Auf dem Rezept eine Packung Olflex plus.
Ich führe das Rezept aus, schreibe es an, gebe es dem Patienten und erkläre die Einnahme.
Patient: „Das Medikament, das sie mir gegeben haben, Olflex mit (liest) … Glucosamin … ist das tierischer Herkunft?“
Pharmama: „Äh, ja, das wird aus Schalentieren wie Krebsen und Garnelen, gemacht.“
Patient fängt an zu toben und zu schreien: „Was soll das?! Ich bin ein Vegetarier, das ist eine unglaubliche Frechheit mir so etwas zu geben! …“
Nachdem ich ihn einen Moment lang toben gelassen habe:
Pharmama: „Entschuldigen sie, aber wenn das für sie so wichtig ist … Haben sie dem Doktor, der das aufgeschrieben hat, gesagt, dass sie Vegetarier sind?“
Patient: „Nein …“
Pharmama: „Und woher soll er das denn wissen?“
…
Aber da gibt es auch eine Form von Glucosamin, die aus Pilzen gewonnen wird – das Produkt von Vogel. Nehmen wir doch einfach das. Es wird übrigens auch nicht von der Grundversicherung übernommen. Ich vermute ja, der Herr hat das Medikament in der Werbung gesehen und beim Arzt ausdrücklich verlangt – was seine Reaktion auch nicht grad besser macht.
Und so Sachen (Herkunft des Wirkstoffes) weisst Du aus dem Stegreif, spontan, ohne Nachschlagen…?!?!
RESPEKT!!!!
Ich hätte dem wohl etwas von einem Glukosanbaum im östlichen Jemen erzählt, wo Hirten im Winter bei Vollmond die Rinde mit Werkzeugen aus den Knochen ihrer Vorfahren abschaben…
Zum Patienten selbst: Jeder kann essen oder nicht essen was er möchte und das sollen alle andern respektieren. Aber in der heutigen Ernährungs-Welt muss ein Vegetarier (oder andere, die bestimmt Erzeugnisse nicht essen wollen oder nicht essen können) halt selber schauen was er zu sich nimmt. Er kann nicht von anderen erwarten dies für ihn zu tun!
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Aber ganz im Ernst, es ist echt ne Unverschämtheit, dann irgendwas von „ist aber pflanzlich“ vorzulügen.
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Aber Pilze sollten gehen, oder?
Naja, die Glucosamin-Produkte sind noch relativ neu- und bei den Olflex/Voltaflex etc. muss man im Hinterkopf behalten, dass sie bei Meeresfrüchte-Allergie nicht gehen (eben wegen den Schalentieren) und das Vogel Produkt wurde speziell damit beworben, dass es eben dann geht -weil das enthaltene Glucosamin einen anderen Ursprung hat.
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Pilze sind kein Thema. :D
(Am liebsten paniert und gebraten, mjam – aber auch in Medikamenten sind sie okay ;) )
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1) es ist immer die apotheke schuld (nie der arzt)
…
4) ich bekomm (zu) oft die frage gestellt „ist denn das auch natürlich?“
5) auf die aussage „ich nehme keine chemie“ kann ich mir bei dem ein oder anderen antibiotikum bzw. bei ass nicht verkneifen, dass es „natürlich“ [aus pilzen, aus der weide gewonnen wird] ist.
6) momentan totaler renner bei den heilpraktikern: cremes mit _natürlichem_ progesteron. das hat auch einen vormittag recherchezeit gebracuht, bis ich wußte, welches progesteron naturidentisch ist und lediglicht aufgearbeitet wird. *kopfschüttel*
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Was sagt der Botaniker? Pflanzen sind die grössten Chemiker!
Aber ich habe auch etwas Mühe mit der „ist das natürlich?“ Frage. Schwierig.
Ausserdem dürfte es meist nicht wirklich besser sein für die Umwelt, wenn dafür ganze Pflanzenarten wegen dem Sammeln für vielleicht einen einzigen der Inhaltsstoffe fast ausgerottet werden. (Hoodia irgendwer?)
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Hm, meine Ärzte wissen alle und haben es auch in meiner Patientenakte stehen, dass ich keinerlei tierische Produkte zu mir nehme, und würden mir nie etwas mit Glucosamin, Gelatine oder Lactose verschreiben (außer, es gäbe keine Alternative).
Alles eine Frage der Kommunikation.
Wer allerdings die Zähne nicht außeinanderbekommt, hat halt Pech gehabt und darf sich wirklich nicht beschweren. Kann ja niemand hellsehen…
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Ja, genau: Kommunikation!
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Lässt sich Lactose (Milchzucker) nicht auch anderweitig gewinnen als aus Milch?
Tabletten ohne Milchzucker sind übrigens stets eine kleine Herausforderung in der Apotheke…
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Nein, es gibt leider keine synthetische Lactose, hab viele Anfragen verschickt und die einvernehmliche Antwort war leider: Lactose wird immer aus Milch gewonnen.
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Milchsäure ist oft vegan, vielleicht hattest Du das im Hinterkopf.
Milchzucker leider nicht.
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Ich bin auch Vegetarier und an sich relativ streng (Eier und Milch ja, aber da guck ich halt drauf wo es herkommt). Gelatine etc. esse ich an sich nicht. An sich. Ich habe ein Medikament bei dem es keine direkte Alternative gibt und da ist etwas Gelatine drinnen.
Aber ansonsten gucke ich bei den anderen Sachen immer drauf, dass ich die Veggie-Version zu mir nehme, solange vermeidbar.
Aber es ist immer meine Sache drauf zu gucken. Ich kann der Dame im Supermarkt ja auch nicht vorwerfen, warum sie mir nicht gesagt hat, dass da vielleicht Rinderfett oder so drinnen ist (in einem an sich reinen Gemüseprodukt, da muss ich halt selbst lesen. Hat man ja zum Glück gelernt, so an sich!)
@Pharmama Stimmt es dass ursprünglich etwa 80% der Medikamente von heute auf Pflanzen basieren?
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Ich schätze, das kommt darauf an, wie man „basieren“ definiert. Viele unserer heutigen Wirkstoffe wurden ursprünglich aus Pflanzen extrahiert: Acetylsalicylsäure kommt von „Salicis“ der Weide – nur inzwischen entsprechend abgewandelt und synthetisch hergestellt, und es gibt auch heute noch viele Phytotherapeutika – also solche, die aus Pflanzenextrakten hergestellt werden.
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Ich bin für eine sofortige Kennzeichnungspflicht für alle Vegetarier, in der Form dass man ihnen ein großes „V“ auf die Stirn tätowiert.,-)
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Ich vermute, das soll ein Scherz sein. Witzig finde ich ihn allerdings überhaupt nicht.
Und nein, ich bin selbst kein Vegetarier.
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Reine Neugierde: Sind das Tabletten oder Kapseln?
Bei Kapseln käme ja noch die Problematik dazu, ob die Kapselhülle pflanzliche oder tierische Gelatine ist…
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Es gibt keine „pflanzliche Gelatine“.
Gelatine ist immer vom Tier. Pflanzliches Geliermittel nennt sich nicht Gelatine, sondern z.B. Agar-Agar.
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Hast recht! Mich haben gerade die vegetarischen Gummibärchen irgendwie auf die falsche Schiene gebracht.
Aber stimmt: Die sind – glaube ich – auch aus Agar-Agar o.ä.
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Ja, oder aus Pektin :)
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Jetzt musste ich doch rasch nachschauen (schwitz) …. es sind Tabletten (puh!).
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Pflanzliche Kapseln bestehen meist aus Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC).
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Tja, ich hatte vor einiger Zeit so eine „Kräuterhexe“ in der Apotheke, die die unmöglichsten Teedrogen haben wollte.
Sie hat mich dann belehren wollen, dass die Natur keine Nebenwirkungen und Wechselwirkungen hat und Pflanzliche Produkte IMMER viel besser verträglich sind und viel besser helfen.
Auf meine Bedenken hin wollte sie sogar mit mir wetten, dass sie Recht hätte.
Meine Antwort war nur: „Aber was ist denn z.B. mit dem Fingerhut oder Taxus brevifolia (ein Eibengewächs, deren Inhaltsstoffe uns zu so manchen Zytostatika geführt haben)?“
Sie verließ plötzlich wortlos die Apotheke und ich brauchte (zum Glück) die ganzen komischen Drogen nicht zu bestellen, von denen sie eh immer nur 10 g haben wollte, die ich aber wieder nur mit min 100 g bekommen hätte.
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Das mit den Teedrogen ist echt ein Problem – und wenn Du es noch mit 100g bestellen kannst, bist du noch gut dran – oft sind es grad 250 oder 500g. Und wenn man das dann bis zum (kurzen) Verfalldatum nicht mehr braucht – was bei speziellen Sachen ziemlich sicher ist, ist das leider nur noch ein Verlustgeschäft.
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Medikamente werden doch regelmäßig zuerst am Tier getestet oder? Sind dann nicht ein paar Gramm Gelatine oder was auch immer das viel geringere Übel?
Was ist mit Impfungen, deren Erreger in tausenden Eiern gezüchtet werden?
Oder macht man da als Vegetarier eine Ausnahme? (was okay wäre)
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Das sind Sachen, die sich einfach nicht vermeiden lassen.
Ich kann keine Medikamente kaufen, die nicht am Tier getestet wurden. Ich kann aber drauf achten, dass zumindest keine Gelatine in den Medis drin ist, die ich kaufe.
Vegetarisch oder vegan zu leben, geht nicht darum, 100% exakt zu sein, sondern darum, das Vermeidbare zu vermeiden.
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Okay, so oder ähnlich hatte ich mir das schon gedacht.
Hatte trotzdem befürchtet, ihr impft euch nicht, oder so. :)
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Medikamente werden zunächst an Zellkulturen und Körpermodellen getestet. Dann werden sie an Tieren (z.B. Ratten, Beagles) getestet, anschliessend an gesunden und anschliessend an kranken Menschen.
Wenn man die Testung am Tier vollkommen vermeiden würde wollen, wäre die einzige Alternative, die Medis gleich direkt am Menschen zu testen ohne die Tierdaten zu haben. Das ist ethisch nicht vertretbar!
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Aber warum ist es ethnisch vertretbar immer alles am Tier zu machen?
Ich bin nicht pro Menschversuchen, aber dass wir immer die Viecher für unseren Fortschritt büßen lassen, geht mir auch gegen den Strich.
Medikamente sind noch ein Diskussionsteil, aber warum zb Dinge wie Kosmetik da getestet werden muss, das geht meist auch anders…
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Wenn man ein neues Medikament hat und es ohne Tierversuch gleich beim Mensch testet und der Mensch stirbt oder erleidet einen schweren gesundheitlichen Schaden, ist das verantwortungslos und unethisch.
Wenn ein Tier einen Schaden erleidet oder stirbt, ist das ebenfalls bedauerlich, es ist aber vertretbarer als eine unerprobte Anwendung beim Menschen. Diese Anwendung erfolgt ebenfalls vor der Zulassung eines Medis, aber erst nachdem man die präklinischen Daten aus Tieren ausgewertet hat und man der Meinung ist, dass nach DIESEM Stand die Anwendung am GESUNDEN Menschen sicher ist (die Anwendung am KRANKEN Menschen erfolgt eh erst noch später).
Tierversuche sind (leider!) notwendig, um neue Medikamente entwickeln zu können. Die Alternative wäre ein Stopp der Forschung und ein Stopp der Entwicklung neuer Medikamente.
Bei Kosmetik geb ich Dir aber Recht! Braucht dort kein Mensch!
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Meines Wissens ist es in der EU seit etwa 10 Jahren verboten, kosmetische Produkte in Tierversuchen zu testen oder solche Produkte aus anderen Ländern einzuführen.
Allerdings dürfen ältere Produkte, die bereits vor dem Verbot in Tierversuchen getestet wurden, weiterhin verkauft werden, aber das kann ich einigermaßen nachvollziehen.
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Wir haben den Spass, gottseidank, nur mit Laktose und das ist auch relativ neu. Aber ein grummelnder, da laktoseunverträglicher, Ehemann ist auch nicht so lustig.
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Wobei man dazu sagen muss, dass es sich ja nicht um eine Allergie handelt, sondern um eine dosisabhängige Unverträglichkeit.
Da ist halt die Frage nach dem kleineren Übel: Tabletten mit einer Minimenge Lactose einnehmen oder die Tabletten nicht nehmen. Die meist sehr kleine Menge Lactose pro Tablette kann meist auch ein Mensch vertragen mit Lactoseunverträglichkeit. Die gesamte Lactosedosis dürfte bei normal grossen Tabletten unter 500 mg pro Tag liegen.
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