Patientengeheimnis – Fragen

Ich bin mir meiner Berufs-mässigen Schweigepflicht und dem Patientengeheimnis sehr bewusst. In der Apotheke wird jedes Zettelchen, wo der Name eines Patienten drauf steht separat gesammelt und dann geschreddert, nicht mit dem normalen Abfall entsorgt. Von zurückgebrachten Medikamenten knübeln wir die Dosierungsetiketten, die Druckpatronen und Farbbänder der Eikettendrucker werden auch separat vernichtet. Ich bringe meinen Leuten bei, was sie wem sagen dürfen (und was nicht). Wenn wir wegen einer Bestellung telefonieren müssen, wird abgeklärt, ob der Empfänger auch der Patient ist – und ansonsten nur gesagt: „Bitte teilen sie ihm/ihr mit, sie soll uns zurück rufen“ oder, wenn es nur ein Anrufbeantworter ist nur mitgeteilt: „Die Bestellung ist angekommen und liegt für Sie auf der Seite“ – Nie was. 

Die Krankenkassen bekommen Auskunft über die Bezüge soweit es für die Abrechnung nötig ist.

Mit dem Arzt kommuniziere ich insoweit es für die korrekte Behandlung des Patienten notwendig ist (unleserliche Rezepte, Dosierungsnachfragen etc.).

Es ist also ein interessantes und spannendes Thema, das viel zu wenig dran kam im Studium und das in der Praxis für einige Fragen und auch Unsicherheiten sorgt. (siehe vorherige Erlebnisse).

Vielleicht habt ihr noch Fragen oder Erlebnisse, die wir hier diskutieren können? 

Stellt sie direkt in den Kommentaren oder mailt sie mir!

25 Kommentare zu „Patientengeheimnis – Fragen

  1. Ich kann nur aus der Arbeit im KH sagen,das Verwandte zum teil sehr ausfallend werden können,wenn man ihnen tel. keine Auskunft über den Pat. erteilt.

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    1. Hm, wobei das schon stark auf den Fall ankommt. Als meine Mutter mit blutendem Aneurysma im KKH lag, wäre ich schon ziemlich zickig geworden, wenn man mir am Telefon nichts über ihren Zustand gesagt hätte, vor allem nach der OP… wobei ich das auch eher als Extremfall sehe und es sicherlich Leute gibt, die sich bei Kleinigkeiten sehr viel mehr aufregen, als nötig wäre.

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      1. Datenschutz in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung ist aber auch ein eher fragwürdiges Modell … ;)

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        1. ja, aber wie geht man denn da richtig mit sowas um? Also ich stelle mir das auch als Arzt/Pfleger echt schwierig vor, wie man das entscheidet, oder?

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          1. Genau darum ist es wichtig bei Eintritt zu fragen, ob Information an Angehörige etc. weitergegeben werden darf. Und wenn die Person nicht ansprechbar ist (und keine Anweisungen hinterlassen hat), dann bleibt wohl nicht viel übrig als da vom stillen Einverständnis auszugehen (und zu hoffen).

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          2. Es gibt nur eine Möglichkeit,höflich und bestimmt darauf hinweisen,das man keine Auskunft geben darf.
            Die Verschwiegenheitspflicht ist wichtig und darauf sollen sich auch Pat. verlassen können.

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      2. Genau das meine ich,
        Zickig oder nicht,ich unterliege der Verschwiegenheitspflicht,da ist es egal wer weswegen anruft,ich darf keine Auskunft geben.
        Gegenfrage,möchtest du,das irgendeinem X beliebigen am Telefon deine Krankengeschichte erzählt wird?

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  2. Wie handhabt ihr das, wenn jemand anderes die Medikamente abholen kommt? Das kommt bei uns recht häufig vor, dass Verwandte oder Nachbarn etwas abholen. Und ich kontrolliere immer noch einmal das Rezept vorn beim Kunden, mal abgesehen davon dass er ja auch einfach in die Tüte schauen könnte…

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    1. Schwierig, nicht? Aber wenn der Patient ja SELBER den Nachbarn mit dem Rezept schickt, dann kannst Du als Apotheker eigentlich davon ausgehen, dass die Person auch die Erlaubnis hat, das Medikament mitzunehmen … und wenn / ob sie dann reinschaut oder nachschlägt, was das ist …. das kannst Du nicht verhindern. Gelegentlich braucht man die Person dann ja auch noch als Boten für diverse Infos – die auch unter das Patientengeheimnis fällt – die wichtig ist.
      Wenn das nicht gewollt ist, könnte der Patient auch in der Apotheke anrufen, dass man das Rezept abholt, oder es per Post schicken etc.
      Bei Unsicherheiten (das Rezept könnte ja theoretisch auch geklaut sein) hilft da ein Telefon.
      Und: Dokumentation, Dokumentation!

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  3. Ich finde der Apotheker oder derjenige der die Medi`s abgibt, sollte den Kunden vorher fragen, ob er ein Dosierungsetikett aufgeklebt haben möchte. Bei unserer Stammapotheke ist es so, dass es nach langem hin und her jetzt endlich nicht mehr aufgeklebt wird, zumal auf diesen nicht nur der Name sondern die vollständige Adresse samt Telefon Nr. steht. Was geht den Müllmann, falls er sich für interessiert, die Patientendaten an. Es lebe der Datenschutz ;-)
    Es kommt aber immer darauf an, wie es gewünscht wird. Was ich gut fände, Dosierungsetiketten nur mit Dosierung ;-)

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    1. Also: die Dosierungsetikette ist hier praktisch Pflicht (UND ich finde sie sehr sinnvoll). Bei uns steht allerdings auch nicht die Telefonnummer oder die ganze Adresse drauf, nur der Name, Dosierung, Apothekenname (wegen Nachfragen), Datum, Medikament und Preis.
      Du hast auch vor dem wegwerfen immer noch die Möglichkeit die Etikette selber abzuknübeln oder unleserlich zu machen – würde ich auch. Das machen wir in der Apotheke mit den zurückgebrachten Medikamenten ja auch.

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      1. Intressant ist, dass es einzelne Apotheken gibt, die Etiketten einsetzen, die sich nur fetzenweise lösen lassen. Aber zum Glück lassen sich Termopapiere schnell mir einer Kochplatte überschreiben.

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  4. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht alle so eng sehen mit dem Datenschutz. Wenn ich auf Station anrufe, weil ich eine Frage zu einer patientenbezogenen Anforderung habe, versuche ich vorher sicher zu gehen, dass kein Apothekenfremder in Hörweite ist oder nenne dann nur das Medikament und nicht den Patientennamen. Wenn dann aber der Hörer auf der anderen Seite zur abgelegt wird, damit mein Gesprächspartner nachschauen kann, höre ich so manches mit. Da fallen Namen, Diagnosen, Befindungen und mehr in Gesprächen im Raum und keiner denkt daran, dass das vielleicht nicht für alle gedacht ist.

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  5. Wie hälst du es mit solchen Fällen: bekannter Patient bringt von Arzt A ein Rezept (z.B. Antibiotikum) – das aber mit einem Medikament von Arzt B so stark interagiert, dass man einschreiten muss. Eigentlich musst du ja Arzt A mitteilen, was da interagiert, aber verstößt das schon gegens Patientengeheimnis? Normalerweise würde ich mich sowas gar nicht fragen, aber nachdem ich gelesen habe, wie streng du da bist….^^

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    1. Nun, das ist nur theoretisch ein Problem. Den Patienten habe ich dann ja meist grad in der Apotheke, so dass ich ihm etwas im Sinn von „Die beiden Medikamente vertragen sich nicht gegenseitig, da muss ich dem Arzt A anrufen, um einen Ersatz zu finden.“
      Patient weiss also, dass ich ihm anrufe und hat die Möglichkeit da sein Veto zu geben (das habe ich allerdings in über 15 Jahren nie gehabt, dass da jemand dagegen gewesen wäre).
      Wenn der Patient nicht anwesend ist … in dem Fall gehe ich, weil das sein eigener Arzt A ist, (und der aktuell an der Behandlung jetzt beteiligt), von der stillschweigenden Einwilligung des Patienten aus, dieses spezifische (!) Medikations-Problem mit dem Arzt A zu besprechen. Arzt A muss da aber nicht erfahren, was für andere Ärzte er schon besucht hat, etc. und Arzt B muss ich auch nicht informieren.

      Wen’s interessiert google mal nach „Leitfaden für die Bearbeitung von Personendaten im medizinischen Bereich“ – ein pdf, das solche Fragen beantwortet.

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  6. zur Situation in D: JEDER sollte eine sog. Vorsorgevollmacht für eine vertraute Person ausstellen. (Auch zwischen Partnern/Eltern/Kinder!) Formulare gibt es im Net da zuhauf!

    JEDEM von uns kann es passieren, morgen aus irgendeinem Grund mit Nullcheckung auf einer Intensivstation zu landen!

    Hat bei meiner Schwiegermutter in o.g. Situation die Sache sehr erleichtert.

    So was ähnliches wird es auch in CH und A sowie im Rest der Welt geben – NUTZEN! – Ich habe die Vorteile erlebt!

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    1. Nicht jeder hat aber Jemanden, dem er so vertraut. Manch einer überlasst die Entscheidung lieber dem Schicksal/Gericht/med. Personal/… als einer bekannten Person.
      Das muss eine Gesellschaft auch akzeptieren. Klar, beschweren darf man sich nachher auch nicht.

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    2. Ich hab sowas. Allerdings hatte ich die zufällig grad nicht um den Hals hängen, als ich bewusstlos auf der Intensivstation gelandet bin. Das war denen allerdings ziemlich wumpe – als ich wieder ansatzweise ansprechbar war durfte ich jemanden anrufen, vorher haben die mich halt einfach behandelt (mein Krankenkassenkärtchen hatte ich ja dabei und das haben sie auch gefunden gg.) Wenn meine Nullpeilung länger als 12 Stunden gedauert hätte hätten sie vielleicht irgendwann man versucht rauszubekommen ob mich irgendjemand vermisst. Vielleicht auch nicht, keine Ahnung :-D

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  7. Ich weiss nicht, ob das bei Euch auch so ist: Mich erstaunt immer wieder, wie man trotz Patientengeheimnis in der Apotheke immer mal wieder seine Gesundheitsprobleme mit dem Apotheker oder der Assistentin diskutieren muss – in Hörweite von anderen Kunden. Diskretion ist da nicht immer gegeben – da kann man oft mithören oder wird mitgehört, auch wenn es was Heikles ist. Oder auch diese Situation: Eins meiner Rezepte muss aus gesetzlichen Gründen stets in der Apotheke bleiben (6 Monate Dauerrezept) – bei den meisten anderen Medis hat man hier die Wahl, ob man das Rezept in der Apotheke lässt oder nachhause nimmt und bis zum nächsten Bezug selber aufbewahrt. Wenn ich das Medikament also so etwa einmal pro Monat wieder beziehen will, kann ich da nicht einfach hingehen und denen kommentarlos mein Rezept überreichen, sondern ich muss das Medikament nennen und meinen Namen angeben (das Stammpersonal kennt mich zwar, aber es gibt ständig wieder neue Angestellte). Meistens finden sie es dann nicht gleich, weil es auch noch irgendwo speziell aufbewahrt wird, und ich muss mich womöglich noch ein, zweimal wiederholen. Manchmal ist mir das schon unangenehm, wenn noch andere Leute in der Apotheke sind. Vor allem, wenn es noch Leute sind, die ich kenne, wie das in einem relativ kleinen Ort (zwischen 7 und 8k Einwohner) halt öfter mal vorkommt. Ich glaube, daran führt kein Weg vorbei und wahrscheinlich interessiert es ja auch gar keinen, was ich da nehme. Aber es ist echt nicht ideal, was die Privatsphäre angeht.

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    1. Ja, das ist gelegentlich wirklich erstaunlich. Da kann ich Patienten eigentlich nur raten, dass, wenn sie das wirklich ausschliessen wollen, das jemand mithört, sich nach dem Beratungsraum erkundigen, den die Apotheken heute haben. („Ich hätte etwas, das ich gerne im Beratungsraum mit ihnen besprechen würde“). Meiner Meinung nach sollte die Frage nach dem Beratungsraum schon deshalb vom Patienten ausgehen, da das ganz offensichtlich vielen Leuten einfach egal ist, ob und wer da zuhört … und auf Apothekerseite sich eine gewisse „Abstumpfung“ eingeschlichen hat: Themen, die andere als empfindlich und peinlich empfinden könnten, sind das (nach Jahren) für uns nicht mehr unbedingt.

      Für dein spezifisches Problem hätte ich eine Lösung (von einem unserer Patienten abgeguckt): Eine kleine Karte mit Deinem Namen drauf und dem Namen des Medikamentes – sagen: „Bitte das“ und Karte überreichen. Voila: Keine öffentliche Namensnennung, kein Buchstabieren. Karte am Schluss wieder mitnehmen.
      Wenn Sie gut sind, halten sie das (auch wo das Medikament zu finden ist), dann im Computer unter deinem Namen fest.

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      1. Die Idee mit der Karte hatte ich beim Lesen von Julias Kommentar auch. Alternativ könnte man sich eine Kopie vom Rezept machen und die denn jeweils vorzeigen, wenn das Originalrezept in der Apotheke verbleiben muss. Ich habe es oft erlebt, das Apotheken (in Deutschland) sowieso anbieten, eine Kopie zu machen, weil manche die für die Krankenkasse brauchen.

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      2. Ja, das mit dem Beratungsraum wäre ideal. So einen habe ich leider hier (in Australien) noch in keiner Apotheke gesehen. Und ja – so habe ich das bisher nicht angeschaut, aber es macht Sinn, dass viele Themen für die Apotheker und das gesamte Personal irgendwann so alltäglich werden, dass sie diese nicht mehr unbedingt als heikel empfinden.

        Gute Idee mit der Karte – danke! Ich werde das mal ausprobieren.

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    2. Ich bestelle (aus Bequemlichkeit) meist per Email, was für dich evtl. auch eine Möglichkeit ist.
      Dass beim Abholen meist die Bestellung vorgesagt wird, finde ich überflüssig, da ich bei der Kontrolle sowiso die Bestellung lese. Aber bei meinen Medikamenten, stört es mich nicht, wenn die anderen Kunden davon erfahren, weshalb ich noch nie darauf hingewiesen habe. Entweder ist dies so üblich oder sie nutzen die Gelegenheit, um zu zeigen, dass sie sich etwa acht Punkte (Medikamente/Dosis) merken können.

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  8. Ist es nicht grundsätzlich heikel, die Geschichten aus der Apotheke zu erzählen? Die Apotheke lässt sich ohne grossen Aufwand erraten.

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