Nach Anweisung des Arztes …

Auf dem Rezept: Sinupret Tabletten und Solmucol 10% Ampullen.

Ungewöhnlich. Im Normalfall nimmt man diesen Wirkstoff ein, Ampullen zu verschreiben ist seltsam – speziell, wenn es ganz offensichtlich (wegen den Sinupret) für eine Erkältung gedacht ist und nicht für etwas chronisches wie Mukoviszidose. Auch steht da keine Anleitung, wie sie angewendet werden.

Die Ampullen mussten bestellt werden.

Beim Abholen fragt die Patientin, wie sie das anwenden muss. Da der Arzt gar nichts dazu aufgeschrieben hat, haben wir darauf geschrieben: „Nach Anweisung des Arztes anwenden.“

Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass das zum Spritzen gedacht ist – aber das dürfte dann nur der Arzt selber machen.

Und da meine Kundin immer noch leicht irritiert schaut, erkläre ich ihr: „laut Packungsbeilage steht da, dass das normalerweise zum Inhalieren mit einem Gerät ist : 1 bis 2 mal täglich“.

Sie nickt. Schaut aber immer noch nicht überzeugt.

„Falls der Arzt etwas anderes gesagt hat, können sie dort ja noch anfragen.“

Ich habe schon Ampullen von Medikamenten verschrieben gesehen, die zum einreiben waren (in dem Fall eher nicht), oder auch eingenommen werden sollten (eventuell möglich hier) – Aber wenn es zum spritzen ist – dann müsste die Patientin das doch wissen, weil sie dann damit zum Arzt zurück muss. Also denke ich, das ist wirklich zum inhalieren – manche Leute haben auch so einen Vernebler zu Hause … anders kann ich mir eigentlich nicht erklären, weshalb der Arzt das so aufschreiben sollte.

Die Patientin nimmt ihre Ampullen und geht.

Nach einem Tag kommt sie zurück und sagt: „Ich habe Probleme mit den Ampullen. Ich kann das nicht inhalieren weil ich kein Gerät zu Hause habe.“

Ja, kein Wunder hat sie damit Probleme.

Ich frage beim Arzt nach, ob es vielleicht doch anders anzuwenden gedacht ist.

Arzt: „Nein, das soll sie inhalieren.“

Pharmama: „Okay, aber die Patientin hat kein Gerät dafür.“

Arzt (mit einer Selbstverständlichkeit): „Sie haben doch sicher Mietgeräte, die sie ihr geben können?“

Pharmama: „Ja, natürlich – aber wenn das so gedacht ist, schreiben sie es doch bitte das nächste Mal auch so auf das Rezept.“

Mal abgesehen, dass das so ist, als schreibe der Arzt Insulin Pen Refills auf, ohne dass der Patient jemals einen Pen besessen hat … ich halte das für einen Mini-Kunstfehler, der der Patientin schliesslich auch eine Menge Zeit gekostet hat. Ich habe auch noch nie zuvor ein Rezept gesehen, wo der Arzt etwas zum inhalieren aufgeschrieben hat und dann nicht noch den Inhalator dazu aufschreibt.

 

Und was lernen wir daraus: Das nächste Mal immer deutlich nachfragen, ob der Kunde auch wirklich ein passendes Gerät zu Hause hat.

Nein, das war keine Sternstunde.

Auch von uns nicht.

9 Kommentare zu „Nach Anweisung des Arztes …

  1. Oh, das kenn ich! Salbutamol TROPFEN! verordnet und dann gesagt, der Patient solle die in heißes Wasser tun und das inhalieren…..Der Doc ließ sich dann doch noch zur Verordnung eines Verneblers überreden.
    DAs finde ich so klasse, wie Leute, die Salzwasser heiß machen und dann meinen Sole zu inhalieren. Ich frage sie dann gerne, ob sie wüssten, wie man Meersalz herstellt. Das bringt dann meistens eine Denkminute und dann ein leicht bedripstes „ups“
    GRuß aponette

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    1. Oh. Das wäre Ventolin bei uns – der Sirup zum einnehmen (für Kinder) und die Lösung zum inhalieren. (und dann noch die Ampullen zum injizieren). Gut habt ihr das abgepasst.
      Das mit dem Salz inhalieren via heissem Wasser … höre ich noch ab und zu. Interessanterweise auch von eigentlich medizinischem Personal. Funktioniert nicht – respektive .. schon, aber nur, weil man Wasserdampf inhaliert. Ohne das Salz.

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  2. Na da fragt mal Gesundheitsökonom Prof. Gerd Gläske – mit seinem Kommentar, dass man alle schleimlösenden Wirkstoffe getrost in die Tonne treten kann und statt dessen lieber Wasserdampf-Inhalation machen sollte. *hust*

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  3. Was mich wundert: wenn der Arzt das verschreibt, schreibt er das dann komplett wortlos auf und spricht gar nicht mit der Patientin?

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    1. Ich habe den Verdacht, es liegt auch ein wenig am Patienten. Wenn der fragliche Patient beim Arzt genauso zugehört hat wie bei Pharmama [„…normalerweise zum Inhalieren mit einem GERÄT…“], dann ist vielleicht die Häfte von dem, was der Arzt gesagt hat, beim Patienten „angeommen“. Im Nachhinein läßt sich aber nicht mehr nachvollziehen, wer was (wirklich) gesagt hat.

      „Wie soll ich das denn einnehmen?“ – „Hat der Arzt nicht auf das Rezept geschrieben. Hat er Ihnen nichts gesagt?“ – „Irgendetwas hat er mir gesagt, aber ich habe gerade an meine Einkaufsliste gedacht… Wie nehmen die anderen Patienten denn das ein?“ – „Das ist ein Blutdruckmedikament / Psychopharmakum / Antiepileptikum / starker Blutgerinnungshemmer, und da gibt es keine `Standard-Dosierung´. Das nimmt jeder Patient anders ein.“ – „Und nun?“ – „Nun latsche ich zum Telefon und schaue mal, ob noch wer in der Praxis zu erreichen ist…“ Solche Gespräche führe ich alle Nase lang.

      Viele Patienten arbeiten sehr intensiv an der Therapie mit – aber es gibt auch immer ein paar von den anderen…

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      1. Ach, wie oft hab ich das schon erlebt. „…dafür kann ich Ihnen dieses Medikament verschreiben, das können sie dann (beliebige Anwendungsform einfügen), und das soll dann dies und jenes und blablabla mundfussligrede“. Am nächsten Tag kommt die Pflege: „Du, die Patientin hat da diese neue Tablette, und sie sagt sie will die nicht nehmen weil sie nicht weiss, wofür die ist.“
        Ich sag dann der Pflege nochmal, was ich der Patientin am Tag zuvor gesagt habe. Die geht dann zur Patientin hin und spricht mit ihr darüber. 10min später kommt sie wieder: „Die Patientin sagt, du hast ihr das überhaupt nicht gesagt und/oder du seist ja gestern gar nicht bei ihr gewesen“. Na herzlichen Dank auch.

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