Ablaufdaten

Neulich in der Apotheke:

Kunde: „Sie haben mir ein abgelaufenes Medikament verkauft!“

Pharmama: „Oh. Das ist fast nicht möglich, wir kontrollieren die Ablaufdaten regelmässig.“

Kunde: „Und was ist das dann? Da steht drauf FEB 10! Und jetzt ist …“

Pharmama: „Ja, das bedeutet aber Februar 2010. Nicht der 10. Februar.“

Dasselbe Problem gibt es auch mit Leuten, die das Herstellungsdatum (MFD) für das Verfalldatum (EXP) halten. So wie hier.

Abgelaufen

Kundin kommt zur Pharmaassistentin: „Tag, ich bräuchte jemanden aus der Apotheke, aber Sie sind… (Blick von seeehr nahe auf das Namensschildchen am Busen) ... ja nur die Assistentin.“

Pharmaassistentin „Um was geht es denn?“

Kundin: “Kann man herausfinden, ob diese Medikamente noch gut sind?“ – Sie hat eine Packung Aspirin oder sowas dabei.

Pharmaassistentin (denkt sich wahrscheinlich: und dafür braucht die die Apothekerin?): „Ja kann man, anhand des Verfalldatums, und nein, diese sind es nicht mehr“.

Gleiche Kundin, einige Tage später:

Sie kommt mit seit 6 Jahren abgelaufener Packung Noroxin: „Kann man die denn wirklich nicht mehr nehmen? Auch nicht, wenn sie noch einwandfrei aussehen?“

Pharmaassistentin:  „Nein!“

Irgendeine andere Kundin: „Ich habe Ihnen Medikamente zum entsorgen.“

Pharmaassistetin: “Ja?“

Kundin: drückt ihr 1 (Eine!) offene Tablette Panadol in die Hand

….

Empörter Kunde: „Die Tabletten, die sie mir gestern verkauft haben sind abgelaufen! Schauen Sie, hier steht: 3.5.2008!“

Pharmaassistentin: „Könnte ich sie mir ansehen?“

Wirft einen Blick darauf und sagt: „Nein, die sind noch gut. Das Ablaufdatum ist das mit dem EXP davor, das Datum das Sie meinen ist das Herstellungsdatum, das hat ein MFD davor.“ (steht übrigens für Manufacturing Date)

Kunde: „Oh. Danke.“ – und Abgang

Verfalldaten von Medikamenten

Verfalldaten sind wichtig, dass wissen alle. Aber wir wissen auch, dass man auch Lebensmittel, die ein paar Tage über das Verfalldatum drüber sind, meist noch problemlos essen kann. Denn die Leute, die diese Verfalldaten bestimmen, gehen sehr konservativ vor und irren sich lieber um ein paar Tage auf der negativ-, als auf der plus -Seite.

Dasselbe gilt übrigens auch für Medikamente. Allerdings mit ein paar Vorbehalten.

Gründe für das Ablaufdatum für Medikamente sind zweierlei:
Einerseits wird der Wirkstoff auch in Tablettenform mit der Zeit abgebaut. Dadurch nimmt der Wirkstoffgehalt stetig ab und nach einer bestimmten Zeit liegt er unterhalb der Wirksamkeitsgrenze.
Andererseits sind die dabei entstehenden Abbauprodukte z.T. nicht so gesund (lies: giftig). Wenn diese dann ein bestimmtes Mass überschreiten, sollte man sie auch nicht mehr einnehmen.

Wer das mit dem Abbauen nicht glaubt, soll mal Aspirin Tabletten wirklich lange aufbewahren und dann an ihnen riechen, wenn man sie aufmacht. Eines der Abbauprodukte der Acetylsalicylsäure ist nämlich Essigsäure. Die Tabletten stinken dann nach Essig.

Auf der anderen Seite ist zu sagen, dass die Verfalldaten heute auf maximal 5 Jahre nach Herstellungsdatum beschränkt sind. Selbst bei Produkten, die wesentlich länger haltbar wären, wie gewöhnliche Salze: Kochsalz können Sie ewig verwenden, das geht nicht kaputt.


Was empfehle ich also im Fall von abgelaufenen Medikamenten?

Etwas über das Ablaufdatum heraus ist ok. Ich würde die meisten Medikamente noch bis etwa 6 Monate über das Ablaufdatum heraus nehmen, ohne eine negative Wirkung zu erwarten. Das gilt für die Hartformen: Tabletten, Dragees, Kapseln, Pulver.

Bei den Flüssigen Formen: Sirupe, Lösungen wäre ich einiges vorsichtiger. Ungeöffnet eventuell 3 Monate, wenn sie geöffnet wurden, sind sie sowieso nur eine gewisse Zeit haltbar (von Tagen bis Wochen). Ausnahme sind stark alkoholhaltige Lösungen (so ab 40%) oder Desinfektionsmittel. Die halten beide viel länger.

Homöopatische Produkte, Schüssler Salze etc: da können Sie das Verfalldatum praktisch vergessen. Die halten fast ewig – wenn sie nicht feucht werden.

Sonnencremes und kosmetische Körperlotionen: unbedingt an die Nase halten. Wenn sie ränzeln (ranzig riechen), weg damit. Eine offene Sonnencreme verliert mit der Zeit ihren Schutzfaktor: ca. 2 SF weniger pro Jahr sagt man.

Die Apotheken nehmen übrigens abgelaufene Medikamente gratis zurück – das ist auch besser, als sie in den Hauskehrricht (oder gar in die Toilette) zu werfen, weil sie für eine richtige Entsorgung – in dem Fall Verbrennen bei sehr hohen Temperaturen schauen.