Die falsche Anwendung (14)

Ein Gastbeitrag! Eine Geschichte aus der Apo von Leserin Ramona, die ihrer Lehrtochter passiert ist:

Kundin: „Ich hätte gerne Vicks Medinait.“
Azubi: „Ja, gerne. Kennen Sie die Anwendung schon?“
Kundin: „Ja, sicher. Ich gebe jeden Abend einen Becher ins Wasser.“
Azubi: „In welches Wasser?“
Kundin: „Wenn es mir nicht gut geht, nehme ich abends ein Bad und gebe einen Becher voll hinein. Danach schlafe ich so gut und fühle mich viel besser!“
Azubi: „Wie bitte???“

Naja, der Kundin ist die Anwendung nach einer ausführlichen Erklärung nun klar….

Pharmamas P.S.: Also das Packungsdesign erinnert schon ein bisschen an einen Badezusatz – dazu die grellgrüne Farbe des Inhalts …

Noch mehr falsche Anwendungen hier.

19 Kommentare zu „Die falsche Anwendung (14)

  1. da ich von wick medinait (in D wird es tatsächloch anders geschrieben!) eh nichts halte, halte ich die badezusatznummer für großartig.
    viva placebo!

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  2. Why not .. besser so als umgekehrt. Ein Badezusatz als Saft nehmen. Und wenn es so hilft ist es doch gut ;)

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  3. Noch besser war der Geheimtipp eines Kunden: „Also wenn ich krank bin, dann trinke ich eine halbe Flasche Wick Medinait auf Ex. Ich kann davon echt ziemlich gut schlafen und am nächsten Tag ist die Erkältung weg.“

    Das mit dem „gut schlafen“ glaube ich gerne. Das Zeug enthält 20% Alkohol und die schläfrig machenden Substanzen Dextromethorphan (ein synthetisches Opioid) und Doxylamin.

    Alles Abraten von dieser Praxis brachte übrigens nichts…

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    1. uaaaah *schüttel* ich krieg ja schon die normale Dosis kaum runter. Nach insgesamt 2 Versuchen lasse ich die Finger von dem Zeug.

      Die Wirkweise ist klar: das ist so eklig, da wird man lieber schnell gesund als das man das noch länger einnehmen muss :)

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      1. Wenn Du es weniger geschmaksintensiv haben möchtest, folgendes ist drin und lässt sich alles einzeln kaufen:
        * Dextromethorphan: Hustenblocker (wenn man verschleimt ist: eigentlich kontraindiziert)
        * Paracetamol: eher schwaches Schmerzmittel, leberschädigend (insbesondere in Kombination mit den 20 Alkohol)
        * Ephedrin: Gefäßverenger, stimmungsaufhellend, blutdrucksteigernd, schleimhautabschwellend (und systemisch wirksam: nimm ein Nasenspray, das wirkt nur lokal)
        * Doxylamin: Mittel gegen Heuschnupfen (Antihistaminikum), gefäverengend, schläfrig machend (insbesondere in der Kombination mit den 20% Alkohol)

        Man kommt bei nem Schnupfen besser (und billiger) mit Einzelpräparaten weg. Wick Medinait ist eine Kombination von verschiedenen Wirkstoffen, die so eigentlich keiner braucht und die kritisch zu sehen ist (Ethanol & Paracetamol, Ephedrin systemisch wirkend). Leider wird das Zeugs stark beworben, man bringt da selten Leute davon weg (wenns in der B*** steht, muss es ja wahr sein).

        Beispielsweise besser (Abklärung vor Ort in der Apotheke):
        * Wenn verschleimt: ACC oder Ambroxol (Mucosolvan), viel trinken
        * Wenn trockener Husten: Dextromethorphan (Silomat), nicht in Kombination mit ACC oder Ambroxol
        * Wenn Nase zu: Xylometazolin (Nasenspray ratio), max. 7 Tage oder (für die Ökos) von mir aus Kochsalznasenspray
        * Wenn Schmerzen: Naproxen (Aleve), stärker und länger wirksam, besseres Nebenwirkungsprofil bei Erwachsenen

        Zu Risiken und Nebenwirkungen -> Packungsbeilage, Arzt, Apotheker

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    2. Naja, wenn es die kleine Packung mit 90 ml ist, dann wäre die halbe Flasche „nur“ 50% über der Normaldosis 30 ml. Das wären gerade einmal 900 mg Paracetamol und die Doxylaminsuccinatdosis wäre mit etwas über 11mg nicht einmal die Hälfte vergleichbarer Schlafmittel.
      Aber die Hälfte einer 180 ml Flasche bei soviel Paracetamol und gleichzeitig Alkohol? Arme Leber. Weiss jemand ab wann das echt unangenehm wird?

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  4. Ja, klar, man kann das mit Humor sehen.
    Der andere Aspekt der Angelegenheit ist traurig, denn wo, so frage ich, ist die Untergrenze an Seriösität, ab der ein ausgebildeter Fachmann sagen muss: „bis hier hin und nicht weiter“ ? Dieses Produkt ist beliebt und umsatzstark. Das aber allein sollte doch kein Anlass für die Vergabe durch Profis sein?

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    1. Es tut mir Leid, aber ich vestehe den Zusammenhang zwischen den drei Absätzen Ihres Kommentras nicht.

      Wie meinen Sie das mit dem „Bis hier hin und nicht weiter“? Sagen sie etwa zu ihren Patienten, wenn die einen Fehler gemacht und ein Medikament nicht richtig genommen haben: „Sie sind mir zu blöd, ich will mit Ihnen nichts mehr zu tun haben!“? Wenn dem so sein sollte, sollten Sie vielleicht mal überlegen, ob es nicht an den bösen Apothekern liegt, dass Ihnen die Patienten wegbleiben.

      Oder ist das ganze nur ein Versuch, unbedingt irgendwie das Thema wieder darauf zu bringen, dass Sie Apotheker für überflüssig halten? So etwas nennt man im Allgemeinen Trollerei.

      Ich weiß, Trolle soll man nicht füttern. Aber da Sie in Ihrem Blog durchaus einige vernünftige Artikel geschrieben haben, halte ich es zumindest für Möglich, dass Ihrem Kommentar doch ein Sinn innewohnt, der mir nur bisher entgangen ist.

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      1. Ich denke mal, mit „bis hierhin und nicht weiter“ ist nicht die Aussage an den Patienten / Kunden gemeint, sondern mehr die Frage an sich selbst, ob man als seriöser Apotheker das Produkt verkauft oder sogar empfiehlt.
        Das Präparat ist sehr umstritten, da es als Schrotschusstherapie gilt. Enthalten ist ein Schmerzmittel (Paracetamol), ein Schlafmittel (Doxylamin), ein Hustenblocker mit Suchtpotential (Dextromethorphan) und ein Mittel zum Abschwellen der Schleimhäute (Ephedrin), welches aber gleichzeitig ein Aufputschmittel darstellt. Und das alles in 20%igem Alkohol.
        So viele Arzneimittel auf einmal, dazu noch umstrittene (Doxylamin, Dextromethorphan, Ephedrin) sind nicht die Kombination, die ein seriöser Apotheker verkaufen sollte. Einzelmittel (z.B. Paracetamol) sind sinnvoller und sogar billiger. Dazu ein gute Bad und ab ins Bett hilft besser.
        Wo ist also die Grenze? Abgeben kommentarlos wenn der Kunde es explizit verlangt? Versuchen zu anderen Mitteln zu überzeugen (Vick Medinait hat leider fanatische Fans) und auf etwas Geld verzichten? Vielleicht gar nicht abgeben, den Kunden verärgern und damit gleichzeitig auf noch mehr Geld verzichten? Eine Zwickmühle, in der sich schon viele wiedergefunden haben. Als Apotheker ist man auch eingetragener Kaufmann und selbstständiger Unternehmer.

        Ich denke, Dr. Offenraus wollte hier nicht trollen, sondern ein Diskussion anregen über derartige Medikamente. Und Vick Medinait stellt dafür quasi den Prototyp dar.

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  5. Ich weiss, dass man Medikamente nicht mit Alkohol mischen darf. Und dann kommt „Wiksmedineit“ daher…

    Trotzdem habe ich guter Erfahrungen damit gemacht. Selber wiege ich etwas über 100kg und da auch ein 55kg-Hungerhaken nach dem Konsum der empfohlenen Dosis nicht aus den Latschen kippen darf, genehmige ich mir je nach schwere der Erkältung (habe ich so drei bis vier mal pro Jahr) dann halt zwei bis vier Nächte hintereinander die eineinhalb bis doppelte Dosis.
    Damit kann ich gut durchschlafen, wälze mich nicht Nächtelang unruhig und mit Halsschmerzen im Bett hin und her. Ausgeschlafen sein verringert den Stress und trägt so ja auch zur Genesung bei… Und darum nehme ich es auch.

    Ich denke, bei mir gibt es andere Faktoren, die „zu meinem Nachteil“ sind, z.B. Übergewicht, genetisches Diabetes-Risiko, gefährliches Hobby, Stress, … etc. da spielt das Wiksmedineit keine wesentliche Rolle mehr.

    Aber der Kundin die „richtige“ Anwendung zu erklären finde ich fast schon gemein: Es hat ja gewirkt und es ist keine Medikament, bei dem es um Leben und Tod geht. Was bringt da die Erklärung….

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    1. Schnurz! Statt zu diesem Blödsinn in überteuer könnte man auch einfach zu Absinth und/oder Met greifen. Davon ist man gut dabei, hat immernoch weniger Nebenwirkungen und es schmeckt besser.

      (Dieser Kommentar ist nicht ganz ernst gemeint, aber genau das beschriebenere Prozedere hat tatsächlich schonmal geholfen.)

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  6. Ich finde diese Runtermache von Vicks-Medinait ehrlich gesagt übertrieben.
    Ich persönlich nehme diesen so „gefährlichen“ Cocktail, denn er hat mir im Vergleich zu verschieden Produkten, immer Nächte geliefert in denen ich super durchatmen konnte, schneller und langanhaltender von den Kopf und Gliederschmerzen befreit war. Die von Ihnen erwähnten Nasensprays hatten nicht diesen Wow-Effekt. Von wegen Placebo.
    Wie gesagt, ich habe schon Beides ausprobiert.
    Wenn eine Patientin ein Produkt falsch anwendet, weil Sie anscheinend keine Lust hat, den Beipackzettel zu lesen, würde ich als Kunde von meinem Apotheker erwarten, dass er mich aufklärt. Da ich diese lese, wird es bei mir nicht nötig sein.
    Man stelle sich vor so eine Kundin wendet etwas Anderes falsch an. Vielleicht sogar bei einem Kind… Man muss solche Leute doch sensibilisieren und nicht die Einstellung, ist mir doch egal, haben.
    Schliesslich bewegen wir uns hier im medizinischen Bereich, indem ich ebenfalls beruflich unterwegs bin.
    So schlimm kann das Medikament wohl nicht sein, sonst würde man es vom Markt nehmen, oder?
    Freundliche Grüsse

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