Verfalldaten von Medikamenten

Verfalldaten sind wichtig, dass wissen alle. Aber wir wissen auch, dass man auch Lebensmittel, die ein paar Tage über das Verfalldatum drüber sind, meist noch problemlos essen kann. Denn die Leute, die diese Verfalldaten bestimmen, gehen sehr konservativ vor und irren sich lieber um ein paar Tage auf der negativ-, als auf der plus -Seite.

Dasselbe gilt übrigens auch für Medikamente. Allerdings mit ein paar Vorbehalten.

Gründe für das Ablaufdatum für Medikamente sind zweierlei:
Einerseits wird der Wirkstoff auch in Tablettenform mit der Zeit abgebaut. Dadurch nimmt der Wirkstoffgehalt stetig ab und nach einer bestimmten Zeit liegt er unterhalb der Wirksamkeitsgrenze.
Andererseits sind die dabei entstehenden Abbauprodukte z.T. nicht so gesund (lies: giftig). Wenn diese dann ein bestimmtes Mass überschreiten, sollte man sie auch nicht mehr einnehmen.

Wer das mit dem Abbauen nicht glaubt, soll mal Aspirin Tabletten wirklich lange aufbewahren und dann an ihnen riechen, wenn man sie aufmacht. Eines der Abbauprodukte der Acetylsalicylsäure ist nämlich Essigsäure. Die Tabletten stinken dann nach Essig.

Auf der anderen Seite ist zu sagen, dass die Verfalldaten heute auf maximal 5 Jahre nach Herstellungsdatum beschränkt sind. Selbst bei Produkten, die wesentlich länger haltbar wären, wie gewöhnliche Salze: Kochsalz können Sie ewig verwenden, das geht nicht kaputt.


Was empfehle ich also im Fall von abgelaufenen Medikamenten?

Etwas über das Ablaufdatum heraus ist ok. Ich würde die meisten Medikamente noch bis etwa 6 Monate über das Ablaufdatum heraus nehmen, ohne eine negative Wirkung zu erwarten. Das gilt für die Hartformen: Tabletten, Dragees, Kapseln, Pulver.

Bei den Flüssigen Formen: Sirupe, Lösungen wäre ich einiges vorsichtiger. Ungeöffnet eventuell 3 Monate, wenn sie geöffnet wurden, sind sie sowieso nur eine gewisse Zeit haltbar (von Tagen bis Wochen). Ausnahme sind stark alkoholhaltige Lösungen (so ab 40%) oder Desinfektionsmittel. Die halten beide viel länger.

Homöopatische Produkte, Schüssler Salze etc: da können Sie das Verfalldatum praktisch vergessen. Die halten fast ewig – wenn sie nicht feucht werden.

Sonnencremes und kosmetische Körperlotionen: unbedingt an die Nase halten. Wenn sie ränzeln (ranzig riechen), weg damit. Eine offene Sonnencreme verliert mit der Zeit ihren Schutzfaktor: ca. 2 SF weniger pro Jahr sagt man.

Die Apotheken nehmen übrigens abgelaufene Medikamente gratis zurück – das ist auch besser, als sie in den Hauskehrricht (oder gar in die Toilette) zu werfen, weil sie für eine richtige Entsorgung – in dem Fall Verbrennen bei sehr hohen Temperaturen schauen.

5 Kommentare zu „Verfalldaten von Medikamenten

  1. @pharmama:
    Wie ist das zb bei Pflastern? Wärmepflaster, Schmerzpflaster…?

    Und werden Tropfen ohne Alkohol nicht mit anderem konserviert?

    Wär nett das zu wissen :)

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  2. @saj: Bei Pflastern könnte es einerseits sein, dass sie irgendwann nicht mehr kleben, was man aber merken würde und unkritisch ist. Schmerzpflaster enthalten aber weiterhin einen chemischen Wirkstoff, der sich irgendwann zersetzt. Was Pharmama oben schreibt gilt analog. Die chemischen Verunreinigungen werden ebenfalls über die Haut aufgenommen und gelangen in den Körper. Bei Pflastern kommt noch hinzu, dass diese Verunreinigungen hautreizend sein könnten und man sich einen Ausschlag holt.

    Wärmepflaster sehe ich etwas differenzierter. Es gibt Wärmepflaster mit chemischen Wirkstoffen. Für diese gilt das oben gesagte analog. Es gibt aber auch andere Wärmepflaster mit Cayenne-Pfefferextrakt. Hier sehe ich fast nur die Gefahr, dass das Zeugs irgendwann nicht mehr wirkt. Da könnte man mal eine Ausnahme machen und das Produkt auch noch verwenden, wenn es abgelaufen ist (innerhalb eines sinnvollen Zeitraums).
    Es gibt noch andere Wärmepflaster, die sich selbst erwärmen und nicht durch eine Hautreizung die Haut erwärmen. Diese sind auch bei abgelaufenen Verfallsdatum unkritisch.

    Was Tropfen angeht: Viele Konservierungsmittel werden mit der Zeit selbst abgebaut. Eben dadurch, dass diese Konservierungsmittel eine Reaktion mit dem Stoff eingehen, gegen den sie konservieren sollen. Irgendwann ist keine ausreichende Konzentration des Konservierungsmittels mehr enthalten. Das Zeug ist danach unkonserviert und verkeimt.
    Es geht aber nicht nur um die Konservierung. Chemische Abbaureaktionen laufen in Flüssigkeiten schneller ab als in Feststoffen (wie bei einer Tablette). Gerade bei Tropfen würde ich mich daher an das Haltbarkeitsdatum halten.

    Grob: Medikamente gehören für den Laien ab dem Verfalldatum in die Tonne. Man sieht es einem Medikament nicht an, ob es schlecht geworden ist – im Gegensatz zu einem Lebensmittel. Falls man es dennoch noch verwenden möchte, würde ich mir an Deiner Stelle zu dem konkreten Produkt fachlichen Rat einholen: in einer Apotheke.

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