Telefon am frühen Nachmittag:
„Pharmama’s Apotheke, Pharmama, Grüetzi!“
der Stimme nach ältere Frau (ohne Begrüssung): „Sie sind die Apotheke, nicht?“
Pharmama: „Ja.“
Frau: „Und Sie sind die Apothekerin?“
Pharmama: „Ja.“
(Jetzt weiss ich schon, mit wem ich spreche, auch ohne, dass sie den Namen gesagt hat. Es ist eine immer sehr mürrische ältere Frau, die auch gelegentlich in die Apotheke kommt und im Normalfall nach etwas zum einreiben bei Schmerzen fragt. Und Muster. Die sind ganz wichtig. Es ist Frau Säuerlich.)
Frau Säuerlich: „Oh. Gut. Haben Sie Heparinsalbe?“
Pharmama: „Ja, haben wir. Als Salbe oder Gel. Für was brauchen Sie es?“
Frau: „Ich bin gefallen und habe ein blaues Auge. Heparinsalbe ist doch gut dafür, oder?“
Pharmama: „Wenn Sie es nur um das Auge herum anwenden, geht das. Aber … haben Sie das unter beiden Augen, oder nur an einem? Ich frage, weil …“ (Ja, weil ich abklären will, ob da beim Sturz nicht mehr passiert ist. Auch Schädelbruch macht „Veilchen“artige Blutergüsse unter den Augen. Aber sie unterbricht mich.)
Frau Säuerlich: „Das ist schon okay, ich hatte das früher schon einmal. Wieviel kostet die?“
Ich sage es ihr. Es sind etwa 12 Franken.
Frau Säuerlich : „Hmpf. Könnten Sie sie mir bringen?“
Pharmama: „Ja, nachdem die Bestellung heute mittag gemacht ist, kann ich den Lehrling schicken. Etwa 4 Uhr?“
Frau Säuerlich: „Hmm, nein, das geht ja nicht, da habe ich einen Termin bei Doktor Hauser“ (Der etwa 50m Luftlinie von uns praktiziert?!)
Frau Säuerlich: „Könnten Sie das nicht vorher zum Arzt bringen, dass ich das gleich mitnehmen kann?“
Pharmama: „Äh – nein, Sie müssen das bei Erhalt bezahlen. Das macht der Arzt sicher nicht.“
Frau Säuerlich: „Ach, das geht nicht? Ja – was machen wir denn dann?“
Pharmama: „Ich kann es ihnen später bringen lassen – 5 Uhr?“
Frau Säuerlich: „Wenn ich nicht da bin, legen Sie es mir einfach in den Briefkasten.“
Pharmama: „Nein, denn Sie müssen es noch bezahlen. Wir machen es so: wir rufen vorher an und schauen, dass Sie dann sicher zu Hause sind.“
Frau Säuerlich: „Na, dann halt.“
Pharmama: „Wie war genau der Name? Und die Adresse?“ (Merke: sie hat mir das immer noch nicht gesagt … aber das tut sie jetzt.)
Ich lege die Heparin-Salbe bereit und informiere den Lehrling (Andrea) über die Auslieferung. Die ist alles andere als begeistert, auch weil sie die Kundin kennt. Wir haben ihr auch schon Sachen gebracht.
„Ich leg’ noch ein Muster von einer Schmerz-Salbe dazu.“ Meint sie
„Da hat sie sicher Freude.“ Sage ich.
„Hmmm. Bei ihr weiss man das nie so genau.“
Sie hat die Heparinsalbe am Nachmittag dann bringen „dürfen“.
… to be continued.
Wenn Ihr das noch nicht mal zur passenden Uhrzeit rumbringt, dann soll das Produkt auch noch bezahlt werden? Ja, gehts noch? Servicewüste Schweiz, echt jetzt.
Vorsicht! Kann Irone enthalten! Kann bei humorlosen Menschen heftige Unverständnis-Reaktionen auslösen!
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Die gute Frau hat das Ganze doch schon in Naturalien bezahlt – mit ihrer herzenswarmen Stimme, die beim Be- und Angerufenen das Herz für lange Wochen erhellt…
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Dass es den Schlonz immer noch gibt, Blauer Fleck braucht 10 Tage zum Verschwinden, mit Heparinsalbe 1,5 Wochen…
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Wer weiß, ob Heparin durch die Haut diffundiert?
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Ein kurzes, wenig vertrauenswürdiges Googeln hat ergeben, dass man da mit Strom, Ultraschall und weiteren Tricks nachhelfen muss. Heparinsalbe könnte also eine funktionierende Dummheitssteuer g sein, aber leider kommen nur wenige Prozent der Steuereinnahmen bei Pharmama an…
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Ich sag doch: das Zeug bringt nix.
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Naja, vielleicht hilft bei dieser Kundin dieser Tipp: „Haben Sie schon versucht, weniger oft hinzufallen?“
duck und den Helm anzieh
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Vielleicht ist sie aber auch ein Opfer häuslicher Gewalt.
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Vielleicht. Diese Frau geht aber zum Arzt. Der Arzt untersteht dem Arztgeheimnis. Sie kann ihm sagen, dass sie geschlagen wurde. Sie kann ein Attest erhalten. Und Körperverletzung wäre schliesslich ein Offizialdelikt – sie muss gar keine langen Formalitäten beachten, sondern dies nur den Strafverfolgungsbehörden mitteilen.
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Bei 50m Luftlinie ist es natürlich unzumutbar, dass sie vor oder nach dem Arzttermin selber mal kurz in die Apotheke schaut.
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Solche Distanzen fährt man, und zwar prinzipiell mit Blaulicht…
(Und so nebenbei: Toitoi bei deiner Lernwut und der Prokrastinationsscheisse! Erinnert mich gerade schön an mein Studium damals!)
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50m LUFT-Linie? Da braucht man bestimmt nen Rettungshubschrauber!
Beispiel Hamburg: Von „Miniatur-Wunderland“ zum „Stage-Theater im Hafen“ sind es auch nur ca. 600m Luftline. Aber lauf die mal! duck&cover
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Ich bin zwischen Sonntag bis Samstag 65 km gerannt.
Dann hätte ich ja wohl eine anständige Raumfähre benutzen können… dass dieser Gedankenknicker mich an sowas erinnert…
Löst ihn in Säure auf, und tut ihm nachher ordentlich weh…
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6 Tage für 68km? Da laufen andere aber 100km unter 7 Stunden… https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ultramarathon :-P
Reicht zum Auflösen meines Selbst auch die Dünnsäure der Hamburger Elbe, während ich die 600m übers Wasser laufe? Mit Ski narürlich, Wasserski läuft man doch? Ein Rennruderboot beherrsche ich allerdings besser…
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Und selbst wenn es unzumutbar ist, weil die Dame so schlecht zu Fuß ist. Wäre es für die Apotheke nicht wirtschaftlicher das dann zum Arzt rüberzubringen, während die Dame dort ist, als es bis zu ihr nach Hause zu liefern? Ich vermute ja mal, sie wohnt etwas weiter weg als der Arzt. Und wann sie beim Arzt anzutreffen ist, ist ja durch die Uhrzeit des Termins bekannt.
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Bei einer solchen Kundin wäre es wohl wirtschaftlicher, ihr zu sagen, sie solle eine Versandapotheke belästigen…
Natürlich sollte jeder Mensch freundlich und professionell handeln. Aber das fällt sehr schwer bei einem Menschen, bei dem der pH-Messstreifen auch ohne Kontakt mit Körper und -flüssigkeiten violett wird.
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Als Apotheker kann man prinzipiell an fast jedem Kunden etwas finden, was einem nicht gefällt – wenn man sucht. Aber wird man damit glücklich? Ist Zynismus professionell?
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Solange der Kunde das nicht mitbekommen ist es das.
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