Eine wegen dem QMS (Qualitäts Management System) durch die vielen neuen Vorschriften, Formulare, Checklisten und Dokumente ziemlich genervte Drogistin aus Bern:
„All das QMS, GMP und GWP. Wir hier haben GMV!
… Was? Kennst Du nicht?
Das ist Gesunder Menschen-Verstand!“
Au ja, den braucht es. Leider ist das rechtlich nicht mehr ausreichend. :-(
Begrifferklärung:
QMS: Quality Management System: Vorschriften und Anleitungen zur Sicherung und Aufrechterhaltung einer hohen Qualität in den Dienstleistungen und Vorgängen der Drogerie / Apotheke. GMP und GWP sind Teile davon.
GMP: Good Manufacturing Practice: Vorschriften zur Hygiene und Herstellungsvorschriften für in der Apotheke / Drogerie hergestellte und abgefüllte Produkte.
GWP: Good Welcoming Practice: Vorschriften und Anleitungen zum korrekten Umgang mit Kunden.
ist das wirklich nötig??? ich frage mich, ob die arbeit dadurch wirklich „besser“ wird. mir ist der GMV auch am liebsten, nicht nur, weil er völlig überdrehte protokolle erspart…
grüsse
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Offensichtlich ist es nötig. In der Schweiz ist der SAV (der Schweizer Apothekerverein) jedenfalls auf bestem Weg das für alle Apotheken obligatorisch zu machen.
Manche von den Formularen finde ich sogar sinnvoll, aber eine ganze Menge ist einfach nur Papier- Zeit- und Ressourcen-verschwendung. Und die Formulare werden immer komplizierter :-( Wenn ich da nur dran denke, was ich alles ausfüllen muss, wenn ich eine Rezeptur mache – da bin ich länger am schreiben als an der Handarbeit. Kann’s das wirklich sein?
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Ich arbeite selbst in einer zertifizierten Apotheke (in Deutschland noch nicht Pflicht)
Mein Chef hat da eine echt passende beschreibung für GMP = Give More Paper
und so ist es
Liebe Grüße
Lena
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die ganze Zertifiziererei ist eine riesengrosse Geld-Druckmaschine
.. für diejenigen, die die entsprechenden Schriftstücke verlegen (ein blödes Wort, weil zweideutig: besser wär’s wirklich, sie würden verlegt .. in die Rundablage)
.. und diejenigen, die die wiederkehrenen Audits durchführen.
Eigentlicher Hintergrund war mal (in grauer Vorzeit), Arbeitsabläufe zu vereinheitlichen, zumindest aber nachvollziehbar zu dokumentieren.
Mit deutscher Gründlichkeit (und die Schweiz steht uns da sicherlich nicht nach) wurde daraus ein Verwaltungsapparat par excellence mit schränkefüllenden Regelwerken, Ausschüssen (auch so ein zweideutiges Wort) und eben Institutionen, die die Einhaltung der „Vorgaben“ überwachen (und schlimmstenfalls mit dem ausgestreckten Finger drohen).
Da möchte man doch mit Max Liebermann sagen: „Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte.“
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Aha, und was genau steht dann in den GWP drin? Dass man zu grüßen hat, wenn der Kunde reinkommt? Hab keine Ahnung, wie ich mir das vorstellen muss..
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Good Welcoming practice, das beinhaltet nicht nur die Begrüssung und dass man anständig angezogen sein muss (Sauberer Schurz und so), dass der Laden in Ordnung ist, sondern auch *wie* man den Kunden bedient, wenn er ein freiverkäufliches Mittel will (da muss man diverses fragen) und wie man korrekt ein Rezept zu bearbeiten hat (man glaubt gar nicht, was da alles dahintersteckt), Verhalten bei Telefonanrufen und so weiter und so fort.
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.. also alles, liebe Pharmama, was man in seiner Ausbildung (hier in Deutschland und sicherlich auch in der Schweiz) eingetrichtert bekommt und worüber man letztendlich auch Kenntnisse – in Prüfungen – nachweisen muss, od’r?
Fällt mir gerade ein: für die Prüfer (s.o.) muss das Ganze doch eine schallende Ohrfeige sein.
Aber was ist denn die Folge dieser Regulierungswut? Na klar: jeder hat ein paar Meter Ordner im Schrank (den die Auditoren ja gern sehen :-) ) und wähnt sich in Sicherheit seiner Kenntnisse.
Dabei geht gern mal eine der wichtigsten Eigenschaften verloren: das selbst Nachdenken :-(
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oh je, papierschlachten dieser art scheint es überall zu geben… hier heißt es zwar nicht „gwp“, aber uns wurde auch ein mehrseitiges, wenn auch nur hotelinternes memo überreicht, das eigentlich nur sagt: flecken und falten auf/in der weißen bluse schlecht, sag „guten tag“ zum gast und artikuliere dich am telefon ordentlich. mit hilfe von gmv, der meines erachtens zumindest im umgang mit den gästen/kunden immer noch das beste ist, habe ich das schon so gemacht, bevor das memo offiziell überreicht wurde…
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Im Softwarebereich kenne ich genau dieselben Argumente: „wozu brauchen wir QM, wir machen keine Fehler, und bisher gings ohne auch super“.
Ja, klar… bis auf die „paar Fälle“ wo durch Flüchtigkeitsfehler Menschen draufgingen (Explosion der Ariane 5 wegen einer inkompatiblen Maßeinheit etc.pp.).
Fakt ist: Wer sein Fach mit Sorgfalt und Umsicht betreibt, braucht die QM-Maßnahmen normalerweise nicht – weil er diese ganzen Dinge von sich aus sowieso tut.
Dummerweise sind die Fähigkeiten innerhalb eines Fachgebiets aber normalverteilt – soll heißen, neben einigen wenigen sehr Guten gibt es sehr viele Mittelmäßige und eben auch eine Reihe von Pappnasen – und die wenden oft weder Sorgfalt noch Umsicht an. Und genau für die ist der ganze QM-Kram gedacht.
Es ist also quasi ein Sicherheitsnetz, dass das Worst-Case-Szenario abmildern soll, und (im besten Fall) das mittlere Verhalten leicht verbessert.
Wie so oft, hat das dann den Nachteil, dass das Best-Case-Szenario ebenfalls leidet.
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QMS = Quatsch Mit System
Erinnere mich bloß nicht daran. Im August werden wieder interne Audits von 3 Apotheken für mich fällig. Ja, ja ich bin QM-Bauftragte. Die wurde ich einfach so, ohne Fortbildung, ohne irgendwelche Kenntnisse. Da hieß es einfach: Machen sie mal. Jetzt arbeite dich mal durch einen Wust an absurden englischen Wortgebilden, die sich nach viel anhören und nichts aussagen.
Ein externer Auditor (furchtbares Wort – erinnert mich irgendwie an Siencetology – da gibt es das Auditing) hat mal folgenden Satz in unser Audit geschrieben:“ Die systematische Aufzeichnung von systematischen Fehlern wurde noch nicht systematisch dokumentiert.“ Ich habe vor Lachen fast auf dem Boden gelegen, was der Auditor irgenwie nicht verstanden hat. Wie dem auch sei, hauptsache ich hatte meinen Spaß.
Liebe Grüße
Nicole
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