Neue Spitzentechnologie (aus Amerika!)

image
Diese hochwertige neu-Entwicklung wurde uns letztens in der Apotheke angeboten. Ja, das ist so ein Streifen, der mittels Farbänderung angibt, wie die Temperatur ist. Den hält man an die Stirn.

Kommentar meiner Pharmaassistentin: „Oh, gibt’s die wieder?“

Echt jetzt: das ist weder neu (erinnert sich jemand hier an die Stimmungs-anzeigenden Medaillons aus den 80ern?) noch ist das eine Spitzentechnologie und von Qualitätsinstrument würde ich bei etwas, das in halb-Grad-Schritten anzeigt (bis 40 Grad!) auch nicht reden. Übrigens: auch normale Thermometer sind wiederverwendbar und nutzen nicht ab und sind sehr schnell … Der einzige Vorteil, den ich hier sehen würde ist der geringe Preis. Allerdings kann man bei der Messgenauigkeit und etwas Übung auch auf die Methode „Hand auf die Haut legen“ zurückgreifen …

Frage des Tages

„Hilft die Grippeimpfung auch gegen Ebola?“

Nein. Allerdings würde ich, wenn ich in ein Gebiet mit Ebola reisen müsste, die Grippeimpfung trotzdem vorher machen – dann könnte ich mir (etwas) sicherer sein, dass das plötzliche hohe Fieber nicht eine anfangende Grippe, sondern halt Ebola anzeigt. Das dürfte ein paar Fehlalarme weniger geben.

(Brrrr.)

Die Ebola-Impfung ist im übrigen jetzt im „Freilandtest“, in der Phase I – die ersten 120 Freiwilligen (Helfer, die nachher auf Afrika gehen) testen das gerade. Ich hoffe, das kommt gut.

Ist Fieber gefährlich?

„Ist Fieber gefährlich?“ fragt letztens der Kinderarzt (KA) in der Weiterbildung für Apotheker.

Allgemeine Unsicherheit.

KA: „Okay. Fragen wir mal anders. Ist eine Körpertemperatur von 38 Grad gefährlich? Hände hoch, wer das glaubt.“

(Keine Hände oben)

„39 Grad?“

Immer noch keine.

„40 Grad??“

Ein paar zögerliche

„41 Grad???“

Ein paar mehr.

KA: „Okay. Also – Was passiert denn bei hohem Fieber?“

Eine unsichere Stimme antwortet: „Da denaturieren Proteine im Gehirn.“

KA: „Ah ja. Die Standardantwort aus dem Textbuch.

Hat denn irgendjemand hier schon einmal jemanden mit so denaturierten Proteinen gesehen?“

Alle schauen sich an. Nö. Kopfschütteln.

KA: „Ich auch nicht – in meinen über 20 Jahren bisher. Einzige Ausnahme war das Baby, das mehrere Stunden im geschlossenen Auto in der Sonne stand. Das war bei über 60 Grad faktisch gekocht worden. Aber von Fieber? Nein.“

Der Körper setzt dem Fieber auch eine Grenze nach oben. Über 41 Grad geht es eigentlich nicht.

Also man muss Fieber nicht grundsätzlich senken. Es ist auch an sich nichts schlechtes – es hilft dem Körper bei der Infektabwehr.

Fieber senken kann man, wenn das einen sehr erschöpft.

Zum Arzt sollte man, wenn Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Hautausschlag oder neurologische Beschwerden dazu kommen. Unbedingt sollte man bei kleinen Kindern abklären, woher es kommt – also unter 6 Monaten immer zum Arzt.

Kinder, die zu Fieberkrämpfen neigen, gibt man fiebersenkende Mittel – wobei hier nicht das Fieber selber die Krämpfe auslöst, sondern der (schnelle) Anstieg oder Abfall desselben.

Noch ein paar Worte zur Fiebermessung:

Am genausten ist die Messung rektal – also im After. Das entspricht der Kerntemperatur.

Messung sublingual (also im Mund) gibt Werte die 0.3 – 0.5 Grad niedriger liegen – und wenn man bis 15 Minuten vorher etwas kaltes trinkt stimmt das auch nicht mehr.

Messung unter den Achseln ist mindestens – 0.5 Grad niedriger … und so ungenau, dass man das eigentlich gar nicht machen sollte.

Messung im Ohr mittels Ohrthermometer gibt recht genaue Werte … vorausgesetzt man bedient das Gerät richtig, nicht zuviel Ohrenschmalz oder einen Knick im Gehörgang.

Alternative … oder besser Neuartige Methode zum Fiebersenken?

7065412_700b_v1

gefunden auf 9gag.com

Also: das Kind bekommt Fieber (103 Grad Fahrenheit sind etwa 39.5 grad Celsius) … und dem Papa fällt nichts besseres ein, um das Fieber zu senken, als die Tochter an das Kühlsystem und ein paar Kühlkörper vom Computer zu hängen. Paracetamol hatte er offenbar nicht im Haus.

Okay … funktioniert vielleicht auch, aber … warum nicht mit kalten Umschlägen und Essigsöckchen arbeiten? Wasser, Essig und Tücher sind in so ziemlich jedem Haushalt vorhanden, das ist sicher nicht so aufwändig zu installieren und macht auch nicht weh, wenn man versehentlich draufliegt :-) …

Aber natürlich bin ich nicht ganz so ein Computergeek (auch wenn mein Kuschelbär was anderes behauptet).

Ich halte den Artikel ja für eine Ente … auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass das tatsächlich mal jemand probiert hat ….

Unausstehliche Nebenwirkung

Mutter in der Apotheke: „Ich habe da eine Frage. Sind sie die Apothekerin?“

Pharmama: „Ja.“

Mutter: „Also, mein 7 Jahre alter Sohn hat eine Halsentzündung – Streptokokken … und er muss zuhause bleiben. Im Moment ist er wirklich anstrengend und unausstehlich …. Ich denke, das liegt daran, dass der Arzt das Antibiotikum falsch dosiert hat.“

Pharmama: „Ich bin ziemlich sicher, es liegt daran, dass er krank ist, dass er gereizter reagiert.“

Mutter: „Denken sie?“

Pharmama: „Ja. … macht meiner auch, wenn er krank ist.“

Mutter: „Oh, gut. Danke vielmals.“

… Tatsächlich kann ich mich erinnern, dass ich selber auch so war. Ich weiss nicht mehr, was ich hatte … ziemlich sicher etwas mit Fieber, das hatte bei mir den Effekt, dass ich einfach gar nichts mehr machen wollte ausser rumzuhängen und schlecht gelaunt zu sein. Und dann gibt es so Momente, da hat man als Kranke/r zum Beispiel etwas im Kopf, das man will (noch einen Film anschauen, etwas spezielles zu trinken, dass Mama nicht jetzt gerade rausgeht zum Einkaufen). Und das will man dann nicht nur, das WILL man, Muss man haben. Jetzt. Gleich. … und wenn man in einem klarerem Moment zurückblickt, denkt man: „Das war jetzt irgendwie total unrational und übertrieben so zu reagieren.“

Also .. verstehe ich den Jungen.

Nicht alles ist ein Problem von den Medikamenten.

Nehmen und gut?

Frau kommt in die Apotheke und will etwas gegen das Fieber bei ihrem Kind: „Aber nicht Dafalgan, das hat nicht geholfen.“

Ich empfehle demnach Algifor Sirup und sie sagt: „Das habe ich auch schon probiert. Das wirkt … aber nur für 6 Stunden.“

Echt?

Ich bin mir nicht ganz sicher, was sie erwartet. Dass einmal nehmen reicht? Wenn das ursprüngliche Problem noch da ist – zum Beispiel die Infektion, dann kommt auch das Fieber wieder, sobald die Wirkung des Mittels nachlässt. Das ist bei allen so.