Selektives Gehör

Frische Kundenbegegnung aus einer deutschen Apotheke:

Vorgestern: Patient will tetsept-Desinfektion, klar:Octenisept.

Er: „Ich hab bis jetzt Marillenlikör genommen, das geht doch genauso?“

Apotheker: „Da kann ich nur abraten.“

Er: „Aber der hat 38% Alkohol!“

Apotheker: „Trotzdem, da sind ja andere Stoffe auch drin …“

Er: „Ich hätte auch noch einen Korn, der hat noch mehr …“

Apotheker: „Auch nicht, bitte …“

Er: „Wenn ich in Afrika wär und wirklich nix anderes hätte als die beiden?“

Apotheker: „Also den Likör keinesfalls und ….“

Er lässt mich nicht ausreden, geht nach Verabschiedung und ruft noch in der Tür:

„Ursel! Der Apotheker sagt, wir können auch den Korn nehmen!“

(Seufz)

40 Kommentare zu „Selektives Gehör

  1. Auweia. Hauptsache Alkohol. Aber auf die Idee, handelsüblichen Brennsprit auf 70% zu verdünnen, ist er nicht gekommen?

    Und da fällt mir wieder ein, wie man früher den Alkoholgehalt von Getränken gemessen hatte. Wie tut man es ohne Destillation oder Thermometern, welche die Verdunstungskälte messen?

    Riichtig, man mischt das Getränk mit Schiesspulver. Wasser hemmt die Entflammbarkeit des Pulvers. Aber je mehr Alkohol sich im geistlichen Gewässer befindet, desto eher lässt sich das feuchte Schiesspulver entzünden.

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        1. Ich weise tunlichst darauf hin, dass das durchschnittliche Aräometer weder mit einem „Ei“, noch mit USB oder Blauzahn ausgerüstet ist. Es läuft voll analog, ohne Stromverbrauch und ist nur auf die Erdbeschleunigung (meist 9,81m/s²) und die (aufgedruckte) Umgebungstemperatur angewiesen… :D

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          1. Aber mittlerweile verfügt das Eifon über soviele Sensoren, dass man problemlos eine unkalibrierte Menge Flüssigkeit auf das Display werfen kann (ob flüssig oder gefroren ist einerlei), und das Gerät zeichnet genug Daten auf, um die Viskosität, den Brechungsindex und die sekundäre Proteinstruktur festzustellen.

            Aber ich lenke vom Thema ab…

            …die normale Kathodenstrahlung eines Eifon reicht aus, um jegliche Wunden zu desinfizieren.

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  2. Ein Schwabe…..ich wette kicher (und ich darf das sagen!)

    Und das ist schon kein selektives Zuhören mehr, das ist ignorieren und das Gegenteil behaupten umkipp

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      1. Ist Korn eigentlich „mit apothekerlichen Bauchschmerzen immerhin besser als gar nichts“, oder ist der wirklich aktiv nicht gut? Wenn letzteres, warum? Sowas besteht doch nur aus Alkohol und einigermaßen gereinigtem Wasser. Leben dürfte darin doch eigentlich nichts können?

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        1. „mit apothekerlichen Bauchschmerzen besser als gar nichts“ trifft es ziemlich gut. Hier und jetzt, wo es viel bessere Desinfektionsmittel gibt, die auch die normale Zellen nicht zusätzlich kaputtmachen würde ich auf jeden Fall zu Octenisept (oder Bepanthen plus oder Merken) raten. Im Busch in Afrika ohne alles wäre das etwas anderes.

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          1. Ich muss zugeben, auf dem Festival hab ich das auch schon gemacht mit Vodka, mir war klar dass ist nicht ideal. Aber es ist immer noch besser als gar nichts.

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        2. Ich stelle mir vor, dass bestimmte Proteine die Wunde reizen können. Oder andere Bestandteile verzögern den Heilungsprozess, während aber an und für sich nichts verschlimmert wird.

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        3. Einfach als ungefähr 40%ig nicht ausreichend hoch um zuverlässig zu desinfizieren….
          Es könnte also durchaus etwas ungutes drin schwimmen.

          @Simone: der Kunde oder der Apotheker?
          Marillen sind nicht gerade die schwäbische Bezeichnung…
          also bei ons hoißat dia nemlich Mirabella!

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  3. Ich wusste bis zum Alter von etwa 6 Jahren gar nicht, dass es so was wie Jod o.ä. gibt – da hat mir der Vater eines Freundes eine Schürfwunde mit seltsamem orangefarbenem brennendem Zeug verarztet. Bis dahin kannte ich nur Grossonkels ebenfalls brennenden Selbstgebrannten, der grosszügig über solche Verletzungen geschüttet wurde g. Schnaps wurde bei uns nämlich nicht getrunken, sondern ausschliesslich äusserlich angewendet.
    Aber Likör schüttel – der Zucker da drin kann ja nicht gesund sein für die Wundheilung ;-) – wobei: Marillenlikör? also aus Österreich. Wie Grossonkels Selbstgebrannter…

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    1. Honig wird doch auch bei schlecht heilenden Wunden eingesetzt, vielleicht ist ja der Marillenlikör doch die bessere Wahl ;)

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      1. Ja, aber der Honig hat den Effekt weil er erstens noch sehr viel mehr Zucker enthält … und als „Bienenkotze“ (sorry) noch so einige andere interessante Stoffe. Und: schlecht heilende Wunde ist nicht gleich frische Wunde, die desinfiziert werden sollte.

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    2. Die orangefarbene Lösung könnte (je nach deinem Alter) auch nicht Jod sondern Mercurochrome gewesen sein. Auch ein Desinfektionsmittel – inzwischen obsolet, da Quecksilberhaltig …
      Und nein: der Zucker ist da wirklich nicht optimal drin.

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  4. Manche Menschen haben von vornherein eine so fest verankerte Meinung,ob selbst erworben oder aus familiären Überlieferungen,das diese auch konsequent weiter umgesetzt werden,auch wenn das Gegenteilige zutrift. Es ist scheint offenbar dennoch rätselhaft für die Person es zu sein warum das so ist. Darum,und natürlich um andere ebenfalls davon zu überzeugen,ist der Gang,in diesem Fall zur Apotheke, eine“ klitzekleine“ Absegnung auch wenn der Apotheker das Gegenteil behauptet.So sind manche Menschen,treffsicher im Auftreten aber zugleich unsicher im Herzen.
    Wer Menschen Tag für Tag betrachtet,sich mit ihnen unterhält bekommt oftmals einen Ruck in sich wie intim das Ganze doch ist.

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      1. aber liebe Pharmama, die gute alte Tante Volksmund sagt lediglich, dass ein blindes Huhn auch mal einen Korn findet, was andere „Dinge“ nicht ausschliesst
        .. schliesslich habt Ihr doch auch Alkohol ;-)

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    1. Pharmama, wer mit Korn desinfiziert wirft der pöhsen Pharmamafia nicht unnötig Geld in den Rachen. Und Hühner gibts eben nicht in der Apotheke. Und bei Korn erwischt man mehrere Fliegen auf einen Schlag :D

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        1. Hmja, auch wieder wahr. Aber: eine Menge Industriealkohol stammt von Obstbauern, die den Ertrag ihrer Streuobstwiesen verschnapsen und, weil das Zeug so keiner trinkenn will, zur industriellen Verwertung weiterverkaufen. Mit Schnapskauf unterstützt man also deutsche (und sicher auch österreichische und Schweizer) Bauern, sichert dadurch den Fortbestand alter Kulturlandschaften und der guten alten Traditionen usw. Ok, Korn wird nicht aus Streuobst gebrannt, aber im Prinzip (allzu sachlich macht es ja auch gar keinen Spaß!) Und jetzt hat er eine gute Ausrede, sich viel Schnaps zu kaufen, und bestimmt muss er ganz oft innere Verletzungen desinfizieren ;)

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          1. Schon wieder was gelernt. Dass Bauern mit Kühen (oder Pferden) Schnaps brennen dürfen (jedenfalls eine bestimmte Menge) habe ich gewusst – das wird dann zu medizinischen Zwecken für die Viecher bestimmt sein, darf aber durchaus auch in den Mägen menschlicher Bewohner landen …

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  5. Tipp: in einem russischen Supermarkt (gibt es in D mittlerweile in jeder größeren Stadt) DAS:

    kaufen! Tötet alles – von der Bazille bis zum Menschen!

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      1. Hahaha, jetzt weiss ich, wo der BayernChris sich sonst noch so rumtreibt – ich sag nur „der Franzose“ :D Das Internet ist doch sehr klein ^^

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          1. BINGO! – Das Internet ist halt ein Dorf :-)) Den Bayern habe ich vorangestellt, weil mir vorher beim intensiven Lesen schon ein „Chris“ aufgefallen ist!

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