Den Apothekern eine Stimme geben

Den Apothekern eine Stimme geben … das ist ein Grund für meinen Blog. Und darum will ich heute einer Apothekerin aus dem Aargau die Gelegenheit geben sich (wie sie so schön sagt) auszukotzen.

Also hier: die Stimme einer direkt betroffenen Apothekerin:

Ich arbeite unter anderem im AG und 22. September ist Stichtag. Wie das ganze ausgeht kann ich nicht sagen, aber schon allein die Idee der Selbstdispensation treibt mich eigentlich dezent auf die Königspalme.

Ich spare mir jeglichen Kommentar zum haarsträubenden Argument der angeblichen Kostenersparnis und sage was es für mich ist. Es ist die Anmassung eine Tätigkeit an sich reissen zu wollen, für welche man gar keine ausreichende Ausbildung hat, wobei auch noch die Unkenntnis des Volkes im Durchschnitt ausgenutzt wird. denn was Leute teilweise über Apos wissen weisst Du ja .

Am meisten verärgern mich jedoch Gegenargumente wobei Birnen mit Äpfeln verglichen werden.

1. Das Vieraugenprinzip.
Zu seiner Entkräftung wird oftmalig angeprangert, dass bei der Abgabe von OTC Präparaten, dem Apotheker schliesslich auch kein Arzt auf die Finger schaut. Ja, richtig, ist aber nicht von Nöten. Der Apotheker bewegt sich im Rahmen seiner Kompetenz. Er diagnostiziert nicht sondern strenggenommen tut es der Patient selbst. Daher kann es OTC überhaupt geben. im Falle einer Verschreibung ist es nicht rechtens, dass der Arzt ein Medikament einfach abgibt. Die Gründe sind recht simpel. Das ist nicht seine Kompetenz und schon gar nicht seine Kernkompetenz, wie manche Verfechter der SD zu sagen pflegen. Er ist schlicht und einfach nicht dazu ausgebildet. Was?? Höre ich schon die Menge schreien…aber der muss doch wissen was er mir da verschreibt???? Ja sicher sicher ein Pilot fliegt sein Flugzeug auch..aber in und auswendig kennen tut es der Flugingenieur…..

2. Der Patient soll die Wahlfreiheit haben wo er seine Medikamente bezieht- beim Arzt oder in der Apo

????Dieses Argument legt den falschen Schluss nahe, dass beide Berufsgruppen die gleiche Kompetenz auf diesem Gebiet haben. dass diesem nicht so ist wissen wir. S.o. Warum wird nicht ausgesprochen, dass der Arzt ebensowenig einen Apotheker ersetzen kann?

3. Der Arzneimittel-Bezug direkt beim Arzt ist sicher

Der Arzt und Apotheker haben die Aufgabe die Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten soviel ist sicher ;-) Aber Physiko-chemische WW sind nur der Anfang wo es hapert….

Ich will Zusammenarbeit. Dass es Grauzonen gibt ist klar. Aber das geht zu weit.

Ich bin durch :-)

Und ich Danke für das engagierte Mail, liebe "Apothekerin aus Leidenschaft". Ich bin ganz Deiner Meinung – es braucht beide. Es braucht Zusammenarbeit zur Sicherheit. Wenn ich sehe, wie oft ich täglich über Medikationsfehler stolpere (meist zum Glück nur kleine, aber nicht nur), dann weiss ich, dass es uns auch weiterhin braucht.

30 Kommentare zu „Den Apothekern eine Stimme geben

  1. Als Nichtschweizerin kann ich da nicht so viel mitreden, finde es allerdings auch bedenklich, dass die Ärzte in manchen Kantonen die Medis selbst abgeben können. Haben die denn ausreichend Lagermöglichkeiten? Es ist ja nicht nur mit Regalstellfläche getan, manches muss kühl gelagert werden und so weiter. Dann die ganzen Verfallsdaten zu beaufsichtigen, klappt das auch in einer Praxis gut?
    Weiterer Nachteil: deren Patienten bekommen ja keine Rezepte, das daraus resultierende Problem haben wir hier schonmal gelesen: was wenn die Praxis mal zu hat, man das als Patient aber nicht mitbekommen hat und nicht rechtzeitig Nachschub geholt hat? Doofe Sache dann.

    Wieviel Wissen ein Apotheker in seinem Studium angeeignet hat, bekommt man auf der vorderen Seite des Tresens leider gar nicht mit. Die wenigsten Apotheken rühren heute noch Salben selbst (zumindest hier) oder stellen Zäpfchen her oder oder oder. Ich habe mich mal mit einem Pharmaziestudenten unterhalten und war erstaunt WAS die da alles lernen und können müssen. Seither unterschätze ich den Beruf des Apothekers nicht mehr so wie davor.

    Ich denke, die Apotheker müssen ein bisschen transparenter machen, was sie alles können. Dass sie mehr können als Sauklauen entziffern und die richtige Schachtel rauszusuchen und abzurechnen. Denn das ist das, was man sieht wenn man als Kunde in der Apotheke steht. Zumindest hier in D.

    Ich drücke euch die Daumen, dass die SD bald Geschichte ist! Mal ein Muster vom Arzt, ok, aber die gesamten Medikamente von einem, der (zumindest hier in D) oft nicht nur Kulis von den Pharmafirmen bekommt? Spätestens beim Frauenarzt merkt man doch immer wieder, wie „geil“ die Ärzte darauf sind, Pillen zu verschreiben. Da fänd ich bedenklich wenn die nicht nur verschreiben sondern auch gleich abgeben.

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    1. In D dürfte das alleine schon wegen der Rabattverträge mit Generika-Austauschpflicht, wobei jede Kasse ihre eigenen Vorgaben macht, die sich auch noch vierteljährlich ändern, praktisch in einer normalen Praxis nicht machbar sein. Aber auch wenn das die Konkurrenz fern hält, DAS dürften sich die Schweizer Apotheker nun auch nicht wünschen…

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  2. Wie froh wäre ich, wenn mir der Arzt selbst das Medikament geben würde! Letztens war ich nach einem Unfall zur Notfall-Ambulanz im Krankenhaus (in D). Kompetent bbehandelt wurde ich und bekam eine klare Ansage, was für ein Medikament ich jetzt nehmen sollte. Medikament mitgeben? Geht nicht. Rezept mitgeben? Geht auch nicht. Also am nächstes Tag zum Hausarzt, Rezept abgeholt und zur Apotheke. Fahrstrecke dabei: Krankenhaus – zu Hause 15 km, zu Hause – Hausarzt 8 km, Hausarzt – Apotheke 12 km, Apotheke – zu Hause 15 km. Diese 35 km, die Zeit und die Erholung hätte ich mir gerne erspart.

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    1. Das wundert mich, ich habe, als ich vor ein paar Jahren am Silvestermorgen dringend nen Arzt brauchte, im Krankenhaus ein Privatrezept erhalten, damit ich mir die Medikamente in einer Apotheke holen konnte. Die habe ich dann bezahlt, bin mit dem Rezept und dem Bericht vom Krankenhaus in der nächsten Woche zu meinem behandelnden Arzt gegangen, der mir ein Kassenrezept ausgestellt hat. Mit beiden Rezepten (auf dem Privatrezept war ja vermerkt, dass ichs ausgehändigt bekommen und bezahlt habe), bin ich wieder zur Apotheke, die haben das genommen und mir mein Geld zurück gegeben. War zwar mit etwas Rennerei verbunden, aber ich bin gleich an die von mir benötigten Medikamente gekommen und nicht erst am nächsten Tag.

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    2. Erstens verstehe ich nicht, warum das Spital kein Rezept ausstellen konnte und dann unterliegst Du der (irrigen) Meinung, dass der Arzt dann das Medikament an Lager hätte. Ungewöhnlicheres dürfte man dann auch bei der SD aus der Apotheke holen … Und womöglich noch einiges weiter fahren, da die nächste Apo aus Umsatzmangel eingegangen ist. Im übrigen gibt es bei uns schon einige Ausnahmen in denen der Arzt in Notfällen auch Medis abgeben darf.

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      1. Pharmama, im konkreten Fall Ciprofloxacin betrachte ich jetzt nicht als ungewöhnlich, weder von der Bevorratung noch bezüglich Rezeptausstellung. Ich gebe Dir aber recht, Apothekensterben wegen SD könnte ein Problem sein.

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        1. Ich möchte an der Stelle noch darauf hinweisen, was die Ärzte im Aargau schon jetzt dürfen:

          Gemäss geltendem Gesetz ist den Ärzten und Zahnärzten im Aargau die Abgabe von Medikamenten an Patienten nur in zwei Fällen erlaubt: Wenn es sich um einen Notfall handelt oder wenn eine rasche Versorgung mit Arzneimitteln nicht durch eine öffentliche Apotheke gewährleistet ist.

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    3. Bei dringenden Sachen bekommst du im Krankenhausnotdienst entweder eine Einmaldosis oder ein Rezept über eine Kleinstpackung. Wenns nicht ganz so dringend ist, bekommst du eben einen Brief und sollst dich eben zügig beim Arzt melden.

      Das ist auch eine Haftungssache, dein Hausarzt hat in seiner Kartei deine Vorgeschichte mit Allergien, anderen Medikamenten und so weiter. Im Krankenhaus in der Hektik kann man sowas schonmal vergessen und da gehen die Krankenhäuser lieber auf Nummer sicher bevor sie dir eine Hunderterpackung Beruhigungsmittel verschreiben, ohne überprüfen zu können, ob du die verträgst, ein Suchtproblem oder sonst irgendwelche Probleme damit hast…
      Das ist sehr ärgerlich für dich, dass du so viel Fahrerei hast aber ich kann schon verstehen, dass du nur das nötigste an Medikamenten bekommst. Für die Infrastruktur in deiner Heimat kann ja das Krankenhaus auch nix. Ihre Vorschriften haben sie ja trotzdem.

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        1. Jep. Man wird zwar im Krankenhaus auch gefragt, ob man schon Medis nimmt oder ob irgendwelche Allergien bekannt sind aber mal Hand aufs Herz, da vergisst man auch schonmal was, was einem erst später einfällt. Klassiker bei der Blutspende übrigens „Nehmen Sie Medikamente?“ – „Nein“ – „und die Pille?“ – „ja, die nehme ich, die zählt doch nicht, oder? Ich bin ja gesund, die ist ja nur zur Verhütung“ die Ärztin erzählte mir, dass dieser Dialog bei 80% aller Blutspenderinnen im gebärfähigen Alter stattfindet..

          Die Hausarztgeschichte hat noch einen Vorteil: Er weiß gleich Bescheid was Sache war im Notdienst und kann ggf weitere Untersuchungen veranlassen oder bereits bestehende Medikamente und Dosierungen anpassen an die neue Situation. Sonst erfährt er erst Wochen später davon, dass sein Patient im Krankenhaus war, wenn er das Folgerezept unterschreiben soll, das kann erstmal einen längeren Termin verursachen, weil u.U. erstmal diverses neu abgeklärt werden muss.

          Ich glaube, Medizynicus hat irgendwann mal einen Beitrag zu den Rezepten im Krankenhaus gepostet. Ich hab jetzt keine Zeit zum suchen, vielleicht schaffe ich das später.

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    4. Situation Deutschland: Das Stichwort ist, dass Du dort ambulant behandelt worden bist. Wärest Du stationär behandelt worden, hättest Du dort natürlich Deine Medikamente erhalten.

      Das Problem ist nicht, dass die Ärzte Dir in der Ambulanz kein Medikament aufschreiben dürfen. Das dürfen sie ohne weiteres, schließlich haben Sie eine Approbation und sind damit dazu berechtigt.

      Das Problem ist, dass sie Dir das nicht auf Kasse aufschreiben dürfen, sondern nur als Privatrezept. Die Krankenkassen haben mit den Kliniken diesbezüglich keinen Vertrag und zahlen das dann auch nicht.

      Ich hätte an Deiner Stelle auf der Ausstellung eines Privatrezepts bestanden und die 13 Euro für das Ciprofloxacin in der Apotheke selbst bezahlt. Diese Möglichkeit wäre Dich abzüglich der Selbstbeteiligung von 5 Euro effektiv 7 Euro teuerer gekommen als die Ausstellung auf Kassenrezept (allerdings wird das durch die von Dir geschilderten Spritkosten und den zeitlichen Aufwand echt ausgeglichen).

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  3. Ich frag mich ja, wie das praktisch aussieht. So eine Apotheke hat ja ein Riesiges Lager, wo wollen die Äzte den ganzen Kram denn verstauen? Und noch mehr Helferinnen einstellen, die es bestellen, sortieren, verwalten, und entsorgen wenn es mangels Abgabe schlecht wird? Ganz abgesehen davon, dass dann der Arzt geneigt sein könnte das Antibiotikum zu verschreiben das dringend wegmuss, nicht das, welches am besten passt…

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  4. Gleich vorweg: ich hole meine Medikamente lieber in der Apotheke. Gehört sich für mich einfach so. Als ich aber damals bei der Bestrahlung wund geworden bin, war ich froh, dass es in dem Krankenhaus eine „Apotheken-Abteilung“ gab. Da wurde mir schnell geholfen.

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  5. Naja, eine Apotheke hat ja für alle Krankheiten Medis vorrätig, und dann noch verschiedene Sorten von allen, weil jeder Arzt andere Sachen bevorzugt. Die einzelne Arztpraxis braucht dagegen ja nur das vorzuhalten, was sie selbst „normalerweise“ verschreiben. Wenn man als einfaches Beispiel mal eine Kardiologische Praxis nimmt, da werden im „Routinebetrieb“ kaum mehr als 30 verschiedene Sorten Medikamente verschrieben werden. Dann hat man halt jeweils den vom Arzt bevorzugten Betablocker, ACE-Hemmer, Statin, etc.auf Lager, und für den Fall von z.B. Unverträglichkeiten noch jeweils eine zweite Sorte in geringerer Stückzahl, dann kann man einen Großteil der Patienten mit den von dieser Praxis verordneten Medikamenten versorgen. Und von den Lagerbedingungen dürfte das tatsächlich kaum ein Problem sein, die meisten Medis sind ja fertig verpackte Tabletten, für die „Standard-Lagerbedingungen“ gelten. Da wird halt einmal ein entprechender Apothekenschrank angeschafft, und der reicht für die Durchnittspraxis. Personal könnten sie dafür natürlich auch einstellen, schließlich werden sie ja dafür zusätzlich bezahlt.

    Ich als Patient würde diesen Service in einer Praxis auf jeden Fall in Anspruch nehmen.

    Das einzig wirklich relevante Problem, was ich dabei sehe, ist eben, dass jede Praxis nur ihre eigenen Medikamente in Bezug auf Wechselwirkungen überblickt; wer bei drei verschiedenen Fachrichtungen gleichzeitig in Behandlung ist, der braucht einen Hausarzt, der sowas gut überblickt…

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    1. Du beschreibst, dass eine kardiologische Praxis ja nur die Medikamente da haben muss, die sie selbst gewöhnlicherweise verschreibt. Das ist eigentlich ein ganz gutes Argument gegen die Selbstdispensation.

      Ich nehme mal an, dass in der Schweiz die Ärzte auch Notdienste durchführen. Was passiert, wenn dieser Arzt nachts um 2 Uhr ein Kleinkind/Baby mit 40 °C behandelt und ein bestimmtes Antibiotikum verschreiben muss? In einer Dosierung und einer galenischen Zubereitung, die für das Kleinkind/Baby geeignet ist (sprich: Saft). Wird er nicht da haben, da er es gewöhnlich nicht verschreibt.

      Oder er behandelt nachts um 2 Uhr einen Diabetiker, der im Überzucker ist und dringend seine ganz spezielle Insulinsorte benötigt? Die wird er wohl ebenfalls kaum da haben.

      Hat der Patient dann einfach Pech gehabt? Oder ist das so geregelt, dass bei einer Selbstdispensation die Ärzte auch das komplette Sortiment da haben MÜSSEN, um auch im Notdienst komplett lieferfähig zu sein?

      Persönlich stelle ich es mir übrigens durchaus amüsant vor, einen Arzt nachts um 2 Uhr wegen Kondomen, Schwangerschaftstests, Ohropax und den anderen Kleinigkeit rauszuklingeln, weswegen man als Apotheker so geweckt wird. :-)

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      1. Hmm, vielleicht habe ich die SD-Regelung missverstanden. Ich hatte nicht gedacht, dass das so sein soll, dass jede Praxis quasi auch eine Apotheke ist, und alle denkbaren Medikamente da haben MUSS. Stattdessen soll es doch lediglich ermöglicht werden, dass eine Arztpraxis die Medikamente ausgeben DARF, die von ihr verordnet werden.
        Wenn dem so ist, dann ist das m.E. ein guter und sinnvoller Service, den ich als Patient einer solche Praxis gerne annehmen würde, und mir lieber den Weg zur nächsten Apotheke spare. Ich finde allerdings auch nicht, dass die Praxen dafür den gleichen Gebührensatz erhalten sollen, wie „Voll-Apotheken“, da es sich ja immer um eine Mischkalkulation handelt, und in der Arztpraxis eben nur ein eingeschränkter Service vorhanden ist.

        Das ständige Wehklagen halte ich für übertrieben; obwohl der Discounter um die Ecke auch ne Fleischtheke hat, gibt’s schon auch noch Metzgereien…

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        1. Nein, du hast das schon richtig verstanden. Die Ärzte picken nur die Rosinen raus, die paar, die am meisten in der Praxis gebraucht werden … Dann halt noch ein bisschen mehr …
          Und für alles ungewöhnlichere muss man dann doch in die Apotheke. Oder nochmals in der Praxis vorbei.
          Was die Metzger angeht: wir hatten auch 2 in der Nähe. Dann kam der Supermarkt mit grosser Fleischtheke, jetzt ist es noch einer … Und der scheint zu kämpfen.
          Off topik: in Deutschland macht jeden Tag eine Apotheke zu. Da hat Gesetzgebung und Abrechnungsvorgaben die Einnahmen der Apotheken schon so weit gedrückt, dass die reihenweise nicht mehr von der Abgabe der rezeptpflichtigen Medikamente leben können.

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  6. Mal eine Frage (ernst gemeint): In Deutschland soll nach Ansicht einiger das Dispensierrecht für Tierärzte abgeschafft werden. Meine Schwester wird Tierärztin und hält davon gar nichts, unter anderem weil sie sagt, dass die Apotheken von der Tiermedizin zu wenig „wissen“. Stimmt das? Inwieweit würden Pharmama hier zustimmen oder ablehnen?

    Was den Menschen betrifft (komme auch aus D.) fände ich es manchmal einfacher, man könnte Medikamente direkt beim Arzt bekommen, sehe allerdings schon die Notwendigkeit eines „Vier-Augen-Prinzips.“
    Ich muss jedoch auch gestehen, dass ich in den vielen Apotheken in denen ich war, bisher fast NIE darauf angesprochen worden bin, ein Generika zu nehmen.
    Oder darauf hingewiesen worden bin, für das Medikament gedacht ist. Das läuft bei mir immer so: Rezept abgeben, Medikament bekommen, gefragt werden, ob ich weiß wie man das nimmt, raus gehen. Fertig.

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    1. Bin zwar nicht Pharmama, aber ich kann zumindest aus Sicht einer pharmazeutischen Firma was dazu beitragen ;)
      Die Firma, in der ich früher war, hat viele Produkte hergestellt, die auch gerne von Tierärzten verwendet worden sind. Wenn Tierhalter dann eine Frage dazu hatten und den Tierarzt nicht erreichen konnten, haben sie eben uns als Hersteller angerufen und wollten nähere Informationen zur Anwendung etc. Da es sich hierbei allerdings um Off-Lable-Use handelt, konnten (oder wollten, das weiß ich nicht) unsere Mediziner leider keinerlei Auskunft geben. Die Begründung war immer, dass man eben nicht komplett vom menschlichen Körper auf den eines (beliebigen Haus-) Tieres schließen kann und dazu dann doch lieber der Tierarzt nochmal konsultiert werden sollte. Und wenn man mal beim Tierarzt einen Blick auf den Medikamentenvorrat hat, sieht man schnell, dass viele der Produkte, die dort stehen, aus dem Bereich der Humanmedizin sind.

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    2. Bin auch nicht Pharmama, schreibe aber aus deutscher Sicht:
      Es ist korrekt, dass Pharmazeuten sich mit Menschen auskennen, von Tiermedikation haben wir eher kaum Ahnung (Kühe haben mehrere Mägen; Dinge, die für den Menschen völlig untoxisch sind, sind für manche Tiere giftig, z.B. Schokolade).

      Der Grund, warum in D das Dispensierrecht für Tierärzte abgeschafft werden soll, liegt in der Tatsache, dass viele Tierärzte Medikamente (insbesondere Antibiotika) gerade bei Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, viel zu sorglos verschreiben und man sich durch eine Abgabe durch Apotheken eine bessere Kontrolle erhofft. Das Argument hat schon Bedeutung, da der Tierarzt ja einen finanziellen Vorteil hat, wenn er Tieren möglichst viele Medikamente abgibt. Letztendlich essen wir diese Tiere.

      Die ABDA (Apothekerkammer) hat dazu keine Meinung. Wenn es kommt, machen es die Apotheken. Aber man reisst sich jetzt nicht unbedingt von Apothekerseite darum, den Tierärzten das Dispensierrecht zu entziehen.

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      1. Aber ist es nicht so – bei dem „Pro-Argument“ – dass auch hier eine „Kontrolle“ über die Apotheken schwierig wird? Ich kann mir nicht vorstellen, dass da eine gegenseitige Weisungsbefugnis herrscht (das also der Apotheker sich über die Rezepte des Arztes hinwegsetzt). Ich kann mir da eine „Erfolg“ nur über eine unglaublichen bürokratischen Apparat mit Kontrollen und noch mehr Kontrollen vorstellen.

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        1. Die Situation ist in Deutschland die, dass ein Apotheker ein Rezept eines Arztes ausführen MUSS.
          Ausnahmen:
          a) Es besteht eine Unklarheit. Dann muss der Apotheker mit dem Arzt Rücksprache halten bis die Unklarheit geklärt ist. Erst dann DARF das Rezept ausgeführt werden.

          b) Es besteht erkennbarer Missbrauch (z.B. Codein an nen Junkie auf Privatrezept oder Arzneimittel ist erkennbar zum Zwecke des Dopings). Dann DARF der Apotheker das Rezept nicht ausführen, er macht sich dadurch selbst strafbar.

          Was die Bürokratie betrifft: Soweit ich weiß (ich mag mich jetzt täuschen), ist die im Moment gültige rechtliche Lage die, dass in der Apotheke die Abgabe von Arzneimitteln, die bei Tieren zur Lebensmittelgewinnung dienen, schriftlich dokumentiert und aufbewahrt werden muss – ich glaube 3 Jahre lang. Bei Verlangen ist diese Dokumentation dem Gesundheitsamt oder dem Amtsapotheker vorzuzeigen.

          Lass es mich so sagen: Es wird unglaublich schwieriger bewusst gegen geltendes Recht zu handeln, wenn eine zweite Person ebenfalls dafür haften muss und man halt nicht mal so gerade eben unter der Hand…

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    3. Hallo Nania. Einfacher heisst nicht besser. Aber das merkt man auch oft erst, wenn es zu spät ist.
      In der Schweiz haben die Apotheken seit einigen Jahren das Recht und die Möglichkeit Tiermedikamente abzugeben. Vorher war es so, dass wir theoretisch das Recht hatten, praktisch aber keine Möglichkeiten an die Veterinärmittel zu kommen, da der Grossist sie nicht liefern konnte und die Herstellerfirmen sich weigerten, die Mittel an jemanden anderes als die Tierärzte zu liefern. Das resultierte in einem Monopol der Tierärzte, das dann durch ein neues Gesetz aufgehoben wurde. Heute können wir also auch Tiermedikamente an Lager halten und abgeben, wie die Tierärzte auch. „Auch“ … Also die Tierärzte auch noch. Es gibt auch bei den Veterinärprodukten rezeptpflichtiges und frei verkäufliches – und es gibt Apotheken, die such auf Tiermedikamente spezialisiert haben , samt der nötigen Weiterbildungen in dem Bereich.
      Trotz der Ängste der Tierärzte geht es denen heute nicht schlechter als damals (falls hier ein Tierarzt mitliest und fibdet, das ist nicht so, soll er protestieren).
      Aber eben: bei uns ging es nicht darum da gleich das Ganze Dispensierrecht wegzunehmen, wie es bei euch jetzt der Fall zu sein scheint.
      Und ich als Potheke würde mich nicht darum reissen, das (auch noch) machen zu müssen. Kommt das doch sicher auch noch mit einem ganzen Set neuer Vorschriften und Formulare und Büroarbeit.

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      1. Vielen Dank für die Antwort.
        Ich finde es nicht verkehrt, wenn man Medikamente für Tiere auch bei den Apotheken bekommen kann, würde aber nie von einer Apotheke erwarten, mich da auch beraten zu können.

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  7. Ich stimme auf alle Fälle gegen die SD.
    Ich habe zwei Kinder, die unter Norm gross waren (unter der 3. Perzentile) und ich war immer superfroh, dass ich mit der Apothekerin die Mengenanagaben auf den Rezepten nachrechnen konnte. Die korrekten Doseirungsmengen gehen ja meist auf Kilo Körpergewicht und nicht primär auf Alter.

    Wir haben mehr als einmal die Medikation in der doppelt so hohen Dosierung verordnet bekommen als für das Körpergewicht korrekt und gut war.

    Aus meiner Sicht liegt die Hauptkompetenz und vor allem auch die Kontrolle der korrekten Dosierung bei Menschen mit einem Pharmaziestudium.

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    1. Finde ich okay. Meiner Meinung nach müssen die Apotheker in Deutschland etwas selbstbewusster werden und sich (endlich) trauen, für ihre Arbeit/Leistung sich ausreichend entlöhnen zu lassen. Auch der Arzt verlangt etwas für Blutdruck- oder Blutzuckermessung. Auch andere Dienstleistungen sollten die Preise diskutiert werden … und neue Sachen nicht einfach aufgenommen, ohne auch die Entgeltung vorher festzulegen.

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  8. @Pharmama: Interessiert mich wirklich: Soweit ich es auf dem Internetauftritt der Aargauer Zeitung gelesen habe, wurden sowohl die Ärzteinitiative als auch die Apothekerinitative abgeschmettert. Ist das nun für die Schweizer Apotheker ein Erfolg, ein teilweiser Erfolg oder ein Misserfolg?

    Oder anders: Was wäre der Benefit gegenüber der jetzigen Situation für die Aargauer Apotheker gewesen, wenn die Ärzteinitiative zwar abgelehnt, aber die Apothekerinitiative doch angenommen worden wäre?

    Ich schreibe aus Deutschland, daher meine Frage.

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    1. Politik ist immer etwas kompliziert (finde ich), aber im Prinzip heisst das: Die SD kommt nicht (Juheee!) – es bleibt beim Status quo … was im Aargau auch bedeutet, dass Ärzte, die keine Apotheke in „vernünftiger Entfernung“ haben auch weiterhin eine Praxisapotheke führen dürfen.
      Das war schon so und wird also so bleiben.
      Aber es ist (in meinen Augen) trotzdem ein Sieg für die Apotheken: endlich ein Kanton, wo es wirklich gelungen ist, die Bevölkerung von den Vorteilen der Apotheke und den Nachteilen der SD zu überzeugen. – Im Gegensatz zu Zürich zum Beispiel. Das macht Mut.

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