Rezension: We are legion (Bobiverse)

Der Titel täuscht – mit anonymos hat das Buch nichts zu tun. Die Bobiverse-Serie von Dennis E. Taylor ist solide Science fiction mit guter Balance zu wissenschaftlichen Tatsachen. Aber von Anfang an: Für Robert (kurz Bob) läuft es gut, er hat gerade seine Software-firma gewinnbringend verkauft und sich in Las Vegas neben dem Besuch einer Science-fiction Convention bei CryoEterna teuer „versichert“. Das sind die, die einen kurz nach dem Tod einfrieren. Dass er bald danach beim Überqueren der Strasse überfahren wird, ist wirklich unfair. Er „erwacht“ in einer Zukunft (2133), die so ganz anders ist, als vorgestellt. Zum ersten wurde den eingefrorenen Gehirnen jegliche persönlichen Rechte aberkannt und das dazugehörige Vermögen einkassiert. Faktisch sind die wenigen, die aufgetaut werden Eigentum des Staates – und seine ehemalige USA ist eine Theokratie im Krieg mit den anderen Weltstaaten. Eigentlich existiert auch sein Gehirn nicht mehr: Wissen und was die Persönlichkeit ausmacht wurde in einen Speicher übertragen und er soll als „Steuerung“ einer Neumann-Sonden dienen, die das Weltall entdecken soll um mögliche  Planeten für die Menschheit zu finden, die mit ihren Kriegen auf dem besten Wege ist, die Erde unbewohnbar zu machen. Bisherige Versuche sind gescheitert – wirkliche KI sind noch nicht weit genug und andere vor ihm wurden psychotisch. Ausserdem sind da noch die Kandidaten der anderen (feindlichen) Staaten in ihren Neumann-Sonden …

Eine Neumann-Sonde in dem Fall ist ein Raumschiff, das in der Lage ist, sich – mittels 3D-Druckern und bei genügend Ressourcen- selber zu replizieren. Es braucht natürlich auch eine Kontrolleinheit, so dass sich Bob selber kopiert. Um vorzugreifen: die Kopien erweisen sich als nicht ganz genau gleich in der Persönlichkeit …

Bob ist eine sehr sympathische Hauptfigur mit Humor – aber das Buch wirft einige schwerere Fragen auf: Was macht einen Menschen aus? Was ist Leben?

Buch 1: We are legion  / deutsch: ab Juli 18: Ich bin viele.

Wir begleiten Bob bei seiner Ausbildung, Flucht von der Erde ins Weltall und wie er die ersten Systeme erforscht. Dabei trifft er auf Konkurrenz von der Erde, beginnt die Replikation, verbessert seine Ausrüstung, findet mögliche Evakuationsziele, ein Bob fliegt wieder zur Erde, sie treffen auf Leben, nicht unbedingt im gleichen Entwicklungsstadium wie der Mensch. Bob wird zu einem kleinen Gott für manche …

Buch 2: For we are Many

Auf der Erde ist nach Bobs Verlassen der totale Krieg ausgebrochen, 99.9% der Menschheit hat nicht überlebt, der Rest ist wegen dem nuklearen Winter verteilt an den noch bewohnbaren Orten. Seine Auftraggeber gibt es noch und sie hätten gerne die Kontrolle über ihn – er sieht sich mehr als im Dienst der gesamten Menschheit stehend und versucht sie zu vereinen. Eine radikale Gruppe steht dagegen und die Zeit drängt. Mehr Planeten werden erforscht, mögliche Evakuationsziele gefunden, aber auch in der Peripherie trifft man auf Probleme: eine technisch fortgeschrittene Spezies auf Raubzügen. Und die „Andern“ lassen sich nicht gerne dabei stören …

Buch 3: All these worlds

Die Bobs tun alles um den Wettlauf zwischen Klimaverschlechterung, der die Erde zunehmend unbewohnbar macht und die Evakuierung zu den gefundenen bewohnbaren Planeten zu gewinnen. Daneben haben die „Andern“ wegen den Bobs die Erde ins Visier genommen – und sie lassen nicht mit sich reden. Daneben stehen persönlichere Geschichten: ein Bob verliebt sich, Original-Bob spielt weiterhin Gott, die technischen Entwicklungen werden vorangetrieben: Bob bekommt einen Körper … Viele Handlungsstränge, denen es zu folgen gilt, aber immer humorvoll geschrieben.

Fazit: leicht lesbare Science Fiction mit vielen kleinen Nerd-details und Humor trotz teils schwereren Themen. Hat mir sehr gefallen! Momentan noch nur in Englisch, aber die deutsche Übersetzung kommt im Sommer.

10 Kommentare zu „Rezension: We are legion (Bobiverse)

  1. Super! Die Empfehlung kommt mir recht :-) Gerade hatte ich wieder ebbe in meinem Ebookreader. Ich mag deine Bücherempfehlungen hier.

    Vielleicht wäre das Buch hier ja auch was für dich:
    Die vielen Leben des Harry August

    Hier mal eine Rezension:
    Harry August berichtet von seinen Leben. Ja seinen Leben. Mehrzahl. Denn Harry August wird nach seinem Tod immer wiedergeboren. Unter den selben Umständen, am selben Datum, an selben Ort. Ohne aber seine Erinnerungen seiner früheren Leben zu verlieren. Natürlich muss er sich erstmal dran gewöhnen. Dabei entwickelt er sich stetig weiter, trifft auf seinesgleichen, die in einem Club organisiert sind. Als er eines Tages am Sterbebett die Nachricht aus der Zukunft erhält, dass die Welt dem Untergang geweiht ist, muss er handeln, um das Zukunftsszenario zu verhindern. Wenn es denn nicht schon zu spät ist.

    Claire North schafft mit diesem Buch eine Art SciFi Abenteuer auf hohem Niveau. Die Inhalte sind sehr gut recherchiert (ob Physik, Geschichte, Politik oder anderes) und sprachlich auf sehr gutem Niveau dargelegt. Die Geschichte ist spannend, packend, aber auch teilweise witzig und einfach klasse. Definitiv keine 0-8-15 Literatur. Es war eine Freude, dieses Buch zu lesen!

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  2. Ach, dann haben wir das vor 30 Jahren bei „Star Trek – The next generation“ nur falsch verstanden: es hiess nicht „wir sind Borg“ sondern „wir sind Bob“. ;)

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    1. :-) also Star Trek wird noch gelegentlich erwähnt im Buch – einer der Bobs nennt sich auch Riker. Das war dann der, der die undankbare Aufgabe hatte zurückzufliegen und mit der Erde zu kommunizieren …

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      1. Wobei das natürlich eine nette Anspielung auf den Umstand ist, dass bei Star Trek durch einen Transporterunfall tatsächlich zwei Rikers entstanden, von denen einer zur Erde zurückkehrte, während der andere viele Jahre unbemerkt auf einer Raumstation festhing.

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            1. Okay, also Fan bin ich auch, aber sicherlich kein echter Trekkie. Also keiner, der sich eine Sternenflottenuniform anzieht und auf Fanconventions geht (also nicht von Star Trek – wohingegen meine Frau und ich dieser Convention im Oktober mal einen Besuch abstatten werden: https://timelash-event.de/ ).

              Wobei uns die letzte Serie „Discovery“ schon ein wenig enttäuscht hat – da finden wir im Moment „The Orville“ um Längen besser.

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