Gestern in der Apotheke.
Patient, männlich etwa 45 Jahre: „Ich habe hier ein Dauerrezept, ich brauche die Medikamente drauf wieder. Martin Semper.“
Ich schaue im Dossier – er hat nur ein Dauerrezept für Augentropfen.
Pharmama: „Sie haben ein Dauerrezept für Lacrinorm.“
Herr Semper: „Das ist es nicht. Es ist Fluoxetin und Dormicum.“ (ein Antidepressivum und ein Schlafmittel)
Ich suche und finde ein Rezept, wo er das hatte – im August. Es ist kein Dauerrezept. Die Medikamente hatte er vorher auch noch nie.
Pharmama: „Oh, ich sehe – das hatten Sie im August … und es ist ein einfaches Rezept. Nicht zum repetieren. Haben Sie das Dauerrezept vielleicht woanders?“
Herr Semper: „Ich hole meine Medikamente nur bei ihnen!“
Pharmama: „Auf dieses Rezept kann ich das leider nicht wiederholen. Sie müssen vom Arzt ein neues Rezept verlangen.“
Herr Semper: „Das war aber ein Dauerrezept!“
Pharmama: „Nun, bei uns ist es nicht als Dauerrezept eingegeben, ich könnte aber nachschauen gehen auf dem Original.“
Herr Semper: „Tun Sie das!“
Ich hole den Original-Scan aus dem Computer (moderne Technik wenn sie funktioniert ist doch was wunderbares) … Und es ist ein einfaches Rezept. Nicht einmal die grosse Packung bei den Antidepressiva. Ich vermute der Arzt wollte ihn wieder sehen. Ich drucke es aus zum zeigen.
Pharmama: „Nein, kein Dauerrezept, sehen Sie.“
Herr Semper: „Aber – das muss ich regelmässig nehmen! Ich brauche das.“
Soso regelmässig. Und die eine 30er Packung von jedem Medikament hat ihnen bis heute im Dezember gereicht? Ich glaube nicht, dass Sie das richtig nehmen …
Pharmama: „Jedenfalls: Ich brauche dafür ein neues Rezept vom Arzt, bitte setzen Sie sich mit ihm in Verbindung.“
Herr Semper: „Aber …!“
Pharmama: „Ja.“
Dazu noch ein Nachsatz: Ich rufe gelegentlich beim Arzt an und verlange ein neues Dauerrezept für die Patienten. Das kommt drauf an, was es für Medikamente sind und ob sie vorher schon regelmässig genommen wurden. Aber … bei dem Arzt weiss ich, dass er grundsätzlich verlangt, dass der Patient mit ihm Kontakt aufnimmt – ist auch besser so, so kann er noch gewisses nachfragen. Zum Beispiel, warum eine 30er Packung bei vorgeschriebener 1x täglichen Einnahme über 3 Monate hält …

Hallo Pharmama,
da ist wohl wieder ein neuer Suchtpatient entstanden :-(
Zu hoffen ist, dass ihm der Arzt, den er ja jetzt aufsuchen muss (! hoffentlich sucht er sich nicht andere „Quellen“), weiterhilft; eine Sucht“karriere“ ist alles andere als ein Kinderspiel (ich hab‘ das in meiner Familie schon durch).
Liebe Grüsse
Hajo
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Hmmm … noch nicht, Wenn ihm eine Packung Dormicum 3 Monate hält ist das ganz gut :-)
Aber so „Suchtkarieren“ sehe ich gelegentlich. Wir versuchen so früh wie möglich einzugreifen, damit es nicht dazu kommt.
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sorry, wieder einmal nicht richtig gelesen: ich hatte interpretiert, dass das Medikament nicht so lange gereicht hat, wie vorgesehen.
Fazit: lesen können ist manchmal hilfreich :-(
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Sieht mir ja eher nach „feeding on demand“ aus. Da nimmt jemand nach Tagesform (oder auch nicht) seine Medikamente … was bei Dormicum ja noch ginge (und eher nicht auf eine schon vorhandene körperliche Abhängigkeit hinweist), bei Fluoxetin doch eher … suboptimal ist (um nicht zu sagen no-go). Gut, dass der Patient sich beim Arzt wieder vorstellen muss. Irgendwie klingt das Ganze etwas ungut …
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Ja, so waren auch meine Gedanken. Er muss auf jeden Fall wieder zum Arzt.
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Hrm. Vielleicht die neue homöopathische Einnahme-Formd er Mittel? Er hat sie einfach zerkrümmelt und dann halten die galt länger? :D
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Wenn er sie potenziert nehmen würde, dann würden sie noch viiiiiieeeelll länger halten :-)
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Naa… er testet erst mal aus, wie sehr er sie potenzieren muss und nimmt halt eigentlich noch zu viel von dem Zeug. Außerdem: versuch mal ohne geeignete Gerätschaften optimal zu potenzieren. Geht fast gar nicht. ^_^
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Wenn er die Mittel potenziert nehmen würde, würden sie – gemäß der Lehre der Homöopathie – außerdem wahnsinnig wach machen und absolut depressiv. Similia similibus currentur.
Dagegen helfen dann Coffeinum und Ignatia (also Strychnin). Bitte besonders letzteres nicht als Urtinktur. ;-)
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Vielleicht hat er auch was missverstanden und immer nur dann eine Tablette eingeworfen, wenn er sich down fühlte oder nicht schlafen konnte? Wenn das durchschnittlich jeden dritten Tag der Fall war, reichte die Menge doch…
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das wäre beim Dormicum (Schlafmittel) eigentlich sogar die richtige Anwendung.
Aber für das Fluoxetin nicht – das soll man regelmässig nehmen.
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Naja vielleicht hat er aufgrund der identischen Packungsgrößen das ganze als „bei Bedarf von jedem eine nehmen“ interpretiert. Aber warum er dann da steht und so jammert? Hm komisch…
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…und das ist der Grund, weshalb bei uns Dosierungsetiketten aufs Medikament komment.
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Naja ob er das auch gelesen hat? Du weißt doch – wir Männer lesen keine Anleitungen :D
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Jupps… Binford Tools! Gibt es jetzt auch als Shirt. Siehe hier: http://www.binford-store.de/Binford-binford-tshirt-real-dont-pi-69.html?sessID=5039488c5e6e01baa975653db98872ae (Ich bin nicht beteiligt…)
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Ich nerve mich in den Apotheken nur gerade z. Bsp wenn ich jetzt Vit D Tropfen kaufe und die mir zuerst sagen ich bekäme die nur wenn vom Arzt ein Mangel im Blut festgestellt wurde.
Das entspricht nicht mal den Empfehlungen welche ich lese und unser Neard hat sicher einen Mangel, da brauche ich es!
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Solltest du in Deutschland wohnen (bei der Schweiz kenn ich mich nicht aus), dann sind Vitamin-D-Tropfen tatsächlich verschreibungspflichtig. Tabletten nicht.
Fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) in nicht abgeteilten Dosen, also Tropfen die man selbst zählen muss) darf man so nicht kaufen.
Wenns denn so wichtig ist, können Sie ein Rezept holen oder auf Tabletten umsteigen.
Seien Sie nachsichtig mit den Apothekern, die wollen nur nicht in den Knast.
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Echt? Ist das so? Das ist wieder ein Unterschied, in der Schweiz bekommt man sie ohne Rezept.
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Beim VitA sehe ich das aber als wichtig an. Nicht nur, dass Überdosierung schwere Gesundheitsschäden verursachen kann; nebenbei ist es teratogen (und da gibt es leider schon reichlich dokumentierte Fälle dieser Nebenwirkung). Manche Sachen müssen einfach nicht sein…
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