päparates musse in fach- und gebrauchsinformation jeweils vollständig ausgeschrieben werden. besonders gut gefielen mir unter anderem „xyz 100 mg/ml – pulver zur herstellung einer infusion mit lösungsmittel“, oder „abc – abführschokolade in täfelchen“.

    und was die unverständlichen ausdrücke betrifft: das haben wir auch der emea zu verdanken. es gibt ja so ein wunderbares wörterbuch der meddra, in dem genau steht was in welcher sprache wie zu heissen hat. die patienten hingegen hat keiner gefragt, und das readability-testing, durchgeführt an firmeneigenen marketingassistentinnen und abteilungsleitern (auf die frage: warum nehmen sie nicht wenigstens die putzfrau? bekam ich die antwort: akademiker lesen schneller, da dauert das nicht so lange bis wir wissen ob der patient das versteht) erscheinen mir sowieso ein wenig dubios.

    vor allem darf man nicht vergessen, dass diese readability-tests ja nur in einer sprache der eu durchgeführt werden müssen. die anderen länder übersetzen dann. es ist mir aber noch kein patientenanwalt untergekommen der sich dieser sache angenommen hätte. die übersetzungschecks werden übrigens nicht unbedingt von fachleuten gemacht, noch nicht einmal von personen die die jeweiligen sprachen wirklich beherrschen. ich könnte kotzen, manchmal

    Like

  7. Ich hatte mal eine Kundin die sagte die Zäpfchen hätten gut geholfen allerdings sehr unangenehm zu schlucken. (AHHHHHHH).

    Like

  8. @ ChliiTierChnübler: leider doch.

    @ Kelef: Ich bin sicher, dass es nicht deine Schuld ist, dass die Packungsbeilagen so unverständlich sind – sondern die der x Vorschriften. Soweit ich weiss, ist allerdings etwas am tun, was eine Vereinfachung betrifft .. nur wird das mindestens 10 Jahre dauern, bis das soweit ist, dass der Patient (vielleicht) was davon hat. :-(

    Like

  9. In Frankreich sind die Beipackzettel scheinbar hauptsächlich dazu da, den Hersteller vor gerichtlichen Klagen zu bewahren. Ehe man an die relevanten Auskünfte kommt, dauert es schon eine Weile, und man hat Zeit, sich unwillkürlich die ganzen beschriebenen Nebenwirkungen einzubilden…
    Und wenn dann noch eine Kappe entsiegelt / durchbohrt/ ayfgesetzt werden muss (Augentropfen) – die Bastelanleitung steht hinter Ikea kaum zurück!
    Zum Glück hatte ich als junge Mutter hauptsächlich Homöopathie zu geben; das ist einfacher zu kapieren.

    Like

  10. Mmmm, ich denke, sie hat das „oral“ mit „ohral“ verwechselt.
    Für mich ein Grund mehr, dass diese „Waschzettel“ endlich mal mit für Patienten verständlichen Deutsch geschrieben werden sollten!!!
    So sehr man im ersten Moment den Kopf schütteln mag und „aua“ denkt – ja das habe ich auch – aber beim zweiten Darübernachdenken kann ich mir sogar wirklich gut vorstellen, wie ein Laienmutter mit einem Kind, das Ohrenweh hat, beim Wort „oral“ ans Ohr denkt.

    Ob das nun auch so war, wissen wir nicht, aber ich könnte es mir gut vorstellen.

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu B. Cottin Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..