Zwei Probleme, eine Lösung

„Sie kennen mich, oder?“
fragt mich der Mann, der am Samstag frühmorgens als erstes in der Apotheke steht.
Ja, tu ich – er ist ein Stammkunde, der unregelmässig im Abstand von Wochen bis Monaten vorbeikommt.
Mann: „Ich habe zwei grosse Probleme, bei denen Sie mir helfen können …“
ich schaue ihn erwartungsvoll an „?“
Mann; „Ich bin stark verstopft und brauche etwas dagegen, aber ich habe kein Geld dabei. Ich komme das am Dienstag bezahlen, dann bekomme ich wieder welches.“
Ah ja. Mal sehen. Es gibt da ja auch sehr günstige Mittel inzwischen – unter 5 Franken…
Pharmama: „Okay – wie lange sind Sie denn verstopft, respektive – seit wann können sie denn nicht mehr auf die Toilette?“
Mann (bestimmt): „Seit gestern abend um halb 8 Uhr!“

Pharmama: „Und vorher?“
Mann: „Vorher war alles normal.“ – 
„Normal“ stellt sich bei etwas weiterem Nachfragen als „einmal täglich fast immer um dieselbe Zeit“ heraus. Uhrwerk – bis jetzt. Ohne dass er etwas genommen hätte

Also habe ich ihn erst mal beruhigt: „Normal ist auch bis alle 2 bis 3 Tage einmal. Sie brauchen also noch gar nichts zu nehmen. Sie können durchaus und ohne negative Auswirkungen abwarten über das Wochenende. In den meisten Fällen kommt das von alleine wieder. Ich gebe ihnen deshalb jetzt nichts mit. Schauen Sie einfach, dass sie genug trinken und sich heute etwas mehr bewegen, dann wird das ziemlich sicher wieder. Und wenn nicht, kommen Sie am Montag morgen nochmal vorbei.“

Das hat er dann so angenommen und ist einigermassen beruhigt gegangen.
Wenn ich ihm jetzt so ein Mittel mit Picosulfat mitgegeben hätte … nun, ER ist genau der Typ, der dann im nullkommanichts im Abführmittel-Teufelskreis landet. Das Zeug funktioniert nämlich schon – es wirkt so stark, dass es den Darm fast komplett leert … und dann kann/muss er am nächsten Abend WIEDER nicht auf die Toilette und denkt er ist verstopft. Und nimmt die nächste Tablette. Und so fort.

… Ausserdem habe ich genau bei ihm im Patienendossier den Kommentar drin, dass Bestellungen, Sachen die die KK nicht bezahlt etc. sofort zu bezahlen sind. Ansonsten macht er es nämlich nicht mehr.

Je nach Grad der …

rpverstopfungsgrad

Absolut korrektes Rezept – aber amüsant:

Laxoberon Tropfen

Dosierung: Einmal täglich 3 bis 20 Tropfen je nach Stuhlgang und Verstopfungsgrad

Ich schreibe das jetzt genau so an und hoffe still, dass der Patient mich nicht fragt, wie man das genau misst …

Drückende Probleme

Eine Frau kommt mit einem dringlichen Problem zu mir – ihr Mann konnte seit 3 Tagen nicht auf die Toilette. Das ist im Normalfall nicht so tragisch –aber der Mann hatte kurz davor eine Hämorrhoiden-operation und eben seitdem keinen Stuhlgang mehr.

Das Spital hat ihn nach Hause geschickt ohne einen Stuhl-Weichmacher mitzugeben … was ich nach so einer Operation nicht gerade toll finde. Der Mann hat 4 Stiche und es tut ihm immer noch weh. Er darf nicht pressen und harter Stuhl könnte das wieder aufreissen.

Gegessen hat er aber normal die 3 Tage. Jetzt ..  ginge es ihm ziemlich schlecht. Wahrscheinlich hat er auch aus Angst vor den Schmerzen etwas verhalten. Das macht es nicht besser.

Ich habe ihr verschiedenes Vorgeschlagen, alles aber mit der Bemerkung, dass sie es dem Arzt auch mitteilen sollte. Und sie hat alles gekauft: Zäpfchen, Stuhl-Weichmacher, Mini-Klister …

Ich hoffe nur, sie haben zuhause mehr als eine Toilette, denn eine davon … wird heute Nacht besetzt sein.

Kurze, wichtige Durchsage

Wenn Sie Leinsamen benutzen gegen Ihre Verstopfung, ist es wichtig, sie vorher in Wasser quellen zu lassen oder im mindesten sehr viel Wasser dazu zu trinken. Ansonsten riskieren sie nämlich die genau gegenteilige Wirkung.

Im Schlimmsten Fall riskieren Sie sogar einen Darmverschluss.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit. – Weitermachen!

Manuell ausräumen

Man hört ja gelegentlich noch davon, dennoch bin ich immer etwas überrascht. dass Leute das tatsächlich auch selbst machen.

Da war dieser Mann, der in die Apotheke kam um etwas gegen Verstopfung zu holen. Dann holt er aus und erzählt, dass er so verstopft gewesen ist, dass er „es“ mit einem Löffel herausholen musste …

Nachdem man ihn ausführlich beraten hat und erst ein Klistier und dann regelmässige Gabe eines osmotischen Mittels empfohlen hat, geht er wieder.

Es scheint funktioniert zu haben, denn als nächstes kommt er mit seinen Rezepten zu uns.

Auf einem davon: MST Continuus.

Hmmhmmm … starke Opiate verursachen klassischerweise als Nebenwirkung Verstopfung. Kein Wunder hat er so Probleme. Erstaunlich nur, dass bis jetzt noch niemand darauf gekommen ist.

Boom!

mitteilung eines vaters zur verstopfung seines säuglings:
„wir mussten ihm alle zwei bis drei tage diese
Nitroglycerin-Zäpfchen geben.“

Gefunden beim kinderdoc

Für Laien: Glycerin Zäpfchen gibts zum Abführen. Nitroglycerin (wie im Sprengstoff Dynamit) braucht man zwar medizinisch auch, aber eher zum erweitern der Gefässe bei Angina Pectoris Anfällen (Herzproblemen) in Form von Mundsprays oder Kaukapseln.