Warum nicht homöopathisch Impfen?

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Auf den Text des angefügten Bildes, das mein Bruder in einer Apotheke in Arbon am Bodensee entdeckt hat, könnte man vieles Antworten……
Besonders schön hat dies mein Bruder formuliert: „Warum nicht gleich auch noch mit Feenstaub die Karmafrequenz ins Gleichgewicht bringen ?“

M.

Ein Oxymoron, ein Begriff, der sich selber widerspricht: homöopathisches Impfen.

Autsch.

Ich dachte eigentlich, dass es in der Homöopathie vor allem um die individuelle Behandlung von Krankheiten geht, indem man die Symptome genaustens analysiert und Stoffe zum geben sucht, die im Körper ähnliche Beschwerden verursachen (Simile-Prinzip). Schon dem widerspricht die Gabe vorher.

Es ist also keine Krankheitsbehandlung. Und es ist auch keine Impfung, denn es werden keine Antikörper gebildet und keine Immunantwort aufgebaut. Im „schlimmsten“ Fall und wenn das tatsächlich „funktioniert“ wie die Homöopathen das sagen, macht der Patient aber wegen der Erstverschlechterung vielleicht sogar noch die Krankheitssymptome … und das ohne Effekt nachher.

Gut, hier geht es „nur“ um die Grippeimpfung (nicht, dass die Grippe ganz so ungefährlich wäre) und es wird „nur“ eine Alternative angeboten, für diejenigen, die nicht impfen möchten und trotzdem vorbereitet sein wollen. Wir haben hier ja doch – wenn es dazu kommt – ein ziemlich funktionierendes Gesundheitssystem und vorhandene Medikamente zur Behandlung. So ein Schild in einem Drittweltland (und für eine andere Krankheit) wäre ein Grund für eine Anzeige. Und selbst bei uns ist (so ich weiss) die Formulierung „homöopathische Impfung“ als Werbung für ein Produkt verboten, da das impliziert, es handle sich um etwas wirksames / getestetes. Wie die richtige Impfung.

33 Kommentare zu „Warum nicht homöopathisch Impfen?

  1. Es werden aber „homöopathische Impfungen“ auch in Deutschland angeboten! Gegen Borreliose z.B. Das ist nicht nur Verarsche, das ist wirklich GEFÄHRLICH! Und zwar deshalb, weil es keine Impfung (in Europa) gegen Borreliose gibt, und weil die nordamerikanische nicht in Europa wirkt. Aber da kämpft man gegen Windmühlen…

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  2. „Ich dachte eigentlich, dass es in der Homöopathie vor allem um die individuelle Behandlung von Krankheiten geht…“.

    Schon damit könnte man 95% aller homöopathischen Behandlungen abschiessen. Wenn Homöopathen sooo gute und feinfühlige Symptomkenner sind, warum arbeiten sie nicht in Krankenhäusern, wo sie z.B. in der Krebsfrüherkennung tätig sind? :)

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  3. @ Sakuko Mein Sohn hatte Ekzeme an den Fingern. Die waren so extrem, dass er beim Schreiben Blutflecken auf den Blättern hinterließ. Allabendlich massierte ich ihm kortinsonhaltige Salben ein, zog Handschuhe drüber, küsste die Fingerspitzen und hielt Stress von ihm fern. Nichts half. EIN EINZIGER Besuch bei einer homöopathisch tätigen schulmedizinisch ausgebildeten Kollegin die ihm EIN EINZIGES Globulin auf die Zunge legte, machte dem Spuk ein Ende. Seit 15 Jahren. Mir ist es egal, ob es das „Gesamtkunstwerk“, die Zuwendung oder der ätherische oder geistheilerische Wirkstoff war. Wer heilt, hat Recht.
    Aber „homöopathische Impfungen“ können nur ein Missverständnis in Richtung
    „Homöopathie ist sanft, natürlich und harmonisch, Schulmedizin aber aggressiv, chemisch und feindlich“ sein.
    Homöopathie kann vieles, was man ihr nicht zutraut (zumindest als Schulmediziner), aber Grippe oder gar Krebs mit Bachblüten heilen wollen, oder Heilung bei lebensbedrohlichen Krankheiten zu versprechen ist Scharlatanerie. Wir sollten nicht vergessen, dass seit Flemming eine Menge Leute erfolgreich geforscht haben.
    Beides ist gut. Aber ALLEIN selig machend ist kein System. Warum müssen wir uns „entweder oder“ entscheiden? Lasst uns lernen, unsere Patienten können nur profitieren.
    Jolanda

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    1. Schulmedizin ist eben kein einzelnes System getrennt von den verschiedenen Arten alternativer Medizin. Schulmedizin ist die Gesamtheit aller beweisbar wirksamen Medikamente und Therapien.
      Ärzte picken sich ja nicht aus Spass die Therapien raus, die sie mögen und lehnen den Rest ab, das wird alles in wissenschaftlichen Studien gründlich getestet.

      Und anekdotische Beweise sind nun mal nicht wissenschaftlich, egal wie positiv die Erfahrung für die Betroffenen war.

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    2. Genau! Bietet die Entscheidung an und unterstützt dann bei der Therapie, statt alles wegzudiskutieren und wegzuprüfen ( nur wissenschaftlich belegt darf eine Therapie helfen, sonst ist sie Hexerei und somit verboten, nur gut, dass ich nicht mehr verbrannt werde ).
      @turtle: Homöopathen sollen doch in die Krebsforschung gehen…………..? Klar ,-)) DAS kriegt die Schulmedizin auch nicht hin, da sollen es dann die Kügelchen richten. ;-)
      In der Krebsklinik sind mittlerweile einige Homöopathen tätig, warum sind es nicht mehr ??

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      1. Ich bezog mich darauf, dass Homöopathen ein Mittel nur nach den Symptomen verschreiben, nicht aber nach den Ursachen. Das hat Hahnemann so gesagt.

        Und Hahnemann sagte auch, dass jede Krankheit völlig individuell zu sehen ist, so dass man nicht zwei Leute mit Schnupfen gleich behandeln solle. (Darum auch führen Homöopathen stundenlange Gespräche mit ihren Patienten.)

        Und ich meinte nicht „Krebsforschung“, sondern Krebsfrüherkennung.

        Wenn Homöopathen es für sich beanspruchen, ihre Patienten so genau und so detailliert kennenzulernen und dann jede Krankheit individuell zu sehen – dann sollten sie auch feinfühlig genug sein, um für die Krebsfrüherkennung nützlich zu sein.

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      2. „[…]In der Krebsklinik sind mittlerweile einige Homöopathen tätig, warum sind es nicht mehr ??“
        Weil auch der Plazeboeffekt Grenzen hat.
        Noch mal mein Vorschlag: Es wird eine Krankenkasse gegründet die ausschließlich alternative Heilmethoden bezahlt. Alles andere wird nicht erstattet. Diese Kasse darf ihren Beitragssatz ganz alleine festlegen.
        Einzige Bedingung: Die Versicherten verzichten FREIWILLIG auf sämtlich Leistungen der verpöhnten „Schul“Medizin und der pöhsen Pharamamafia.
        Wie schnell würde sich diese Idiotie der Alternativmedizin doch erledigen….

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        1. Das denke ich nicht, Idiotie ist hartnäckig.

          Dieses Jahr ist eine entfernte Bekannte von mir gestorben weil sie dachte, sie könne ihren Brustkrebs mit Homöopathie heilen. Wenn jemand angesichts solch einer Krankheit nicht vernünftig wird, wie sollen es Menschen dann bei all den alltäglichen kleinen Zipperlein werden?

          Ach ja: Sie hinterlässt drei minderjährige Kinder. Die sind jetzt hoffentlich von der Idiotie kuriert…

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  4. Erinnert mich daran, dass ich mich impfen lassen wollte. Einmal Grippe hat mir gereicht bei meinem Asthma.

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  5. Diese ganzen Anekdoten immer.
    Man kann Warzen mit Tinte behandeln.
    Psychosomatisches Asthma mit Aerosolen, wo nix ausser Wasser drin ist.
    Manche Eltern können mit einem Zauberbonbon und Wunderpuste die schlimmsten Kinderwehwehchen behandeln.

    Nur erstaunlich, dass nach 200 Jahren Homöopathieforschung keine einzige, wissenschaftliche Studie die Wirksamkeit belegt hat.
    Und Prof. Dr. Claudia Witt muss immer noch zähneknirschend im offiziellen Studienfazit zugeben, dass es keine Wirkung über den Placeboeffekt hinaus gibt.

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  6. Hmm, ich hatte das eigentlich für einen Witz der Apotheke gehalten! So nach dem Motto, man wird neugierig, geht in die Apotheke rein und kriegt dannerklärt, dass homoöpathisch impfen nicht funktioniert!

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  7. Ich hab ja schon mal vom Influenzinum 9CH berichtet… alle Jahre wieder. Übrigens Mutter hatte danach prompt Grippe und wurde dann vom Notfallarzt eingehend in Sachen Homöopathielüge unterrichtet. Ich denke, sie ist geheilt.

    Leute. Homöopathie ist und bleibt Humbug. „Wer heilt hat Recht“ ist ja gerade noch so das beste „Argument“ das die Homöopatholgen zu bieten haben. Aber eigentlich ist es ja kein Argument, weil es „Heilung von etwas“ voraussetzt und die “Heilung” ursächlich auf eine bestimmte Therapie zurückgeführt werden können muss. Nicht ganz einfach in Zauberwissenschaften wie Homöopathie und Co.

    Es ist für die Gläubigen aber ja absolut irrelevant, wenn dutzende Studien eindeutig nachweisen, dass Schüsslersalze keinen gesundheitlichen Einfluss haben, Homöopathie nicht wirkt, dass Osteopathie Unsinn ist, Medorrhinum und Meridian Energiefeld Therapie Quatsch sind und damit gleich wirksam sind wie z.B. Wäsche waschen oder Fensterputzen. Weil: „Wer heilt hat Recht“. Schluss aus. 200 Jahre Aufklärung, 200 Jahre Forschung, 200 klinische Studien über 1000 wissenschaftliche Untersuchungen: Alles Nullbefunde. Ich meine, irgendwann muss man es einsehen. Aber erstaunlich wie unbeeindruckt einige Mitmenschen von solchen Fakten bleiben.

    Ich finde die Entwicklung gefährlich. Die böseböse Pharmaindustrie hat ja zugegeben eine starke Lobby und ist auch nicht immer so wahnsinnig ethisch, wie sie sich gerne gibt. Nicht anders – und das muss man wissen – ist es aber bei den Homöopathen und anderen Scharlatanen. Esomedizin findet leider zunehmend Einzug ins Medizinstudium. Das ist unverantwortlich. Die Götter in Weiss werden später auf echte Patienten mit echten Krankheiten losgelassen. Das ist einfach hirnrissig.

    Das schlimmste was ich gesehen habe, sind homöopathische Behandlungen in Krisengebieten. Menschen mit Schusswunden und Minenopfer, welche durch offiziell wirkende europäische Homöopathie-Hilfeteams mit Kügelchen behandelt werden….

    Hahnemann wurde im Übrigen reich durch seine magischen Arzneien. Noch reicher wurde er mit seiner letzten grossen Idee: In der letzten Phase seines Wirkens liess er die Patienten nur noch an den Verdünnungen riechen. Er sparte sich so die ganzen Produktionskosten. Clever war er ja. Wann kommt das mit dem Riechen bei uns wohl?

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      1. und das finde ich da einfach: zum kotzen. sorry.
        Streckt zwar wunderbar die Medikamente, wenn sie das nach dem gleichen Prinzip machen wie bei den homöopathischen „Impfungen“ – einfach den Stoff der Schulmedizin verdünnen und nochmals verdünnen … :-( Die Medikamente halten dann ewig weit, kostet auch fast gar nix …

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      2. Ich hab in Kenia ein Mädchen kennen gelernt, die hatte sich vorher homöopatisch gegen Typhus „impfen“ lassen, da ging das mit Globuli. Aber bei solchen Leuten redet man gegen eine Wand…

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        1. Auch in Südostasien werden Kinder mit homöpathischen Mitteln geimpft (Malaria, Dengue, Typhus, H5N1 und Gelbfieber, obwohl letzteres dort nicht vorkommt). Man stelle sich vor: Die Menschen haben sowieso fast nichts und eine Familie bringt ca. 4 Monatseinkommen für die (nutzlose) Impfungen ihrer Kinder auf, die es einmal besser haben sollen als sie selber. Dafür können sie sich dann keine Moskitonetze und Pyrethroide mehr leisten. Schön! Sie denken, die europäische Medizin sei ja modern und viel besser als die chemischen Insektizide!

          Und die Ausländer dort tun es Ihnen gleich: Was den Einheimischen hilft, nützt ja auch den dort lebenden Ausländern, ist ja klar. Schliesslich ist das ja althergebrachtes Wissen.

          Da kommen einem wirklich die Tränen. Wenn bei uns abgezockt wird, kann ich das noch irgendwie akzeptieren. Jeder der sich über den Tisch ziehen lässt, ist im Grunde selbst schuld. Aber bitte nicht bei den Ärmsten und Kindern in Entwicklungsländern.

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    1. Übrigens sind auch die Homöopathiekonzerne „Big Pharma“. Da gehts auch um ziemlich hohe Millionenbeträge. Da gehts nicht um Wohltaten und die betreiben genauso Lobbying, wie die klassischen Pharmakonzerne auch. Und manche Hersteller „alternativer Arzneimittel“ sind Tochterfirmen von grossen Pharmabuden. Das wird nur nicht so offen mitgeteilt.

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      1. Michael. Definitiv. Der Deutsche Verband hat z.B. eigens Mitarbeiter, welche kontrollieren, was wer wann schreibt über Homöopathie und schreitet dann notfalls (über „unabhängige“ Dritte) ein, um zu erwirken, dass Texte vom Internet genommen werden oder klargestellt werden. Z.T. auch mit fragwürdigen Mitteln wie Rufmord, öffentlicher Blossstellung etc. Ich bezeichne z.B. Homöopathen gerne auch öffentlich mal als Quacksalber, Betrüger, Kriminelle. Ich denke auch dass die Machenschaften des Verbandes (ohne seine einflussreiche Lobby) unter gewerbsmässiger Betrug fallen würden.
        Niemand hat jemals ernsthaft versucht, eine solche Aussage auf sachlicher Ebene zu challengen (auf persönlicher Ebene jedoch mit ganz harten Bandagen!). Und auch auf eine gerichtliche Auseinandersetzung lässt dich die Homöpathie nicht ein (wohlweislich, die werden sich hüten!)

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  8. mein erster Gedanke beim Lesen des Titels war: Klein gestossene Glaubuli injizieren?
    Ich bin ja nicht wirklich ein Gegner von Homöopathie, aber der – unreflektierte – Fanatismus, der bei „überzeugten Anwendern“ zu erkennen ist, ist für mich immer wieder erschreckend.

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    1. ich bin ziemlich sicher, dass sie das mit dem Spritzen umgehen und die Sachen auch oral geben. Ist auch viel einfacher herzustellen, wenn man nicht noch auf spezielle Hygiene achten muss wie bei Injektabilia.

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  9. Man kann ja nicht behaupten, man hätte nichts gewusst:

    http://www.retrobibliothek.de/

    Das ist von 1885.

    Zitat:“[…]daß die H. dem gesunden Verstand mehr als dem kranken Körper zumutet, und es ist bedauerlich, daß aus Mangel an Kritik die H. von vielen Dilettanten und Dilettantinnen selbst in Fällen betrieben wird, bei denen im Vertrauen auf die Zuckerkügelchen die rechtzeitige ärztliche Hilfe verabsäumt wird. Ein Verdienst, wenn auch ein mehr negatives, hat sich der Begründer der H. allerdings um die Heilkunst erworben; denn er hat durch sein Verfahren den Beweis dafür geliefert, daß viele Krankheiten, bei zweckmäßiger Diät, auch ohne allen Arzneigebrauch gehoben werden können.[…]“
    Ob das heute SO auch im Brockhaus stehen dürfte? Oder würde die Homöoidioten scharenweise Anwälte ausschwärmen lassen?

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  10. Ich persönlich bin zwar kein Fan der Homöopathie, aber ich bin ein Fan des Placebo-Effektes. Daher sehe ich den Verkauf von Homöopathie als eine (noch) erlaubte Art des Placebo-Verkaufes…
    ***
    Ich habe kein Problem damit, jemandem der explizit ein homöopahtisches Mittel will auch ein solches zu verkaufen, wenn ich denke, dass man da mit Placebo arbeiten kann.
    Gute Beispiele dafür: Schlafstörungen, Schnupfen bei einer Schwangeren, kleine unproblematische Warzen bei Kindern, Nervosität, Periodenschmerzen, uvm.
    Wichtig ist nur, dass man bei ungenügender Wirkung dann etwas „Anständiges“ empfiehlt.
    ***
    Bei anderen Fällen bekomme ich fast Zustände, wenn die Leute etwas Homöopathisches verlangen.
    Beispiele dafür, die ich schon hatte:
    – eine stark entzündete Stichverletzung –> verlangt dafür Arnika-Kügelchen
    – ein homöopathisches Mittel gegen akute Gicht
    – etwas Homöopathisches gegen Mücken in einem Malariagebiet
    – ein Kind mit Lungenentzündung (mit Antibiotika-Rezept eines Arztes, der sonst nur(!) Homöopathie/Spagyrik verschreibt) –> möchte lieber Erkältungs-Globuli und Erkältungstee (Sie hat trotz einem recht langen Gespräch und viel gutem Zureden das Antibiotikum nicht mitnehmen wollen – 2 Tage später wurde das Kind hospitalisiert! Bei der Entlassung schimpfte der Vater (verständlicherweise) über die Mutter des Kindes, dass es nicht mehr schön war, als er die Austrittsmedikation abholen kam.)
    Besonders der letzte Fall bringt einen doch zum Grübeln… :-(
    ***
    Ich finde, dass der Placebo-Effekt in der klassischen Medizin noch viel zu wenig genutzt wird. Statt immer neuer Studien über Homöopathie und ähnliche Ideen zu finanzieren, die bisher keinen Nachweis über eine Wirkung über dem Placebo-Effekt erbringen konnten, sollte man doch den Placebo-Effekt besser erforschen, der oft einen riesigen und vor allem MESSBAREN und BEWIESENEN Effekt hat. Schade, dass wir diesen tollen Effekt zu wenig nutzen. Auch Studien, wie man einen Nozebo-Effekt verhindern kann gibt es noch kaum welche… Schade, die Selbstheilungskräfte des Körpers sind enorm… Da gäbe es noch viel Potential!
    Aber es ist genau wie mit anderen nicht-medikamentösen-Therapien: kaum einer forscht an etwas, das man nicht verkaufen kann… (Sport und Diät bei Diabetes/Bluthochdruck, Schlaf zur Unterstützung des Immunsystems, Sonnenstrahlung bei Müdigkeit)

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    1. Korrekt! Der Placeboeffekt spielt i.Ü. auch bei konventionellen Medikamenten eine grössere Rolle als man (also Otto Normal) denkt. Erinnert ihr Euch an Zomax, in den 80ern oder 90ern? Später vom Markt wegen angeblicher Komplikationen. Ich hab u.a. untersucht, wie sich die galenische Form und Farbe der Tablette / Kapsel auf das subjektive Wirksamkeitsempfinden des Patienten auswirkt (so gut das eben geht, bei solchen Studien mit nicht standardisierten Studienpopulationen, sprich Menschen). Jedenfalls konnten wir am Ende sehr signifikant feststellen, dass Form und Farbe das Empfinden vom Wirksamkeit beeinflusst. Das ist ja jetzt aber nicht ganz exakt Placeboforschung aber es zeigt, dass viele Faktoren eine Rolle spielen – auch bei „echten, wirksamen“ Medikamenten. Ein wesentlicher Faktor ist i.Ü. auch WER das Medikament mit WELCHEN Informationen dem Patienten abgibt. Und der psychologischen Beeinflussung von Beipackzetteln wird auch noch zu wenig Beachtung geschenkt.

      Wenn ich bei Kopfschmerzen z.B. eine Ibu nehme (und das mache ich eigentlich nur sehr selten), dann hab ich nach 5 min bereits das Gefühl, dass es mir viel besser geht. Hm… und ich weiss ja, bis dahin hat mein Magen noch nicht mal gemerkt, dass da noch so’n weisses Ding liegt, dass er mal solvatisieren sollte. Der Placeboeffekt ist wichtig und ich bin keineswegs jemand, der diesen Effekt in Abrede stellt und verteufelt. Im Ggt. das ist ein sehr nutzbringender Effekt! Genauso übrigens wie der Noceboeffekt. Der sich demgegenüber durchaus negativ auf das Befinden des Patienten auswirken kann. „Ich gebe ihnen eine Spritze direkt in die Zahnwurzel, das wird jetzt ein bisschen weh tun.“ Und GARANTIERT wird es weh tun.

      Ich wehre mich aber vehement dagegen, dass Menschen für dumm verkauft werden. Und wenn durch solche „magischen Arzneyen“ notwendige und wichtige Therapien nicht oder zu spät begonnen werden finde ich das kriminell. Wie der Suizid vom Frühling im Zürcher Oberland. Ein mir bekannter 21-Jähriger, bipolar, und die Eltern haben immer „alles“ für ihn getan. Auf meine Nachfrage hin, in welcher Einrichtung / Behandlung er zuletzt war: Lithium D12.

      Ich wehre mich auch gegen den Proselytismus, den die Alternativmedizin betreibt und Menschen mit sogar sehr guter Bildung derart beeinflusst, dass verantwortliche Autoritäten (Arzt, Apotheker, Drogisten) dazu verleitet werden, unkritisch die Grundsätze der Aufklärung/Wissenschaft über den Haufen zu werfen. Otto Normal macht sich ja nicht soviele Gedanken wie wir hier und was der „Herr Tokter“ sagt, wird wohl stimmen.

      Schaut. Wir leben in der Schweiz, wir sind eine freie Gesellschaft und können und dürfen uns zum Glück frei entfalten. Ich finde sogar auch Homöpathie soll ihren Platz haben. Auch andere Formen der Scharlatanerie. Das gehört zu unserer Freiheit und zu unserem Streben nach Transzendenz, Esotherik etc. Das ist auch gut so. Das ist menschlich, dass wir uns so entfalten wollen, dürfen und sollen. Ich würde es einfach schon sehr begrüssen, wenn sich die Magier, Schamanen und Medizinmänner des Landes formieren würden und ihre geistreichen Heilverfahren weiterhin anbieten würden: ABER einfach ausschliesslich in Ihrer Gilde unter ihrem Label und nicht vermischt mit den Gilden mit echter Verantwortung für unsere Gesellschaft (Medizin/Pharmazie).

      Und es braucht ganz klar Aufklärung, Information und Kommunikation.

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      1. Zum 5-Minuten Ibu:
        Ich kenne das mit dem Placebo-Effekt ja auch am eigenen Leib. Ein Schluck Kaffee und ich bin hellwach! :-D
        Und noch besser; bei Migräne mit Aura kriege ich die Aura mit Paracetamol weg, was ja eigentlich gar nicht gehen sollte… ;-)
        Heisst das hier jetzt auch „wer heilt hat Recht“ und in Zukunft soll Paracetamol gegen Aura eingesetzt werden?

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        1. Das mit dem Kaffee kenn‘ ich ja auch. Am Morgen, wenn ich Kaffee nur schon rieche fühle ich mich sofort wach. Denke aber eher, dass das der Herr Pawlow ist, der hier wirkt.

          Bei Migräne mit Aura? Paracetamol? Ich werde das sofort testen und eine Studie in Auftrag geben! Versprochen!

          Mir hilft bei Migräne mit Aura Vicodin HP oder Parocet 10 mg sehr gut. Beides ist kontraindiziert bei Migräne wegen angeblicher Verstärkung der Übelkeit etc. Aura ist aber nach kurzer Zeit weg und Kopfschmerzen zumindest erträglich. Was soll ich sagen. Ich bin in der Statistik wohl eher im tail-Bereich.

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