Du weißt, du bist ein Apotheker, wenn …

Du weißt, du bist ein Apotheker, wenn …

  • Du die Leute danach beurteilst, ob sie Generika akzeptieren oder nicht.
  • Du den Leuten sagst, sie sollen die abgelaufenen Medikamente in ihrer Hausapotheke entsorgen … aber etwa die Hälfte in der eigenen Hausapotheke sind auch schon drüber.
  • Einige Medikamente in der Hausapotheke haben ein X drauf (machen wir auf retournierte Medikamente in der Apotheke drauf)
  • Du schon einmal jemandem nicht gesagt hast, was du beruflich machst, um die unweigerlich folgenden Fragen betreffend ihrer Medikamente (oder der Kosten derselben) zu umgehen.
  • Wenn Du hohe Ansprüche daran stellst, was den perfekten weissen Schurz ausmacht – speziell waschbarkeit und bügelfreiheit, weissheit und die richtige Anzahl Taschen.
  • Überhaupt: Weisse Schürzen. Auch in Deiner Wohnung an ungewöhnlichen Orten.
  • Wenn Du Apotheken im Ausland oder unterwegs als touristische Stopps ansiehst.
  • So praktisch jeder Block und Kugelschreiber, den Du besitzt (oder besessen hast) das Logo einer Pharmafirma oder eines Medikaments darauf hat.
  • Wenn Du einen Film siehst oder ein Buch liest und dich über die inkorrekte Darstellung von Medikamenten nervst. Beispiel: „Sie hat sich vor der Reise gegen Malaria impfen lassen.“ Es gibt keine Impfung gegen Malaria.
  • Du einen Deiner Kunden ausserhalb der Apotheke antriffst, der Dich fast nicht erkennt und sagt: „Sie sehen anders aus in richtiger Kleidung.“

(idee nach http://pharmacychick.com)

14 Kommentare zu „Du weißt, du bist ein Apotheker, wenn …

  1. wie wahr – wie wahr! Mich nervt es auch sehr, wenn Medien Schrott berichten oder Künstler sich des Fachbereichs annehmen, in welchem ich mich gut auskenne.

    Dass das Haltbarketsdatum (mit Ausnahmen) doch nur Show ist, wissen Du und ich.

    Selbst der US-Armee (die ja für den Kriegsfall Unmengen z.B. Antibiotika und Schmerzmittel eingelagert hat) wurde das ewige tauschen zu teuer und haben abgelaufene Medikamente bis zu 40 Jahre analytisch begleitet. Ergebnis: In wenigen Fällen Wirkstoffverlust von unter 10% – sonst gar nichts – in bis zu 40 Jahren! Das sind wohl aber auch die einzigen, die vor der Pharmalobby keine Angst haben brauchen… ;-)

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    1. Naja, wenn sich die US-Armee entscheidet, einen chemischen Wirkstoff 40 Jahre haltbar zu lassen, ist das deren Entscheidung. Zumal die ja die Möglichkeiten haben, ein Medikament bei der Entstehung von Verunreinigungen nicht mehr an ihre Soldaten auszugeben.

      Das geht im normalen Offizinbereich nicht. Da muss von Anfang an ein festes Haltbarkeitsdatum drauf. Wenn die Industrie „40 Jahre“ draufschreiben würde, kann der Offizinapotheker hübsch jedem Kunden hinterhertelefonieren, wenn das Medi jetzt doch schon vorher abläuft.

      Mir wäre das zu heikel, in der Industrie einer chemischen Substanz eine 40jährige Haltbarkeit durch meine Unterschrift zu bestätigen. Wenn was passiert, ist die Approbation weg.

      Die Anforderungen von EMA, FDA und der SwissMedic sind wahrscheinlich auch etwas strenger als die der US Army, was Verunreinigungen von Arzneimitteln angeht.

      Außerdem: Um eine 40jährige Haltbarkeit ab Werk zu bestätigen, muss man der Zulassungsbehörde diese 40jährige Haltbarkeit erst mal nachweisen. Das kann man nur dadurch machen, dass das Medi erst mal 40 Jahre eingelagert wird. Mit 40 Jahren Vorlauf bringste ein Medikament nun wirklich nicht mehr gewinnbringend auf den Markt. :-)

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      1. …wie haben denn das Euere Kollegen in den 70ern gehalten? Da war ÜBERHAUPT kein Haltbarkeitsvermerk drauf. Ging auch irgendwie…

        Fand nur die Studie der US-Streitkräfte ganz interessant in Bezug auf Haltbarkeit. Kann übrigens jeder in Englisch nachlesen, irgendwo in den Tiefen des Net, finde gerade den Link nicht

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        1. Bis in die 60er Jahre konnte man – gesetzlich legal – Arzneimittel ohne nennenswerte Prüfungen auf den Markt werfen. Arzneimittel mussten nur registriert (also angezeigt) werden. Prüfungen auf Haltbarkeit oder auch die Prüfung auf Fruchtschädigung im Mutterleib waren nahezu nicht existent. Es ist richtig, dass damals kein Haltbarkeitsdatum auf den Medikamenten war, das war gesetzlich nicht gefordert.

          Dann kam Contergan.

          Ein Arzneimittel, welches man aufgrund nicht existenter Prüfungen bei der Anwendung bei schwangeren Frauen für nahezu nebenwirkungsfrei hielt. In Folge dessen kamen schwer missgebildete Kinder auf die Welt. Ein riesige Katastrophe.

          Das hat zu einem Umdenken in der Politik geführt. Seit den 70er Jahren wurden das Arzneimittelgesetz deutlichst verschärft. Es sind jetzt umfangreiche Prüfungen erforderlich. Medikamente müssen jetzt zugelassen (=genehmigt) werden, eine Registrierung (also eine einfache Anzeige, dass man ein Medi auf den Markt wirft) reicht nicht mehr aus. Dazu muss man der Behörde umfangreiche Studien zur Verfügung stellen. Der Satz „wir glauben, dass es sich 40 Jahre hält“ wird da nicht akzeptiert. Die wollen den Satz „wir haben nachgewiesen, dass es sich XY Jahre hält“. Ich bilde mir ein, dass das Haltbarkeitsdatum erst seit etwa 20 Jahren in Deutschland Pflicht ist.

          Das hat moralisch durchaus schon seine Richtigkeit. Medikamente sind keine Smarties, sondern hochkomplexe Substanzen. Die Bevölkerung muss sich darauf verlassen können, dass das Medikament nicht schadet.

          Was die US-Army angeht: Ich zweifele das nicht an, dass es derartige Studien gibt. Soweit ich weiß, verteilt auch die Bundeswehr längere Haltbarkeiten auf ihre Medikamente. Nur handelt es sich dabei um Medikamente, die im Krieg eingesetzt werden sollen. Da akzeptiert man es auch mal, dass sich Verunreinigungen während der Lagerung bilden; die Verfügbarkeit hat da Priorität.
          In Friedenszeiten ist es durchaus richtig, die Priorität auf die Sicherheit zu legen. Dann muss man das Schmerzmittel für 3 Franken halt mal nach 3 Jahren wegwerfen.

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          1. Wir machen für unser Produkt Stabilitätsstudien, so dass ablaufende Chargen, die noch nicht im Handel sind, eine Verlängerung der Haltbarkeit bekommen können. Dieser Aufwand lohnt sich aber nur bei Wirkstoffen, die sehr teuer in der Herstellung sind.

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    2. Den Artikel fand ich ganz interessant – auch wenn ich nicht gerade ein Fan der US Armee bin … die benutzen Kriege und Konflikte noch gerne als Ausrede auch ihre eigenen Leute zu Studienzwecken zu vergiften, verstrahlen und zu infizieren …
      Ausserdem heisst ein Wirkstoffverlust von nur 10% noch nicht, dass diese 10% in etwas ungefährliches ungebaut wurden (haben die überhaupt geschaut, was für Stoffe da entstehen und wie die wirken?).
      Ich halte das bei mir so: wenn ich es brauche, nehme ich es auch wenn ich merke, dass es abgelaufen ist. Jedenfalls die erste Notfall-Tablette. Danach schaue ich aber, dass ich mir das wieder neu zutue. Und ganz wichtiges (Antibiotika) nehme ich auch nicht abgelaufen.

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  2. Wenn du Pickel bekommst, weil jemand „ein Antibiotika“ sagt :-)

    Ein „X“ bekommen bei uns im Labor geöffnete Chemikalien.

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  3. Eine Freundin von mir ist Arzttochter. Aufgrund der Kugelschreiber, Notizblöcke, Einkaufstaschen, Sonnenhüte, Wasserbälle, Liegetücher (Freibadzubehör scheint beliebter Werbeträger zu sein) etc. weiss jeder sofort den Fachbereich (Gynäkologie)… so lernt man ganz schnell diverse „Pillen“ kennen. Die Apothekerin wählt sicher aus den Werbegeschenken aus – den Opa mit dem Viagra-Liegetuch ins Freibad zu schicken oder die Kinder für die Schule mit Werbeträgern von Anti-Pilz oder Anti-Pickel sorgt bestimmt sonst für leichtere Verstimmungen *g*

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    1. Das mit dem Werbematerial ist in den letzten Jahren in D sehr zurück gegangen. Tassen, Handtücher, Kaffeemaschinen – war einmal, vor langer Zeit. Kugelschreiber und Notizklebezettel ist derzeit das Maximum des guten Willens. Woran liegt das? Der Apotheker lässt sich durch die Firma bei der Abgabe der Arzneimittelmarke nicht mehr beeinflussen – schliesslich wird ihm das via Rabattverträgen von der krankenKasse vorgeschrieben. Da investieren die Firmen lieber in die Ärzteschaft – damit diese vielleicht ein Kreuz vor die Verordnung machen… ;-)

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  4. „Du weißt, du bist ein Apotheker, wenn …“
    (m/w, selbstverständlich)

    .. Du ein derartig tolles Blog verfasst und trotzdem viele (eigentlich zu wenige) in die Apotheke gehen.

    Liebe Pharmama, ich nutze diesen Beitrag zu einem Dank an Dich, aber auch an alle Blogger dieses Genres,
    Mach weiter so!

    Liebe Grüße
    Hajo

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