Ich hab da was im Auge

2009 Kundin: „Ich habe etwas im Auge.“

Apothekerin: „Sie können dieses Augenwasser verwenden um es herauszuspülen“

Kundin: „Wissen Sie, ich habe meinen Mann heute Morgen befriedigt und habe, ‚sie wissen schon was’ in mein Auge bekommen. Es hat gebrannt, also habe ich mein Auge über dem Lavabo ausgewaschen.“

Apothekerin (behält die professionelle Haltung): „Ich bezweifle nicht, dass es brennt, aber es schadet ihrem Auge nicht. Benutzen sie einfach dieses Augenbad so oft sie möchten oder es brauchen und morgen sollte es wieder gut sein.“

Kundin: „Aber, Ich kann sie herumschwimmen sehen!“

Apothekerin: sprachlos.

Copyright-Verletzung? Zahlen, bitte!

Etwas Aufregung zwischendurch: flattert meinem Blog ein Schreiben in den maileingang, in dem mir Copyright-Verletzung vorgeworfen wird und ich deshalb mehrere hundert Euro zu zahlen habe.

Authorization request / Unauthorized image use – Case no: XXXXXX
Dear Pharmama,
We, COPYTRACK, are writing to you on behalf of our client WENN Rights International Ltd, who has assigned us the monitoring and protection of their licenses and image rights. On January 7, 2025 we have been informed that Pharmama is likely using an image without permission and the client has exclusively commissioned us with the clarification, administration of the image rights for the territory of the Federal Republic of Germany and, if necessary, the enforcement of any copyright infringement through our partner lawyers. Images are protected by copyright law almost worldwide and infringements are actionable under the respective national law. Please see the attachment below for details.
On behalf of our client, we must first determine if you have a valid license to use the images in question in the territory of the Federal Republic of Germany. If you have a valid license or any other legal justification to use these images, please reply to this email and include proof of license purchase and/or any other necessary information to validate the usage.
Please note that you are obliged to provide the necessary information about the usage of the image to allow our client and us to verify the lawfulness of such usage. Please respond to this letter no later than January 18, 2025.
If this is not the case, your use of the image material most likely constitutes a copyright infringement within the territory of the Federal Republic of Germany. If no settlement can be reached, we as Copytrack are directly instructed to enforce these rights for the territory in the Federal Republic of Germany through our German partner lawyers and, in addition, to instruct our respective partner lawyers in other countries to examine and, if necessary, enforce the infringement of the rights in the respective countries. You could then be legally obligated to compensate our client for the damage caused by this copyright infringement.

Sie akzeptieren Paypal, Credit Card oder Banküberweisung.

Ich frage mich, wie viele das gleich machen, um das Problem loszuwerden. Ich nicht. Ich gehe auch nicht irgendwelche Links klicken. Man sieht irgendwo in dem (sehr professionell aufgemachtem) mail das Bild und wo es ist.

Also mein erster Schritt: Um was geht es genau? Das Bild wurde 2010 (ja, vor 15 Jahren) gepostet. Es war ein Künstlerportrait, gemacht aus Tabletten und Kapseln. Ich fands toll – auch wegen dem Hintergedanken, den ich sah: der portraitierte Heath Ledger ist kurz vorher an einer Überdosis Medikamenten gestorben. Und so hab ich es kommentiert. Und den Künstler genannt. Und die Seite des Künstlers, von der ich das hatte verlinkt.

Screenshot

Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, aber ich denke, ich habe da nichts falsch gemacht. Meiner Meinung nach fällt das posten dieses Bildes auf meinem Blog unter das „fair use“ Prinzip.

If you are commenting upon or critiquing a copyrighted work—for instance, writing a book review—fair use principles allow you to reproduce some of the work to achieve your purposes. Some examples of commentary and criticism include:
• quoting a few lines from a Bob Dylan song in a music review
• summarizing and quoting from a medical article on prostate cancer in a news report
• copying a few paragraphs from a news article for use by a teacher or student in a lesson, or
• copying a portion of a Sports Illustrated magazine article for use in a related court case.
The underlying rationale of this rule is that the public reaps benefits from your review, which is enhanced by including some of the copyrighted material
. (Quelle: https://fairuse.stanford.edu/overview/fair-use/what-is-fair-use/)

Und dann bezweifle ich irgendwie, dass die Copytrack-Firma, oder die Firma WENN, die sie vertreten, wirklich die Inhaber des Bildes sind. Leider ist die Seite des Künstlers nicht mehr existent. Wenn ich im Internet nach der Firma google, kommen einige andere Seiten, die auch so mails bekommen haben. Mindestens eine hat da erfolgreich nachrecherchiert wegen ihrem geposteten Bild – das einem Musem gehört, das auch von Copytrack angeschrieben wurde, wegen demselben Bild, dass sie da eine Copyright-Verletzung begangen haben …

Ich habe also zurückgeschrieben (nachdem sie das angemahnt haben, weil ich auf das erste mail nicht reagiert habe):

To whom it may concern at COPYTRACK,
I am writing in response to your recent mail regarding an alleged copyright infringement concerning the use of an image on the website pharmama.ch. I want to assure you that the matter has been taken seriously and has been reviewed thoroughly.
The image in question was posted in accordance with the principles of „fair use,“ on a non-profit private blog. It was commenting on the work of the artist and it was accompanied by proper attribution to the artist, including their name and a direct link to their original work. This context falls within the boundaries of fair use as outlined by copyright law.
Furthermore, I must express doubts as to whether the company you claim to represent, WENN, is genuinely acting on behalf of the copyright holder or whether this claim of yours is an attempt to unjustly solicit financial compensation. I kindly request that you provide verifiable documentation or other evidence proving your authority to act on behalf of the copyright holder in this matter.
Notwithstanding the above, the blog post and the associated image have been removed from public access. This decision was made after ensuring that all relevant evidence has been securely preserved.
Should this resolution not suffice in your view, please feel free to contact us again. However, please be advised that any further claims or disputes will be escalated to our legal counsel and insurance for appropriate handling.
Sincerely
Pharmama

Geschrieben mit Hilfe, damit es sich entsprechend professionell und rechtlich anhört, aber ich war durchaus bereit, das an den Anwalt weiterzuleiten. Wir haben eine Rechtsschutzversicherung, die Internet/Online-Probleme einschliesst.

2 „wir haben ihre Nachricht bekommen“ und „haben sie die Fallnummer angegeben?“ mails später:

Dear Pharmama Team,
thank you for your message and explanation.
Please kindly find our client’s confirmation of assignment attached herein for your perusal.
We have reviewed the information provided and decided to close this case.
Thank you and best regards,
Carl
Legal Department
COPYTRACK GmbH
Saarbrücker Straße 18, 10405 Berlin
Germany

Angefügt war übrigens ein Bild von einem Blatt, auf dem bestätigt wird, dass die Firma WENN (in London) der Firma Copytrack (in Berlin) mit der „Auffindung unrechtmässiger Bilder im Internet, deren Urheber oder Nutzungsrechtinhaber ich bin“ beauftragt. Das bestätigt nicht, dass die Firma WENN wirklich Nutzungsrechtinhaber des Bildes ist. Der Künstler Jason Mecier, dessen Werk ich wirklich schätze, ist Amerikaner.

Aber egal, fast überlesen in der Aufregung: Wir haben beschlossen diesen Fall zu schliessen.

Ich bin noch nicht ganz überzeugt, dass das nicht eine Masche ist – die mails sehen, auch wenn professionell, sehr nach Massenware aus. Vielleicht KI-generiert, die das Internet durchsucht nach möglichen Copyright-Verletzungen. Das ist günstig und schnell. Und schnelles Geld, wenn ohne Widerspruch gezahlt wird.

… Vater sein dagegen sehr

Mann in der Apotheke: „Was empfehlen sie für ein Baby mit Verstopfung?“

Pharmama: „Wie alt ist das Baby denn?“

Mann: „Einen Tag alt.“

Oh, ja.  Gratuliere zum neuen Familiennachwuchs. Die Verdauung von so Kleinen funktioniert noch nicht gleich, wie unsere, aber in etwas ähnelt es sich doch. Wenn man wenig isst, kommt auch wenig raus. Und wenn das Kind voll gestillt wird, dann kann es unter Umständen lange dauern zwischen 2 Stuhlgängen. Bis zu 10 Tagen – was auch kein Problem ist, wenn das Baby normal zunimmt, nicht schreit oder sonst Unwohlsein zeigt. Von daher ist meine Empfehlung klar: Abwarten. Und wie wäre es mit etwas Kamillentee … für Sie?

Eine Bedienungsanleitung wäre für manche frisch gebackene Väter (und manche Mütter) keine schlechte Idee.

Nicht umsonst und nicht gratis

Ein paar einleitende Erklärungen, weil ich weiss, dass das sonst wieder Verwirrung gibt bei meinen deutschen Lesern. Apotheker*innen in der Schweiz haben inzwischen einige Kompetenzen erhalten, die sich von denen der deutschen Apotheken unterscheiden. Am besten sieht man das bei den rezeptpflichtigen Medikamenten. Wir dürfen die Medikamente der Liste B nämlich abgeben – die wurde aufgeteilt in Liste B, Liste B-minus und Liste B-plus … aber das wäre das Thema für einen eigenen Blogpost wie und warum. Wir dürfen und sollen diese Medikamente aber nicht einfach verkaufen – sondern nach Beratung und Dokumentation, dafür braucht es vorhergehende Weiterbildungen um das Wissen dazu zu erwerben. Ich zum Beispiel habe dazu den FPH Anamnese gemacht und bin inzwischen ziemlich gut in Hautproblemen, einfacheren HNO-Sachen, sowie Pädiatrie und habe erweiterte Kenntnisse in Augenproblemen, Schmerzbehandlung etc.

Das bedeutet, dass Patienten in der Apotheke informiert und beraten werden:
– ob ihr Problem durch einfache Massnahmen und OTC (rezeptfreie) Medikamente behandelt werden kann
– ob wir nach kurzer Beratung und Dokumentation wirksamere Medikamente abgeben können (noch an der Theke),
– ob das ausführlichere Beratung und Abklärung im Beratungsraum braucht für die Medikamente,
– oder ob das zum Arzt gehört – und wie schnell.

Der erste und letzte Punkt sind gratis. Für ausführlichere Beratung und die dazugehörende Dokumentation verlangen wir inzwischen etwas. Je nach Problem zwischen 7, 12 oder 25 Franken. Dazu kommen dann noch die Medikamente, die bezahlt werden müssen. Dem Patienten spart das Zeit und Geld (auch Arztbesuche sind in der Schweiz nicht gratis) – und da die Kassen das nicht zahlen müssen und das Arztbesuche verringert, entlastet das auch das Gesundheitssystem. Auf der negativ-Seite: das ist ein ziemlicher Mehraufwand für die Apotheken – neben der schon vielen Arbeit mit den Rezepten sonst, braucht das viel Zeit und ist schlecht planbar neben dem Tagesgeschäft: die Leute laufen jederzeit in die Apotheken während der (langen) Öffnungszeiten. Auch wenn vieles durch unsere Mitarbeiter vorbereitet werden kann, es ist immer ein*e Apotheker*in involviert.
Das ist auch der Grund, weshalb wir die Patienten ziemlich schnell über mögliche anfallende Kosten informieren und es zu manchen Zeiten vorkommt, dass ich das als Apothekerin nicht machen kann – entweder können die Patienten dann warten, oder müssen zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen.

Da war letztens der Patient im Abendverkauf – 15 Minuten vor Ladenschluss, wenn nur noch 2 Mitarbeiter in der Apotheke sind.

Mann: „Ich möchte etwas gegen Krätze“

(Es gibt eine Salbe: Scabi-med, die ist Liste B+, also Abgabe nach Beratung, Dokumentation und kostet +7 Franken. Aber erst mal:)

Pharmama: „Für wen ist das Mittel?“

Mann: „Es ist für mich. Ich habe einen Ausschlag am Arm und möchte etwas dagegen.“

(Gut: für ihn selber, dann kann ich die Beratung dafür machen und etwas abgeben, Schlecht: am Arm? Ist untypisch, vielleicht etwas anderes?“

Pharmama: „Ich kann das mit ihnen anschauen, aber um die Salbe gegen Krätze abgeben zu können, muss ich ein paar Fragen stellen und das dokumentieren. Das kostet etwas.“

Mann: „Oh, muss das sein? Ich weiss ja, was ich will, ich brauche das für den Ausschlag“ (krempelt den Ärmel hoch)“

(Ja, hmmm. Ich sagte schon, der Ort ist ungewöhnlich. Der Ausschlag ist auch untypisch für Krätze auf den ersten Blick. Ein relativ scharf umgrenzter roter Fleck mitten auf dem Arm mit leichter Schuppenbildung.)

Pharmama: „So auf den ersten Blick sieht das für mich nicht nach Krätze aus, sondern nach etwas anderem. Dafür hätten wir ihnen auch passende Medikamente, aber auch hier: wenn ich das abgeben will, muss ich das etwas genauer anschauen.“

Mann: „Was würden sie den geben? Der Arzt im Videocall hätte mir Cortisonsalbe verschrieben. Das wollte ich nicht.“

(Ah so – der Mann hatte schon eine Konsultation mit einem Arzt, aber das Ergebnis hat ihm nicht gepasst.)

Pharmama: „Cortison, weil er dachte, das sei ein Ekzem. Das wäre eine Möglichkeit, aber wie gesagt, das würde ich genauer anschauen wollen. Für heute reicht das nicht mehr – ich rate ihnen, morgen oder zu einem anderen Zeitpunkt dafür wieder zu kommen.“

(Es ist jetzt 5 Minuten vor Schluss – und er braucht ganz offensichtlich ausführlichere Anamnese und Beratung … ev. auch um ihn von seiner Selbstdiagnose abzubringen).

Mann: „Und jetzt können sie mir nichts geben?“

Pharmama: „Doch, zum Beispiel ein Hautpflegendes, gut rückfettendes Mittel. Das ist in jedem Fall von Vorteil.“

Mann: „Ah, nein. Aber wenn ich morgen komme, bekomme ich die Salbe gegen Krätze? Und dann hätte ich noch gerne Ivermectin-Tabletten.“

Pharmama: „Ob ich ihnen die Salbe abgeben kann, sehen wir in der Beratung. Die Tabletten kann ich ihnen nicht geben. Wenn sie denken, dass sie die brauchen, müssen sie zum Arzt für ein Rezept.“

Mann: „Oh, ich wollte einen Arztbesuch vermeiden und ich habe gehört, sie dürfen die Sachen auch ohne Rezept abgeben.“

Pharmama: „Manches davon, nicht alles. Und nicht auch nicht einfach so. Wie gesagt, dazu gehört die Abklärung – und die kostet etwas. Jedenfalls: überlegen sie es sich doch bis morgen, ob sie das wollen.“

Wir schliessen jetzt.

(Das war übrigens am selben Tag, als ich eine Diskussion mit einer Frau am Telefon hatte darüber, dass ich keine Ferndiagnose stellen werde für ihr Hautproblem und dass ich, wenn sie Rosalox will – das sie als Kind mal hatte – das auch nur nach kostenpflichtiger Beratung bekommt. Auch das: 15 unbezahlte Minuten.)

Fehlabgabe

Das ist für alle, die denken, ich sei die perfekte Apothekerin. Das bin ich nicht. Leider:

Ja, es war mein Fehler.

Die Kundin bekam ein falsches Medikament mit. Am nächsten Tag bemerkte meine Kollegin das beim Kontrollieren der Rezepte und rief der Kundin an, um das wieder in Ordnung zu bringen.
Es handelte sich um ein neues Medikament, das die Kundin bisher noch nie hatte. Abgegeben wurde die falsche Dosierung – zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass es sich um ein handschriftliches Rezept handelte und ich es so gelesen habe, während die kontrollierende Kollegin es anders las. Laut telefonische Nachfrage beim Arzt war ihre Version die richtige.

Meine Kollegin ruft also der Kundin an, erklärt und entschuldigt sich und versucht eine Lösung zu finden.
Am Telefon erklärte die Kundin meiner Kollegin, dass sie die Packung noch nicht angefangen hat. Meine Kollegin bietet ihr an es auszutauschen, wir könnten mit dem richtigen Medikament noch am selben Tag vorbeikommen – das will sie aber nicht. Sie käme wieder in die Apotheke.

Ok, man macht also alles für den Austausch bereit und legt es in das Bestellregal mit einem Kommentarzettel.
Soweit so gut.

Bis ich nach einer Woche das Medikament immer noch im Regal sehe.
Gut, rufen wir also nochmals an.
Kundin: „Ja, ja, ich weiss es – ich komme vorbei.“

Das tut sie dann auch – nachdem eine weitere Woche vergangen ist.
Da steht sie also 2 Wochen nach der Medikamentenabgabe bei uns in der Apotheke und macht einen Aufstand.
Kundin: „Was für eine Apotheke ist das hier eigentlich, dass sie mir nicht das richtige Medikament abgeben können!“
Ich versuche zu beschwichtigen, drücke mein Bedauern aus, aber sie will nicht hören und tobt einfach weiter. „Ich sollte sie verklagen, ich brauche dieses Medikament und dann bekomme ich etwas falsches!“
Ich schaffe es ruhig zu bleiben und mache den Austausch mit dem korrekten Medikament. Die Packung die sie zurückbringt ist übrigens wirklich noch nicht angefangen.
Kundin: „Ich hätte vergiftet werden können!“
Nochmals ein Erklärungsversuch: „Aus genau dem Grund machen wir am nächsten Tag ja Kontrollen – und hat man ihnen nicht gleich angerufen?“
Kundin: „Ja, aber …“
Pharmama: „Und haben sie denn schon eine Tablette genommen?“
Kundin: „Nein, aber….“
Pharmama: „Und selbst wenn sie eine genommen hätten, es ist das richtige Medikament, nur die Dosierung war nicht korrekt. Bei dem Medikament wäre es auch nicht gefährlich gewesen, selbst wenn sie ein paar genommen hätten.“
Sie grummelt immer noch vor sich her.
„Pharmama: „Also, hier haben sie ihr Medikament und als Entschuldigung für den Aufwand hätte ich ihnen noch ein kleines Präsent ….“

Die Kundin schnappt sich Medikament und Creme und geht aus der Apotheke.
Ich fürchte aber, die Kundin haben wir verloren.

Auf der anderen Seite: Von wegen sie braucht das Medikament … fängt nicht gleich damit an und lässt sich mit dem Austausch 2 Wochen Zeit …
Mea culpa, aber wenn man den Fehler bemerkt, sich entschuldigt und ihn so schnell wie möglich bemüht zu korrigieren (die Verzögerung lag dann ja an ihr), ausserdem nichts passiert ist, dann erwarte ich einen gewissen Anstand in der Apotheke.

Ein Blick auf ihre restliche Medikation lieferte dann aber doch noch eine Erklärung: Beruhigungsmittel noch und noch … vielleicht hat sie noch andere Tabletten nicht genommen?

Krätze? Das juckt mich nicht.

Es ist Samstag nachmittag. Ein junger Mann kommt in die Apotheke mit einem Rezept vom Spital. Auf dem Rezept: Eine Körperlotion, die von der Krankenkasse übernommen wird und Scabi-med. Genauer gesagt 3 Packungen Scabi-Med und der Hinweis das am „Datum heute“ und am „Datum in 10 Tagen“ zu wiederholen.

Scabi med ist ein Mittel mit dem Wirkstoff Permethrin gegen Krätze. Die Krätze ist eine durch ein kleines Spinnentierchen ausgelöste Hauterkrankung, die sich durch juckenden Hautauschlag äussert, dort wo die Tierchen sich in die Haut gegraben haben. Sie ist ansteckend durch direkten Körperkontakt und kann ziemlich unangenehm werden, vor allem, wenn man immunsupprimiert ist. Meine Eltern hatten das mal beide – und da meine Mutter Cortison nehmen musste, hatte sie es ausgesprochen stark.

Ich habe noch 1 Packung da vom Scabi-Med. Nicht 3 oder 6. Eigentlich ist eine Packung für die Behandlung einer erwachsenen Person auch ausreichend – hier soll offenbar der Rest der Familie gleich mitbehandelt werden. Demnach macht es Sinn, dass das alle gleichzeitig beginnen.

Das Datum des Rezeptes ist von vor 3 Tagen. Ja – schön. Ich schaue rasch im Computer – aktuell gerade nicht lieferbar. Keine Überraschung – und bei Bestellung würde ich es sowieso erst am Montag morgen bekommen.

Ich melde das rasch beim Patient zurück, dass ich versuchen muss, das in einer anderen Apotheke zu bekommen und weshalb. Dann setze ich mich ans Telefon. Ich finde tatsächlich noch eine Apotheke die A) noch 2 Tuben hat (wirklich nur 2) und B) jetzt am Samstag nachmittag noch offen hat.

Ich bringe die frohe Nachricht dem Patient mit der Wegbeschreibung zur anderen Apotheke – 2 km oder so entfernt. Ich kann das nicht dort holen gehen am Samstag mittag. Zu wenig Personal.

Er will nicht selber dorthin gehen.
Zu viel Aufwand.
Und am Montag wiederkommen will er auch nicht.

Dann bekommt er das Rezept halt wieder mit.
Viel Glück!

Ich hab aufgehört, mich über sowas aufzuregen. Ich biete an, was ich machen kann und wenn das für den Patienten nicht genug ist … dann gebe ich das Problem wieder an ihn zurück. Ich bemühe mich nach Kräften nicht lieferbares zu organisieren – und dass etwas nicht zu bekommen ist, ist ein zunehmendes Problem, aber zaubern kann ich nicht. Und im Endeffekt ist das nur so wichtig, wie es dem Patienten wichtig ist, oder? Seine Krätze. Das juckt mich nicht.