Back to Work: Wiedereinstieg für Apotheker

Es ist nicht neues, dass in der Apotheke viele Frauen arbeiten. Gerade Apothekerin ist ein in mehrfacher Hinsicht lohnender Beruf: Man trägt persönliche Verantwortung, wird anständig bezahlt und kann Teilzeit arbeiten. Wie kaum ein anderer akademischer Beruf lässt er sich mit der Familie vereinbaren. Trotzdem gibt es immer wieder «Aussteiger», die aus verschiedenen Gründen eine längere Pause machen. Man will sich auf das Kind konzentrieren oder muss Angehörige pflegen und nimmt eine Familienauszeit.

In Deutschland kehren Apotheker nach so einer Pause statistisch früher wieder in den Beruf zurück als die ebenfalls in der Apotheke arbeitenden PTA. «Schon» nach 5 bis 10 Jahren statt nach 10 bis 15 Jahren. (Quelle: Broschüre »Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Apotheken«, herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Die Gründe dafür sind vielfältig: Damit das Studium nicht umsonst war; weil man wegen dem Tod des Mannes oder einer Scheidung wieder Geld verdienen muss. Oder man kommt in die Offizin zurück, nachdem man eine Zeit in Industrie oder Dokumentation verbracht hat.

Die Apotheken dagegen suchen dringend Angestellte – auch Apothekerinnen. Wir haben einen latenten Personalmangel, der sich in Zukunft noch verschärfen wird. Wir bilden zu wenig Nachwuchs an den Universitäten aus, um die Arbeitsplätze zukünftig auszufüllen. Das Problem wird momentan gerade auch noch akut verschärft, da die frisch von der Uni promovierten Pharmazeuten in der Schweiz dank dem neuen HMG nicht einfach in die Apotheke stehen können und alleine arbeiten – sie brauchen zusätzlich noch eine (berufsbegleitende) Weiterbildung.

Die Zeit ist also mehr als reif für Wiedereinsteiger in die Apotheke.

In so einer Pause ändert sich allerdings auch einiges – ich habe meine Apothekerin, die ich nach so einer «Offizin-Auszeit» (die sie an der Universität verbracht hat) gefragt, was denn in den X Jahren, die sie nicht in der Apotheke gearbeitet hat geändert hat:

«Vieles und wenig. Die Arbeit ist noch dieselbe – mit dem Fokus auf den Patienten und die Beratung. Da ich auch in meiner «Auszeit» regelmässig an Weiterbildungen teilgenommen habe, kam ich nicht ganz aus der Materie. Es gibt allerdings viele neue Medikamente in deren Anwendung ich mich einarbeiten musste und einige alte, bekannte sind ausser Handel oder wurden verändert. Aber das sind Sachen, die man sich gut bei der Arbeit selber aneignen kann.»

Dasselbe gilt für Generika – in den letzten Jahren hat sich da viel getan: Patente sind abgelaufen und heute gibt es viel mehr Generika als noch vor 10 Jahren – vor 20 Jahren waren sie noch praktisch unbekannt und unbedeutend. Heute dürfen und sollen wir Generika einsetzen … unter bestimmten Voraussetzungen. Dabei helfen die Informatiksysteme in der Apotheke sehr. Deren Anwendung ist einfach und schnell zu lernen, auch wenn sie zunehmend komplexer werden, aus einem anderen Grund:

«Am meisten Mühe hatte ich mit den ganzen Änderungen und Vorschriften bezüglich der Abrechnung mit der Krankenkasse. Zum Beispiel lief früher das Baby anfangs noch über die Krankenkasse der Mutter, jetzt muss es selber schon eine Versicherung haben. Bei jeder Abgabe muss die Krankenkassendeckung kontrolliert werden – und es gibt mehr Versicherungen, bei denen man in der Apotheke direkt bezahlen muss. Limitationen sind zu beachten – vor allem bei den neuen, sehr teuren Medikamenten, aber auch sonst. Das braucht immer mehr Zeit – und man muss wissen, wie man das macht.»

Bei der Rezeptur hat sich dagegen wenig geändert – und das wird heute leider auch immer weniger gebraucht.

Gibt es denn etwas, das beim Wiedereinstieg hilft?

«Ja: sich auch während der Abwesenheit weiter zu bilden. Eventuell sogar ein paar Stunden in der Woche in einer Apotheke als Vertretung zu arbeiten. Kurse zur Vorbereitung für den Wiedereintritt wären gut – werden aber nur selten angeboten.»

Ein solcher Kurs (von der Galenica) findet sich hier – Anmeldeschluss demnächst (August)

Da empfiehlt es sich den Apotheken, bei so einem Wiedereinstieg die Leute gut zu betreuen und anfangs einige Zeit parallel einzuarbeiten. Dafür bekommt man gut motivierte Mitarbeiter mit viel Lebenserfahrung!

Text erstellt mit freundlicher Unterstützung (aber ohne Beeinflussung) durch die Pharmapro.ch – der Ort, wo Apotheken Angestellte suchen (und umgekehrt).

 

5 Kommentare zu „Back to Work: Wiedereinstieg für Apotheker

  1. „Gerade Apothekerin ist ein in mehrfacher Hinsicht lohnender Beruf: Man trägt persönliche Verantwortung, wird anständig bezahlt und kann Teilzeit arbeiten. Wie kaum ein anderer akademischer Beruf lässt er sich mit der Familie vereinbaren. “

    Das ist derzeit auch ein Trend in der Ärzteschaft, vor allem bei den Hausärzten. Angesichts des bereits beginnenden Hausärztemangels in der Schweiz werden immer mehr Einzelpraxen an 2-3 Ärztinnen übergeben, die sich die Arbeit jeweils teilen.

    Bei uns im Berzirk sind gerade erst eine Hausarzt- und eine Facharztpraxis zu einer Gemeinschaftspraxis fusioniert, um die Chance auf eine Praxisübergabe zu erhöhen (der beteiligte Facharzt ist bereits 65 Jahre alt, die Hausärztin 59). Und ein weiteres Projekt dieser Art steht bereits in den Startlöchern.

    „Dasselbe gilt für Generika – in den letzten Jahren hat sich da viel getan: Patente sind abgelaufen und heute gibt es viel mehr Generika als noch vor 10 Jahren – vor 20 Jahren waren sie noch praktisch unbekannt und unbedeutend. Heute dürfen und sollen wir Generika einsetzen … unter bestimmten Voraussetzungen.“

    Nota bene (und ich muss es immer wieder sagen): Generika sind untereinander NICHT austauschbar. Selbst wenn die Wirkstoffmenge dieselbe ist, kommen da immer noch andere Faktoren – vor allem die durch unterschiedliche Hilfsstoffe bedingte veränderter Galenik – als Stolpersteine hinzu. Von den Patienten, die durch die veränderte äussere Gestalt ihrer Medikamente (statt einer kleinen roten plötzlich eine grosse weisse Tablette) hinzu.

    Bittebittebitte, lieber Herr Bundesrat Berset: die düütsche Idee von den Generika-Verträgen der Krankenkassen mit den Versicherungen ist grosser Müll, welcher im deutschen Gesundheitssystem mehr Schaden als Nutzen bewirkt hat. Das kann Ihnen auch jeder halbwegs fitte (Bio-)Chemiker bestätigen. Lassen Sie bitte die Finger davon!

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    1. Na diese Aussage schreibt mal dem „Gemeinsamen Bundesausschuss“ G-BA, welcher über die Austauschbarkeit unterscheidlicher Darreichungsformen befindet und der dann festlegt, dass für den Endpatienten zur Eigenhandhabung z.B. Spritzampullen (ohne Spritze) voll austauschbar zu Fertigspritzen sind (bei Testosteron als Wirkstoff). Das Kontaktformular findet man hier: https://www.g-ba.de/institution/service/e-mail/

      Duck & Cover & RollingOnTheFloorLaughing

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    2. Dem kann ich mich nur anschliessen (und werde sicher noch darüber bloggen): die Sache mit den Referenzpreissystem und co. bewirkt mehr Schaden als Nutzen für die Compliance und damit Gesundheit der Patienten. Bitte, bitte nicht.

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  2. Liebe Pharmama

    „Gibt es denn etwas, das beim Wiedereinstieg hilft? …
    Kurse zur Vorbereitung für den Wiedereintritt wären gut – werden aber nur selten angeboten.»
    Ein solcher Kurs (von der Galenica) findet sich hier – Anmeldeschluss demnächst (August)“

    Einige Kantone bieten an ihren Berufsschulen, wo die jungen Pharma-Assistentinnen ausgebildet werden, auch Kurse für Wiedereinsteigerinnen an (mir ist es von folgenden bekannt: AG, BE, ZH). Diese Kurse sind meistens sehr gut besucht, und je nach Kanton können dort unterschiedliche berufsgruppen teilnehmen (Pharma-Assistentinnen EFZ überall, teilweise auch Apothekerinnen (aus der CH oder dem Ausland), PTAs und teilweise sogar Drogistinnen, die in einer Apotheke arbeiten möchten).

    Herzliche Grüsse
    MaryM

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