Paracetamol: Wundermittel oder Teufelszeug?

Paracetamol – wie in Panadol oder den unzähligen Generika wie BenURon, Dafalgan,Tylenol, Acetalgin … ist ein altbekannter Wirkstoff über den man nicht nur viele Erfahrungswerte, sondern auch Studien hat.

Es ist das Standardmittel gegen Schmerzen und Fieber und neben Aspirin eines der ältesten Medikamente die wir haben.
Es ist das einzige Schmerzmittel das man ohne Probleme in der Schwangerschaft und Stillzeit geben kann und auch Säuglinge und Kleinkinder vertragen es gut. Ausserdem ist es so ziemlich das einzige Schmerzmittel das nicht auf den Magen schlägt und das man zusammen mit Blutverdünnern nehmen kann ohne eine erhöhte Blutungsneigung befürchten zu müssen. Es geht auch nicht so stark an die Nieren wie die anderen Schmerzmittel.

Das tönt alles wunderbar – und eigentlich ist es das auch. Aber es hat auch eine Schattenseite. Und das ist die Wirkung auf die Leber.

Paracetamol wird zum grossteil über die Leber abgebaut. Dazu muss die Leber den Wirkstoff an andere Stoffe binden, damit er wasserlöslich wird und über die Niere ausgeschieden werden kann. Nimmt man aber zuviel Paracetamol, bindet sich dieses (weil die normalen Bindestoffe aufgebraucht werden) direkt an die Leberzellen, wodurch diese absterben. Wenn ihre Leber stirbt, stirbst auch Du – ausser Du bekommst eine neue gespendet.

Die Vergiftungsgrenze ist nicht einmal besonders hoch – für einen Erwachsenen beträgt sie etwa 8g (das sind 16 Tabletten zu 500mg), für Patienten mit vorgeschädigter Leber, z.B. wegen Alkoholkonsum ist sie noch niedriger.

Einer meiner Dozenten hat dazu einmal gesagt: „Du kannst dich mit Paracetamol umbringen. Du nimmst einfach genug davon ein, Dir wird schlecht, dann fällst Du in die Bewusstlosigkeit. Wenn Du Glück hast, findet dich niemand. Wenn Du Pech hast, stolpert bringt man dich ins Spital, wo man Dir den Magen auspumpt und Du wieder aufwachst. Aber bis dahin ist es zu spät weil Deine Leber schon kaputt ist. Du seuchst noch ein paar Tage qualvoll vor dich hin, dann stirbst auch Du. Das ist NICHT ein angenehmer Tod.“

Es gibt übrigens ein Gegengift, das aber nur nützt, wenn man es früh genug nimmt – oder aber schon während man Paracetamol einnimmt (empfiehlt sich bei Langzeiteinnahme)- Das ist Acetylcystein, ein Stoff den man übrigens in der Apotheke auch als Schleimlöser verkauft (z.B. in Fluimucil, Solmucol).

Wegen der Leberschädlichkeit werden in Deutschland bald einmal die Packungsgrössen verkleinert, so dass nur noch maximal 20er Packungen frei verkauft werden dürfen, der Rest wird Rezeptpflichtig. In der Schweiz ist das bereits so.

Zusammenfassend ist zu sagen: Paracetamol ist ein wunderbares Medikament (sicher, Nebenwirkungsarm, wenig Wechselwirkungen), wenn es mit der nötigen Sorgfalt angewandt wird.

Bitte, bitte halte Dich an die angegebene oder verschriebene Dosierung.

16 Kommentare zu „Paracetamol: Wundermittel oder Teufelszeug?

  1. Oh, das klingt nach dem perfekten Selbstmord für mich!

    …ähm, nicht für mich persönlich, sondern für jemanden in einem Roman, an dem ich arbeite. Ich hänge an meinem Leben ^^‘
    Hat der Blogumzug doch was sehr positives. Ich wär sonst nie über diese Information gestolpert =)

    Like

  2. Naw, wie gesagt, ich hänge am Leben, für mich ist Selbstmord keine Alternative, war auch noch nie ein Thema, selbst wenns mir mal wirklich dreckig ging.
    Aber es ist wirklich perfekt für die Story, an der ich arbeite. Ich wusste, dass das Mädchen sich umbringt und das ganze Drama in Bewegung setzt, nur nicht wie. Jetzt weiß ich es endlich, für SIE ist es perfekt. Story. Fiktional! Versprochen =)

    Like

  3. Dafür muss ich es erst einmal fertig schreiben ;) Mein Hauptaugenmerk liegt im Moment auch eher auf der Beinahe-Weltuntergangsgeschichte, die ich im letzten Nanowrimo geschrieben hab. Da kann man zumindest den Kern online lesen, nämlich hier (und ja, ich weiß, da sind logische Fehler drin, aber daran arbeite ich ja auch noch ;) ) :
    http://milleresk.net/nanowrimo/

    Wenn die andere soweit ist, kann ich mich ja noch mal melden =) (das dauert aber noch eine ganze Weile…)

    Like

  4. Danke für den aufschlussreichen Artikel! Das ist das erste Mal, dass ich davon so ausführlich höre.

    Irgendwie erzählt einem keiner so wichtige Sachen…

    Like

  5. Hallo Pharmama,

    lass mich raten, da muss ich als ‚mündiger Patient‘ wieder einmal selber dran denken und meinen Arzt bitten dass er mir das mit aufschreibt? *grummel*
    Ich weiß das hört sich frustriert an, ist es auch.

    Like

    1. Was genau meinst Du? das Acetylcystein?
      Frag ihn mal – ansosnten: das gibt es auch frei zu kaufen und wenn man unter 6g täglich bleibt, sollte die Leber (ausser sie ist vorbelastet) mit dem Paracetamol fertig werden.

      Like

  6. Ich habe mal ein fünfzehnjähriges Mädchen nachts auf der Straße aufgesammelt, das zwischen zwei Dörfern mitten auf dem Bürgersteig lag. Zuerst dachte ich im Vorbeifahren, dass da nur ein Haufen Lumpen liegt, aber ich bin dann doch umgedreht und habe nachgeschaut. Handys gabs noch nicht für Normalsterbliche. Also bin ich raus aus dem Wagen und habe gebetet, dass es keine Falle ist.

    Die Kleine hatte eine Überdosis Paracetamol geschluckt, wollte Suizid begehen bzw. vielleicht auch nur vortäuschen.
    Die Kleine hatte auch diverse alte Narben und neue Schnitte an den Unterarmen (Borderline?). Und sie war ein Pflegekind. Mit ihrer Handlung wollte sie verhindern, zurück zu ihren Eltern zu müssen.

    Dummerweise hat sie beim wahllosen Griff in den Medikamentenschrank das einzige dort vorhandene erwischt, was wirklich zum Erfolg hätte führen können.

    Ich bin mit ihr dann ins nahegelegene KH gerast, hab dem Arzt in der Notaufnahme das mit dem Paracetamol gesagt und dann die halbe Nacht gewartet, bis die Ärzte Entwarnung gaben.

    Was für eine besch*** Nacht!

    Like

    1. Wobei die Leber da sicherlich trotzdem einen Treffer abbekommen hat.

      Herzlichen Glückwunsch übrigens zu Deiner Zivilcourage. Da sind bestimmt einige Leute daran vorbeigefahren ohne anzuhalten und ohne den Notruf zu verständigen.
      Ich kann nachvollziehen, dass Du beim Aussteigen Angst hattest, ob es eine Falle ist. Wenn ich gerade ohne Handy wäre, würde ich im Sinne des Eigenschutzes spät in der Nacht und alleine im Auto auch als Mann wahrscheinlich erst ins nächste Dorf fahren und dort bei ein paar Leuten Sturm klingeln und mir die als Unterstützung holen.
      Vor der Situation hab ich selber extrem Schiss.

      Like

      1. Hallo McCloud,
        ich hatte einfach noch mehr Angst um die Kleine als um meine eigene Sicherheit. Das ist keine Zivilcourage, sondern einfach nur Instinkthandlung.

        Dann wird das Aussteigen aus dem sicheren Auto in dem Moment ganz leicht. Und als ich erkannte, dass dies wirklich ein Notfall war, hatte ich nur noch Sorge um sie und nicht mehr um mich.

        Die wackligen Knie kommen bei mir immer erst hinterher, wenn die Krise bewältigt ist bzw. zumindest entschieden wurde.

        Besser so als anders herum, stimmts?

        Du wirst auch genau das Richtige tun und Dein Bestes geben, wenn Du mal in so eine Situation kommen solltest. Da bin ich mir ganz sicher!

        Alles Liebe,
        Postpanamamaxi

        Like

Hinterlasse eine Antwort zu Liz Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..