Gegen den Herztod – so plötzlich

Heute einmal nicht etwas aus der Apotheke, auch wenn es da sicher genug Geschichten gäbe zum Thema, sondern etwas persönliches. Deshalb auch für einmal nicht so anonymisiert wie sonst – ich bitte diejenigen, die die Personen wiedererkennen um Diskretion.

Bitte entschuldigt auch, wenn der Artikel etwas „roh“ erscheint – das Ganze ist doch ziemlich nahe. Deshalb komme ich auch erst jetzt damit – etwas zu spät. Sorry.

Die Hermione vom Rescueblog, der Krangewarefahrer und Alltag im Rettungsdienst haben zur Blogparade zum Thema Herztod aufgerufen. Nur 2 Tage zuvor ist Paul daran gestorben.

Paul war ein sehr guter Freund meiner Eltern, mit dem ich auch nach meinem Auszug von zu Hause Kontakt hatte, denn er war ein wirklich toller Mensch. Immer aktiv, engagiert in diversen Zirkeln (Gesangsverein, freiwillige Feuerwehr), sehr direkt – aber auf eine konstruktive, nie beleidigende Art. Wenn er irgendwo sah, dass etwas nicht so lief, wie es könnte, half er wo und wie er konnte.

Er war etwas über 50 als er mit den Worten „Ich fühle mich nicht gut“ plötzlich zusammenbrach. Das war am praktisch „bestmöglichen“ Ort, an dem das passieren konnte: an einer Übung der Feuerwehr. Seine Kollegen verloren keine Zeit und leisteten an dem bewusstlosen Paul erste Hilfe. Sie taten alles, was sie konnten: Herzmassage, beatmen … kontinuierlich und abwechselnd, bis die Sanität kam und übernahm und ihn ins Spital brachte.

Das war vor 23 Jahren.

Denn Paul hat dank dem raschen Eingreifen überlebt. Er brauchte mehrere Operationen und musste Medikamente nehmen – und er hat aktiv dazu beigetragen, dass es seinem Herz gut geht. Mit seiner auch weiterhin aktiven Lebensweise. Wahrscheinlich hat auch seine Frau ihn mit einer gesunden Ernährung unterstützt und damit, dass sie zusammen viel unternehmen gegangen sind. Die Kinder besuchen (auch im Ausland) und mit Freunden (auch meinen Eltern) in die Ferien fahren.

Nach 23 Jahren kam der Herztod – diesmal wirklich. Es traf ihn auf einem Spaziergang mit seiner Frau im Alter von 77 Jahren. Zu früh, zu plötzlich für alle, die wir zurückbleiben. Vielleicht nicht ganz so schlimm für ihn selber, da es soch sehr rasch ging. Und diesmal konnte nicht so schnell geholfen werden und es dauerte lange Minuten, bis der Rettungsdienst vor Ort war.

Jedenfalls: Lernt erste Hilfe! Denn das kann wirklich Leben retten. Eines wie Paul, der ein wirklich ganz wunderbarer Mensch war und dem – und uns- (dank der Hilfe damals) noch über 20 Jahre gegönnt waren.

Das ist doch was.

6 Kommentare zu „Gegen den Herztod – so plötzlich

  1. Ich hoffe seine Ehefrau macht sich keine Vorwürfe. Ich habe die Reanimation zwar erlernt und frische sie ab und an auf ( das letzte mal letztes Jahr), aber ob man dann richtig reagiert und lange durchhält bis noch mehr Helfer kommen, weiss man nie.

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  2. Mein Beileid für den Verlust eines Freundes.

    @anneinsideoffice
    Die Ehefrau sollte sich aber keine Vorwürfe machen, denn ein „Was wäre wenn?“ führt nicht weiter. Mein Onkel hatte mitten im Krankenhaus, als er im Wartezimmer wegen eines Arzttermins saß, einen plötzlichen Herztod und konnte nicht mehr gerettet werden, obwohl die Reanimationsversuche wenige Sekunden danach begannen.
    Aber Pharmamas Aufruf kann ich nur zustimmen: Erste-Hilfe-Kurse sind wichtig und eben doch oft auch lebensrettend wie bei Paul!

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  3. Liebe Pharmama, der Bericht ist zwar etwas nüchtern, aber keinesfalls roh!
    Du bist damt eine gute Anwältin in Sachen „Erste-Hilfe-Lernen“, gut so.
    Glücklicherweise weiss kaum jemand, wann es „soweit“ ist, klar st 77 heutzutage noch kein Alter, aber schon ein Zeitpunkt, zu dem man damit rechnen muss.
    Meine Eltern sind mit 75 bzw. 74 verstorben, meine Mutti hatte sich lange Zeit mit zwei ungleich grossen Herzkammern herumgequält, aber immer mit Würde. Meine kleine Schwester ist mit 41 an Brustkrebs verstorben, mit langer Leidenszeit (und sie wusste, als Bio-Chemikerin in der Krebsforschung, was auf sie zukam).
    Ich wünsche der Witwe, dass sie nicht verzagt und ihre Kraft aus der Erinnerung schöpft.
    Liebe Grüsse
    Hajo

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  4. Den Aufruf, Erste-Hilfe-Kurse zu besuchen sowie das Wissen und die Praxis aufzufrischen, kann ich nur unterstützen. Merkt euch die Standorte von Defibrillatoren, und schaut euch auf Youtube an, wie das Wiederbeleben und das Elektroschocken geht.

    Kurse finden? Ich hoffe, Pharmama hat nichts gegen ein wenig Werbung. :)

    Für die Schweiz: http://www.samariter.ch/de/i/kurse.html – die Kurse mit dem „BLS-AED“ im Titel sind jene, die sich auf Herznotfälle, Wiederbelebung und Defibrillator konzentrieren. Man lernt dort saubere Beatmung und Herzmassage.

    Bei den üblichen Nothelferkursen ist der Umgang mit dem Defibrillator nicht inbegriffen – IVR-Stufe 1 wäre das Komplettpaket mit BLS-AED.

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  5. Liebe Pharmama, liebe Leser,

    Hier ist Susi, Paul’s Tochter. Vielen Dank Pharmama, dass Du Vati’s Geschichte für dieses sehr wichtige Thema mit den Lesern teilst. Ja wir hatten 23 tolle, geschenkte Jahre, die wir noch zusammen erleben durften. Leider haben wir ihn an den Folgen des 2. Infarkts verloren. Aber auch hier haben Nachbarn erste Hilfe geleistet bis der Rettungsdienst kam. Er konnte wieder zurück geholt werden, allerdings war er gesundheitlich einfach zu angeschlagen, sein Körper hat das nicht mehr verkraftet. Und meine Mutti macht sich keine Vorwürfe, sie hätte in dieser Situation nichts mehr tun können.

    Ja, erste Hilfe ist lebensrettend! Man weiss nie wenn man sie braucht! Helfen ist wichtig, aber auch aufmerksam durchs Leben gehen und das Leben geniessen ist wichtig!!

    Liebe Grüsse

    Susi

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    1. Hallo Susi! Danke, dass Du Dich hier meldest :-) Und Danke für die Ausführungen – so genau habe ich das noch nicht gehört. Gut, dass Deine Mutti sich keine Vorwürfe macht – sie hat sich auch überhaupt nichts vorzuwerfen. Und das Leben ist dazu da, richtig gelebt zu werden. Das ist das wichtigste (und ich finde, ihr macht das ganz richtig). Ganz liebe Grüsse zurück nach Übersee!

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