Das soll als Warnung dienen für andere Schweizer Apotheker, dass sie da auch ein Auge drauf haben können.
Früher war es so (und ist es heute meist noch), dass es für Medikamente kleine Packungen gibt und auch grosse Packungen. Die grossen Packungen sind vergleichsweise meist günstiger im Preis,
Oder waren.
Zum Beispiel Lioresal 10mg 50 Stück und Lioresal 10mg 200 Stück. Oder Leponex 50mg 50 Stück und Leponex 50mg 500 Stück.
Die kleine Packung ist in der SL, die grosse Packung dagegen auf der NLP. Das bedeutet eigentlich, dass die Krankenkasse die grosse Packung nicht in ganz zahlen müsste, da sie nicht in der Grundversicherung ist. Sie hat es dann aber (doch) getan, weil der Preis von einer grossen Packung kleiner war, als der Preis von X kleinen Packungen. Die grosse Packung nannte sich deshalb im Apothekenjargon „Grand frère“ (also grosser Bruder).
Als Grand-Frères Produkte werden alle grösseren Handelseinheiten einer SL-Packung bezeichnet, deren Preis tiefer ist als ein entsprechendes Mehrfaches der SL-Packung
Und jetzt Achtung: Inzwischen gibt es (aufgrund Preissenkungen bei den SL Medikamenten?) einige Produkte, wo das nicht mehr stimmt!
Also wo mehrere kleine Packungen weniger kosten als eine grosse Packung mit derselben Menge Tabletten. Ich habe das mal mit unserem Computerprogramm gegenübergestellt, damit man das sieht:
Wenn ich jetzt nicht wirklich gut aufpasse und die Preise jeweils vergleiche, gebe ich eine Grosspackung ab (die war ja bisher immer günstiger, also …), der Computer reklamiert überhaupt nicht – vor allem, wenn der Patient auch eine Zusatzversicherung hat … und der Patient bekommt am Ende von seiner Krankenkasse eine Rechnung.
Weil das via Zusatzversicherung läuft, bestimmt die Kasse wie viel sie am Medikament zahlt. In einem Fall mit Leponex, den ich selber mitbekommen habe sind das 50% gewesen (und nicht nur der Preis, den dieselben kleinen Packungen gehabt hätten). Das waren dann grad etwa 300 Franken (!) – anstatt dem normalen Selbstbehalt von 10% um die 50 Franken.
Das war eine mehr als unangenehme Überraschung … und mir nirgends recht.
Darum hier ein „Achtung“ an alle Apotheker in der Schweiz: das ändert! Bleibt aufmerksam!
Kennt ihr noch mehr so Beispiele?
Welchen Vorteil hat es denn für den Hersteller oder für den Vertrieb, einen „grossen Bruder“ teurer anzubieten? Provisionen pro verkaufte Packung?
LikeLike
Ja – wie Martin unten schreibt: in der nicht von der Grundversicherung übernommenen Mitteln (und das sind diese Grand freres vorher auch schon gewesen) ist die Preisgestaltung frei. Und an höheren Abgabepreisen verdienen sie natürlich auch mehr. Aber den Fehler mache ich nur ein Mal, das zu nehmen.
LikeLike
Hier in Deutschland müssen wir ja Importe abgeben und pro Krankenkasse eine bestimmte Importquote erfüllen. Manche Importe sind allerdings mittlerweile teurer als das deutsche Original. Wenn man nicht aufpasst, bestellt man einen derartigen Import, gibt ihn ab und erhält anschließend eine Vollretaxation.
Da man Importe sowieso bevorzugt bei hochpreisigen Arzneimitteln abgibt, kann das für den Chef sehr schmerzhaft sein.
LikeLike
Na super. Erst zwingen sie einen Importe zu nehmen, indem sie da Quoten vorgeben und dann zahlen sie gar nichts daran? Umpf.
LikeLike
Das Thema ist für D ein bissle komplexer. Im großen und ganzen läuft es darauf hinaus, dass mehrere mehr oder weniger widersprüchliche gesetzliche und vertragliche Vorgaben existieren. Diese Regelungen sind u.a:
– Rabattvertrags-Erfüllungspflicht
– Pflicht zur Abgabe von Reimporten, die der „15/15-Regel“ entsprechen;
– Deckelung des Punktes 2 via Bonus-Malus-Regelungen;
– Pflicht zur Beachtung des durch den Verordner gesetztes „Preisankers“;
– Pflicht zur „wirtschaftlichen Belieferung“ (auch in Hinblick auf Beachtung des Kassen-EKs „Herstellerabgabepreis minus Herstellerrabatt“);
– Pflicht zur Beachtung der „Arzneimittel-Packungsgrößen-Verordnung“;
– Regelungen (mit Ausnahmen) zum „Aut-Idem-Gebot“;
und noch ein paar andere.
Ich gehe jetzt mal nicht genauer auf die einzelnen Regelungen ein, denn das würde den Rahmen mehrerer Blogeinträge sprengen. Aber wenn man sich da als liefernde Apotheke verheddert, kann es sehr schnell teuer werden, da man dann im Zweifelsfall via Null-Retax eben die kompletten Versorgungskosten übernehmen darf.
LikeLike
Wenn ich raten müsste: Bewusstes Ausnutzen der Blödheit von Kunden.
Ist auch schon heute im Supermarkt so, dass die Großpackungen nicht mehr zwingend billiger sind als die kleinen. Aber bei uns Verbrauchern ist das noch nicht angekommen. Deshalb immer den in Deutschland angegebenen Preis pro 100g, pro kg oder pro Liter anschauen.
LikeLike
Korrekt: Bei der Kleinpackung, die in der SL (Spezialitätenliste) gelistet wird, muss der Preis angepasst werden an die internationalen Preisen, da die Pharmafirmen in der Schweiz offensichtlich zuviel verdienen in der Schweiz. Dies gilt natürlich auch für die Grosspackungen. Da diese jedoch nicht in der SL gelistet sind, müssen die Pharmafirmen den Preis nicht anpassen und profitieren von den marketingtechnisch unbedarften Apothekern und Kunden, die darauf vertrauen, dass Grosspackungen günstiger sind… Wie so oft: wer den Markt durchschaut ist schlauer ;-)
LikeLike
Jaaa … ich fand’s einfach fies.
LikeLike
Das stimmt auch in der Schweiz. Habe letztens die Preise für eine bestimmte Schokolade verglichen, und festgestellt, dass die kleinen, individuell verpackten (also normalerweise die teuerste Variante) günstiger kommen, als die 100g und auch die 400g Tafel. Ich schaue mittlerweile NUR noch den normierten Preis an, was sowieso die einzige Vergleichsbasis ist.
LikeLike
Huh. Das ist auch überraschend (plus Verschwendung von Packmaterial meistens).
LikeLike
Benutzt ihr noch DOS? ^^
LikeLike
Das System basiert auf Linux. Gut, es sieht nicht wirklich hübsch aus, Aber es funktioniert bestens.
LikeLike
Voltaren Emulgel 100g ist mittlerweile auch teurer als 2 x 50g, das gleiche gilt für Dipiperon CC, ist auch NLP.
LikeLike